Profilbild von HarleyQ

HarleyQ

Lesejury Profi
offline

HarleyQ ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit HarleyQ über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.11.2023

Berührende Geschichte

Kein guter Mann
0

Andreas Izquierdo, den ich schon von "Der Club der Traumtänzer" kannte, erzählt uns in "Kein guter Mann" die Geschichte von Walter: Ein Postbote kurz vor der Pension, der nicht gerade eine positive Einstellung ...

Andreas Izquierdo, den ich schon von "Der Club der Traumtänzer" kannte, erzählt uns in "Kein guter Mann" die Geschichte von Walter: Ein Postbote kurz vor der Pension, der nicht gerade eine positive Einstellung zum Leben hat und der nun in die Christkindlfiliale versetzt wird. Dort erreicht ihn ein Brief, der an Gott adressiert ist.
Doch die Leser:innen erfahren nicht nur wie die Briefe Bens an "Gott Walter" diesen verändern, sondern auch, wie Walter überhaupt erst zu diesem Menschen geworden ist. Und trotzt seiner negativen Einstellung habe ich nicht nur Ben, sondern auch Walter schnell ins Herz geschlossen. Umso mehr man über die Charaktere erfährt, umso mehr Zeit möchte man auch mit ihnen verbringen, jedoch muss jedes Buch auch irgendwann zu Ende sein. Izquierdo schafft es, nahbare Charaktere zu schreiben und ihnen realistische und tragische Geschichten zu geben, die ans Herz gehen und die eine oder andere Träne produzieren. "Kein guter Mann" ist eine Geschichte darüber, was Gerüchte aus einem Menschen machen können und wie ein kleiner Brief ganze Leben verändern kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.10.2023

Wunderbar und emotional

Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)
0

In "Das Buch der gestohlenen Träume" erzählt David Farr eine wunderschöne, herzzerreißende Geschichte über den Mut, alles für eine bessere Zukunft zu riskieren.
Die beiden Geschwister Robert und Rachel ...

In "Das Buch der gestohlenen Träume" erzählt David Farr eine wunderschöne, herzzerreißende Geschichte über den Mut, alles für eine bessere Zukunft zu riskieren.
Die beiden Geschwister Robert und Rachel Klein leben in Krasnia, wo es Kindern verboten ist Spaß zu haben und Bücher eine Gefahr darstellen. Doch ihr Vater hat einen wichtigen Auftrag für sie: Sie müssen das Buch der gestohlenen Träume vor dem Präsidenten in Sicherheit bringen. Auf sich allein gestellt, beginnt das wichtigste Abenteuer der Kinder, das alles verändern kann.
Die Geschichte ist wunderbar erzählt und lässt die Leser:innen in die Welt von Robert und Rachel eintauchen. Es kommen die ganz großen Gefühle auf und am Ende kommt auch die ein oder andere Träne. Für ein Kinderbuch ist es meines Erachtens etwas lang und es kommen ziemlich viele wichtige Charaktere vor, die man ständig auseinander halten muss. Trotzdem ist der Roman gelungen und kann ein Lesevergnügen für Jung und Alt sein. Trotzdem bin ich nicht unbedingt froh darüber, dass es als erster Band beworben wird. Die Geschichte ist abgeschlossen und stimmig. Hat einen Anfang und ein Ende, da sollte nichts mehr kommen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.10.2023

Es fehlt die Empörung

Die Formel der Hoffnung
0

"Die Formel der Hoffnung" ist nicht nur ein Roman über eine wichtige medizinische Entdeckung (die der Impfung gegen Kinderlähmung), sondern auch die Geschichte einer ganz besonderen Frau. Dr. Horstmann ...

"Die Formel der Hoffnung" ist nicht nur ein Roman über eine wichtige medizinische Entdeckung (die der Impfung gegen Kinderlähmung), sondern auch die Geschichte einer ganz besonderen Frau. Dr. Horstmann bekommt den Job im Krankenhaus überhaupt erst, da sie bei der Bewerbung ihren Vornamen und ihr Geschlecht verschweigt, die anderen Ärzte staunen nicht schlecht, als sie die große Frau sehen, die von nun an mit ihnen arbeiten soll.
Lynn Cullen beschreibt die Suche nach dem richtigen Impfstoff, erzählt von Fehlschlägen, verschiedenen Ansätzen und Streitigkeiten unter den Forscher:innen. Sie zeigt aber auch, welche Kämpfe Dorothy Horstmann zusätzlich austragen muss. Sie wird nicht ernst genommen, nicht respektiert und übergangen. Ihr wird nicht zugetraut, dass sie die gleiche wissenschaftliche Arbeit leisten kann, wie ein Mann. Die Autorin schafft es, diese Probleme realistisch darzustellen, jedoch weckt sie keine Gefühle. An der Stelle, wo ich als Leserin Empören und Wut empfinden sollte, bin ich zwar interessiert am weiteren Verlauf der Handlung, fühle mich aber nicht emotional bewegt.
Der Roman hätte die Möglichkeit, zu zeigen, wie schlecht der Stand der Frau war (und oft noch ist), wenn es um wissenschaftliche Erkenntnisse geht, bleibt aber zu distanziert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.10.2023

Zur falschen Zeit

Meine Männer
0

Bestimmt hat "Meine Männer" von Victoria Kielland seine Stärken und wird viele begeisterte Leser:innen finden, ich gehöre nicht dazu. Dabei kann es durchaus sein, dass es für mich einfach zur falschen ...

Bestimmt hat "Meine Männer" von Victoria Kielland seine Stärken und wird viele begeisterte Leser:innen finden, ich gehöre nicht dazu. Dabei kann es durchaus sein, dass es für mich einfach zur falschen Zeit kam. Kielland schreibt sehr poetisch und serviert den Leser:innen nichts am Silbertablett, durch ihren Roman muss man sich arbeiten, vielleicht sogar mit bloßen Händen durchwühlen. Das funktioniert, wenn man viel Zeit zum Lesen übrighat und diese nicht unbedingt am Abend, wenn man schon müde vom Tag ist und sich nicht mehr hundertprozentig konzentrieren kann.
Für mich ist es schade, wenn ein Roman dermaßen viel Arbeit ist, denn Arbeit habe ich sonst schon genug, lesen möchte ich als Vergnügen. Dementsprechend ist - zumindest derzeit - "Meine Männer" kein Roman für mich, ob ich ihm später noch einmal eine Chance geben werde, kann ich nicht versprechen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.09.2023

Schockierende Traurig und wohlige Wärme

Vatermal
0

Necati Öziri schreibt in seinem Roman "Vatermal" eine ganz besondere Lebensgeschichte, der ganz ruhig daherkommt, bis man merkt, wie viele Gefühle er eigentlich in einem weckt.
Arda liegt auf der Intensivstation, ...

Necati Öziri schreibt in seinem Roman "Vatermal" eine ganz besondere Lebensgeschichte, der ganz ruhig daherkommt, bis man merkt, wie viele Gefühle er eigentlich in einem weckt.
Arda liegt auf der Intensivstation, die Ärzt:innen geben ihm nicht mehr viel Zeit, also beschließt er, seinem Vater, den er nie kennengelernt hat, einen Brief zu schreiben und im seine Geschichte zu erzählen.
In einer sprachlich sehr besonderen Art, kommt Arda den Leser:innen näher als viele andere Romanfiguren. Er spricht immer wieder seinen Vater, den er Metin nennt, und somit auch die Leser:innen direkt an. Sagt ihnen: "Schaut her, schaut euch mein Leben an!", und mit seinen Erlebnissen zeit er, wie Familien mit Fluchterfahrung leben und behandelt werden. Trotzdem ist es kein Roman, der einem mit diesen Erfahrungen auf die Tränendrüse drücken möchte, denn erstrangig geht es um einen Jungen, der seinen Vater nicht hatte. Es geht um das Leben seiner Mutter, wie sie nach Deutschland gekommen ist und seine Schwester, die es bei der Mutter nicht ausgehalten hat und weggelaufen ist. Als dies erfahren die Leser:innen gleich zu
Beginn, auch das Arda im Krankenhaus liegt. Er erzählt in den folgenden Kapitel die Feinheiten, lässt jeden Charakter lebendig werden und in die Herzen der Leser:innen einziehen.
"Vatermal" ist eine Betrachtung des Lebens mit Migrationshintergrund in Deutschland, der berührt, manchmal schockiert, am Ende aber trotz den traurigen Hintergrunds eine wohlige Wärme hinterlässt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere