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Veröffentlicht am 20.04.2018

Die Berufung der Jakoba

Die Arznei der Könige
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In ihrem neuen historischen Roman führt Sabine Weiß die Leser in das Jahr 1318. Die junge Jakoba von Dahlenburg ist schon früh Witwe geworden. Durch einen Unglücksfall verlor sie ihren Mann und ihren zweijährigen ...

In ihrem neuen historischen Roman führt Sabine Weiß die Leser in das Jahr 1318. Die junge Jakoba von Dahlenburg ist schon früh Witwe geworden. Durch einen Unglücksfall verlor sie ihren Mann und ihren zweijährigen Sohn. Um eine Fürsprecherin vor Gott zu haben, schickt ihr Vater sie ins Kloster, wo sie in der Krankenpflege tätig ist und viel über Heilmittel erfährt. Nach dem Tod ihrer Eltern, schreckt ihr Bruder nicht davor zurück, sie aus dem Kloster entführen zu lassen und zwingt sie, den reichen Patrizier Gevehard zu heiraten. Ihr Ehemann ist ein gewalttätiger Mensch. Als Jakoba die Brutalität nicht mehr ertragen kann, wehrt sie sich und flieht. Auf ihrer Flucht schließt sie sich dem Medicus Arnold und seiner Frau Mona an. Von Arnold erfährt sie viel über Heilkunde und über das Wundermittel Theriak, der Arznei der Könige. Schnell wird klar, dass die Heilkunst für Jakoba eine Berufung ist. Ihre Reise führt sie nach Venedig und Paris, wo sie sich einen Namen als Heilerin machen kann, dass sogar der König von ihr Hilfe erwartet. Aber Jakoba muss immer vorsichtig sein, denn sie wird von Unbekannten verfolgt.

Schon die ersten Seiten des Buches haben eine Sogwirkung auf mich ausgeübt, da ich immer gern wissen wollte, wie sich das Schicksal von Jakoba weiterentwickelt. Die Protagonistin war mir sofort sympathisch und blieb es auch durch den ganzen Roman. Als Leserin habe ich viel über die Heilkunst der damaligen Zeit erfahren und einen Einblick in das historische Leben der Menschen erhalten. Mit ihren flüssigen Schreibstil hat es die Autorin geschafft, mich ins 14. Jahrhundert zu versetzen. Auch die Sprache der Menschen hat mich überzeugt und war nicht zu modern gehalten.

Neben dem ansprechenden Cover und dem besonderen Buchrücken wird die Geschichte abgerundet durch ein Personenregister, in dem historisch belegte Persönlichkeiten gekennzeichnet sind, sowie von Karten, um die Orte geografisch einordnen zu können.

Ein lesenswerter, gut recherchierter historischer Roman, der mich in eine längst vergangene Zeit entführt hat.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Zwei bewegende Frauenschicksale

Das Lied des Nordwinds
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In dem Buch reisen wir mit zwei unterschiedlichen Frauen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten zurück in das Jahr 1905.

Wir begegnen der Norwegerin Liv, die schon früh als Dienstmädchen arbeiten muss, ...

In dem Buch reisen wir mit zwei unterschiedlichen Frauen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten zurück in das Jahr 1905.

Wir begegnen der Norwegerin Liv, die schon früh als Dienstmädchen arbeiten muss, um ihre Mutter mit den vier Geschwistern finanziell zu unterstützen. Bei der Familie Treske leidet sie keine Not, hat genügend zu essen, sogar ein eigenes Zimmer, wenn nicht der strenge Oddvar Treske wäre, der seinen Sohn Elias grundlos drangsaliert. Liv ist erschüttert und versucht Elias heimlich zu helfen. Sie fühlt sich innerlich hin- und hergerissen, da sie ihren Dienstherrn hintergeht. Doch dann muss sie eine schwere Entscheidung treffen.

Aber auch die junge Gräfin Karoline von Blankenburg-Marwitz steht in Schlesien an einem Wendepunkt in ihrem Leben. Sie hatte romantische Vorstellungen von der Ehe mit Moritz vom Blankenburg-Marwitz, wenn sie gewusst hätte, was sie erwartet, hätte sie ihm nicht ihr Ja-Wort gegeben. Sie merkt schnell, dass sie nur wegen des Geldes geheiratet wurde. Doch dann erkrankt Moritz schwer und Karoline hört, dass der Familienbesitz einem verhassten entfernten Verwandten zufällt, sollte ihr Mann ohne Stammhalter sterben. Als Karoline erfährt, dass Moritz vor ihrer Ehe ein Kind in Norwegen gezeugt hat, lässt sie sich auf eine abenteuerliche Reise ein.

Christine Kabus hat es wieder geschafft mich auf eine wunderschöne Reise nach Norwegen mitzunehmen. Die Geschichte ist sehr flüssig, detailreich und bildhaft geschrieben, so dass man sich gut in die Hauptprotagonisten hineinversetzen kann. Die beiden Handlungsstränge werden abwechselnd aus der Sicht von Liv und Karoline erzählt. Die einzelnen Kapitel sind nicht so lang, was mir gut gefällt. Durch die Kapitelüberschriften weiß man genau, wo man sich gerade befindet.

Interessant und spannend finde ich, dass der Zeitgeist und die gut recherchierten historischen Ereignisse wie die Unabhängigkeitsbewegung von Norwegen und die Frauenbewegung so gut in die Geschichte mit einfließen.

„Das Lied des Nordwinds“ ist ein angenehm zu lesender Norwegenroman. Abgerundet wird die Geschichte mit einem Personenregister und einer Karte, um die Orte geografisch einordnen zu können. Beim Lesen fühlte ich mich gut unterhalten und habe etwas Fernweh nach Norwegen bekommen.

Veröffentlicht am 29.03.2018

Tod an der Lembecksburg

Nacht über Föhr
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In seinem historischen Küstenkrimi führt Volker Streiter den Leser auf die Nordseeinsel Föhr. Es ist das Jahr 1845. Die Insel ist zweigeteilt. Westerlandföhr steht unter der Herrschaft vom Königreich Dänemark ...

In seinem historischen Küstenkrimi führt Volker Streiter den Leser auf die Nordseeinsel Föhr. Es ist das Jahr 1845. Die Insel ist zweigeteilt. Westerlandföhr steht unter der Herrschaft vom Königreich Dänemark und Osterlandföhr gehört zum Herzogtum Schleswig. An der Lembecksburg wird der vierzehnjährige Ingwer tot aufgefunden mit seltsam eingeritzten Zeichen an den Armen und Waden. Als Pana, ein seit langen Jahren auf der Insel lebender Südseeinsulaner, bei der Leiche angetroffen wird, ist für die meisten Bewohner klar, dass er der Täter ist. Gern würde man Pana schnell verurteilen, um die Badegäste nicht zu verschrecken. Nicht nur Laura, die Schwester von Ingwer, glaubt an die Unschuld von Pana, sondern auch der Reiseschriftsteller Johann Georg Kohl, der ein Buch über Föhr schreiben will, ist dieser Ansicht. Stück für Stück versucht Johann Georg Kohl die Mordtat aufzuklären und kann den Leser einige Male überraschen.

Es ist leicht sich in die Vergangenheit hinein zu versetzen. Der Autor hat einen flüssigen Erzählstil und die Sprache ist der historischen Zeit angepasst. Interessant fand ich auch die politischen Zusammenhänge, die mir bisher nicht bekannt waren Sehr klar kamen auch die Gegensätze zwischen den Armen und der gehobenen Gesellschaft auf der Insel heraus. Mir hat auch die bildhafte Sprache gefallen, da ich Föhr kenne, so dass ich gut die beschriebenen Wege nachvollziehen konnte. Für Nichtkenner der Insel gibt es am Anfang eine Übersichtskarte, die hilfreich ist sowie am Ende ein Personenverzeichnis mit fiktiven Figuren und wahren historischen Persönlichkeiten, die in die Geschichte mit integriert wurden.

Ein historischer Krimi, der etwas leiseren Art, der bis zum Schluss aber Raum für Spekulationen lässt bis alle offenen Details geklärt sind.

Veröffentlicht am 26.03.2018

Aufruhr in Fredenbüll

Pannfisch für den Paten
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In dem beschaulichen kleinen Ort Fredenbüll in Nordfriesland wird die Idylle empfindlich gestört. Die Installation von Windrädern im Deichvorland sorgt für Aufruhr. Es formiert sich Widerstand dagegen. ...

In dem beschaulichen kleinen Ort Fredenbüll in Nordfriesland wird die Idylle empfindlich gestört. Die Installation von Windrädern im Deichvorland sorgt für Aufruhr. Es formiert sich Widerstand dagegen. Die Fredenbüller gründen eine Naturschutzinitiative „Sei (k)ein Frosch“, um die Rotbauchunke, die auf der roten Liste steht und in der Gegend heimisch ist, zu schützen. Die Fronten der Befürworter und Gegner laufen sogar mitten durch Familien. Selbst Oma Ahlbeck hat sich der Initiative angeschlossen. Doch dann wird in einer frisch gegossenen Betongrube der Ingenieur Norwin von der Firma WinWind samt Motorrad dort tot aufgefunden.
Die Aufregung im Ort ist groß. Hat es etwas mit dem Windpark zu tun oder steckt der ominöse amerikanische Gast, der in der Villa von HNO-Professor Müller-Siemsen wohnt, dahinter? Polizeiobermeister Thies Detlefsen hat vor dem Haus Autos mit Wiesbadener Kennzeichen gesehen und tippt auf das BKA sowie einen internationalen Fall.

Wieder einmal hat mir Krischan Koch eine humorvolle Lektüre bereitet, bei der ich herzlich lachen konnte. Wer die Serie noch nicht kennt, sollte sich am Dorfmittelpunkt in der Hidden Kist niederlassen, hier gibt es neben Pannfisch und Putenschaschlik auch Pasta. Die verschiedenen Rezepte hierfür finden sich natürlich im Buch. Aber neben dem Essen erfährt der Leser auch den neuesten Tratsch und Klatsch aus dem Ort, selbst polizeiliche Angelegenheiten werden hier besprochen.

Der spritzige Schreibstil von Krischan Koch konnte mich wieder begeistern. Ich liebe die schrägen, aber liebevoll gezeichneten Charaktere und auch die witzigen Dialoge. So fühlte ich mich als Mitglied der Fredenbüller Gemeinde. Viele Dinge sind überspitzt dargestellt, aber dadurch treten menschliche Sonderlichkeiten klarer hervor.

Ich fand das Buch kurzweilig, humorvolle Ereignisse sorgten für gute Unterhaltung und die Spannung wurde bis zum Schluss gehalten. Ein spannender Küstenkrimi mit viel Mutterwitz und besonderem Charme.

Veröffentlicht am 23.03.2018

Spannende Zeitreise

Kranichland
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Dieses Buch gehört zu meinen Lesehighlights 2018.

Es muss eine Verwechslung sein, denkt Theresa, als sie den Brief eines Notars erhält. Sie und ein gewisser Tom Halász haben gemeinsam ein Haus in Rostock ...

Dieses Buch gehört zu meinen Lesehighlights 2018.

Es muss eine Verwechslung sein, denkt Theresa, als sie den Brief eines Notars erhält. Sie und ein gewisser Tom Halász haben gemeinsam ein Haus in Rostock geerbt von Marlene, die vor kurzem verstorben ist. Doch Theresa weiß, dass ihre Schwester Marlene bereits 1971 bei einem Bootsunfall ums Leben gekommen ist. Wie kann dies möglich sein?

Johannes Groen hat als Kind unter dramatischen Umständen seine Mutter verloren. Jahre später macht er sich von Schlesien auf den Weg und kommt 1943 nach Rostock. Hier lernt er Elisabeth kennen und lieben. Sie gründen eine Familie, doch Johannes hat immer weniger Zeit, da er mit dem sozialistischen Aufbau beschäftigt ist. Gegen den Willen von Elisabeth zieht die Familie nach Ostberlin und Johannes macht Karriere beim Ministerium für Staatssicherheit. Die beiden Töchter Charlotte und Marlene sind sehr verschieden. Charlotte eifert ihrem Vater nach und Marlene ist künstlerisch veranlagt und hat eigenwillige Vorstellungen. In der Ehe von Johannes und Elisabeth kriselt es und sie verstricken sich in ein Geflecht aus Lügen und Geheimnissen, die Jahre später ans Licht kommen.

„Kranichland“ von Anja Baumheier ist ein bewegender Debütroman über das Schicksal der Familie Groen, die in Rostock und Ost-Berlin lebte. Über fast achtzig Jahre schildert der Roman deutsche Zeitgeschichte von Bombennächten, Wiederaufbau und Gründung der DDR, über das geteilte Deutschland und die Wende bis heute.

Die Autorin hat mich mitgenommen auf eine spannende Zeitreise und aufgezeigt, dass die Teilung Deutschlands sich nicht nur auf das Land beschränkte, sondern auch innerhalb Familien stattfand. Was man möglichst nach außen nicht zeigte. Die Charaktere wirkten auf mich authentisch, obwohl sie mir nicht alle sympathisch waren. Ihre Handlung konnte ich nachvollziehen, nach dem ich ihre Geschichte kannte. Stück für Stück werden die Geheimnisse der Familie aufgedeckt, so dass ich kaum das Buch aus der Hand legen konnte. Viel dazu beigetragen haben auch die unterschiedlichen Zeitebenen mit den politischen Bezügen.

Eine klare Leseempfehlung von mir für dieses sehr emotionale Buch.