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Veröffentlicht am 15.04.2023

So viel mehr als ein Liebesroman

Wie Papierschiffchen im Fluss
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Das war mein erstes Blind-Date mit einem Buch. Ich hatte mich in einem Bücherforum für eine Leserunde angemeldet, ohne zu wissen, welche Geschichte wir zusammen lesen würden. Gleich vorneweg: Es war für ...

Das war mein erstes Blind-Date mit einem Buch. Ich hatte mich in einem Bücherforum für eine Leserunde angemeldet, ohne zu wissen, welche Geschichte wir zusammen lesen würden. Gleich vorneweg: Es war für mich ein sehr gelungenes Experiment mit Lernfaktor.

Darum geht’s:
Jannas Leben sieht auf den ersten Blick perfekt aus: Attraktiver Ehemann, mit dem sie ein erfolgreiches Architekturbüro führt, zwei tolle Kinder, ein Traumhaus an der Oker. Doch etwas scheint trotzdem zu fehlen. Janna fühlt sich wie auf einem Papierschiffchen, das kaum zu steuern ist. Das Schiffchen gerät vollends ins Strudeln als sie auf Maris wiedertrifft, ihre erste große Liebe, der sie als junge Frau mit einer SMS abserviert hatte, den sie jedoch nie ganz vergessen konnte. Was bedeutet dieses Wiedersehen für ihre Ehe, für ihre Familie? Ob sie will oder nicht: Janna steht am Scheideweg ihres Lebens und ihrer Karriere.

So fand ich’s:
Das war es also, mein erstes Blind-Date mit einem Buch. Die erste „Begegnung“ entfachte ehrlicherweise gemischte Gefühle: Das Cover gefiel mir sofort außerordentlich gut und ich hätte das Buch im Laden aus Neugierde sehr wahrscheinlich zur Hand genommen, jedoch nach dem Lesen der Kurzbeschreibung wieder zurückgelegt. Es war definitiv nicht mein Genre. Zu dem Zeitpunkt war ich jedenfalls noch überzeugt davon. Als es dann ans Lesen ging war ich überraschend schnell in der Geschichte drin und fast schon ein wenig gefangen von so einfühlsamen Beschreibungen der Gefühlswelt.

Auch wenn die Geschichte keine Action oder eine besondere Spannung bietet, entwickelte sich ein mitreißender Lesesog. Und auch wenn ich mich oft über Janna ärgerte – ich hätte sie so manches Mal gerne geschüttelt – konnte ich ihr immer gut nachfühlen. Aber gerade diese Empörung, die Janna in mir auslöste, fand ich großartig. Denn wenn eine Autorin es schafft, solche intensive Gefühle in mir zu entfachen, hat sie so einiges richtig gemacht.

Wie in diesem Genre üblich, gibt es selbstverständlich auch romantische Momente. Wobei die Autorin gerade auch die intimeren Szenen auf sehr natürliche und sensible Art erzählt, ohne kitschig zu werden. Lediglich Jannas Schwärmerei war mir ab und an ein wenig zu teenagerhaft.

Die Geschichte entwickelt sich immer mehr in eine für mich überraschende Richtung und ich habe selten ein perfekteres Buchende gelesen. Auch wenn sich meine Leserinnenwünsche (die ich hier natürlich nicht verrate) nicht erfüllt haben, ist für mich „Wie Papierschiffchen im Fluss“ eine absolut runde Sache und ich darf nie mehr behaupten, dass dieses Genre nichts für mich ist. Julia Stumpp hat mich hier eines besseren belehrt.

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Veröffentlicht am 07.04.2023

Besonders lesenswert

Mein Name ist Mina
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Darum geht's:
Auf den ersten Blick mag Mina ein ganz normales Mädchen von nebenan sein. Aber unterhaltet euch Mal mit ihr. Dann werdet ihr schnell feststellen, dass Mina ein ganz besonderes, ein wunderbares ...

Darum geht's:
Auf den ersten Blick mag Mina ein ganz normales Mädchen von nebenan sein. Aber unterhaltet euch Mal mit ihr. Dann werdet ihr schnell feststellen, dass Mina ein ganz besonderes, ein wunderbares Persönchen ist. Alles was sie erlebt, was sie bewegt, was ihr gefällt oder eben auch missfällt schreibt sie in ihr Notizbuch. Doch sie schreibt es nicht einfach nur so dahin. Nein, sie reflektiert und packt es in ihre ganz eigenen Worte. Man muss es selber lesen, um den Zauber darin zu erkennen…

So fand ichs:
Die Kurzbeschreibung stellt eine klare Forderung: „Mehr Minas braucht die Welt.“ Und ich kann diesem Wunsch nur beipflichten!

Mina sprüht richtiggehend vor Leben und ihre Gedanken und Worte sprudeln nur so aus hier heraus. Ihre Einfälle rotieren vom Hundertste ins Tausendste. Das hat mich zu Beginn des Buches doch ein klein wenig überrumpelt. Als ich mich aber eingelesen hatte, liebte ich jede ihrer Ideen. Und ich verstand die Forderung nach mehr Minas immer mehr. Die Welt durch ihre Augen zu sehen, hat schon fast etwas Magisches.

In ein Buch reinzuschreiben oder Stellen zu markieren ist für mich im Grunde ein No-Go. Aber in diesem Falle überlege ich tatsächlich das Büchlein nochmal zu lesen, aber diesmal mit dem Stift in der Hand. Mina schenkt dem Leser so wunderbare Gedanken, die man gerne festhalten möchte.

Ich finde es nicht leicht, dieses Büchlein zu beschreiben. Denn es ist doch so anders und besonders und dessen Stärke ist gerade darin zu zeigen, wie normal Andersartigkeit sein kann.

Mit „Mein Name ist Mina“ zeigt uns David Almond wie anders man so manches sehen, erleben und spüren könnte. Es lohnt sich auf jeden Fall, Mina zuzuhören und ihre Gedanken auf sich wirken zu lassen.

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Veröffentlicht am 02.04.2023

Beklemment und fesselnd

Wehrlos
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Darum geht's:
Für Mieke wird der Alptraum aller Eltern wahr: Ihre kleine Tochter Nele verschwindet vom Spielplatz. Dabei hat sie doch noch gerade mit anderen Kindern verstecken gespielt. Doch dann wurde ...

Darum geht's:
Für Mieke wird der Alptraum aller Eltern wahr: Ihre kleine Tochter Nele verschwindet vom Spielplatz. Dabei hat sie doch noch gerade mit anderen Kindern verstecken gespielt. Doch dann wurde sie von einem Mädchen zu einem dunklen Wagen geführt.

Seit geraumer Zeit sind immer wieder Kinder verschwunden. Und während die Polizei unter anderem im Darknet auf wichtige Hinweise stößt, macht sich Mieke selbst auf die Suche. Eine Spur führt sie ins eigene Umfeld. Doch sie bringt sich selbst damit in immer größere Gefahr.

So fand ichs:
Nora Benraths erster Thriller „Eskalation“ hatte mich so sehr gepackt, dass die Geschichte auch heute nach einigen Monaten immer noch sehr präsent ist. Daher konnte ich natürlich nicht anders und musste unbedingt dieses Buch lesen. Und schon von Anfang an war ich auch dieses Mal wieder total gefesselt und sogar ein wenig gefangen in einem Plot, der dem Thriller-Genre alle Ehre macht.

Die Autorin hat für dieses Buch ein sehr aktuelles Problem unserer Zeit als Grundthema gewählt und übermittelt dadurch zusätzlich zur spannungsgeladenen Lektüre eine wichtige Botschaft zum Umgang mit den modernen sozialen Medien.

Der Erzählstil ist einerseits flüssig und folgt einem angenehmen Rhythmus. Gleichzeitig ist die Sprache eindringlich und an den passenden Stellen düster – genauso wie das Cover, dass die Stimmung auch
sehr gut widerspiegelt.

Für mich erreicht dieses Buch das Niveau von „Eskalation“ nicht ganz. Es kann aber sehr gut daran liegen, dass ich, weil Kinder betroffen sind, eine gewisse Distanz zur Geschichte bewahren musste. Jedenfalls hat Nora Benrath auch diesmal ihr Erzähltalent bewiesen und mich während spannenden Lesestunden auch ab und an gar „wehrlos“ fühlen lassen, da ich das Buch einfach nicht beiseitelegen konnte, sondern immer weiterlesen musste. Von mir gibt es daher ohne Zögern eine eindeutige Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 24.03.2023

Einfühlsam und spannend - eine wunderbare Mischung

Die Einsteins und der geheimnisvolle Turm
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Darum geht‘s:
Nach einem schweren Schicksalsschlag zieht Zack mit seiner Familie nach Vista Point. Seine Eltern möchten in der abgelegenen Kleinstadt einen Neuanfang wagen, in dem sie eine Pension eröffnen. ...

Darum geht‘s:
Nach einem schweren Schicksalsschlag zieht Zack mit seiner Familie nach Vista Point. Seine Eltern möchten in der abgelegenen Kleinstadt einen Neuanfang wagen, in dem sie eine Pension eröffnen. Während sie das alte Haus renovieren, erkunden Zack und seine Geschwister die Umgebung. Dabei entdecken sie in unmittelbarer Nähe zu ihrem neuen Zuhause einen geheimnisvollen Turm, der die ganze Familie magisch anzuziehen scheint. Als Zack während einem seiner Streifzüge auf das Mädchen Ann trifft, wird die ganze Situation immer mysteriöser. Er glaubt, dass Ann ein Geheimnis umgibt, das möglicherweise sogar etwas mit dem Turm zu tun hat. Zack und seine Geschwister stoßen auf immer mehr Rätsel und sie setzen alles daran, diese zu lösen.

So fand ich’s:
Eine Beschreibung für ein Buch, die mir besonders gut gefällt ist „Ein Buch wie eine warme Decke“. Und meiner Meinung nach, gehört diese gemütvolle, aber auch spannende Geschichte auf jeden Fall in diese Kategorie.

Zack und seine Familie haben sich ganz schnell in mein Herz geschlichen. Ihr Schicksal ging mir sehr nahe. Aber ihr gemeinsamer Umgang mit Verlust und Trauer haben mich tief berührt. Es stecken so viel Trost und Hoffnung in dieser Geschichte, so dass ich beim Lesen ab und an einen Kloß im Hals verspürte, gleichzeitig wurde mir aber auch immer wieder warm ums Herz.

Auch wenn das jetzt nach einem sehr rührseligen Buch klingt, kann ich nicht anders, als es so zu beschreiben. Und es klingt ja nur so – denn schnulzig ist die Geschichte der Familie Einstein keineswegs. Im Gegenteil: In erster Linie ist es ein fesselndes Abenteuer, dass auch die Leser zum miträtseln einlädt. Es hat mich dann auch überhaupt nicht gestört, dass ich Anns Geheimnis ein wenig schneller erraten hatte als Zack und seine Geschwister.

Der Erzählstil ist flüssig und dem Alter der Zielgruppe absolut angemessen. Man fühlt sich als Leser den Figuren sehr nahe und kann sich alles bildlich vorstellen.

Ben Guterson hat hier wichtige und gefühlvolle Botschaften in eine aufregende Geschichte verpackt. Dieses Buch, das man auch sehr gut als Eltern zusammen mit seinem Kind lesen kann, da es auch viel um das Familienleben geht, aber auch um das Miteinander nach einem schweren Schicksalsschlag, hat meiner Meinung nach ganz viele Leser verdient.

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Veröffentlicht am 17.03.2023

Eine junge Frau auf der Suche nach sich selbst

Der letzte Tanz der Debütantin
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Darum geht‘s:
London, 1958. Auf Wunsch ihrer Großmutter und ihrer verwitweten Mutter soll Lily als Debütantin am Hof Queen Elisabeth präsentiert werden. Da die junge Königin plant, diese Veranstaltung ...

Darum geht‘s:
London, 1958. Auf Wunsch ihrer Großmutter und ihrer verwitweten Mutter soll Lily als Debütantin am Hof Queen Elisabeth präsentiert werden. Da die junge Königin plant, diese Veranstaltung nur noch ein letztes Mal durchzuführen, ist das auch Lilys letzte Chance ihrer Familie den Gefallen zu tun. Denn sie selbst ist alles andere als begeistert. Sie fühlt sich als Außenseiterin und tut sich sehr schwer, sich mit dem ganzen Prozedere abzufinden. Trotzdem schafft sie es, wertvolle Kontakte zu knüpfen. Doch es scheint so, dass sie nicht allen neuen Freundinnen trauen darf. Und was hat es mit dem Familiengeheimnis auf sich, das Lilys Mutter mit sich rumträgt? Die Debütantinnen-Saison entwickelt sich für Lily schicksalhafter als vermutet.

So fand ich‘s:
Als die junge Elisabeth Ende der 50er Jahre zu Großbritanniens Königin wird, befindet sich die Welt im Umbruch. Gerade die jungen Frauen werden selbstbewusster und streben nach mehr als nur Hausfrauen und Mütter zu sein. Das scheint auch die junge Königin erkannt zu haben und plant das Debütantinnen-Wesen, das nicht mehr zeitgemäß erscheint, abzuschaffen. Und genau in dieser spannende Zeit hat Julia Kelly Lilys Geschichte angesiedelt. Meiner Meinung nach ist es ihr auch bestens gelungen, diese Zeitenwende eindrücklich und realistisch im Buch darzustellen.

Der Generationenwechsel von der konservativen Großmutter zur modernen Lily ist hier sehr bezeichnend. Mir hat vor allem auch Lilys Entwicklung zur selbstbewussten und selbstentscheidenden jungen Frau gut gefallen. Ihr Weg ist steinig und auch oft von Selbstzweifeln geprägt. Die Autorin erzählt das auf eine recht angenehm zu lesende und fesselnde und manchmal auch überraschenden Art, zum Beispiel entwickelt sich das angedeutete Familiengeheimnis ganz anders als ich vermutet hatte.
So sehr mich die Geschichte selbst und die Entwicklung des Plots zu begeistern vermochten, blieben die Figuren für meinen Geschmack ein wenig zu eindimensional. Der Funke wollte da zwischen den Protagonisten und mir leider nicht so richtig überspringen und mir fehlten da die Emotionen, was jedoch möglicherweise mir selbst und meinen falschen Erwartungen (eventuell ausgelöst durch das Cover) zuzuschreiben ist. Denn trotz allem habe ich das Buch sehr gerne gelesen, spielt es doch in einer Zeit, die ich noch nicht so kannte und Lilys Schicksal war auf jeden Fall berührend.

Jedenfalls ist die Geschichte absolut nicht kitschig, was das Cover vermuten lassen könnte und erzählt die bewegende Suche einer jungen Frau nach sich selbst. Wer historische Romane mag, kann so gesehen mit diesem Buch nichts falsch machen.

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