Pathetisch und ohne viele neue Ideen
Ungezähmt"Vielleicht war Eva uns niemals zur Warnung gedacht. Vielleicht war sie uns zum Vorbild gedacht.
Gesteh dir dein Verlangen ein.
Iss den Apfel.
Lass es brennen."
(S. 136)
Meine Meinung:
Die Tatsache, dass ...
"Vielleicht war Eva uns niemals zur Warnung gedacht. Vielleicht war sie uns zum Vorbild gedacht.
Gesteh dir dein Verlangen ein.
Iss den Apfel.
Lass es brennen."
(S. 136)
Meine Meinung:
Die Tatsache, dass dies meine erste Rezension im Mai ist, weil ich so lange gebraucht habe, um dieses Buch zu lesen und dass ich mich auch so lange vor dem Schreiben der Rezension gedrückt habe, sagt eigentlich schon alles...
Das Buch wollte ich unbedingt lesen, weil Maria Christina Piwowarski in der Corona-Zeit oft empfohlen hat und weil ich es mir deshalb vor bald fünf Jahren auf die Wunschliste gepackt habe. Ein feministisches Buch einer Autorin, die selber hart mit sich ins Gericht geht, kritisch mit eigenen Glaubenssätzen umgeht und auch klar benennt, welche strukturellen Probleme oft zu Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten führen? Klingt super. Und der Anfang hat mich auch ehrlich begeistert. Leider folgt nun ein Aber (oder zwei): erstens hat mich gestört, wie repetitiv und abgedroschen viele Überlegungen und Phrasen sind. Vielleicht habe ich auch einfach schon so viele gute, differenzierte, kluge und ehrliche feministische Literatur gelesen, dass mich die "Erkenntnisse", welche Doyle hier präsentiert, nicht vom Hocker gehauen haben. Zweitens stört mich auch, wie sich Doyle oft hinter ihrer Spiritualität versteckt. Nicht, weil mich solche Themen in Büchern stören, sondern weil diese Stellen im Buch so aufgesetzt und pathetisch wirken, dass ich mich beim Lesen unwohl gefühlt habe. Doyle ist sich ihrer Massenwirksamkeit sehr bewusst, sie weiss, dass sie vor allem von (sehr, sehr vielen) weissen, christlichen, mit Männern verheirateten und kinderreichen Amerikanerinnen gelesen wird und diese Zielgruppe spricht sie auch sehr gezielt an. Besonders irritiert haben mich ihre ach so neuen Selbsterkenntnisse in Bezug auf ihre eigenen Privilegien. Ich muss leider zugeben, dass es echt nicht immer einfach war, Empathie für diese Frau zu empfinden, die in der Mitte ihres Lebens plötzlich bemerkt hat, dass beispielsweise Schwarzen Menschen, respektive natürlich allen BiPoC (und auch hier vor allem Frauen) andere Steine in den Weg gelegt werden, als einer weissen Frau...
Ich ziehe aber ehrlich meinen Hut vor der Offenheit, mit der Doyle über ihre Fehler und ihr eigenes Lernen berichtet und mir ist bewusst, dass die Bubble, in der sie aufgewachsen ist, dazu geführt hat, dass sie sich ihrer eigenen Position nicht bewusst war. Auch finde ich es beeindruckend, dass sie ihre Wut und ihre aus ihrem neuen Lebensentwurf gewonnene Kraft dazu genutzt hat, ein grosses gemeinnütziges Netzwerk ins Leben zu rufen, das jährlich unzähligen Menschen, mir Rat, Tat und grossen finanziellen Beträgen unter die Arme greift.
Meine Empfehlung/Fazit:
Ich denke, dass dieses Buch ein sehr guter Einstieg ins Thema sein und vielen Menschen Gedankenanstösse, Hilfestellungen und Hoffnung schenken kann. Mir persönlich ging das Buch zu wenig weit und vor allem habe ich mich mit dem aufgesetzten Pathos sehr schwer getan. Das Buch kommt in einen Bücherschrank und wird hoffentlich in die richtigen Hände fallen, damit es noch viel Gutes bewirken kann.