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Tarika

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Veröffentlicht am 17.12.2018

„Wir sind eher so was wie eine kleine alternative Familie[…]“ (Kapitel 23)

Wahre Helden
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Nachdem ihre Mutter beschlossen hat mit Ärzte ohne Grenzen nach Afrika zu gehen, muss die 17-jährige Svea zu ihrer Schwester in die Wohngemeinschaft ziehen. Wirklich begeistert ist sie davon nicht, denn ...

Nachdem ihre Mutter beschlossen hat mit Ärzte ohne Grenzen nach Afrika zu gehen, muss die 17-jährige Svea zu ihrer Schwester in die Wohngemeinschaft ziehen. Wirklich begeistert ist sie davon nicht, denn sie wechselt mitten im Abitur nicht nur den Wohnort, sondern auch noch die Schule. Dort lernt sie schließlich Jona kennen, der nicht nur mit in ihrer WG wohnt, sondern auch noch zusammen mit ihr Abitur machen wird. Außerdem begegnen sie noch Nik, der sich auf der Straße durchschlägt, aber große Träume hat. Zwischen den dreien entwickelt sich schließlich eine Freundschaft, doch die beiden Jungs haben Geheimnisse, die die junge Freundschaft auf eine harte Probe stellt…

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive durch Svea geschildert, dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund und die führt uns ungeschönt durch die Erlebnisse. Dabei kommt der (Galgen-)Humor keinesfalls zu kurz und wenn Svea eins kann, dann Sarkasmus. Durch ihre ganz eigene und vor allem sehr direkte Art ist sie allerdings sympathisch.
Die Geschichte dreht sich vor allem um die drei Freunde, Svea, Jona und Nik, die alle mit verschiedenen Problemen kämpfen. Bei Svea ist es vor allem das Ankommen in der neuen Lebenssituation und der neuen Umgebung, allerdings machen es ihr die Tatsachen, dass sie zu ihrer Schwester zieht und einen der Bewohner bereits vorher per Facebook kennenlernt, deutlich leichter. Im Grunde fand ich Sveas Situation im Gegensatz zu Jonas oder Niks nicht so heftig. Jona wurde von seinen Eltern nach seinem Outing von zu Hause rausgeworfen und Nik ist von zu Hause abgehauen und hat seinen trinkenden Vater allein zurückgelassen und zieht es vor auf der Straße zu leben und seinen Lebensunterhalt mit nicht so ganz legalen Mitteln zu verdienen. Svea macht sich natürlich immer mehr Sorgen um Nik, der, Sturkopf der er ist, kaum Hilfe annimmt. Das Verarbeiten der Themen ist gut gelungen, ohne dabei maßlos übertrieben zu wirken. Dennoch regt es sehr zum Nachdenken an.
Mir gefiel es sehr, wie wir als Leser anfangen, Sveas Sorgen um die Jungs zu teilen. Denn im Grunde dreht sich die Geschichte viel mehr um Jona und Nik als um Svea. Herangetrieben von der Neugierde und der Hoffnung, was sich für die Jungs ergibt, ob sich was ändert, will man immer weiterlesen. Emotionen stehen hier vor allem im Vordergrund, und werden auch passend an Sveas Charakter ausgearbeitet, und zum Glück nicht maßlos übertrieben.

Insgesamt ein sehr schöner Roman, der mir gut gefallen hat und das Erwachsenwerden aus einem etwas anderen Blickwinkel zeigt. Die Protagonisten sind sehr gelungen, sehr auffällig und gerade das macht das Buch doch sehr interessant. Sehr ansprechend sind auch die angesprochenen Themen und deren Umgang damit. Insgesamt ist „Wahre Helden“ ein Roman, der noch eine Weile nachklingen wird.

Veröffentlicht am 15.12.2018

Ziemlich „rosa“

Einhorn Theodor
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Theodor und seine Freunde haben immer viel Spaß! In der Zauberwelt gibt es viel zu sehen, und in neun lustigen und spannenden Geschichten kannst du dabei sein, wenn Theodor mit seiner Freundin Rainbow ...

Theodor und seine Freunde haben immer viel Spaß! In der Zauberwelt gibt es viel zu sehen, und in neun lustigen und spannenden Geschichten kannst du dabei sein, wenn Theodor mit seiner Freundin Rainbow Flair und all den anderen Einhörnern Abenteuer in der Unterwasserwelt, in den Zuckerbergen, im Zauberwald und natürlich beim leuchtenden Regenbogen erlebt. Jede Geschichte dauert etwa fünf Minuten und eignet sich daher auch perfekt zum Anhören vor dem Zubettgehen. (Klappentext)

Neun verschiedene „5-Minuten-Geschichten“ bekommt man auf dieser Audio-CD zu hören, die in etwa 5 Minuten dauern, eher mal ein paar Minuten länger.
Die Themen der Kurzgeschichten reichen von Streit/Streit schlichten, Angst/Angst besiegen, Umgang mit Süßigkeiten, Missverständnisse klären und einiges mehr. Gut ist, dass es für jedes Problem auch einen positiven Lösungsweg gibt.
Problematisch finde ich allerdings die Einhörner, die sich scheinbar von Zuckerwatte ernähren und ich hoffe, dass da kein Kind auf die Idee kommt, das den Einhörnern gleich tun zu wollen. Außerdem finde ich die vielen englischen Namen der Figuren unangemessen, da diese für kleiner Kinder nicht immer leicht nachzusprechen sind und deren eigentliche Bedeutung, die für Erwachsene ziemlich deutlich ist, ebenfalls für die Kleinen flöten geht. Ob sich Kinder unter „Rainbow Flair“ oder „Carbon Flash“ etwas vorstellen können, wage ich ehrlich gesagt zu bezweifeln.
Besonders positiv aufgefallen ist mir allerdings die Vorleserin Anna Carlsson. Sie gibt der inszenierten Lesung einen ganz besonderen Touch und es macht Spaß ihr zuzuhören. Ebenfalls gefällt mir die Untermalung mit Musik.
Weiterhin gut gefallen hat mir, dass es in dem Booklet Ausmalvorlagen von Theodor und seinen Freunden gibt.

Insgesamt wird „Fröhliche 5-Minuten-Geschichten mit Einhorn Theodor“ sicher nicht zu unserem Lieblingshörbuch werden. Zudem empfinde ich es als ziemlich „rosa“ und ist wohl eher etwas für Einhorn liebende Mädchen. Die sehr gute Lesung durch Anna Carlsson sowie der pädagogische Wert retten für mich doch eindeutig die etwas problematische Zuckerwelt mit Einhörnern und anderen Wesen. Meinem Kind schien es allerdings besser gefallen zu haben als mir.

Veröffentlicht am 08.10.2018

Viel Charakterentwicklung, wenig Fantasy

Der Winterkaiser
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Maia, der ungeliebte Sohn der ungeliebten vierten Frau des Kaisers des Elfenreiches, lebt und wächst in der Verbannung unter „ärmlichen“ Verhältnissen auf. Ein Bote überbringt ihm die Nachricht, dass sein ...

Maia, der ungeliebte Sohn der ungeliebten vierten Frau des Kaisers des Elfenreiches, lebt und wächst in der Verbannung unter „ärmlichen“ Verhältnissen auf. Ein Bote überbringt ihm die Nachricht, dass sein Vater und all seine älteren Geschwister bei einem tragischen Unglück ums Leben kamen und er somit der nächste Kaiser ist. Von nun an muss Maia sehr schnell lernen, wem er am Hof trauen kann, wie die Staatsgeschäfte zu leiten sind und welche Intrige ihn als nächstes opfern möchte.

Katherine Addison schafft es einen intelligenten, witzigen und auch spannenden Einstand eines „Barbaren“ als Kaiser zu schreiben. Die Welt, die Addison hier gestaltet, spielt im Rahmen eines scheinbar „frühen“ Industriezeitalters. Weiterhin hat sie den Aufwand betrieben, sich die Namen und Titel selbst auszudenken.
Die Charaktere sind schlüssig in ihrer Motivation und ihrem Verhalten. Gelegentlich verliebt sich die Autorin in die Details einiger Zeremonien, Vorgänge oder Kleidung. Dennoch gelingt es ihr, dem Leser all die Verwirrungen und Schwierigkeiten mitzugeben, die dem Protagonisten das Leben schwer machen. Manchmal wird diese Verwirrung des Protagonisten nur zu deutlich, wenn auf einer Seite das dritte Mal die „gleiche“ Anrede mit einzelnen veränderten Buchstaben benutzt wird. Liebhaber der romanischen Sprachen werden es hier einfacher haben.
Letztendlich spielt die Welt, die Magie sowie die Rassen eine deutlich untergeordnete Rolle. Wichtig ist hierbei sicherlich nur der Rassenunterschied zu den Nachbarn und die Tatsache, dass die Geschichte in einem (frühen) Industriezeitalter spielt. Meines Erachtens hat sich die Autorin mit dem gewählten Hintergrund keinen Gefallen getan, auch wenn sie sich so mögliche Recherchen erspart hat. Magie findet auf den gut 500 Seiten gefühlt lediglich drei Mal Erwähnung. Im Grunde gibt es auch nur zwei Rassen im Buch, Elfen und Goblins. Diese unterscheiden sich allerdings nur durch Körpergröße, Haut- und Augenfarbe. Die Fantasy bleibt für einen Roman dieses Genres leider deutlich zurück und ist im Grunde nur in der Beschreibung des Palastes, der Kleidung, Namen und Ohren zu finden.

Aufgrund der überzeugenden Charakterentwicklung konnte mich „Der Winterkaiser“ von Katherine Addison gut unterhalten. Trotz wenig Fantasy brachte mir der Roman kurzweile und humorvolle Lesestunden.

Veröffentlicht am 30.09.2018

Ein vielversprechender Auftakt

Die Lichtstein-Saga 1: Aquilas
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Als Liv sich plötzlich in einer fremden Welt wiederfindet, sieht sie sich mit der Wahrheit konfrontiert, dass es neben der Menschenwelt auch weitere Welten gibt. Die Schattenwelt und eine Welt zwischen ...

Als Liv sich plötzlich in einer fremden Welt wiederfindet, sieht sie sich mit der Wahrheit konfrontiert, dass es neben der Menschenwelt auch weitere Welten gibt. Die Schattenwelt und eine Welt zwischen dieser und der unsrigen, Interria. Die Schattenwelt bedroht Interria und damit auch die Menschenwelt. Um die Dunkelheit zu bezwingen, begibt sich Liv mit ihren neuen Gefährten auf eine Reise, deren Ausgang über das Schicksal der Menschenwelt und Interria entscheiden wird…

„Aquilas“ bildet den Auftakt zu „Die Lichtstein-Saga“, eine neue Reihe, die der Feder von Nadine Erdmann entspringt. Ich kenne Nadine bereits durch ihre CyberWorld-Reihe, an der ich einen Narren gefressen habe. Daher war es keine Frage, auch die Lichtstein-Saga muss gelesen werden!
Im Gegensatz zu der CyberWorld begeben wir uns hier allerdings nicht in Science-Fiction-mäßige Cyber-Abenteuer, sondern wir betreten das Reich der Fantasy.
Der erste Band gliedert sich zunächst in zwei Teile. Während Teil 1 noch die Grundpfeiler gesetzt werden und wir viel über die Protagonisten und Interria selbst erfahren, schlägt Teil 2 so richtig zu und es wird sehr spannend.
Die Welt, die Nadine Erdmann hier erschaffen hat, ist ausgesprochen interessant und gerade Teil 1 widmet sich dem Aufbau dieser Welt. Für das weitergehende Geständnis also einfach nur wichtig, denn auf diesem Wissen baut die Geschichte auf. Auch wenn die Beschreibungen detailreich sind, verliert sich die Autorin nicht in diesen. Man erfährt so viel, wie man für das Vorankommen der Handlung benötigt. Das gefiel mir persönlich sehr gut.
Aber auch bei den Protagonisten bekommen wir gerade in Teil 1 viele Informationen an die Hand. Zunächst begegnen wir Liv. Ich kann es nicht genau sagen, wie es Frau Erdmann geschafft hat, aber mir war Liv vom ersten Moment einfach nur sympathisch. Vielleicht liegt das an der einfach natürlichen Art, wie Liv rüberkommt, vielleicht auch daran, dass Liv einfach wie eine ganz normale junge Frau wirkt, von der Problemen mit ihrer Familie mal abgesehen. Aber auch die anderen Cays, die Auserwählten des Engels, empfand ich als Leserin angenehme Zeitgenossen, wenn auch alle ihre kleinen oder großen Laster zu tragen haben. Überhaupt steckt Nadine sehr viel Liebe ins Detail, vor allem in zwischenmenschliche Beziehungen, was ich an ihren Geschichten immer sehr mag und es auch in diesem Buch wieder sehr gelungen ist.
Wenn dann alle Weichen gestellt worden sind und wir grundlegendes über die Protagonisten und Interria erfahren haben, dann geht es so richtig zur Sache in Teil 2. Hier wird es unglaublich spannend und die erste Reise von Liv und ihren neuen Gefährten gestaltet sich zunächst als sehr interessant. Auch wenn ich viel mehr Gefahren vermutet habe, als unsere Protagonisten, wurde ich mit Action auf keinen Fall enttäuscht. Und man soll ja vorsichtig sein, mit dem, was man sich wünscht, denn das Ende ist so ziemlich der Hammer und absolut megaspannend. Ich würde am liebsten den nächsten Band lesen, aber da muss ich mich wohl noch etwas gedulden.

Der Auftaktband der vierteiligen Lichtstein-Saga hat mich begeistert. Der Weltenaufbau von Interria fasziniert, die Charaktere sind einfach nur sympathisch und die Geschichte selbst ist spannend. Ich freue mich auf jeden Fall auf die weiteren Bände.

Veröffentlicht am 05.09.2018

„Man bekommt ein völlig neues Leben.“ (S. 7)

Man bekommt ja so viel zurück
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„Liebe Freunde des gepflegten Beischlafs: Jetzt haben Sie noch Spaß, aber bald laufen Sie vielleicht schon mit Laternen durch den Regen. Ich bin eine von vielen Betroffenen. Ich bin genauso verzweifelt, ...

„Liebe Freunde des gepflegten Beischlafs: Jetzt haben Sie noch Spaß, aber bald laufen Sie vielleicht schon mit Laternen durch den Regen. Ich bin eine von vielen Betroffenen. Ich bin genauso verzweifelt, genervt, wütend, müde, amüsiert und voller Liebe für meine Kinder. Den gezückten Zeigefinger lasse ich in der Tasche. Dafür erzähle ich ein paar Geschichten aus meinem Alltag und rufe auf diese Weise all den ebenso müden, entnervten, liebenden anderen Eltern-Menschen zu: Wir sitzen alle in einem Boot. Wir können nicht in Ruhe schlafen, essen oder auf Toilette gehen, also lasst uns wenigstens zusammen lachen!“ (Klappentext)

Man bekommt ja so viel zurück, aber was bekommt man eigentlich zurück? Marlene Hellene berichtet mit viel Witz und einem Hang zur Selbstironie über ihr Leben als Mutter. Dabei berichtet sie realitätsnah, dass eben nicht alles so toll laufen muss, wie uns die Welt weismachen will, aber es ok ist, wenn mal eben nicht alles perfekt läuft. Die Geschichten aus Marlenes Alltag zeigen deutlich, wir Mütter sind auch nur Menschen. (Für die, die es nicht wussten: Ja, es stimmt!)
Die Geschichten sind sehr erheiternd und ich musste ehrlich gesagt ziemlich oft lachen. Ratschläge möchte die Autorin im Grunde nicht geben, aber ab und zu gibt es doch mal einen nicht ganz so ernstgemeinten Tipp.

„Haben Sie immer eine Stecknadel dabei, und bei Kommentaren zu der Ernährung Ihres Kindes führen Sie diese kurz und präzise in die Brustwarze ihres Gegenübers ein. Das sorgt für Ruhe und Seelenheil Ihrerseits.“ (S. 34)

Wer also mal etwas abseits von Geschichten über das perfekte Familienleben lesen will, dem sei dieses Büchlein zu empfehlen, aber sicher auch ein nettes Geschenk für eine gestresste Mama oder einen gestressten Papa. Aufgrund des kleinen Formats lassen sich die 205 Seiten sehr schnell lesen und ist perfekt für mal eben zwischendurch.
Einen kleinen Abzug gibt es dennoch, denn scheinbar sind nicht alle Geschichten neu und schon vorher auf dem Blog der Autorin erschienen. Das ist zu verschmerzen, amüsant sind diese Storys ja dennoch. Die Illustrationen von Till Hafenbrak geben dem Buch noch das gewisse Etwas.

Die Alltagsgeschichten aus „Man bekommt ja so viel zurück – Leitfaden für verwirrte Mütter“ erheitern und zeigen realitätsnah, dass eben nicht alles immer so läuft, wie man es sich ausmalt. Aufgrund des kleinen Formats perfekt für zwischendurch und selbst im gestressten Mamaalltag lassen sich immer mal wieder schnell ein paar Zeilen lesen.