Ein wichtiges Buch
Untenrum freiInhalt:
In sieben Kapiteln, die mit sehr persönlichen Erfahrungen gespickt sind, erzählt Margarete Stokowski von ihren eigenen Erlebnissen als Tochter, Schwester, Partnerin, Freundin, Angestellte, Mitarbeiterin ...
Inhalt:
In sieben Kapiteln, die mit sehr persönlichen Erfahrungen gespickt sind, erzählt Margarete Stokowski von ihren eigenen Erlebnissen als Tochter, Schwester, Partnerin, Freundin, Angestellte, Mitarbeiterin und Selbstständige. Sie schreibt über Liebe, Sex, darüber, was im Aufklärungsunterricht in der Schule schief läuft und über den Gender Pay Gap. Sie fordert einen Feminismus, der allen Menschen unabhängig ihres biologischen Geschlechts, ihrer Hautfarbe und Religion die gleichen Möglichkeiten zugesteht und räumt ausserdem mit Halbwahrheiten auf, indem sie die Bedeutung einiger Begriffe verständlich erklärt, diverse PhilosophInnen und WissenschaftlerInnen zitiert und nicht nur einen äusserst aufschlussreichen und detaillierten Quellennachweis mitliefert, sondern auch gleich noch eine Auflistung weiterführender Literatur.
Meine Meinung:
Ich bin nicht die einzige (und schon gar nicht die erste) Person, die dieses Buch am liebsten bereits im Teenageralter gelesen hätte. "Untenrum frei" plädiert für Selbstliebe und das genaue Benennen von Vorgängen im und am Körper, von Körperteilen, eigenen Wünschen und Vorlieben. Ich kann mir vorstellen, dass vor allem die Kapitel, in denen über die (sexuelle) Selbstbestimmung, über auf Augenhöhe geführte Beziehungen und faire Entlöhnung geschrieben wird, junge Menschen ansprechen. Zudem wird mit einigen Vorurteilen und Verallgemeinerungen aufgeräumt, es werden Anfeindungen erwähnt, die wir wohl alle aus unserem Alltag kennen und gleich noch angeführt, wie man damit umgehen kann, damit man erstens nicht selber daran zugrunde geht und zweitens auch noch aufklären, kontern und es selber in Zukunft besser machen kann.
Margarete Stokowski steht ein für junge Menschen, die sich in ihrem Körper und mit ihre Sexualität unsicher fühlen, die von ihren Familien nicht verstanden oder akzeptiert werden und die eine durch pinke und hellblaue Spielsachen geprägte Kindheit hatten und nun nicht wissen, wie sie sich von diesen vorgefertigten Bildern lösen und ihren Kindern später mehr Möglichkeiten aufzeigen können. Ausserdem erhebt sie ihre Stimme für Frauen, die eigentlich selbstbestimmt wären und dann durch die Geburt ihres ersten Kindes in mittelalterliche Rollenverhältnisse zurückgeworfen werden, die trotz gleicher Ausbildung und gleicher Arbeit nicht die gleichen Löhne bekommen, wie ihre männlichen Mitarbeiter und für Menschen, die sexuelle Gewalt, Diskriminierung und diverse Verunsicherungen erlebt haben und sich nicht selber wehren können.
Schreibstil:
Sprachlich ist dieses Buch ebenfalls sehr gelungen, da es offensichtlich von einer äusserst emanzipierten und intellektuellen Philosophin und Sozialwissenschaftlerin geschrieben worden ist, aber stets einfach gehalten ist, in kurzen, thematisch geordneten Kapiteln auf verschiedenste - meiner Meinung nach sehr wichtigen Themen - eingeht und dabei immer sehr verständlich bleibt. Neue oder eventuell mit Vorurteilen behaftete Begriffe werden ausserdem einfach und nachvollziehbar erklärt und mit ausreichend vielen Belegen, Nachweisen und weiterführender Literatur ergänzt.
Meine Empfehlung:
"Untenrum frei" ist provokativ und kritisch, aber vor allem auch sehr informativ und fundiert und ein Buch, das wirklich alle gelesen haben sollten. Es räumt mit Vorurteilen auf, liefert Erklärungen, Belege, Beispiele und Diskussionsgrundlagen und ist doch nie belehrend oder gar schwer verständlich, sondern aufgrund der vielen Beispiele (leider) komplett aus dem Leben gegriffen.