Spannender Agenten- und Politthriller!
Die RepublikMaxim Voland – hinter diesem Pseudonym verbirgt sich ein international anerkannter deutscher Autor – hat hier einen spannenden Agenten- und Politthriller in einem fiktiven Deutschland abgeliefert. Zu Beginn ...
Maxim Voland – hinter diesem Pseudonym verbirgt sich ein international anerkannter deutscher Autor – hat hier einen spannenden Agenten- und Politthriller in einem fiktiven Deutschland abgeliefert. Zu Beginn der Geschichte hatte ich jedoch so meine Schwierigkeiten, für ein paar Lesestunden zu akzeptieren, dass Frankfurt und Saarbrücken auf dem Gebiet einer real existierenden Deutschen Demokratischen Republik liegen sollen. Das Umswitchen im Kopf erfolgte dann aber nach gut 50 Seiten und ich konnte dem Geschehen sehr gut folgen. Die Zutaten dieses Thrillers sind gut ausgewählt, Giftgas aus dem zweiten Weltkrieg auf deutschem Boden, der Überwachungsstaat mit seinem übermächtigen und einschüchternden Stasi-Personal, ein Westdeutschland, das sich lediglich auf West-Berlin beschränkt, unzählige ausländische Geheimdienste und vier interessante Protagonisten. Fertig ist ein guter Thriller.
Da ist zum einen der Franzose Christopher Mueller, der seine Verwandten anlässlich einer Beerdigung in Deutschland besucht und im Laufe der Geschichte seine Vorurteile, die wir Besserwessis fast alle über die ehemalige DDR haben, langsam aber sicher über Bord wirft. Den Grenzübergang von Frankreich in die Republik beschreibt Voland sehr genau und bedrückend. Mir kamen Erinnerungen aus meiner Bundswehrzeit hoch als ich in der Nähe von Coburg seinerzeit Grenzsoldaten in ihren Wachtürmen stehen sah, die uns beobachteten und wohl abhörten. Gänsehautfeeling. Er mausert sich vom zurückhaltenden und gehorsamen Bürger zu einem durchaus nützlichen Mitstreiter in diesem Thriller. An seiner Seite ist seine Cousine Alicia, die mir trotz ihrer offen zur Schau gezeigten Rebellion gegen den aktuellen Staat und das System doch ein wenig zu blass blieb. Interessanter hingegen ist die kanadische MI6 Agentin Harper, eine sehr toughe und kämpferische Frau, die zielstrebig und willensstark ist und auch mal auf den eigenen Vorteil achtet. Und nicht zu vergessen, der desillusionierte Stasi-Oberst Kuhn, der die Republik verlassen will, dann aber doch in der Republik bleibt, weil er nach dem verschwundenen Giftgas sucht. Trotz seines Alters ein sehr kämpferischer, agiler, und intelligenter Mann, der mir sehr sympathisch war trotz seiner Vergangenheit.
Maxim Voland hat die „ehemalige DDR“ sehr schön auferstehen lassen und sie in dieser sozialistisch geführten und auch korrupten Republik sehr gekonnt hochmodern, toptechnisiert und mit allen Überwachungsschikanen weiterentwickelt. So könnte man sich dieses Deutschland auch ohne weiteres vorstellen, wenn die Weichen nach dem zweiten Weltkrieg anders gestellt worden wären. Das finde ich jedoch sehr beklemmend. Daneben beschreibt Voland auch eine bedrückende Atmosphäre von Misstrauen unter den ehemaligen Besatzungsmächten. Kalter Krieg wird wieder spürbar.
Der Thriller entwickelt sich stark zu einem Pageturner und wie in einem richtigen Spionagethriller üblich, gibt es auch zahlreiche Tote und Feuergefechte sowie eine sehr überraschende Wende am Schluss auf der Suche nach dem Giftgas. Der Plot wird dabei immer wieder aus unterschiedlichen Gesichtspunkten der Protagonisten erzählt, die Fäden und die Personen laufen am Ende geschickt zusammen. Alles sehr flüssig und spannend geschrieben.
Und wer ist Maxim Voland? Wer ein absoluter Kenner dieses Autors ist, hätte eventuell auf ihn stoßen können. Denn am Ende des Buchs erscheint ein Personenregister „Dramatis Personae“. Und diese Art der Personendarstellung in einem Buch verwendet der Autor sehr oft. Es handelt sich um den wunderbaren Markus Heitz! Chapeu!
Was mir ein wenig gefehlt hat, war eine Erklärung dazu, warum Oberst Kuhn unbedingt die Republik verlassen will, was geschehen ist, um zu so einem dramatischen Entschluss zu kommen. Und zudem habe ich über das ganze Buch hinweg gedacht, dass der Autor, was die Republik angeht, ein wenig an der Oberfläche gekratzt hat. Aber das war bei diesem dennoch spannenden Thriller wohl nicht gewollt.
Ich gebe dem Thriller 4 von 5 Sternen.