Profilbild von Susi

Susi

Lesejury Star
online

Susi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Susi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.10.2017

langweilig

Die Sonnenposition
0

Ein Psychiater in der ehemaligen DDR. Eine Psychiatrie in einem alten Schloß. Die Autorin preisgekrönt. Das klang erstmal interessant. Auch der Anfang, als das zunehmende verfallende Schloß, welches die ...

Ein Psychiater in der ehemaligen DDR. Eine Psychiatrie in einem alten Schloß. Die Autorin preisgekrönt. Das klang erstmal interessant. Auch der Anfang, als das zunehmende verfallende Schloß, welches die Anstalt beherbergt, beschrieben wurde, hat mir gefallen. Die Namen der Figuren (z.B. Altfried oder Odilo) sind seltsam, so sind auch die Figuren selbst und die Erzählweise. Zu Beginn habe ich das Buch gerne gelesen, man wurde ja noch in die Geschichte eingeführt und wartete auf die eigentliche Handlung. Aber das ganze Buch besteht nur aus Rückblicken, Selbstreflektionen und philosophischen Betrachtungen. Zunehmend langweilig.

Der einzige Lichtblick sind die Fallgeschichten der Patienten, denn die sind interessant. Leider werden nur 2x kurz die Lebensdeschichten von ca. je fünf Patienten umrissen, ohne dass näher darauf eingegangen wird. Ansonsten werden die Patienten kaum erwähnt und wenn, dann in meinen Augen unzutreffend. So wird z.B. gesagt, dass einige der Patienten sich an ihre Stühle klammern und den ganzen Tag damit hin und her durch´s Zimmer rutschen würden. Sowas habe ich in den über 20 Jahren Akutpsychiatrie noch nie gesehen und hier zeigen gleich mehrere Menschen so ein Verhalten ? Unwahrscheinlich. Auch wenn man an Hospitalisation denken würde, scheint mir dies doch weit hergeholt, da es sich ja nicht um jahrelange Unterbringung handelt, sich die Leute frei auf dem Gelände bewegen dürfen und es Abwechslung gibt. Später gibt es einen guten - leider nur eine Seite umfassenden - kurzen Abriss über die geschichtliche Entwicklung der Psychiatrie : Verwahrpsychiatrie versus Sozialpsychiatrie. Besonders treffend finde ich, wie die Autorin beschreibt, wie Medikamente die Gitterstäbe nach innen verlegen. Weniger zutreffend dagegen die Behauptung, die Patienten würden überall Ungeziefer und weiße Mäuse sehen. Optische Halluzinationen sind mir nur bei Delirien bekannt, und um sich noch im Entzug zu befinden, sind die Patienten schon zu lange auf dem Schloss, selbst wenn es sich um Benzoentzug und nicht um Alkoholentzug handeln würde. Dies scheint mir schlecht recherchiert zu sein.

Das Buch strotz nur so von Methaphern und Bildern, die gefühlte 80 % des Textes ausmachen. Manche haben mir richtig gut gefallen, weil sie so ungewöhnlich sind. z.B. S. 11 als der Arzt sein Bett beschreibt : " Eine schwarzlackierte Leiste rahmt es ein, als schliefe ich in meiner eigenen Todesanzeige."

Wie ein roter Faden zieht sich das Thema nicht auffallen, unsichtbar sein durch das ganze Buch, besonders in der ersten Hälfte. Immer wieder geht es darum, mit der Umgebung zu verschmelzen, nicht wahrgenommen werden, (Nebel, Dunkelheit, Regen, Kleidung undefinierbarer Farbe, Auto überkleben, als Hobby Erlkönigjagd (mußte ich erstmal googeln), tarnen, unscheinbar sein.

Insgesamt konnte ich mich trotz einiger guter Formulierungen und Gedanken nicht mit dem Buch anfreunden. Vielleicht ist es mir zu philosophisch oder zu intellektuell. Ich fand es schlichtweg langweilig.

Veröffentlicht am 14.10.2017

teils bedächtig, teils irre komisch

Verschlossen und verriegelt: Ein Kommissar-Beck-Roman
0

Ich mag die Krimis dieses Autorenpaares. Im Vergleich zu den heutigen rasanten blutrünstigen Thrillern, wirken sie eher langsam und bedächtigt. Wenn man sich aber darauf einläßt, sind diese Krimis richtig ...

Ich mag die Krimis dieses Autorenpaares. Im Vergleich zu den heutigen rasanten blutrünstigen Thrillern, wirken sie eher langsam und bedächtigt. Wenn man sich aber darauf einläßt, sind diese Krimis richtig schön, weil sie so ganz anders sind und nicht so 08/15 Auflösungen haben. Sie sind auch keineswegs betulich wie Miss Marple oder Inspektor Jury - Krimis, sondern schon kerniger.

Hier geht es um einen Banküberfall, bei dem jemand erschossen wird. Die Zeugen widersprechen sich, aber der Staatsanwalt (genant Bulldozer) hat schon jemand Bestimmten in Verdacht, den er mit allen MItteln dingfest machen möchte. Dass dieser ein Alibi hat stört ihn dabei überhauptnicht. Da bricht man auch schonmal mit einem Sondereinsatzkommando in die Wohnung vermeintlicher Komplizen ein. (auch wenn dies etwas von Slapstick hatte, habe ich Tränen gelacht. Es ist einfach herrlich ! )

Für den nach 18 Monaten in den Dienst zurückkommenden (Ausfall wegen Schußverletzung) Kommissar Beck, hat man einen alten Fall, der Rätsel aufgibt. Türen und Fenster sind von innen verriegelt, drinnen ein Mann erschossen, keine Schußwaffe in der Wohnung. Beharrlich versucht dieser nun die Hintergründe herauszufinden, um dann das Rätsel zu lösen.

Mir gefallen die Krimis, weil sie eben inhaltlich so ganz anders sind, als die heutigen Mainstream Thriller. An das eher langsame gewöhnt man sich, spannend sind sie auch. Daher hat mir auch dieses Buch sehr gefallen und ich freu mich, dass ich noch ein viertes von diesen Autoren auf dem SuB habe.

Veröffentlicht am 27.09.2017

Mord im Polizeimilieu

Das Ekel aus Säffle: Ein Kommissar-Beck-Roman
0

EIn Polizist wird brutal in einem Krankenhaus abgeschlachtet. Je mehr die Kollegen ermitteln, desto mehr wächst das Verständnis für den Täter. Auch mich hat das Schicksal des Täters erschüttert. Wie furchtbar ...

EIn Polizist wird brutal in einem Krankenhaus abgeschlachtet. Je mehr die Kollegen ermitteln, desto mehr wächst das Verständnis für den Täter. Auch mich hat das Schicksal des Täters erschüttert. Wie furchtbar in einer solchen Situation zu sein !

Das Buch liest sich schnell, aber ich brauchte etwas, um reinzukommen, denn es ist teilweise nur mäßig spannend und eher "bedächtig". Der Schluß war nicht ganz mein Fall, aber das ist vielleicht Geschmackssache. Der Krimi spielt Anfang der 70ziger in Schweden, hebt sich aber von den üblichen 70iger Jahre Krimis mit ihrer Machoschreibweise ab. Insofern liest er sich angenehm gut. Die Figuren sind weitgehend authentisch, aber die alten Herren, die im Krieg Soldaten waren und danach zur Polizei wechselten und für die Brutalität zum Alltag gehört, kann ich nur schwer verstehen. Bin nur froh, dass sowas heute die Ausnahme bleibt. Das klingt alles etwas altbacken, aber so ist das Buch nicht. Teilweise ist es auch sehr aktuell.

Ich freu mich auf das 2. Buch von den Autoren, das auf meinem SuB liegt.

Veröffentlicht am 25.09.2017

spannend wie Grisham

Der Fall Collini
0

Ein Mann wird ermordet, der Täter gesteht alles, verschweigt aber sein Motiv und will auch gar nicht verteidigt werden, denn er habe es ja schließlich getan, sagt er. Ansonsten schweigt er. Für den jungen ...

Ein Mann wird ermordet, der Täter gesteht alles, verschweigt aber sein Motiv und will auch gar nicht verteidigt werden, denn er habe es ja schließlich getan, sagt er. Ansonsten schweigt er. Für den jungen Anwalt ist dies sein erster Fall. Als er dann noch erfährt, wer der Tote ist, will er den Mörder nicht länger verteidigen....

Auf nur ca 200 Seiten schafft es der Autor eine Geschichte zu schreiben, die so spannend ist, wie von John Grisham. Auch das Thema (Justiz) ist das Gleiche. Habe das Buch in einem Tag verschlungen. Wofür Grisham 500 Seiten braucht, ist hier komprimiert auf weniger als die Hälfte, ohne, dass etwas fehlt. Auch die Sprache, nüchtern und präzise, macht das Buch zu einem wahren Lesevergnügen. Der Hintergrund und die Schicksalsschläge sind natürlich so furchtbar, dass das Wort Vergnügen nicht ganz passt. Aber ich kann es jedem Krimi Fan empfehlen.

Veröffentlicht am 25.09.2017

amüsant und interessant

Herr Tourette auf Tour
0

Eigentlich wollte ich den ersten Band "Herr Tourette und ich" lesen, da mich das Tourette Syndrome interessiert und es humorvoll geschrieben sein soll. Dann habe ich diesen 2. Band runtergesetzt gefunden. ...

Eigentlich wollte ich den ersten Band "Herr Tourette und ich" lesen, da mich das Tourette Syndrome interessiert und es humorvoll geschrieben sein soll. Dann habe ich diesen 2. Band runtergesetzt gefunden. Von Tourette ist kaum etwas zu lesen, da der Autor 10 Jahre Therapie erfolgreich hinter sich hat. Aber ich bin froh, es gelesen zu haben.

Der Autor berichtet einige Anekdoten, die er auf Reisen erlebt hat. Dabei sucht er Orte fernab der üblichen Touristenrouten auf und kommt mit Menschen in Kontakt, die man als skurill, interessant oder etwas besonderes bezeichnen kann. Seine Abstecher z.B. in Kabul oder mit einem Kanu zu einem Eisberg, sind an sich schon abenteuerlich genug, aber die Art, wie er von den Begegnungen mit den Menschen schreibt, machen den besonderen Charme dieses Buches aus. Manches macht wütend (Skandinavische Öltaucher), anderes traurig, aber meistens muß man schmunzeln, denn immer wieder blitzt bei den Reisebeschreibungen viel Humor durch und so hatte ich viel Spaß beim Lesen und das Buch an einem Tag durch.

Da dies eine nette, leichte Lektüre war und ich immer noch gerne über Tourette lesen würde, werde ich weiterhin nach dem 1. Buch Ausschau halten.