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Veröffentlicht am 10.02.2020

Top Thriller!

Der Fund
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Die 53jährige Supermarktverkäuferin findet in einem Bananenkarton 12,75 Kg reinstes Kokain. Sie weiß nicht was sie machen soll, und letztlich nimmt sie das Kokain mit nach Hause und erzählt ihrer todkranken ...

Die 53jährige Supermarktverkäuferin findet in einem Bananenkarton 12,75 Kg reinstes Kokain. Sie weiß nicht was sie machen soll, und letztlich nimmt sie das Kokain mit nach Hause und erzählt ihrer todkranken Freundin Gerda von diesem Fund. Und ab da überschlagen sich die Ereignisse. Binnen drei Wochen nach dem Fund tötet Rita eine Person und wird selbst getötet. Aber warum musste sie sterben? Das Leben hat es nicht gut mit ihr gemeint. Eltern gestorben, Schauspielkarriere notgedrungen abgesprochen, Sohn tödlich verunglückt, Ehemann spielsüchtig und alkoholkrank.
Dieser Thriller hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Das fängt schon damit an, dass er stilistisch völlig anders aufgebaut ist wie andere Thriller. Es wechseln sich immer zweierlei Abschnitte ab: Interviews und Befragungen eines namenlosen Kommissars mit Personen aus dem Umfeld von Rita Dalek sowie Erlebnisse und Geschehnisse aus der Vergangenheit, in der die Story von Rita nach dem Fund forterzählt wird. Durch Überschriften bei den Befragungen weiß der Leser, wen der Kommissar gerade befragt. Sodann wird in dem nächsten Abschnitt darauf Bezug genommen und die Geschichte geht weiter. Die Kapitel mit den Befragungen und Erzählungen sind dabei auch erfreulich kurz, was mir besonders entgegen kommt, aber natürlich auch dazu führt, dass man gleich weiter liest. Durch diesen Wechsel von Befragungen und Rückblenden ergibt sich langsam und allmählich ein spannendes Gesamtbild.
Das Besondere an den Befragungen sticht auch bereits optisch hervor, denn jede Frage und jede Antwort beginnt mit einem Spiegelstrich. Bereits daran erkennt man die Interviews. Die Sätze sind kurz, prägnant, schnell, abgehackt, stakkatoartig. Die Befragungen sind teils heftig, bohrend, unnachgiebig, beleidigend, aber auch humorvoll. Man hechelt den Sätzen quasi hinterher.
In den Rückblenden ist es ähnlich. Die Geschehnisse werden aus der Sicht eines Dritten erzählt. Dazwischen gibt es aber auch direkte Rede der Beteiligten, die optisch kursiv und eingerückt in den Text eingebettet sind.
Die Geschichte ist sehr spannend geschrieben, man kommt nicht umhin, immer weiter zu blättern und zu lesen und zu erfahren, was denn nun genau geschehen ist. Ich hatte zwar so ab Seite 230 eine Ahnung, wie der Plot ausgehen könnte. Aber das hat mich überhaupt nicht gestört. Denn Aichner schreibt so gut, dass das einem egal ist und man einfach wissen will wie es denn nun ausgegangen ist.
Die Person der Rita Dalek ist absolut authentisch und realitätsnah beschrieben. Sie hat ihre Schwächen, aber auch eigene Stärken, die Rita dazu treiben das zu machen was sie gerade machen muss, um aus dem kriminellen Schlamassel, in den sie sich durch das Kokain hineinmanövriert hat, zu befreien. Mir war sie sofort sympathisch und ich habe mit ihr gefühlt und mitgelitten gerade auch in dem Bewusstsein, dass sie ja bereits tot ist. Der Kommissar mit seinen hartnäckigen Fragen und oftmals sehr süffisanten bis beleidigenden Fragen und Antworten hat mich ebenfalls vollends überzeugt. Dazu die totkranke Gerda, die beste Freundin Rita Daleks.
Dieses Buch hat mich wahrlich fasziniert. Mir bleibt nun nichts weiter als dieses Buch mit vollen 5 Sternen jedem dringendst zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 10.02.2020

Gelungenes Krimidebüt!

Der Tote vom Elbhang
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Mit dem Kriminalroman „Der Tote vom Elbhang“ legt die u.a als Kinderbuchautorin bekannte Anke Küpper ihren ersten Kriminalroman vor – und dieser ist rundum gelungen.
Die Fragen um den Toten auf dem Grundstück ...

Mit dem Kriminalroman „Der Tote vom Elbhang“ legt die u.a als Kinderbuchautorin bekannte Anke Küpper ihren ersten Kriminalroman vor – und dieser ist rundum gelungen.
Die Fragen um den Toten auf dem Grundstück sind vielzählig, die Ermittlungen gehen in viele unterschiedliche Richtungen und man ist als Leser unmittelbar bei diesen Ermittlungen dabei. Dies erreicht Anke Küpper durch ihren sehr guten und flüssigen Schreibstil. Man liest sehr oft in Rezensionen: „der Schreibstil ist flüssig, die Seiten flogen nur so dahin, ich konnte das Buch nicht mehr aus den Händen legen“; alles plakative Beschreibungen, die, wenn oft verwendet, fast keinen Aussagewert haben. Und dennoch: es trifft vollends zu! Der Krimi war und ist in dieser Richtung sehr erfrischend. Die Ermittlungen zu verfolgen, Spuren aufzunehmen, Personen zu vernehmen und dabei auch in vergangene Ereignisse abzutauchen, die sich bis heute ausgewirkt haben, ist sehr reizvoll. Man hat viele Verdächtige auf dem Schirm, und dennoch erweisen sich einige Ermittlungsansätze als Sackgasse. Bis zum Schluss habe ich fieberhaft mitgerätselt, wer der Täter sein könnte. Das wurde erst so ziemlich am Schluss ersichtlich. Die Protagonistin Svea Kopetzki stammt aus Dortmund und ist der Liebe wegen nach Hamburg gezogen. Nun jedoch ist sie wieder Single. Sie hadert mit der Familie ihres Exfreundes und der Stadt Hamburg mit ihrem Schickimickigehabe. Ihr Privatleben wird ausreichend und informativ, aber nie langatmig oder langweilig beleuchtet und sie war mir auf Anhieb sympathisch. Ich bin gespannt, wie sich diese Figur weiter entwickeln wird. Ihr Kollege Tamme ist ebenso ein bodenständiger Familienmensch mit aktuellen Eheproblemen, die ebenfalls beschrieben werden. Lediglich Franzi kommt mir ein wenig zu kurz. Insgesamt hatte ich ständig ein Kopfkino, alles wurde sehr realistisch und detailreich erzählt und beschrieben, ohne dass Langeweile aufkommt. Gleiches gilt für die Vernehmungen und die Kommunikation zwischen den Ermittlern und natürlich für die örtlichen Beschreibungen, die dem Krimi ausreichend Hamburger Lokalkolorit verleihen. Die Auflösung des Falles hat mir gut gefallen, ich konnte sie ohne weiteres nachvollziehen. Lediglich die Spannungskurve hätte noch an manchen Stellen ein wenig höher sein können.
Insgesamt ein gelungenes Krimidebüt und ich freue mich bereits auf den Folgeband, der im Juli 2021 mit dem Titel „Tod an der Alster“ erscheinen soll. Ich gebe dem Buch 4 Sterne.

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