Breit und tief genug
“All about Africa - Was du über den Kontinenten wissen solltest” ist ein Sachbuch von Stève Hiobi. Hiobi - geboren in Kamerun, aufgewachsen in Deutschland - ist ein Afrofluencer und informiert in dieser ...
“All about Africa - Was du über den Kontinenten wissen solltest” ist ein Sachbuch von Stève Hiobi. Hiobi - geboren in Kamerun, aufgewachsen in Deutschland - ist ein Afrofluencer und informiert in dieser Eigenschaft auf Social Media über den afrikanischen Kontinenten, räumt mit Vorurteilen auf, erkundet die Geschichte und Kultur und wirft einen Blick hinter die negativen Schlagzeilen. Und das tut er nun auch in Form dieses Buches.
In überschaubaren Kapiteln führt Hiobi durch eine Auswahl der 54 Staaten des afrikanischen Kontinents, berichtet mal über (untergegangene) Kulturen und Königreiche, die koloniale Vergangenheit und deren Auswirkungen, modernen Imperialismus, Sprachkulturelle Feinheiten, aufstrebende Musikkultur und noch einiges mehr. Die Informationen bewegen sich dabei über das ganze Spektrum von Funfact und Nice to know bis zu den grossen Aha- und Wtf?!-Momenten. Und ich räume hier gerne ein, dass mir mal wieder peinlich bewusst wurde, wie mein Bewusstsein immer wieder verdrängt, dass der territoriale Kolonialismus in Afrika erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts überwunden wurde. Und vom wirtschaftlichen Imperialismus spricht ja niemand… Gerade in diesem Punkt liegt, in meinen Augen, Hiobis grosser Verdienst. In leicht verständlicher Sprache zeigt er komplexe Abhängigkeitsverhältnisse und ihre Folgen auf - so trocken und kompliziert, dass man davor die Augen verschliessen muss, ist bei ihm weder Geschichte noch (wirtschaftliche und politische) Gegenwart. Der persönliche, kumpelhafte Stil mit dem humorvollen Unterton, den Hiobi in den thematisch leichteren Kapiteln anschlägt, verleihen dem Buch zudem eine angenehme Atmosphäre.
Es ist, als wäre ich auf eine kleine Entdeckungsreise gegangen, ein Abenteuer von zu Hause aus. Inhaltlich ist “All about Africa” eher breit aufgestellt, geht aber punktuell und exemplarisch doch tief - immer grad so tief, dass ich zwar genug bekomme, aber eigentlich doch noch mehr möchte. Es regt zur Recherche an. Oder dazu, dem Autor auf einem seiner Kanäle zu folgen. Persönlich hätte ich thematisch gerne mehr von Menschen wie Wangari Maathai und ihren Projekten gelesen, von Afrikas eigenem Weg in und Ausblick auf die Zukunft. Denn mit 1.5 Milliarden Menschen ist Afrika die wohl grösste marginalisierte Gruppe der Welt - wie dieser Kontinent in die Zukunft geht, wird für uns alle noch von Bedeutung sein. Also Augen auf und den ersten Schritt auf diesen faszinierenden Kontinent zugemacht!
Ich bedanke mich beim Droemer-Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar! Meine Meinung bleibt natürlich und wie immer trotzdem meine eigene.