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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.07.2025

Ein Mädchen, seine tote Freundin, eine alte Frau und eine Möwe im Sturm auf einer winzigen Insel

Inseltage mit Rosa
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Linnea, genannt Lila, ist 11 Jahre alt und soll ein Wochenende mit der Mutter ihres Vaters auf einer kleinen Schäreninsel verbringen. Erdmute, genannt Mu, ist alles andere als eine langweilige Großmutter. ...

Linnea, genannt Lila, ist 11 Jahre alt und soll ein Wochenende mit der Mutter ihres Vaters auf einer kleinen Schäreninsel verbringen. Erdmute, genannt Mu, ist alles andere als eine langweilige Großmutter. Und dann ist da noch Rosa, Lilas beste Freundin. Die Mädchen spielen auf der Insel und denken sich verschiedene abenteuerliche Szenarien aus. Dabei spielt es keine Rolle, dass Rosa nicht mehr am Leben ist. Doch am letzten Abend zieht ein Sturm über die Insel, so dass Mu und Lila (und Rosa) festsitzen. Dazu kommt eine verletzte Möwe und fertig ist eine ungewöhnliche Katastrophengemeinschaft.
Mir fiel es anfangs recht schwer in die Geschichte hineinzufinden. Für die Ich-Erzählerin Lila sind ihre Freundin Rosa und die Spiele mit ihr ganz real. Nur ab und zu wird angedeutet, was vor anscheinend noch nicht allzu langer Zeit passiert ist. Die genauen Umstände von Rosas Tod werden leider nicht erklärt. Der Fokus der Geschichte liegt eindeutig bei Lila und ihrer Großmutter. Ich hätte gern mehr über Lilas Familie erfahren.
Die skizzenhaften Illustrationen in Schwarz-Weiß sind größtenteils passend zum Erzähltext, treffen allerdings nicht meinen persönlichen Geschmack, da sie zu grob wirken. Möglicherweise sollen sie an die sturmgepeitschte, raue See erinnern.
Sehr amüsiert habe ich mich über Mu, die sich reichlich „Projekte“ zum Zeitvertreib einfallen lässt und versucht die Stimmung einigermaßen stabil und die Angst auf Abstand zu halten. Normalerweise bin ich kein Fan von Gedichten, aber in diesem Fall sind sie sehr witzig und unterhaltsam.
Was ich ebenfalls positiv vermerke, ist, dass die Protagonisten tatsächlich mal aufs Klo gehen. Ist euch aufgefallen, dass diese Körperfunktion in den meisten Büchern verschwiegen wird? Hier nicht!
Insgesamt hat mir das Buch trotz kleiner Kritikpunkte gut gefallen, insbesondere einige Szenen mit tiefgründigen Gesprächen.

Veröffentlicht am 04.07.2025

Nützliche Dinge, die jedes Mädchen wissen sollte

Midwatch – Schule der unerwünschten Mädchen
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Maggie (Margarete) Fishbone hat in einem Anfall von Gerechtigkeitssinn die Geduld der Nonnen verspielt, die sich um sie und andere Kinder im Waisenhaus kümmern. In der großen Stadt gibt es eine Anstalt ...

Maggie (Margarete) Fishbone hat in einem Anfall von Gerechtigkeitssinn die Geduld der Nonnen verspielt, die sich um sie und andere Kinder im Waisenhaus kümmern. In der großen Stadt gibt es eine Anstalt für unerwünschte Mädchen. Dort wird man Maggie schon Benehmen und Gehorsam beibringen und so landet das Mädchen zeitgleich mit Sofie Zaresca und Nell Wozniak in der Schule namens "Midwatch". Doch dort geht es ganz anders zu als zunächst angenommen.
In der großen Stadt geht die Angst um: ausgerechnet im Stadtteil, in dem die reichen Leute wohnen, treibt sich ein Ungeheuer herum. Der sogenannte "Nachtschreck" hat sogar einen Nachtwächter angegriffen. Außerdem ist eine nette ältere Dame spurlos verschwunden. Jede Menge Geheimnisse müssen gelüftet werden.
Ich weiß gar nicht, wo ich mit meiner Begeisterung anfangen soll: Das Setting ist zwar nicht besonders ungewöhnlich, doch die Umsetzung hat mir richtig gut gefallen. Eine besondere Schule, in welcher junge Detektivinnen ausgebildet werden in einer (nicht näher definierten) Zeit, in der Kinder, insbesondere Mädchen nicht viel "wert" haben; Talente weder erkannt noch gefördert werden und man das Denken lieber den "Erwachsenen" überlassen sollte (was meistens nicht viel bringt, wie wir alle wissen). Das Buch ist mit reichlich Illustrationen in Blau-Weiß passend zum Fließtext gestaltet, die von der Autorin persönlich stammen. Die Geschichte selbst ist spannend erzählt (obwohl mir anfangs zu viele Namen gleichzeitig vorgestellt wurden, die ich mir kaum merken konnte), mit witzigen Episoden, immer wieder unerwarteten Wendungen und Raum zum Miträtseln und -ermitteln.
Es gibt zwischen den Kapiteln immer wieder (mehr oder weniger praktisch anwendbare) nützliche Tipps und sogar ein Rezept. Sowas finde ich immer klasse.
Ein Wermutstropfen ist wie so oft: keine Altersangabe der Protagonistinnen. Ich schätze sie auf 10-12 Jahre.
Das Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen, auch wenn diese möglicherweise einige Jahre in Anspruch nehmen könnte.

Veröffentlicht am 23.06.2025

Irgendwie anders

Menschenhausen
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In Menschenhausen leben die erwachsenen Einwohner ein harmonisches und friedvolles Miteinander (Kinder gibt es keine). Dabei hat jede Person eine Eigenheit, die sie besonders macht: einen irgendwie langen ...

In Menschenhausen leben die erwachsenen Einwohner ein harmonisches und friedvolles Miteinander (Kinder gibt es keine). Dabei hat jede Person eine Eigenheit, die sie besonders macht: einen irgendwie langen Hals, irgendwie kurze Beine, irgendwie strähnige Haare oder irgendwie schiefe Zähne. Niemand stört sich an diesen optischen Besonderheiten, weder an den eigenen und noch weniger an denen der anderen.

Doch eines Tages erhält der Ort Besuch von Lady Betty. Und Lady Betty ist anscheinend einfach perfekt: ihr goldgewelltes Haar, ihre langen Beine und intelligent ist sie ebenfalls. Den Einwohnern werden ihre eigenen Unzulänglichkeiten bewusst und sie versuchen sie zu verbergen. Doch auch an Lady Betty ist nicht alles perfekt.

Die Geschichte hat mir wirklich gut gefallen. Sie ist warmherzig erzählt und bunt illustriert. Die Personen wirken lebendig und auf ihre ganz eigene Art auch größtenteils sympathisch. Die überraschende "Enthüllung" von Lady Bettys (vermeintlichem!) Makel fand ich sehr gelungen. Ganz besonders ihr Umgang damit und die Lösung überraschte mich positiv. Die Reaktionen der anderen Dorfbewohner dagegen fand ich sehr unpassend und das ganz besonders, weil sie ja auch alles andere als "makellos" sind. Somit konnte mich der Schluss der Geschichte nicht ganz überzeugen.

Leider hatte ich immer wieder Schwierigkeiten die Namen den richtigen Personen zuzuordnen. Da die Figuren am Anfang vorgestellt werden, wäre mir eine Übersicht mit Bildern und Namen sehr entgegen gekommen.

Fazit: eine schöne Geschichte übers Anderssein, Akzeptieren und Akzeptiertwerden. Nicht nur die Eigenheiten anderer betreffend, sondern ganz besonders bei sich selbst.

Veröffentlicht am 11.04.2025

Ein Mädchen und eine große Suche

Wanda
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Das Waisenmädchen Wanda 12, aber fast 13 Jahre alt, erlebt gerade zum dritten Mal die Ablehnung einer Pflegfamilie „für immer“. Um nicht zurück ins Heim zu müssen, läuft sie nachts einfach weg. Genau wie ...

Das Waisenmädchen Wanda 12, aber fast 13 Jahre alt, erlebt gerade zum dritten Mal die Ablehnung einer Pflegfamilie „für immer“. Um nicht zurück ins Heim zu müssen, läuft sie nachts einfach weg. Genau wie die Bärin aus einem Berliner Zoo wenige Tage zuvor. Auf und davon, wenn auch nicht ganz spurlos.
Wanda findet Zuflucht in einem verlassenen Haus mitten in der Berliner Innenstadt und versteckt sich dort wenig erfolgreich. Denn „Alleinklarkommen ist okay, aber es klappt einfach besser, wenn man dabei nicht alleine ist.“ (Seite 48) Und so findet sie auf unerwartete Art Freunde, während eine ganze Stadt nach der entlaufenen Bärin sucht. Denn auf deren Wiederfinden steht eine einzigartige Belohnung.
Wanda war mir von Anfang an sympathisch. Sie besitzt reichlich Fantasie und flüchtet sich von Zeit zu Zeit in eine andere, eine bessere Welt. Die Menschen und Tiere, denen sie begegnet, verändern nach und nach ihre Sicht auf die Welt und so entstehen wirklich ganz besondere Freundschaften.
Die Personen und Figuren sind wunderbar dargestellt und ich habe mich beinahe so gefühlt als hätte ich selbst neue Freunde dazugewonnen.
Leider fanden sich immer wieder unnötige Fehler in der Rechtschreibung und Grammatik, die mein Lesevergnügen deutlich schmälerten. Auch über einige vermeidbare Logikfehler ärgerte ich mich immer wieder (selbst der ausbeuterischste Arbeitgeber kann keinen Angestellten 24 Stunden täglich an sieben Tagen pro Woche Dienst tun lassen).
Der Abschluss der Geschichte war nochmal für mich eher ungewohnt. Grundsätzlich bin ich kein großer Fan von offenen Enden, aber ein Friede-Freude-Eierkuchen-Happy-End hätte auch nicht zu Wanda und zu ihrer Geschichte gepasst. So wie sie war, konnte ich mit der Geschichte abschließen. Die wunderbaren Worte der Autorin im Anhang ließen mich auch mit einem warmen Gefühl zurück.

Veröffentlicht am 08.04.2025

Schön illustriert, kurzweilig erzählt

MANHWA – Klassiker für Kids – Anne auf Green Gables
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Die Geschichte des Waisenkindes Anne (mit E am Ende) Shirley, das von dem Geschwisterpaar Marilla und Matthew Cuthbert auf ihrem Anwesen „Green Gables“ aufgenommen wird, gehört zu den langjährigen und ...

Die Geschichte des Waisenkindes Anne (mit E am Ende) Shirley, das von dem Geschwisterpaar Marilla und Matthew Cuthbert auf ihrem Anwesen „Green Gables“ aufgenommen wird, gehört zu den langjährigen und vielgeliebten Klassikern der Kinder- und Jugendliteratur. Ich habe die Romane innerhalb weniger Wochen gelesen und Anne ins Herz geschlossen.
Diese Manhwa-Adaption beinhaltet die Geschichte des ersten „Anne“-Buches mit wunderschönen farbigen Illustrationen. Direkt zu Beginn gibt es eine kleine Personenübersicht mit kurzer Vorstellung der wichtigsten handelnden Figuren. Annes Sorgen und Freuden, Missgeschicke und Erfolge werden in kurzen Szenen zusammengefasst. Dadurch verkürzt sich die ganze Geschichte natürlich stark und die Entwicklung geht ein wenig unter.
Mir hat das Buch trotzdem unheimlich gut gefallen, da durch die Bilder die starken Gefühle sehr gut ankamen.
An einigen Stellen hätte ich mir eine genauere Einordnung gewünscht, wie viel Zeit seit Annes Ankunft vergangen ist. Das lässt sich nur grob beispielsweise an der Länge ihres Haares erkennen, wenn man genau darauf achtet.
Dieser Manhwa bietet einen optisch und inhaltlich gelungenen Einstieg in die Geschichte und macht Lust darauf wenigstens den ersten Roman zu lesen.
Leseempfehlung für alle, denen der Illustrationsstil des Covers gefällt und die sich vielleicht nicht an die Originalwerke heran trauen.