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Veröffentlicht am 27.07.2022

„Denk immer daran, es muss erst dunkel werden, damit die Sterne leuchten.“

Rules of Kings
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„Rules of Kings“ – begeistert bereits auf den ersten Blick, weckt durch den spärlichen, dennoch verheißungsvollen Klappentext Neugier und enttäuscht nicht.


Erzählt wird im Wechsel aus vier Perspektiven ...

„Rules of Kings“ – begeistert bereits auf den ersten Blick, weckt durch den spärlichen, dennoch verheißungsvollen Klappentext Neugier und enttäuscht nicht.


Erzählt wird im Wechsel aus vier Perspektiven gänzlich unterschiedlicher Charaktere. Dadurch bekommt der Leser individuelle Einblicke in das derzeitige Geschehen, lernt die Protagonisten kennen, entdeckt die Verbindungen und einige Hintergründe.


Chrissy Em Rose schreibt sehr einfach, das Historische-Feeling ging in meinen Augen, trotz der angedeuteten mittelalterlichen Gegebenheiten, etwas unter, doch die Reiche, in die diese Welt aufgeteilt wurde, glänzen mit interessanten Eigenheiten. Der Fokus liegt auf den Figuren, auch wenn die Orte ausreichend beschrieben wurden. Obwohl wir im Verlauf mit sensiblen Themen, Mord und Tod, toxischen Beziehungen, Gewalt an sowie Unterdrückung der Frau konfrontiert werden, ist detaillierte Brutalität spärlich, für zartbesaitete Menschen halte ich die Triggerwarnung dennoch für angemessen. Emotional konnten mich einige Momente jedenfalls erreichen. Loben möchte ich die Dialoge, die sich spritzig, direkt und humorvoll gegen die öfter bedrückende Atmosphäre gestellt haben.

Dass es sich um einen Fantasyroman handelt, dessen Ausmaß sich mit fortschreitender Handlung entfaltet, wird bereits in dem Auftakt der Reihe deutlich, vieles wird angeschnitten und bleibt bis zum plötzlichen Cliffhanger ungeklärt.


„Rules of Kings“ hält spannende Sequenzen bereit, ungeahnte Entwicklungen und Geheimnisse, die wohl dem König seine Macho-Fassade aus dem Gesicht wischen werden. Mein liebster Charakter ist der dunkle Held, der voller Überraschungen und Facetten steckt, mit dem uns die Autorin subtil daran erinnert, jemanden nicht nach dem ersten Blick zu bewerten. Im großen wurde diese Geschichte zu keiner Zeit langweilig, was sich im Reich der Sonne abspielt ist tragisch, aufregend und wird abwechslungsreich erzählt – ich bin gespannt, wie es weiter geht.

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Veröffentlicht am 20.07.2022

Großartiger Auftakt.

Der Stern von Erui
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„Der Stern von Erui: Heimkehr“

Als ich den ersten Schritt hinter den Nebelschleier wagte, die verwischte, nur leicht glimmende Grenze zwischen Realität und Fiktion überschritten hatte, war ich gefangen. ...

„Der Stern von Erui: Heimkehr“

Als ich den ersten Schritt hinter den Nebelschleier wagte, die verwischte, nur leicht glimmende Grenze zwischen Realität und Fiktion überschritten hatte, war ich gefangen. In den „Chroniken von Erui“.

Die Saga wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, mit Traumsequenzen durchflutet. Rückblenden ergänzen das Erfassen und Verstehen der Gegenwart, sodass ein greifbares und logisches Gesamtes entsteht. Es ist Sylvia Rieß ausgesprochen gut gelungen, einzelne Handlungsstränge nach und nach zusammen fließen zu lassen, den Leser durch eine bildhafte und emotionale Schreibweise in das Geschehen einzubinden. Die raue Realität trifft auf eine facettenreiche Welt, in der es von Drachen, Zauberei, Einhörnern und mystischen Völkern wimmelt. Das Herzblut, das die Autorin in das beeindruckende Worldbuilding gesteckt hat, wird mit jedem neuen Schritt, den wir an Fenias Seite wagen, jedem neuen Detail deutlich. Viele Rätsel und Geheimnisse warten allein im Auftakt der epischen Trilogie darauf, ergründet zu werden, machen das Verlangen, noch tiefer in die Geschichte einzutauchen, unumgänglich – denn in "Heimkehr" wird nicht alles geklärt. Neugier, eine schiere Ungeduld machten sich bei jedem weiteren Kapitel breit, durch Lebendigkeit und ausdrucksstarke Beschreibungen wurde das wechselhafte Abenteuer zu keiner Zeit langweilig, erfordert Aufmerksamkeit und ein „fallen lassen“. In all die Abgründe, Gefühle und unerwarteten, überraschenden sowie magischen Ereignisse. Neben einer teilweise ergreifenden Atmosphäre, der unberechenbaren Stimmung, einem Verlauf, der nie still steht, und doch Raum zum Atmen gibt, konnten mich auch die Charaktere, ihre Eigen- und Feinheiten überzeugen. Individuelle Entwicklungen waren authentisch und nachvollziehbar.

„Der Stern von Erui“ ist eine Reise in Mythen und Fantasie, in Gefahr und Wunder, gespickt mit Tiefsinn, Philosophie und Input zum Nachdenken. Abgründe wollen entdeckt, Katastrophen ausgehalten werden. Dieser Roman ist eine Mischung aus Ruhe und Aufregung, Spannung vermisste ich zu keiner Zeit, und trotz düsterer Szenen, den hoffnungslosen und trüben, fühlte ich mich in dieser außergewöhnlichen, wenn nicht gar einmaligen, Geschichte rundum wohl.
Nach dem Ende bleibt zu sagen, dass ich etwas wie Heimweh empfinde und Vorfreude darauf, weiter zu wandeln, zurückzukehren nach Erui.
Egal ob Fantasie-Fan oder nicht, ob Jung oder Alt: aus diesem Epos wird niemand leer gehen. „Der Stern von Erui“ : ein intensives, gewaltiges Erleben, das alle Sinne benötigt!


Das Hardcover ist qualitativ sehr hochwertig, die Zeichnungen liebevoll, ein absoluter Hingucker!

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Veröffentlicht am 17.07.2022

Komplex, durchdacht, mitreißend und großartig.

Cursed Worlds 1. Aus ihren Schatten …
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Durch die Vereitelung eines mächtigen Fluchs wurde die Welt vor 2517 Jahren in drei Teile gespalten und so vor der allumfassenden Dunkelheit geschützt …

»Du kannst die Welt nicht retten, bevor Du Dich ...

Durch die Vereitelung eines mächtigen Fluchs wurde die Welt vor 2517 Jahren in drei Teile gespalten und so vor der allumfassenden Dunkelheit geschützt …

»Du kannst die Welt nicht retten, bevor Du Dich nicht selbst gerettet hast.«

Der Auftakt von Rena Fischers neuer Urban-Fantasy Dilogie war ein absolutes Highlight – äußerst komplex, interessant, wendungsreich und von der ersten bis zur letzten Seite fesselnd.
Wir werden verraten, von unscheinbaren Figuren, unheimlichen sowie fantastischen Geschöpfen überrascht, müssen Abschied nehmen und brutalem Gräuel beiwohnen.

Erzählt wird nicht nur auf verschiedenen Ebenen von Raum und Zeit, sondern auch aus mehreren Perspektiven. Dies ermöglicht ein intensives Kennenlernen, ein komplettes Eintauchen, hilft, den Überblick zu behalten und zu verstehen. Was anfänglich irritierend oder vorhersehbar erscheint, wird im Verlauf logisch aufgeschlüsselt, Fragmente setzten sich zusammen, Vermutungen werden zerstreut und verworfen, denn hier entwickelt sich alles anders, Figuren reagieren abseits des typischen Schemas, täuschen Sicherheit vor, um zu erschüttern und machen diese Fantasystory zu einem Erlebnis der besonderen Art.

Rena erschuf eine Welt mit Geschichte und Hintergrund, eigener Politik und einem ungeahnten Fortschritt, der mich zum Staunen brachte. Die Handlung ist intelligent und durchdacht, strotzt vor Geheimnissen und Mysterien, wurde gründlich recherchiert und diese Liebe zum Detail, die Arbeit, die einfloss, ist unverkennbar.
Nicht nur die drei Geschwister bekamen Tiefe und Facetten, alles und jeder wurde mit Leidenschaft und Sorgfalt kreiert.
Ein Liebling? Gibt’s nicht, denn jeder sticht durch eigene Merkmale hervor, beweist sich in größter Not, bringt Opfer.
Trotz bildlichen, vorstellbaren Beschreibungen gab es keine Längen, die Orte, die Natur tauchten realistisch vor meinen Augen auf und die einnehmende, oft erdrückende, bedrohliche und düstere Atmosphäre, das Leid und die Dunkelheit krochen mir unter die Haut. Genau wie fantastische, hoffnungsvolle Momente, Dramatik, Tode und Emotionen zu Herzen gehen, schier überwältigen.
Selbst in Pausen ließ mich das Schicksal der Menschen und Wesen nicht los. Denn nur eine Kleinigkeit fehlt dem „Blutäugigen“, um alle drei Teile der Welt zu unterjochen und in ewige Schwärze zu hüllen …

Obgleich im Auftakt viele Informationen, bedeutungsvolle Namen und Gegebenheiten auf mich einprasselten, fiel es mir sehr leicht, mich einzufinden, Wechseln zu folgen und mich durch die moderne, ausdrucksstarke Schreibweise und die Ungewissheit mitreißen zu lassen. Ich war nie lediglich nur Beobachter, sondern mittendrin, regelrecht gefangen. Zweifelte an liebgewonnenen Figuren, misstraute und litt.

„Cursed Worlds“ geizt weder mit Grausamkeiten noch Verlusten, nicht mit Hinterlist, Lügen oder Machtspielen. Zeigt uns tragische Wahrheiten, Finsternis und Verzweiflung. Doch gibt es auch tiefe Freundschaft, Vergebung und ungeahnte Helden sowie Humor und echte Gefühle. Der Verlauf ist spannend, authentisch und lebendig, entwickelt sich stetig in ungeahnte Richtungen, präsentiert die verschiedenen Arten von Magie, während das Worldbuilding durch Einfallsreichtum und Leidenschaft glänzt.

»Ich bin hier«, flüsterte sie. »Ich bin bei Dir. Du bist nicht allein.« Das war das Einzige, das sie ihm noch geben konnte: das Gefühl, dass jemand im Augenblick des Todes bei ihm war.“

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Veröffentlicht am 10.07.2022

„Die Grenzüberschreitung selbst ist die Gewalt.“

Sexy, lustig, charmant, cool ... Fake
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„Was, wenn Rache gut ist?
Gestatten wir uns je, uns diese Frage zu stellen? Was, wenn es nichts bringt, die andere Wange hinzuhalten? Denn, ganz ehrlich, ich hab mein ganzes Leben als Frau gelebt und so ...

„Was, wenn Rache gut ist?
Gestatten wir uns je, uns diese Frage zu stellen? Was, wenn es nichts bringt, die andere Wange hinzuhalten? Denn, ganz ehrlich, ich hab mein ganzes Leben als Frau gelebt und so viele verdammte Wangen hingehalten, dass es mich wundert, dass überhaupt noch Haut drauf ist.
Und nie, nicht ein einziges Mal, ist es mir danach besser gegangen.“



„Die Grenzüberschreitung selbst ist die Gewalt.“

⚠ Niemand hat das Recht, eine individuelle Grenze ohne klare Einladung in irgendeiner Weise zu übertreten. ⚠


Ich bin durch eine begeisterte Rezension auf den neuen Roman von Holly Bourne gestoßen und war neugierig, was es mit April und ihrer Fake-Identität auf sich hat.

„Sexy, lustig, charmant, cool … Fake“ ist wohl eines dieser Bücher, die Menschen lesen sollten, einfach nur so. Denn die angesprochenen Themen sind wichtig, real, bedeutsam und für zu viele Alltag. Gedankengänge, Selbstzweifel und Unsicherheiten, Erwartungen der Gesellschaft, tiefsitzende Traumata und Schuld an falscher Stelle (…) werden in Aprils Geschichte gebündelt. Doch neben kreisenden Monologen, die triggernd und toxisch wirken (können), zeigt die Autorin Strategien auf, um sich zu überwinden, um aus dem Schubladendenken auszubrechen, um Hilfe zu bekommen.
Sexuelle Übergriffe passieren, ständig. Nicht nur in Aprils Job hat sie täglich damit zu tun, sondern auch in ihrem Inneren. Holly nutzt diese Basis für verschiedene Denkanstöße und erschreckende Tatsachen, trifft den Nerv mit Wahrheiten und gibt nicht nur Betroffenen das Gefühl von Zugehörigkeit und Verständnis — Du erkennst sie nicht, die Menschen, die Narben auf der Seele tragen.
Du bist nicht Schuld. Du bist nicht allein. Es ist ok.

So feministisch, abweisend gegenüber dem männlichen Geschlecht, teilweise ironisch, teilweise so voller Verzweiflung erzählt wird: folgt man dem Verlauf, lässt sich von der echten, modernen Ausdrucksweise tragen, durch die Höhen und Tiefen, durch Schmerz und Akzeptanz, ist man Zeuge einer Entwicklung, sieht die Veränderung, wenn Gretel wieder April wird. Denn manchmal braucht es nur den einen Menschen, der eben nicht ist, wie all die anderen.

„… weil ich nicht darauf vertrauen kann, dass Du noch da bist, wenn ich ich selbst bin.“

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Veröffentlicht am 10.07.2022

Wichtige Themen in einer faden Handlung.

Cinderella ist tot
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„Cinderella ist tot.“


Lille - ein Reich, das von Männern regiert und bestimmt wird, in denen diese das Recht haben, Frauen in Ketten zu legen, zu schänden und zu misshandeln, anders denkende, Freigeister, ...

„Cinderella ist tot.“


Lille - ein Reich, das von Männern regiert und bestimmt wird, in denen diese das Recht haben, Frauen in Ketten zu legen, zu schänden und zu misshandeln, anders denkende, Freigeister, öffentlich gedemütigt und hingerichtet, Kinder nach Belieben „aufgegeben“ werden.

König Manford zwingt seine Untertanen nach einer falschen Interpretation des romantischen Klassikers „Cinderella“ in ein Dasein voller Angst …

— Sophia lebt ein Leben im Korsett, an der Leine, bewacht. Und scheint die einzige, die wirklich sieht und versteht:


„Ich will nicht von einem Ritter in strahlender Rüstung gerettet werden. Ich möchte die Rüstung tragen, und ich würde gerne diejenige sein, die rettet.“


Katlynn Bayron brachte, neben den fatalen, blinden Gehorsam, Feminismus, Gleichberechtigung und Diversity, Akzeptanz und Selbstbestimmung in ihren wunderschön anzusehenden Roman. Doch bevor die Menschen in Lille solch ein Leben auch nur erahnen dürfen, müssen 200 Jahre vergehen, körperliche und seelische Wunden ertragen, unzählige Tote betrauert werden. Leider war der Stil, mit dem wir die eigensinnige Sophia bei ihrer gefährlichen Flucht, dem Widerstand begleiten, nicht nur sehr einfach, sondern auch nüchtern und distanziert, sodass Emotionen verloren gingen.

Das erschreckende System, in dem die Bürger unter der Herrschaft des Königs, unter Einfluss eines Märchens leben, kam verständlich und trotz der Oberflächlichkeit ausdrucksvoll zur Geltung.

Vom seichten Verlauf hatte ich mir deutlich mehr Action, Abenteuer und Spannung erhofft, doch viel zu oft wurden interessante Sequenzen nur gestreift, und doch waren dunkle Magie, Intrigen und Wendungen vorhanden.


Sophia und Constance sind stark, mutig, ihr Aufbegehren fand ich beeindrucken, genau wie die breite Auswahl der Themen, die Katlynn Bayron einflocht. Das Geheimnis um die wahre Cinderella und die Tyrannei des überheblichen Königs inszenierte die Autorin wahrlich unerwartet, fühlte man sich doch stellenweise zu sicher.

Doch nur das Ende vermochte es, mich zu berühren – Statements und Wahrheiten, die selbst heute noch nicht überall bekannt sind.


„CINDERELLA IST TOT“ eine Geschichte, die aufzeigt, dass es manchmal reicht, wenn nur ein einziger Mensch den Mut hat, aufzustehen — denn auch ein Waldbrand entsteht aus nur einem einzigen Funken.


„Wir, du und ich gemeinsam, werden den Unterschied machen.“


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