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Veröffentlicht am 17.07.2019

Ein tolles Buch über Frauen, die man (noch) nicht kennt, aber kenne sollte - herrlich!

Kick-Ass Women
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Das ist eins der Bücher, die ich mir als Jugendliche gewünscht hätte, denn darin werden lauter Frauen vorgestellt, die zum Vorbild taugen. Die meisten waren mir bisher unbekannt und ich finde es super, ...

Das ist eins der Bücher, die ich mir als Jugendliche gewünscht hätte, denn darin werden lauter Frauen vorgestellt, die zum Vorbild taugen. Die meisten waren mir bisher unbekannt und ich finde es super, dass Mackenzi Lee ihnen ein Denkmal in Buchform gesetzt hat. Sie haben es allesamt verdient!

Aber der Reihe nach. Vorgestellt werden 52 Frauen, die auf ihre Weise Großartiges geleistet haben. Das Schöne ist aber, es sind Frauen, die weitestgehend in Vergessenheit geraten sind. Dass Meckenzi Lee nicht auf die üblichen Verdächtigen zurückgegriffen hat, über die wir ja eh schon einiges wissen und vor allem reichlich Literatur vorliegen haben, ehrt sie.

Rein sprachlich merkt man, dass sich Lee eher an Jugendliche bzw. junge Frauen richtet, aber auch ich als „gestandenes Weibsbild“ war insgesamt angetan. Die Zielgruppe – da bin ich mir sicher – wird ihre helle Freude an dem Buch haben, denn das Buch fasst das Leben der 52 Frauen auf jeweils zwei bis drei Textseiten sowie jeweils einer Bildseite sehr gut zusammen. Wie gesagt richtet sich das Buch offenbar an Jugendliche. Die Frauen sind allesamt „cool“, „kick-ass“ und auch sonst ist die Sprache eher ungezwungen. Aber gerade das macht auch einen großen Reiz des Buches aus.

Die Texte sind jeweils kurz gehalten; Leser*innen sollten allzu nicht allzu tiefschürfende Biografien erwarten – teilweise ist das auch aus Mangel an Informationen schlicht nicht möglich. Aber das Buch macht Lust auf mehr und so trifft es sich gut, dass Lee am Ende des Buches noch weiterführende Lesetipps anbietet.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen und durch die schöne Aufmachung bietet es sich geradezu als Geschenk an!

Veröffentlicht am 17.07.2019

Kann man lesen, muss man nicht

Ein perfider Plan
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Es gibt sie noch, die Bücher, die mich ein bisschen enttäuschen. Nicht falsch verstehen: "Ein perfider Plan" ist kein schlechtes Buch. Ich hatte mir nur mehr davon erwartet.

Es gab beim Lesen für mich ...

Es gibt sie noch, die Bücher, die mich ein bisschen enttäuschen. Nicht falsch verstehen: "Ein perfider Plan" ist kein schlechtes Buch. Ich hatte mir nur mehr davon erwartet.

Es gab beim Lesen für mich vor allem zwei Probleme: Den Ich-Erzähler Horowitz und die fehlende Spannung. Na gut, der fehlende Esprit hat auch dazu beigetragen, dass ich insgesamt ziemlich enttäuscht zurückgelassen wurde. Dabei hätte der Roman wirklich grandios sein können!

Zugegebenermaßen bin ich mir nicht ganz sicher, ob nicht ein Teil der Schuld bei der deutschen Übersetzung zu finden ist. Das englische Original kenne ich nicht und womöglich ist es witziger als die deutsche Übersetzung vermuten lässt. Keine Ahnung, ob ich mir jemals das Original antun werde. Vorerst bin ich froh, das Buch überhaupt bis zum Ende gelesen zu haben. So lange habe ich schon lange nicht mehr für ein Buch dieser Kategorie gebraucht. Dass ich mehr als eine Woche für ein mehr als seichtes Buch gebraucht habe, sagt mehr über dessen Qualitäten aus, als es meine Worte je könnten.

Und doch ist das Buch nicht gänzlich schlecht. Ich vermute, dass meine Erwartungshaltung relativ hoch war. Zum einen habe ich "Ein perfider Plan" tatsächlich für viel Geld als Hardcover-Ausgabe im Buchlanden gekauft, zum anderen ließen mich die Kritiken, die ich gelesen hatten, auf ein etwas abseitigeres und vor allem wesentlich witzigeres Leseerlebnis hoffen. Aber zumindest die deutsche Fassung ist wenig witzig.

Der Kriminalfall selbst steht ganz in der Tradition der klassischen Whodunits von Agatha Christie und Arthur Conan Doyle, Ähnlichkeiten mit Holmes und Watson sind durchaus erwünscht. Dabei ist Hawthorne - natürlich - der geniale Ermittler, während der Ich-Erzähler - Horowitz höchstpersönlich - die Funktion Watsons übernimmt. Das alles könnte Spaß machen, wäre Horowitz nicht so ein überaus unangenehmer Charakter. Das ist insofern eine interessante Meldung, weil Hawthorne der Unsympath sein soll, wenn es nach Horowitz geht.

Der Fall selbst ist ganz nett: Die Frage, wie es sein kann, dass eine Frau nur wenige Stunden, nachdem sie ihre eigene Beerdigung geplant hatte, ermordet wird, verspricht einen interessanten Fall. Aber leider bläht Horowitz seinen Roman dermaßen auf - vor allem mit seinen wenig interessanten und noch weniger amüsanten Hollywood-Geschichten -, dass der Fall viel zu oft in den Hintergrund gerät und der ganze Roman viel zu langatmig wird. Ganz bestimmt ist einiges davon mir einem Augenzwinkern geschrieben worden, aber es war für mich dennoch ermüdend und viel zu oft Füllmaterial, das mich vom Wesentlichen abgelenkt hat.

Und so kam es immer wieder vor, dass ich das Buch tagelang liegen ließ, um es dann mehr oder weniger gequält weiterzulesen.

Richtig schlimm wird es - und das ist definitiv ein Manko der deutschen Veröffentlichung - im letzten Kapitel, in dem es unter anderem um den Buchtitel geht. Das ganze Kapitel ergibt, da das Buch in der deutschen Fassung "Ein perfider Plan" statt richtig übersetzt "Das Wort ist Mord" heißt, überhaupt keinen Sinn. Das sind Momente, in denen ich den Kopf schüttele.

Wie gesagt: Das Buch ist nicht schlecht. Es hat seine Momente, aber die sind zu selten, als dass ich es ernsthaft weiterempfehlen kann. Das letzte Kapitel macht - wenn auch nicht zwingend in der unsinnigen deutschen Fassung - durchaus Hoffnung, dass der zweite Teil der angepeilten Serie besser wird. Ob ich mir einen zweiten Teil tatsächlich antun werde, steht auf einem anderen Blatt geschrieben.

Veröffentlicht am 17.07.2019

Zu wenig Biss

Zornfried
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Eine gute Satire zu schreiben, ist meiner Meinung nach sehr schwer und ich muss zugeben, dass mich die wenigsten als Satire angepriesenen Werke tatsächlich überzeugen. Dazu gehört nun auch "Zornfried", ...

Eine gute Satire zu schreiben, ist meiner Meinung nach sehr schwer und ich muss zugeben, dass mich die wenigsten als Satire angepriesenen Werke tatsächlich überzeugen. Dazu gehört nun auch "Zornfried", von dem ich mir wesentlich mehr erwartet hatte.


"Zornfried" ist nicht schlecht, aber das Satirische ist mir persönlich zu unterschwellig und tatsächlich hätte ich mir wesentlich mehr Biss gewünscht. Letztlich ist "Zornfried" aber leider eher harmlos geraten, obwohl es die Thematik hergegeben hätte, so richtig loszulegen. Schade.

Nun möchte ich den Roman nicht völlig abtun. Jörg-Uwe Albig hat ein durchweg gutes Tempo für seine Geschichte gewählt. Als sehr positiv habe ich auch empfunden, dass Albig die Geschichte nicht sinnlos aufgebläht hat. Tatsächlich ist "Zornfried" sprachlich sehr gut gelungen. Lediglich inhaltlich wurde mir letztlich zu wenig geboten. Am Ende habe ich mich doch gefragt, was das Ganze eigentlich soll.

Aus meiner Sicht ist "Zornfried" aber nicht nur als Satire zu harmlos geraten. Auch abseits der Satire war mir der Roman zu spannungslos, zu wenig unterhaltsam. Dank der Kürze habe ich das Buch bis zum Ende gelesen, wäre es länger gewesen, hätte ich aber meine Schwierigkeiten gehabt.

Veröffentlicht am 17.07.2019

Sehr spannender Pageturner, der allerdings zum Ende in zu konstruiert ist

The Mayfly - Die Chemie des Bösen
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Dieser Thriller hat mich über weite Strecken gut unterhalten. James Hazel hat einen guten Schreibstil und die Grundidee des Ganzen ist durchaus interessant. Allerdings muss ich zugeben, dass Nazis als ...

Dieser Thriller hat mich über weite Strecken gut unterhalten. James Hazel hat einen guten Schreibstil und die Grundidee des Ganzen ist durchaus interessant. Allerdings muss ich zugeben, dass Nazis als Schurken bei mir immer gehen. Aber auch abseits davon hat Hazel einen in der Summe spannenden Thriller geschaffen, der vor allem mit einem ausgesprochen angenehmen Protagonisten und einigen interessanten Nebenfiguren aufwartet.

Hazel fackelt nicht lange: Bereits im ersten Kapitel werden die LeserInnen mit einem überaus grausamen "Selbst"mord konfrontiert und auch im weiteren Verlauf schafft es Hazel, das Tempo zu halten und damit die LeserInnen an das Buch zu fesseln. Mir hat das sehr gefallen, zumal trotzdem Zeit bleibt, die verschiedenen Charaktere ordentlich zu positionieren. Die Zeitsprünge sind durch die Kapitelüberschriften, die in der Vergangenheit spielen, gut nachzuvollziehen, so dass der Lesefluss nicht unterbrochen wird.

Das einzige nennenswerte Manko des Romans ist das letzte Viertel, das mir persönlich zu viele Unwahrscheinlichkeiten bot und dadurch konstruiert wirkte. Auch die Handlungen der Bösewichter, die sich jahrzehntelang bedeckt hielten, sind plötzlich erschreckend dilettantisch. Es ist fast so, als hätte James Hazel im letzten Viertel zum Ende kommen müssen und das Konstrukt, das er so sorgfältig aufgebaut um der Seitenzahlen willen aufgegeben. Das ist tatsächlich ein bisschen schade.

Trotzdem hat mir "The Mayfly" in der Summe gefallen und ich bin einem zweiten Teil nicht abgeneigt.

Veröffentlicht am 17.07.2019

Tolle Fortsetzung - funktioniert auch, wenn man den Vorgänger nicht kennt

The Fourth Monkey - Das Mädchen im Eis
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J. D. Barkers "The Fourth Monkey" - der erste Teil der Reihe - steht schon lange auf meinem Wunschzettel, aber wie das so ist: bisher kam ich nicht dazu, ihn zu lesen. Und nun das: Bei einer Buchverlosung ...

J. D. Barkers "The Fourth Monkey" - der erste Teil der Reihe - steht schon lange auf meinem Wunschzettel, aber wie das so ist: bisher kam ich nicht dazu, ihn zu lesen. Und nun das: Bei einer Buchverlosung habe ich den zweiten Teil gewonnen. Und wie das so ist: Ich habe den zweiten Teil nun gelesen, ohne den ersten Teil zu kennen. Das hat wunderbar funktioniert, denn Barker hat durchaus geschickt die Geschehnisse im Vorgänger-Roman immer wieder einfließen lassen - und zwar ohne, dass sich Kennerinnen des ersten Teils ärgern werden.

Somit wäre also das Zweitwichtigste geklärt: "Das Mädchen im Eis" lässt sich auch dann gut lesen, wenn man den ersten Teil nicht kennt. Was ich aber tun werde: Ich werde schnellstmöglich auch noch den ersten Teil lesen, denn Barker hat einen tollen Thriller abgeliefert. Aber der Reihe nach:

"The Fourth Monkey - Das Mädchen im Eis" beginnt mit dem besagten Mädchen aus dem Titel des Buches. Sam Porter, der Mann, der im ersten Teil den Serienmörder Anson Bishop verfolgte, wird zu dem Fall herangezogen. Er und seine Kollegen machen sich auf die Jagd nach dem Mörder, der bereits das nächste Mädchen entführt hat.

Barker hat das Netz ordentlich ausgelegt. Im Verlauf der Geschichte war es oft so, dass ich dachte: "Verdammt! Warum hat Barker das schon jetzt verraten?", nur um später festzustellen, dass er doch nichts zu früh verraten hat. Mir hat das sehr gefallen, denn es dürfte auch anderen geübten Thriller-Leser
innen so gehen wie mir. Das Legen falscher Fährten - so sie denn nicht völlig absurd sein sollen - ist eine Kunst, gerade bei heutigen Thrillern, wo es ja fast schon erwartet wird. Umso schöner, dass es diesmal funktioniert hat.

Überhaupt schaffte es Barker immer wieder, meine Gefühlspalette anzuregen: Und zwar nicht, wie es so viele andere Schriftsteller versuchen, über Ekel oder Abscheu, sondern über Mitgefühl. Tatsächlich haben mir die Opfer leid getan. Als er beim zweiten Opfer den Tod beschreibt, musste ich kurz weinen, weil er es so gut geschrieben hat, ohne dabei unnütze Grausamkeit an den Tag zu legen. Im Gegenteil. Aber auch die weiteren Opfer sind nie reine Staffage. Sie alle werden seitens Barker mit Respekt behandelt, so dass die Leserinnen mit ihnen fiebern, zittern, leiden können. Auch das hat mir gefallen, auch das hebt diesen Thriller positiv von ähnlichen Vertretern des Genres ab.

Ja, das Buch hat seinen Schwächen, es gab Passagen, die mir persönlich etwas zu langatmig waren, es gab ein paar Ermüdungserscheinungen. Auch habe ich mich irgendwann gefragt, was das eigentlich alles soll. Auf mich wirkte die Erzählung streckenweise zu ausgeklügelt, als dass es noch realistisch wäre, vor allem aber war mir das wesentliche, übergeordnete Motiv nicht ersichtlich. Und dann kam das letzte Kapitel und das war so grandios, ordnete alles so, dass aus dem Chaos ein "Ach was!"-Moment wurde.

Wenn ein Buch es schafft, dass ich erst mit dem letzten Kapitel, mit dem letzten Satz das Puzzle vervollständigen kann, und ich auf dem Sofa sitze und trotz eines Cliffhangers begeistert bin, dann verzeihe ich selbst kurze Durchhänger, die sich vorher womöglich in den Roman eingeschlichen haben. Und so ist es mir bei "Das Mädchen im Eis" gegangen. Ich mag zwar zwischendurch meine Zweifel gehabt haben, aber das Ende dieses Teils der Reihe hat mich schlicht und ergreifend begeistert zurückgelassen.

Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass Barker ein Einsehen mit seinen Leser
innen hat und bald einen dritten Teil abliefert (der hoffentlich auch gut ist).