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Veröffentlicht am 22.06.2024

Spannend, unterhaltsam und mit einer tollen Protagonistin

Das falsche Blut (Ishikli-Caner-Serie 2)
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"Das falsche Blut" ist der zweite Teil einer geplanten Trilogie rund um die - im zweiten Teil - ehemalige Auftragskiller Ishikli Caner. Die ist mittlerweile als Agentin des deutschen militärischen Abwehrdienstes ...

"Das falsche Blut" ist der zweite Teil einer geplanten Trilogie rund um die - im zweiten Teil - ehemalige Auftragskiller Ishikli Caner. Die ist mittlerweile als Agentin des deutschen militärischen Abwehrdienstes (MAD) tätig und in Paris untergetaucht. Doch mit dem Untertauchen ist das so eine Sache: Als nämlich ein kleines Mädchen auftaucht, dessen Mutter in einem Schusswechsel getötet wurde, wird Ishikli auf den Fall angesetzt.

"Das falsche Blut" ist nicht nur das zweite Buch einer geplanten Trilogie, sondern auch erst der zweite (veröffentlichte) Roman - und Thriller! - von Philipp Gravenbach.

Gravenbach schafft es, dass "Das falsche Blut" zwar eine Fortsetzung ist, aber dennoch auch dann sehr gut funktioniert, wenn man den Vorgänger nicht gelesen hat. Das schreibe ich aus eigener Erfahrung, denn ich habe "Der 8. Kreis" tatsächlich noch nicht gelesen, werde das aber definitiv nachholen.

"Das falsche Blut" hat mir aus verschiedenen Gründen gefallen: Zum einen gefällt mir die Heldin des Thrillers. Ishikli Caner war mir sofort sehr sympathisch. Sie hat einerseits aufgrund ihrer bisherigen Lebensweise eine harte Schale, andererseits ist sie sehr menschlich - ein bisschen wie zum Beispiel Ellen Ripley aus den "Alien"-Filmen oder Furiosa aus "Mad Max: Fury Road".

Mir hat auch sehr gefallen, dass Philipp Gravenbach so schreibt, dass ich oft vor meinem inneren Auge einen Film laufen hatte. Tatsächlich kann ich mir durchaus vorstellen, mir eine Serie oder einen Film rund um Ishikli Caner anzusehen.

Auch die Nebenfiguren sind stark. Da gibt es Hauptkommissar Meissner, der nebst Kollegin Yvonne Cassel zum Mordschauplatz gerufen wird und mit ihr gemeinsam versucht, aus dem Mädchen schlau zu werden. Außerdem gibt es mit Vincent und Gislayne O'Connor sowie deren Boss Ikarus interessante Antagonisten.

Mir persönlich hat auch gefallen, dass ganz reale Missstände, wie zum Beispiel Menschenhandel, moderne Sklaverei mitten in Europa und so weiter, sehr unterhaltsam und ohne erhobenen Zeigefinger in die Story eingeflochten wurden.

Vor allem aber stimmt das Tempo. Der Thriller lässt sich super lesen und mir fiel es teilweise schwer, ihn beiseite zu legen. "Das falsche Blut" ist ein Pageturner im wahrsten Sinne des Worte.

Es gibt einzelne Schwächen: Teilweise hätte ich mir etwas mehr Details gewünscht. Bei einem Thriller sind mir Tempo und Spannung sehr wichtig. Ich muss also nicht seitenlange Charakterisierungen oder Proust'sche Detailverliebtheit geboten bekommen, aber manche Interaktionen hätten für mich mit etwas mehr Hintergrund-Informationen besser funktioniert, weil sie mehr Sinn ergeben hätten. Zudem hat mich persönlich gestört, dass Wörter kursiv geschrieben wurden, um Betonungen zu verdeutlichen. Das ist ein Mittel, das ich generell nicht besonders mag.

Alles in allem wurde ich aber super unterhalten. Ishliki Caner ist eine tolle Protagonistin, das Tempo ist rasant und auch wenn es zum Ende hin die Action nicht allzu realistisch ist, hatte ich einen Riesenspaß bei der Lektüre - und im Finale erfährt man sogar, was es mit dem falschen Blut auf sich hat.

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Veröffentlicht am 14.06.2024

Leider voller Klischees

Hat irgendjemand Oscar gesehen?
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Leslie Connors "Hat irgendjemand Oscar gesehen?" wird vom Verlag für Leserinnen ab 10 Jahren empfohlen, also habe ich es gemeinsam mit meinem Sohn gelesen.

Erzählt wird die Freundschaft zwischen Aurora ...

Leslie Connors "Hat irgendjemand Oscar gesehen?" wird vom Verlag für Leserinnen ab 10 Jahren empfohlen, also habe ich es gemeinsam mit meinem Sohn gelesen.

Erzählt wird die Freundschaft zwischen Aurora und Oscar, die in einer Kleinstadt in Maine leben. Auch wenn es im Roman nie direkt erwähnt wird, ist Oscar offenbar Autist, während Aurora anscheinend ADHS hat.

Grundsätzlich spielt die Geschichte in einer heilen, stark romantisierten Welt: Die Eltern von Aurora freunden sich ebenso schnell mit der (alleinerziehenden) Mutter von Oscar an wie Aurora mit Oscar. Sie verdienen ihr Geld unter anderem damit, dass sie ihr altes Haus am Strand an Touristen vermieten. Die Nachbarn haben eine Blaubeer-Plantage und verdienen sich ein Zubrot mit frisch gebackenem Blaubeer-Kuchen und so weiter und so fort. Es gibt keine nennenswerten Konflikte.

Probleme werden allenfalls am Rande thematisiert: dass Aurora wegen ihrer lauten, impulsiven Art ab und zu Probleme mit den Mitschüler
innen hat, Oscar von den meisten Mitschüler*innen komplett ignoriert wird, Hänseleien finden praktisch nicht statt und so weiter. Die Erwachsenen aber sind alle auffallend verständnisvoll - vor allem in Bezug auf Oscar.

Gut herausgearbeitet sind einige Aspekte von Oscars Autismus-Spektrum; allerdings ist schade, dass Frau Connor - obwohl sie eigentlich Vorbehalte abbauen und Toleranz bzw. Akzeptanz für Autisten und andere Ausprägungen der Neurodiversität vermitteln möchte - ziemlich viele Klischees verarbeitet. Von allen Möglichkeiten hat sie sich dafür entschieden, dass Oscar als kindliche Version von Raymond Babbitt aus dem Film "Rain Man" (allerdings statt "Zahlengenie" ein Vogelliebhaber) endet.

Zudem wird die Geschichte zwar vor allem aus Auroras Perspektive beschrieben, auch andere Personen bekommen eigene Kapitel und viele Seiten spendiert. Von all diesen Figuren erhält ausgerechnet Oscar die wenigsten Kapitel, die sich mit seiner Sicht befassen. Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass er die Hauptfigur des Romans ist. Und es ist schade.

Hier zeigt sich leider, dass Leslie Connor nur die Außenperspektive zum Thema Neurodiversität "recherchiert" hat. Menschen mit Asperger-Syndrom oder ADHS etc. wurden von ihr nicht kontaktiert, sondern nur zwei Eltern und ein Geschwisterteil. Dafür, dass sie laut eigener Aussage (in ihren Anmerkungen zum Buch) "die Figuren gut hinbekommen" wollte, ist das zu wenig.

Ohne Frage: Bei "Hat irgendjemand Oscar gesehen?" handelt es sich - für Außenstehende - um einen warmherzigen Wohlfühl-Roman, der das Thema Neurodiversität für Kinder aufarbeitet - wenn auch einseitig, weil der Heile-Welt-Charakter im Vordergrund steht. Und ganz offensichtlich ist Leslie Connor mit viel gutem Willen ans Werk gegangen. Aber wenn man bedenkt, welchen Anspruch sie in ihren Anmerkungen formuliert, dann muss man konstatieren, dass sie gescheitert ist.

Mein Sohn fand das Buch durchaus nett zu lesen, konnte aber zum Beispiel seinen besten (autistischen) Freund darin nicht wiederfinden und so nichts für sich mitnehmen. Im echten Leben entsprechen die meisten Menschen mit Autismus bzw. Asperger-Syndrom eben nicht den Klischees wie Oscar.

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Veröffentlicht am 12.06.2024

Düsterer Kriminalroman mit Pageturner-Qualitäten

Dein finsteres Herz
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"Dein finsteres Herz" hat mir so gut gefallen, dass ich den Kriminalroman binnen eines Tages gelesen haben; insofern hat er definitiv Pageturner-Qualitäten, obwohl sich Autor Tony Parsons genug Zeit nimmt, ...

"Dein finsteres Herz" hat mir so gut gefallen, dass ich den Kriminalroman binnen eines Tages gelesen haben; insofern hat er definitiv Pageturner-Qualitäten, obwohl sich Autor Tony Parsons genug Zeit nimmt, vor allem die Hauptfiguren seines Romans sorgfältig auszuarbeiten.

Hauptfigur Max Wolfe ist so angelegt, dass es definitiv Spaß machen wird, ihm auch in weiteren Fällen über die Schulter zu gucken. Sein erster Fall ist schon ein schwerer Brocken.

Mir hat gefallen, dass bis zum Ende weitestgehend unklar ist, wer eigentlich der Täter ist, ohne dass Tony Parsons auf billige Twists setzen muss. Vielmehr sind sowohl das Finale als auch die Auflösung weitestgehend stimmig. Klar kann man das Haar in der Suppe finden, aber für mich hat weitestgehend alles gepasst - auch stimmungsmäßig.

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Veröffentlicht am 10.06.2024

Solider Krimi mit sympathischen Protagonist*innen

Lost Places
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Die Story an sich hat mir gefallen. Sehr schön fand ich auch, dass Menschen unterschiedlichster Herkunft ihren Eingang in die Geschichte gefunden haben und dadurch Diversität widergespiegelt wurde, die ...

Die Story an sich hat mir gefallen. Sehr schön fand ich auch, dass Menschen unterschiedlichster Herkunft ihren Eingang in die Geschichte gefunden haben und dadurch Diversität widergespiegelt wurde, die es auch in der Realität gibt.

Auch das Erzähltempo ist durchweg gelungen. Es gibt keine nennenswerten Längen und auch keine überhasteten Passagen; Autor Norbert Horst hat zudem zwischendurch immer wieder Zeit, seine Charaktere ordentlich zu präsentieren, so dass deren Handlungen nachvollziehbar sind.

Gestört hat mich allerdings die sprachliche Umsetzung. Ich habe nichts dagegen, dass Autor*innen umgangssprachlich schreiben. Aber Norbert Horst schreibt sehr umgangssprachlich. Vor allem gibt es keinen erkennbaren Unterschied zwischen Erzähler-Sprache und der seiner unterschiedlichen Charaktere. Ein arroganter Psychiater spricht im Wesentlichen genauso wie ein einfacher Arbeiter, ein Neonazi genauso wie ein Journalist und so weiter und so fort - und alle verwenden sie übermäßig oft das Wort "Ja" als Füllwort. Das war auffallend und im Verlauf der Geschichte teilweise sehr störend.

Alles in allem ließ sich der Kriminalroman schnell lesen. Er hatte seine spannenden Momente und war insgesamt flüssig geschrieben. Ich hätte mir etwas mehr Sorgfalt bei den Formulierungen gewünscht, der sprachlichen Umsetzung, aber grundsätzlich wurde solide Arbeit abgeliefert.

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Veröffentlicht am 08.06.2024

Abgründe in Hollywood

Alles schweigt
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Mich haben vor allem die Pageturner-Qualitäten von "Alles schweigt" überrascht. Der Roman lässt sich sehr schnell lesen; tatsächlich fiel es mir immer schwer, ihn beiseite zu legen. Am liebsten hätte ich ...

Mich haben vor allem die Pageturner-Qualitäten von "Alles schweigt" überrascht. Der Roman lässt sich sehr schnell lesen; tatsächlich fiel es mir immer schwer, ihn beiseite zu legen. Am liebsten hätte ich ihn in einem Rutsch gelesen.

"Alles schweigt" spielt in Los Angeles und widmet sich dem Moloch Hollywood. Dabei tun sich Abgründe auf, die teils schwer zu ertragen sind - und das schlimmste daran ist, dass alles so nah an der Realität ist (Weinstein, Epstein & Co.), dass man meinen könnte, dies alles könnte sich tatsächlich so zugetragen haben oder immer noch so zutragen.

Es gibt einige Gewaltspitzen, aber im Grunde genommen ist das wahre Grauen, wie korrupt alle sind und was die Reichen und Mächtigen in Hollywood alles ungehindert tun können. So gesehen befindet sich Jordan Harper in guter Gesellschaft anderer Los-Angeles-Autoren wie James Ellroy.

Jordan Harpers Erzählungsstil gefällt mir sehr. Die Übersetzung scheint gelungen zu sein.

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