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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.02.2024

Es ist nicht einfach, ein Mensch zu sein

Ein falsches Wort
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Im Mittelpunkt von Vigdis Hjorths Roman steht Bergljot, die älteste Tochter einer Familie mit vier Kindern. Sie wird in verschiedenen Phasen ihres Lebens gezeigt und schildert immer wieder das zentrale ...


Im Mittelpunkt von Vigdis Hjorths Roman steht Bergljot, die älteste Tochter einer Familie mit vier Kindern. Sie wird in verschiedenen Phasen ihres Lebens gezeigt und schildert immer wieder das zentrale Ereignis ihrer Kindheit, als ihr übergriffiger Vater ihr Gewalt antat. Dieses Geheimnis hat nicht nur ihre Kindheit zerstört, sondern ihr ganzes Leben überschattet. Sie konnte nur mit Freunden oder Psychotherapeuten in ihrer jahrelangen Therapie darüber sprechen. In ihrer Familie war das Thema tabu. Als sie doch darüber sprechen wollte, glaubte man ihr nicht und bezichtigte sie der Lüge. Eine besondere Rolle spielte dabei ihre Mutter, die sie nie beschützt hatte und lediglich die Schande und das endgültige Scheitern ihrer Ehe fürchtete. Die Mutter war einst eine Schönheit und sieht mit zunehmendem Alter in ihrer eigenen Tochter eine Rivalin. Der Vater ignorierte die Tochter seit diesen Übergriffen und ließ sich auf kein Gespräch ein. Irgendwann kommen auch Erbschaftsstreitigkeiten hinzu, weil der Vater keine gerechte Verteilung seines Besitzes ermöglicht hat. Die Familie ist tief gespalten, und Bergljot hat nur den ein Jahr älteren Bruder Bard auf ihrer Seite, nicht aber die beiden deutlich jüngeren Schwestern Astrid und Asa und erst recht nicht die Mutter. Bergljot begreift, dass auch 23 Jahre nach dem Bruch mit der Familie keine Versöhnung möglich ist. Sie kann einen Neuanfang versuchen, vergessen wird sie nie.
Vigdis Hjorths Roman ist zwar Fiktion, enthält aber autobiografische Elemente, denn auch sie wurde Opfer eines übergriffigen Vaters, und die Veröffentlichung ihres Buches führte zu Streit in der Familie und zur Gegendarstellung ihrer Schwester Helga in Form eines Romans. Hjorths zentrale Botschaft besagt, dass genauso viel Schaden angerichtet wird, wenn einem nach solchen Erfahrungen nicht geglaubt wird, wie durch das Trauma selbst. Das Buch ist wichtig, aber nicht einfach zu lesen. Das liegt an der schwierigen zeitlichen Zuordnung von Handlungselementen in dieser Geschichte, vor allem aber an den unzähligen, zum Teil wörtlichen Wiederholungen von immer denselben Ereignissen und Gedanken. Das mag für die Protagonistin ein Mittel zur Bewältigung des Traumas sein, für den Leser ist es jedenfalls nicht besonders spannend und wirkt auf die Dauer geradezu lähmend. Mir hat “Ein falsches Wort“ nicht besonders gefallen.

Veröffentlicht am 04.02.2024

Überall dysfunktionale Familien

Endstation Malma
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In Alex Schulmans neuem Roman werden verschiedene Menschen im Zug nach Malma gezeigt, einem kleinen Ort ein paar Stunden von Stockholm entfernt. Da ist ein Vater mit seiner kleinen Tochter Harriet, Harriet ...


In Alex Schulmans neuem Roman werden verschiedene Menschen im Zug nach Malma gezeigt, einem kleinen Ort ein paar Stunden von Stockholm entfernt. Da ist ein Vater mit seiner kleinen Tochter Harriet, Harriet mit ihrem Mann Oskar, von dem sie sich trennen wird und ihre Tochter Yana, die nach Malma unterwegs ist, weil sie Antworten auf Fragen erhofft, die bisher unbeantwortet geblieben sind. Diese Menschen sitzen natürlich nicht im selben Zug, sondern ihre Reisen finden in einem Zeitraum von etwa fünfzig Jahren statt, die erste mit Harriet als Kind in den 70er Jahren. Die Kapitelüberschriften Harriet, Oskar und Yana sind ein Hinweis auf die drei Zeitebenen und den damit verbundenen Perspektivwechsel. Am Ende kann der aufmerksame Leser die Puzzleteile zusammensetzen und kennt die wesentlichen Elemente der geschilderten Schicksale.
Der Autor zeigt mehrere dysfunktionale Familien: Ehen scheitern, und Kinder durchleben eine schwere Kindheit, die sie für immer prägen wird. Harriet wird unter besonders belastenden Umständen von ihrer Schwester getrennt, weil die Eltern die Geschwister unter sich aufteilen und ein weiterer Kontakt nicht geplant ist. Sie erlebt mit, dass beide Elternteile die Schwester vorziehen und sie zurückweisen. Harriet wächst beim Vater auf. Später wird Harriet nach dem Scheitern ihrer Ehe mit Oskar spurlos verschwinden und Tochter Yana zurücklassen. Wie wird ein Kind mit Verlust und Zurückweisung fertig? Inwieweit prägen diese frühen schmerzlichen Erfahrungen ihr eigenes Leben? Schulman setzt sich in diesem auch in der deutschen Übersetzung hervorragenden Roman mit diesen ernsten Themen auseinander und macht sie für den Leser nachvollziehbar. Mir hat auch Schulmans neues Buch sehr gut gefallen, und ich werde sicher noch weitere Romane von ihm lesen.

Veröffentlicht am 17.11.2023

Glück kann so einfach sein

Backen macht glücklich
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„Backen macht glücklich“ von Kathrin Runge ist im DK-Verlag erschienen und macht den Hobbybäcker mit vielen wertvollen Tipps und einer sehr guten Rezeptauswahl wirklich glücklich. Neben dem Vorwort und ...


„Backen macht glücklich“ von Kathrin Runge ist im DK-Verlag erschienen und macht den Hobbybäcker mit vielen wertvollen Tipps und einer sehr guten Rezeptauswahl wirklich glücklich. Neben dem Vorwort und anderen interessanten Informationen wie Backtipps und Pannenhilfe bei Backfehlern werden die Grundteige wie z.B. Biskuitteig und Sauerteig handwerklich perfekt erklärt und, was ich lange nicht in einem Backbuch gelesen habe, die Autorin beschäftigt sich mit der Umrechnung von Backformen. Das ist besonders hilfreich, weil nicht alle Größen von Backformen in einem normalen Haushalt Einzug finden können. Die Zutaten, die benötigt werden, sind größtenteils in einem gut sortierten Haushalt vorrätig. Das zeichnet ein gutes Backbuch aus, denn ich finde es nicht hilfreich, wenn für einen Kuchen Dinge besorgt werden müssen, die nie wieder verwendet werden. Optisch überzeugt das Buch durch sehr gutes Foodstyling. Auch wird nicht viel Ausrüstung zur Herstellung der Backwerke benötigt.
Der sehr umfangreiche Rezeptteil mit 80 unkomplizierten Rezepten ist in fünf Abschnitte aufgeteilt:
-Kuchen für jeden Anlass
-Besonderes für Feste
-Köstliche Kleinigkeiten
-Süßspeisen und
-Herzhaftes für alle Fälle.
Mir ist es erst einmal sehr schwergefallen, mich aus der Masse an Rezepten für irgendeins zu entscheiden. Begonnen habe ich mit der Aprikosentarte auf S. 56. Ich habe sie mit Dosenfrüchten zubereitet. Durch die präzise und einfache Erklärung ist sie mir sehr gut gelungen. Geschmacklich ist sie ein Erlebnis.
Wem kann ich dieses Buch empfehlen? Für mich gehört dieses umfangreiche Standardwerk in jede gut gepflegte Kochbuchbibliothek. Backen macht hier die ganze Familie vom Amateur bis zum Profi glücklich. Dies bedeutet, dass nicht nur Kuchen und Gebäck Kindern gut schmecken, sondern dass sie zum Beispiel auch an der Herstellung beteiligt werden können. Auch wenn die Gebäcke niemals optisch so werden, wie im Buch abgebildet, sind sie geschmacklich unübertroffen gut. Von mir gibt es eine absolute Kaufempfehlung. Ich bin begeistert und werde noch viele Rezepte nachbacken.

Veröffentlicht am 13.11.2023

Brot sucht Aufstrich und findet ihn

Brot sucht Aufstrich
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„Brot sucht Aufstrich“ von Bestsellerautorin und Brotbackprofi Valesa Schell ist im Ulmer Verlag erschienen. 60 Rezepte für herzhafte und süße Brotaufstriche, ob veggie oder vegan, morgens oder abends ...


„Brot sucht Aufstrich“ von Bestsellerautorin und Brotbackprofi Valesa Schell ist im Ulmer Verlag erschienen. 60 Rezepte für herzhafte und süße Brotaufstriche, ob veggie oder vegan, morgens oder abends – hier ist für jeden Geschmack etwas zu finden. Nach dem Vorwort beschäftigt sich die Autorin mit der Herstellung der Grundzutaten für Brotaufstriche, sei es Frischkäse, Schmand, griechischer Joghurt, italienisches Kräutersalz oder Knoblauchpaste. Die Knoblauchpaste wird bei mir sehr häufig verwendet, das Rezept kannte ich so nicht. Die benötigten Küchenutensilien habe ich in meinem Haushalt, außer einen Thermomix, den benötige ich nicht. Die Rezepte sind sehr strukturiert erklärt und aufgeteilt nach den benötigten Zutaten sowie dem dafür notwendigen Handwerkszeug. Wie lange der Aufstrich haltbar ist, steht bei jedem Rezept, auch, wie die Aufstriche einzuwecken sind. Das ist für die Vorratshaltung sehr wichtig. Außerdem gibt die Autorin Empfehlungen, für welches Brot sich die zuvor hergestellten Aufstriche besonders eignen und wofür die Reste verwertet werden können, sollte man welche haben. Ich habe das Buch von hinten angefangen und mich mit den süßen Brotaufstrichen beschäftigt. Das Zitronen-Gelee und die Orangenmarmelade waren einfach herzustellen und geschmacklich unübertroffen gut. Mit den Brotaufstrichen von Valesa Schell, die man so nirgends kaufen kann, wird aus jeder normalen Scheibe Brot eine Gourmetschnitte. Wichtig ist für mich, dass ich selbst entscheiden kann, was in meinen Brotaufstrichen enthalten ist, dass es schnell geht, unkompliziert ist und die verwendeten Zutaten nicht einmal um die ganze Welt gereist sind. Von mir gibt es eine Kaufempfehlung für „Brot sucht Aufstrich“. Ich backe seit vielen Jahren verschiedene Sorten Brot selbst und bin dankbar für die Vielzahl von Ideen für den Belag. Ich werde das Buch noch oft zur Hand nehmen und viele der Rezepte ausprobieren.

Veröffentlicht am 06.11.2023

Fabelhafte Desserts für Naschkatzen

Sweet Cooking
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„Sweet Cooking“ Meine fabelhafte Welt der Desserts von Julia Morat aus dem Raetia Verlag ist eine kulinarische Reise der besonderen Art und ein Fest für die Sinne. Die Autorin hat das 256seitige Backbuch ...


„Sweet Cooking“ Meine fabelhafte Welt der Desserts von Julia Morat aus dem Raetia Verlag ist eine kulinarische Reise der besonderen Art und ein Fest für die Sinne. Die Autorin hat das 256seitige Backbuch sehr übersichtlich wie folgt gegliedert:
- Einfach und schnell,
- Aufwendigere Rezepte,
- Desserts aus dem Glas,
- Für besondere Anlässe.
Auf Seite 254 werden die Rezepte zeitgemäß in glutenfrei und laktosefrei unterteilt und natürlich dürfen die Abkürzungen und das Glossar nicht fehlen. Schon nach dem ersten Querlesen war mir klar, dass das ein Backbuch nach meinem Geschmack ist, und dass ich sehr viele Rezepte testen möchte, weil man ein Backbuch nur bewerten kann, wenn man die Rezepte 1:1 umsetzt. Gebacken habe ich erst einmal aus dem Abschnitt Einfach und schnell den Eierlikör-Kaffee-Gugelhupf und den Zitronenkuchen mit Zitronencreme. Beide Kuchen sind, wie das Kapitel schon sagt, einfach und schnell zubereitet. Es kommt auch kein Frust auf, weil etliche - oft unnütze und meistens nicht noch einmal verwendete - Zutaten besorgt werden müssen. Ein gut ausgestatteter Hobbybäcker hat hier vieles immer auf Vorrat. Ein absolutes Geschmackserlebnis ist das Schokopudding-Sahne-Dessert aus dem Kapitel Desserts aus dem Glas. Ich werde mich als nächstes den Rezepten für besondere Anlässen widmen und auf jeden Fall die Rumkugeln mit viel Schokolade, fruchtigen Rosinen und knusprigen Schokostreuseln zubereiten. Julia Morat ist ein rundum sehr gutes Backbuch gelungen, das die Hobbybäckerin glücklich macht. Von mir gibt es eine absolute Kaufempfehlung.