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Veröffentlicht am 26.08.2020

Eine bewundernswerte Frau

Die Tochter des Zauberers - Erika Mann und ihre Flucht ins Leben
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Erika Mann war die älteste Tochter von Thomas Mann, dem Nobelpreisträger für sein Buch „Die Buddenbrooks“. Wie viele ihrer Kollegen musste sie nach Amerika emigrieren. Dort wollte sie den Menschen die ...

Erika Mann war die älteste Tochter von Thomas Mann, dem Nobelpreisträger für sein Buch „Die Buddenbrooks“. Wie viele ihrer Kollegen musste sie nach Amerika emigrieren. Dort wollte sie den Menschen die Augen über die Faschisten öffnen, welche Europa mit ihrer Propaganda überfluteten. Das war nicht einfach, da viele nicht an den Machenschaften Hitlers und Konsorten interessiert waren. Neben diesem Wunsch gab es noch Männer, die ihr Herz erobern wollten. Sie musste sich zwischen Erfolg und Liebe entscheiden.

„Wer das laute Knallen schwerer Schaftstiefel auf Steinböden und das heisere Brüllen dumpfer Parolen vor verblendeten Massen für Kultur hält, scheint selbst nie über das Niveau von steinzeitlichen Höhlenmenschen hinausgekommen zu sein.“ (Zitat aus dem Buch) Frau Mann stellte klar, dass das, was momentan in Deutschland los war, nichts mit der Kultur der Deutschen zu tun hatte.

Das Buch zeigt, wie die Künstler aus Europa in New York zurechtkamen. Wo sie sich trafen und wie sie versuchten, die Kollegen in der Heimat zu unterstützen. Viele von ihnen mussten fliehen, weil ihre Werke in den Augen der Nazis „entartet“ waren. Auch der Vater von Erika, Thomas Mann, emigrierte mit seiner Frau und den Kindern in die Schweiz.

Die Autorin brachte mir mit dem Buch „Die Tochter des Zauberers: Erika Mann und ihre Flucht ins Leben“ die Tochter des berühmten Mannes sehr nah. Ihre Bücher werde ich auf jeden Fall noch lesen und auch jene, die ihr jüngerer Bruder schrieb. Bewundernswert, wie die junge Frau ihr Vorhaben umsetzte und in Amerika gegen Hitler agierte. Und das, obwohl auch dort die Anhänger der Faschisten lauerten. Am Schluss des Buches gibt es noch eine Auswahl an Literatur, die als Grundlage für das Buch dienten sowie Bücher, die noch mehr über die Familie Mann berichten. Vier Sterne gebe ich, da mir am Ende doch noch einige Fragen offen blieben.

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Veröffentlicht am 26.08.2020

So ganz anders als das Gewohnte

Die Sommer
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Leylas Mutter ist Krankenschwester und war häufig in den arabischen Ländern unterwegs. Der Vater, ein jesidischer Kurde, flüchtete aus seiner Heimat. Beide verliebten sich, sie heirateten und Leyla ist ...

Leylas Mutter ist Krankenschwester und war häufig in den arabischen Ländern unterwegs. Der Vater, ein jesidischer Kurde, flüchtete aus seiner Heimat. Beide verliebten sich, sie heirateten und Leyla ist ihr erstes und einziges Kind. Sie besucht ein Gymnasium in München und verlebt sämtliche Sommerferien in der Heimat ihres Vaters. Bei den Großeltern und im Kreis der großen Verwandtschaft. Hautnah erfährt sie, wie der Krieg begann und welche Verwüstung er anrichtete. Die Sorge um die Großeltern lässt sie kaum zur Ruhe kommen, zumal sie nicht mehr zu ihnen Reisen kann.

Nicht nur der Gedanke an ihre Großeltern in Syrien machen Leyla das Leben schwer. Sie hört die Erlebnisse des Vaters als er ein Junge war und sieht im Fernsehen, welchen Druck die Jesiden bis heute ertragen müssen. Ungerechtigkeit, Flucht und die Suche nach dem Warum bestimmen die Erzählungen im Buch. Die Autorin öffnete mir die Augen über die Situation von Minderheiten in Syrien. Welche Position Assad in dem Wirrwarr innehat und was der IS mit den vielen Toten zu tun hat. Aber auch die Situation der Flüchtlinge macht sie deutlich. Wie schwierig es für alle ist, das Kriegsgebiet zu verlassen, welche Rolle die Türkei dabei spielt und auch den alltäglichen Rassismus lässt sich nicht unkommentiert.

Auffallend ist, dass die Autorin keine Anführungszeichen verwendet. Das war anfangs für mich gewöhnungsbedürftig. Aber die gravierenden Unterschiede der Kulturen erfasste sie völlig. Ein Beispiel: „Stimmt es wirklich, dass es in Almanya Häuser gibt, in die ihr eure Eltern bringt, wenn sie alt und krank werden?“ In der Heimat von Leylas Vater undenkbar. Trotzdem, die Jesiden haben ein schweres Leben in Syrien. Sie dürfen nicht heiraten, kein Land kaufen und nicht in die Stadt ziehen. Sie werden nicht anerkannt, bleiben immer „Ausländer“.

„Die Sommer“ ist eine Mischung aus Tagebuch und Roman. Nicht immer war es für mich einfach, dem Geschehen zu folgen. Aber es ist ein Debüt und ich bin davon überzeugt, dass wir von der jungen Autorin noch viel Lesen werden.

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Veröffentlicht am 24.08.2020

Ein gelungenes Debüt

Zugvögel
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Fanny ist die Hauptperson in „Zugvögel“. Sie liebt das Meer und die Vögel, welche hier leben. Sie beobachtet die Küstenseeschwalben in Grönland und beringt sie. Aus Sorge um die Tiere macht sie sich auf ...

Fanny ist die Hauptperson in „Zugvögel“. Sie liebt das Meer und die Vögel, welche hier leben. Sie beobachtet die Küstenseeschwalben in Grönland und beringt sie. Aus Sorge um die Tiere macht sie sich auf den Weg zu den Brutplätzen. Sie möchte sehen, ob diese Vögel tatsächlich vom Aussterben bedroht sind. Das ist ein waghalsiges Unterfangen, da sie auf ein Boot muss, das ihr kaum Sicherheit oder Komfort zu bieten hat. Gleichzeitig ist es aber auch ein Flucht. Fanny will nicht mehr denken und die Vergangenheit hinter sich lassen. Ob ihr das gelingt und wie sie die Gefahren der See meistert, das ist spannend und in lebendiger Sprache erzählt.

Am Anfang tat ich mich schwer mit dem Lesen von „Zugvögel“. Die Autorin wechselte immer wieder die Zeiten und Orte und das machte das lesen anstrengend. Aber ich blieb dabei und es lohnte sich. Je weiter ich las desto gefälliger wurde für mich das Buch. Ich lernte etwas über die Intelligenz von Krähen, dem Kipppunkt des Artensterbens und der Arbeit von Ornithologen. Aber auch die realistische Darstellung einer großen Liebe, die in keiner Weise das Ihre suchte, gefiel mir ausgesprochen gut.

Die Autorin Charlotte McConaghy wuchs in Australien auf und „Zugvögel“ ist ihr Debüt. Sie beobachtet die Auswirkungen des Klimawandels auf die Tierwelt und sieht mit Sorge, wie viele Arten vom Erdball verschwinden. Das gibt sie auch als Begründung für das Schreiben dieses Buches an. Diesem beeindruckenden und mitreißenden Werk gebe ich gerne fünf Sterne. Wer gute Literatur mag, der wird es gerne lesen.

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Veröffentlicht am 21.08.2020

So ganz anders als das Gewohnte

Brüste und Eier
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Japanische Autoren haben einen eigenwilligen Stil, das stellte ich schon häufiger fest. Und so ist es auch bei Mieko Kawakami. Schon der Titel des Buches „Brüste und Eier“, erschienen im dumontbuchverlag ...

Japanische Autoren haben einen eigenwilligen Stil, das stellte ich schon häufiger fest. Und so ist es auch bei Mieko Kawakami. Schon der Titel des Buches „Brüste und Eier“, erschienen im dumontbuchverlag lässt darauf schließen. Da ich gerne solche Werke lese, war ich gespannt, was mich erwartet.

Midoriko ist die Tochter von Makiko und 12 Jahre alt. Sie schreibt ein Tagebuch und einige Passagen werden in „Brüste und Eier“ wiedergegeben. Sie schämt sich, wenn sie ihre Tage bekommt und mag es nicht, dass ihre Mutter unbedingt eine Brustvergrößerung haben möchte. Sie denkt, dass es ihre Schuld sei, dass der Körper Makikos nicht mehr so ist, wie vor 20 Jahren. Midorikos Tante ist die Hauptperson und ihr Name Natsuko. Sie hat keine Kinder und noch nicht einmal einen Mann.

Das Buch besteht zwei langen Hauptkapiteln. Das erste dreht sich hauptsächlich um den Besuch von Mutter und Tochter bei Tante und Schwester. Viele Erinnerungen aus der Vergangenheit kommen vor. Im zweiten Kapitel geht es um das Buch, welches Natsuko schon seit einiger Zeit schreibt. Auch das Privatleben Natsukos ist hier Hauptthema und ihre Wünsche und Ziele.

Für mich galt es beim Lesen, mich nicht ablenken zu lassen und mit allen Sinnen zu genießen. Es war nicht leicht aber es lohnte sich. Der Alltag in Japan ist so ganz anders als hier und auch die Einstellung der Menschen unterscheidet sich von uns. Das alleine macht das Werk der jungen Autorin so fesselnd und ich gebe gerne vier Sterne und Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 20.08.2020

Bemerkenswerte Sprache mit viel Kopfkino

Das Leben ist ein wilder Garten
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Carlo ist Landschaftsgärtner und das mit Leib und Seele. Ja, er liebt die Pflanzen und freut sich, wenn er Kunden hat, die seine Arbeit zu würdigen wissen. Doch so richtig läuft es im Moment nicht. Seine ...

Carlo ist Landschaftsgärtner und das mit Leib und Seele. Ja, er liebt die Pflanzen und freut sich, wenn er Kunden hat, die seine Arbeit zu würdigen wissen. Doch so richtig läuft es im Moment nicht. Seine Frau hat ihn nach 16 Jahren Ehe verlassen. Einfach so. Und sein Mitarbeiter wurde zusammengeschlagen. Er liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Nein, der Grund war nicht aktuell. Irgendwann im Krieg damals, da benahm er sich nicht so, wie die anderen es haben wollten. Und jetzt, 20 Jahre später rächten sie sich. Da ja, wenn etwas schief läuft, immer noch mehr Unangenehmes dazu kommt: Seine Mutter floh aus dem Seniorenheim. Was also tun? Wichtig ist erst mal, dass die Mutter gefunden und wieder ins Heim gebracht wird. Oder?

Die Sprache ist einzigartig und so bildhaft, dass ich die Akteure vor mir sah. Die Handlung suchte ich allerdings. Es gab nämlich keine zusammenhängende. Welchen Weg die Mutter während des Zweiten Weltkrieg ging und warum sie eine glamouröse Vergangenheit hatte? Keine Ahnung. Es ist ein munteres Hin und Her aus Gegenwart und Vergangenheit wobei der Zeitpunkt des Geschehens für mich nicht immer eindeutig war.

Mir gefiel aber nicht nur die Sprache. Auch der Umgang Carlos mit seiner Mutter, war rührend. Welcher Sohn nimmt sich so viel Zeit für eine alte Frau und geht so sehr auf ihre Wünsche ein? Es fällt mir schwer, das Buch zu bewerten. Trotzdem, ich gebe vier Sterne und hoffe, dass es viele Leser findet. Verdient hätte es die.

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