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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.03.2021

Lesenswert

Einer muss doch anfangen!
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„Einer muss doch anfangen!“ ist die Geschichte der Familie Scholl mit besonderen Augenmerk auf Sophie Scholl. Wer war Lina Sofie, die sich später selbst mit ph schrieb und auch als Sophie in die Geschichtsbücher ...

„Einer muss doch anfangen!“ ist die Geschichte der Familie Scholl mit besonderen Augenmerk auf Sophie Scholl. Wer war Lina Sofie, die sich später selbst mit ph schrieb und auch als Sophie in die Geschichtsbücher einging?

Der Autor hat die Geschichte von Sophie Scholl in kleine gut zu lesende Kapitel eingeteilt. In jedem Kapitel findet man die passenden Fotografien und Bilder von der Familie Scholl und deren Freunden sowie den Wohnorten der Familie. Einiges weiß man aus dem Geschichtsunterricht, aber vieles war mir nicht so bekannt. Das Sophie Scholl mal ein begeistertes Jungmädel war, sogar 1935 Jungmädelschaftführerin wurde und die Zeltlager liebte, wußte ich zum Beispiel nicht. Die Begeisterung von Sophie für den Nationalsozialismus hielt nicht so lange an, aber sie hat mich trotzdem überrascht. Auch wusste ich wenig über die Eltern von Sophie Scholl und welchen Hintergrund sie hatte. Wie entstand der Name „Weiße Rose“? Und wer waren ihre Verbündeten?

Wenn man das Buch liest, ist es ein bisschen wie Geschichtsunterricht in der 6. Stunde. Manchmal etwas trocken und langatmig und dann wieder spannend und durch die Fotografieren nahbar und berührend. Ich fand es interessant zu erfahren, wer die junge mutige Frau mit dem großem Mut und der starken Einstellung war. Das Bild, was ich von Sophie hatte, wurde ausgebaut und erweitert.

Für Jugendliche vielleicht etwas trocken, aber trotzdem lohnenswert zu lesen. Da es viele kleine Kapitel sind, kann man es sich gut einteilen und mit knapp 200 Seiten ist es auch nicht zu viel Geschichte auf einmal. Lesenswert.


Veröffentlicht am 19.03.2021

Das hatte ich mir lustiger vorgestellt.

Das hatte ich mir grüner vorgestellt
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Das hatte ich mir lustiger vorgestellt.

Wenn Großstädter aufs Land ziehen oder sich einen Garten zulegen, dann gibt es in der Regel einiges zu Lachen. Ich mag solche Geschichten ganz gern, denn sie sind ...

Das hatte ich mir lustiger vorgestellt.

Wenn Großstädter aufs Land ziehen oder sich einen Garten zulegen, dann gibt es in der Regel einiges zu Lachen. Ich mag solche Geschichten ganz gern, denn sie sind unterhaltsam, kurzweilig und man kann sich ab und an wiedererkennen. Das hat diesmal leider nur teilweise funktioniert.

Der Autor erzählt von seinen Erfahrungen bei der Suche nach einem bezahlbaren Garten (irgendwann und irgendwo in MeckPomm). Gut drei Stunden Fahrt nehmen sie in Kauf, um eine marode Datscha und einen verwilderten Garten ihr eigen nennen zu können.

Die typischen Anfängerfehler werden korrekt durchgezogen und diese brachten mich durchaus zum Schmunzeln, aber der Rest leider weniger. Die Ossi-Wessi-Geschichten bzw. Vorurteile sollten doch nun langsam auch mal vorbei sein, aber hier wurden sie noch einmal aufgewärmt und haben bei mir zu keinem Lachanfall geführt. Auch die Klischees gegenüber den Schrebergartenbesitzern (Feinripp, Hose & Co.) waren nicht liebevoll ironisch, sondern platt. Vorallem das Nachahmen (Hose zu heiß gewaschen, damit sie schön eng sitzt, Sandalen usw.) empfand ich als "Nichtlustig". Vielleicht funktioniert so eine Parodie (wenn es denn eine sein soll) auf der Bühne gut, aber in einem Buch wirkt es eher herablassend als witzig. Das seine eigenen Witze nicht zünden, haben ihn die Handwerker (die er benötigte, da er zwei linke Hände hat) deutlich gezeigt und ich konnte sie gut verstehen.

Ach, das hätte gut werden können. So war es leider, für mich, nur eine nette oberflächliche Geschichte mit wenig Humor. Schade.

Veröffentlicht am 15.03.2021

Eine Wiener Familie

Wir bleiben noch
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Victor Jarno ist nicht der Schnellste. Nein, er ist eher behäbig und verschließt sehr gern die Augen, um nichts wahrnehmen zu müssen. Er will sich mit den Veränderungen der Politik, der Gesellschaft und ...

Victor Jarno ist nicht der Schnellste. Nein, er ist eher behäbig und verschließt sehr gern die Augen, um nichts wahrnehmen zu müssen. Er will sich mit den Veränderungen der Politik, der Gesellschaft und der eigenen Familie nicht auseinandersetzen. Doch dann trifft er seine Cousine und muss sich allem stellen.

Bei der großen Geburtstagsfeier der Oma treffen die verschiedenen Familienzweige aufeinander und die Stimmung ist alles andere als feierlich. Die Gräben sind schon vorhanden, die verletzten Seelen und die verhärteten Fronten werden weiterhin gepflegt. Als Leser saß ich zwischen den Familienmitgliedern und habe mich unwohl gefühlt. Die negative Stimmung, die gereizten Worte und unterschwelligen Angriffe fand ich bedrückend. Der Humor blitzte nur selten auf und dann war er schwarz und aber trotzdem gut.

Der Rechtsruck ist bei dieser Familie angekommen und Victor, der letzte Sozialdemokrat, fragt sich, wie das passieren konnte. Er blickt zurück, in die Vergangenheit, und stellt fest, dass die Gesellschaft gesättigt ist. Während die Nachkriegsgeneration alles aufbauen musste, konnte die nachfolgende Generation konsumieren. Doch sie sind nicht zufrieden, stellen Ansprüche, schauen nach links und rechts und neiden dem Nachbarn das Haus, das Glück und die Zufriedenheit. Aber warum?

Und dann kommt die Cousine Karoline aus dem Ausland zurück. Sie verlieben sich und die Familie zerreißt es endgültig. Die Gräben werden noch tiefer, das Unverständnis noch größer und die Kommunikation wird eingestellt. Die zerstrittenen Mütter sind schockiert und distanzieren sich von ihren Kindern. Das Liebespaar zieht sich zurück, schwelgt im Glück und zieht in das geerbte Haus der Oma. Doch es dauert nicht lange und die dunklen Wolken ziehen auf.

Das Buch liest sich gut und flüssig (bis auf die SMS-Nachrichten). Der Humor des Autors ist speziell und man muss sich erst daran gewöhnen. Ab und an konnte ich auch lachen, aber größtenteils empfand ich die Geschichte beklemmend, traurig und bedrückend. Dieser Familienzwist ist so real beschrieben, dass man fast schon Gänsehaut beim Lesen bekommt. Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr werden die Leben der Mütter ausgebreitet. Es tauchen immer mehr Details über Verletzungen auf, die nie angesprochen wurden, aber Narben hinterlassen haben und dafür sorgten, dass man sich entzweit. Es braucht etwas Muße, um in dieses Buch einzusteigen. Die Langsamkeit der Geschichte hat mich etwas ausgebremst. Manchmal hatte ich das Gefühl, sie bleibt stehen, doch dann ruckelte es weiter.

Ich muss zugeben, dass ich mit den Charakteren nicht so richtig warm geworden bin und am Ende auch ein klein wenig erleichtert war, als ich die letzte Seite umblättern konnte.

Veröffentlicht am 10.03.2021

Ich hatte etwas mehr Trump-Zeit erwartet.

Nichts als die Wahrheit
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James Comey hat im Auge des Orkans gearbeitet. Im weißen Haus. Beim Präsidenten. Jedoch weniger mit dem Präsidenten, denn dieser war weniger an ehrlicher, konstruktiver Manöverkritik interessiert, was ...

James Comey hat im Auge des Orkans gearbeitet. Im weißen Haus. Beim Präsidenten. Jedoch weniger mit dem Präsidenten, denn dieser war weniger an ehrlicher, konstruktiver Manöverkritik interessiert, was dazu führte, dass James Comey die Koffer packen musste und ersetzt wurde. Ich hatte gehofft, dass genau über diese Zeit wesentlich mehr berichtet wird. Das es tiefe Einblicke in die Arbeit mit Donald Trump gibt. Aber leider waren die Kapitel mit Donald Trump nur wenige und recht dünn. Davor beschreibt James Comey seine Biografie und erzählt anhand von Justizfällen, wie die amerikanische Rechtssprechung funktioniert oder eben nicht.

Ich fühlte mich bei den Fällen an die Romane von John Grisham erinnert. Nach dem dritten Roman kannte man den Ablauf und die Spannung sank rapide. Dies war hier leider auch so. Die Fälle wurden sehr ausschweifend beschrieben und für Nichtjuristen waren sie zwar interessant, aber auch recht trocken. Die Unterwanderung des amerikanischen Justizsystem wurde nicht so richtig herausgearbeitet, denn vordergründig drehte sich das Buch um die Karriere von James Comey.

Was jedoch sehr deutlich wurde, waren die Befürchtungen vom Autor, dass die USA ihre Demokratie aufgrund der vielen Lügen, Hetzen und Täuschungen verlieren könnte. Er hat deutlich aufgezeigt, dass das Vertrauen in das System bei vielen Menschen verloren gegangen ist. Viele Amerikaner:innen fühlen sich allein gelassen und nicht verstanden. Die daraus resultierende Wut und Ohnmacht könnte für die amrikanische Demokratie gefährlich werden.

Veröffentlicht am 07.03.2021

Leider bekam die Buchhandlung keine Hauptrolle

Die Buchhandlung zum Glück
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Ich bin wieder Opfer der Buchhandlungsbücher geworden. Jedes Mal, wenn ich ein Buch sehe, was von einer Buchhandlung handeln soll, werde ich schwach. Und fast jedes Mal muss ich mir eingestehen, dass ...



Ich bin wieder Opfer der Buchhandlungsbücher geworden. Jedes Mal, wenn ich ein Buch sehe, was von einer Buchhandlung handeln soll, werde ich schwach. Und fast jedes Mal muss ich mir eingestehen, dass es eben nicht die große Geschichte über eine Buchhandlung war. Auch hier trifft das Cover meinen Nerv, aber der Inhalt lässt mich nicht so ganz überzeugt zurück.

Fast jede Geschichte (dieser Bücher) fängt mit einem schweren Schicksal an. Diesmal erwischt es Natalie, die ihren Freund und ihre Mutter durch einen Unfall verliert. Sie muss sich nun um den demenzkranken Großvater kümmern und dazu eine völlig verschuldete Buchhandlung retten. Und so kommt es, wie es immer kommt...alle halten zusammen und werkeln und trommeln, um das Erbe der Mutter und das Haus des Großvaters zu erhalten. Dazu gibt es noch eine gute Portion Liebe, natürlich mit charakterlich recht unterschiedlichen Männern, die um die Protagonistin werben. Und Opa hat auch noch ein paar Überraschungen parat oder besser, im Haus stecken noch ein paar Überraschungen.

Der Tod und das schwierige Verhältnis von Mutter und Tochter wurde sehr ausschweifend behandelt. Die Rückblicke waren an sich ganz gut, aber viel zu langatmig und teilweise wiederholend. Die eigentliche Geschichte kam nicht voran und wurde immer vorhersehbarer. Leider schwankte auch Natalie immer wieder. Sie wußte nicht, was sie so wirklich wollte und strapazierte damit die Nerven der Leserin.

Ich fühlte mich außen vor und nicht mitgenommen. Eigentlich wollte ich am Ende nur noch, dass das Haus fertig renoviert und der Großvater versorgt wird. Die Liebesgeschichte wurde leider am Ende immer rosaroter und unrealistischer. Warum gibt es bei solchen Büchern keine realistischeren Enden?

Was ich wirklich schade fand, war die vergessene Buchhandlung. Jedes Mal hoffe ich, dass es in Buchhandlungsgeschichten auch um Bücher geht. Das ich unbekannte Bücher und Autor:innen kennenlerne und die Buchhandlung mit ihren Büchern (und nein nicht mit dem Kaffee und Kuchen) im Mittelpunkt steht.

So, war es nun wieder eine Familiengeschichte mit zu vielen oberflächlichen Themen und zu viel Liebeskitsch und zu wenig Buchhandlung.