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Veröffentlicht am 01.06.2025

Die vermeintliche Erbschleicherin

Die kleine Villa in Italien
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Lia Bathurst hat schon länger von einer Auszeit an der Amalfi-Küste (Italien) geträumt. Doch die Künstlerin hätte nicht gedacht, dort auf die Spuren ihres Vaters Ernesto Salvatore zu stoßen, den sie nie ...

Lia Bathurst hat schon länger von einer Auszeit an der Amalfi-Küste (Italien) geträumt. Doch die Künstlerin hätte nicht gedacht, dort auf die Spuren ihres Vaters Ernesto Salvatore zu stoßen, den sie nie kennen gelernt hat. Zunächst aber ist ihr Raphael Knight, kurz Raph, im Weg, der Manager ihres Vaters…

„Die kleine Villa in Italien“ ist der elfte Band der „Romantic Escapes“-Reihe von Julie Caplin.

Der Roman besteht aus 37 Kapiteln, die mit einem Epilog enden. Erzählt wird im Wechsel aus der Sicht von Lia und Raph. Ein schönes Extra ist die Landkarte, die bei der Orientierung hilft.

Der Schreibstil ist gewohnt anschaulich und dank vieler Dialoge sehr lebhaft. Die Landschaftsbeschreibungen machen Lust auf Italien.

Protagonistin Lia ist eine sympathische Figur. Mit Raph wurde ich nicht so schnell warm. Dennoch hat mir der Mix an Charakteren gut gefallen.

Auf der inhaltlichen Ebene geht es genretypisch vor allem um die Liebe. Aber auch das Thema Familie spielt eine wichtige Rolle.

Die Handlung ist größtenteils vorhersehbar, aber durchaus kurzweilig, amüsant und abwechslungsreich. Auf den rund 420 Seiten konnte mich die Geschichte zudem berühren. Damit ist der Roman eine schöne Sommer- beziehungsweise Urlaubslektüre.

Die Covergestaltung und der deutsche Titel fügen sich hervorragend in die Reihe ein. Allerdings ist das Wort „klein“ im Romantitel nicht ganz passend. Darüber kann ich dennoch gut hinwegsehen.

Mein Fazit:
Wieder einmal hat Julie Caplin einen unterhaltsamen Liebesroman mit Urlaubsfeeling geschrieben. Auch „Die kleine Villa in Italien“ hat meine Erwartungen erfüllt. Ich freue mich schon auf die weiteren Bände.

Veröffentlicht am 25.05.2025

Zwei junge Frauen und die schönen Künste

Montmartre - Licht und Schatten
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Es ist der 20. Juni 1866, als zwei Mädchen in Paris geboren werden: Elise Lambert, Tochter der ärmlichen Wäscherin Jeanne, und Valérie Dumas, die aus einer wohlhabenden Kunsthändler-Familie stammt. Beide ...

Es ist der 20. Juni 1866, als zwei Mädchen in Paris geboren werden: Elise Lambert, Tochter der ärmlichen Wäscherin Jeanne, und Valérie Dumas, die aus einer wohlhabenden Kunsthändler-Familie stammt. Beide haben große Träume für ihre Zukunft. Doch ihre Mütter haben andere Vorstellungen für sie…

„Montmartre - Licht und Schatten“ ist der erste Band der Montmartre-Saga von Marie Lacrosse.

Der historische Roman ist sinnvoll strukturiert: Eingerahmt von einem Pro- und einem Epilog, besteht er aus fünf Teilen, die wiederum insgesamt 50 Kapitel beinhalten. Die Handlung des ersten Bandes spielt an unterschiedlichen Schauplätzen in Paris und umspannt die Jahre 1866 bis 1889. Um den Überblick zu behalten, gibt es Orts- und Zeitangaben zu Beginn der Kapitel. Orientierung bieten außerdem ein Ausschnitt des Pariser Stadtplans sowie die Personenübersicht.

Die beiden Protagonistinnen sind sympathische, lebensnahe und interessante Charaktere, die sehr gut ausgearbeitet sind. Ihre Gedanken und Gefühle wirken in sich stimmig und lassen sich prima nachvollziehen.

Auf den fast 600 Seiten geht es einerseits um zwischenmenschliche Themen und Schicksale, was die Geschichte immer wieder berührend und spannend macht. Andererseits spielen die Künste eine große Rolle, insbesondere Tanz und die Malerei. Wie aus den früheren Werken der Autorin gewohnt, konnte ich erneut Wissenswertes aus der Lektüre ziehen.

Trotz des Umfangs bleibt der Roman abwechslungsreich und unterhaltsam. Die Handlung ist schlüssig. Obwohl die Geschichte noch nicht abgeschlossen ist, kann der Band auch für sich alleine stehen.

Im Nachwort „Wahrheit und Fiktion“ klärt die Autorin ein weiteres Mal vorbildlich über die historischen Hintergründe und die künstlerischen Freiheiten des Romans auf. Auch lesenswert und informativ sind die angefügten Anmerkungen zu den erwähnten Stilrichtungen der Malerei. Die Liste der erwähnten Kunstwerke und das Quellenverzeichnis runden den Anhang ab.

Auch in sprachlicher Hinsicht ist der Roman gelungen. Der Schreibstil ist geprägt von anschaulichen Beschreibungen und lebhaften Dialogen.

Davon abgesehen von der Tatsache, dass auf dem Motiv nur eine Frau abgebildet ist, obwohl es zwei Protagonistinnen gibt, gefällt mir das Cover gut. Den Titel empfinde ich als sehr passend.

Mein Fazit:
Mit „Montmartre - Licht und Schatten“ hat mich Marie Lacrosse ein weiteres Mal überzeugt. Der historische Roman hat mich bestens unterhalten. Nach dem rundum gelungenen Auftakt freue mich schon jetzt auf den zweiten Band der Saga.

Veröffentlicht am 11.05.2025

Im Wald ist es ganz schön bunt

Farben lernen mit dem Blätterdieb
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Ist ein Reh grau oder braun? Welche Farben haben die Blätter? Und wie lässt sich der Himmel beschreiben? Darüber reden die beiden Freunde Vogel und Eichhörnchen, die im Wald leben und zusammen ihre Umgebung ...

Ist ein Reh grau oder braun? Welche Farben haben die Blätter? Und wie lässt sich der Himmel beschreiben? Darüber reden die beiden Freunde Vogel und Eichhörnchen, die im Wald leben und zusammen ihre Umgebung erkunden.

„Farben lernen mit dem Blätterdieb“ ist ein Pappbilderbuch aus der Blätterdieb-Reihe, das sich an Kleinkinder ab zwei Jahren richtet.

Auf fünf Doppelseiten werden unterschiedliche Szenen dargestellt, die sich auch als eine Geschichte verstehen lassen. Die Zeichnungen erstrecken sich über beide Seiten. Auf den rechten Seite ist jeweils eine große, stabile Klappe platziert, hinter der sich ein weiteres Bild und Text verbergen. Die kleine Aussparung zum Öffnen der Klappe fördert die Feinmotorik.

Protagonisten sind der Vogel und das Eichhörnchen, die als solche bezeichnet werden. Zwei sympathische, liebenswerte Tiere, die schon den Kleinsten aus dem Alltag bekannt vorkommen dürften.

Der knappe Text von Alice Hemming, gekonnt übersetzt von Jennifer Buchholz, ist altersgerecht formuliert, was den Satzbau und den Wortschatz angeht. Er ist in Dialogform aufgebaut, wie schon bei den Bilderbüchern für Kinder ab drei Jahren. Ein bewährtes Konzept.

Die Illustrationen von Nicola Slater mit den kräftigen, bunten Farben passen ebenfalls hervorragend zur Altersgruppe. Sie sind detailliert genug, ohne die Kleinsten zu überfordern. Der Stil ist modern, aber liebevoll.

Die Mission, Kleinkindern unterschiedliche Farbtöne nahezubringen, erfüllt das Pappbilderbuch. Die Bezeichnungen passen ganz genau zu den dargestellten Farben. In jeder Szene sind außerdem gleich mehrere Farben eingebaut, so dass am Ende des Buches alle im Alltag häufig verwendeten Töne aufgetaucht sind.

Die verschiedenen Situationen sind abwechslungsreich und humorvoll. Zugleich sind sie schlüssig und nachvollziehbar.

Wie die Klappen im Innenteil macht auch das Äußere des Pappbilderbuches einen wertigen und robusten Eindruck. Das Buch kann pflegeleicht innen und außen abgewischt werden, falls sich kleine Flecken darauf verirren. Auch das handliche, aber nicht zu filigrane Format ist perfekt gewählt.

Mein Fazit:
„Farben lernen mit dem Blätterdieb“ ist ein gelungenes Pappbilderbuch, das kleine Kinder nicht nur an die Blätterdieb-Reihe, sondern auch an das Erkennen und Benennen von Farben heranführt. Die Umsetzung des Farblernkonzepts hat mich ebenso überzeugt wie die Gestaltung. Empfehlenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
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Veröffentlicht am 11.05.2025

Wenn alles ins Dunkel fällt

Der Einfluss der Fasane
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Hella Renata Karl, Anfang 50 und Feuilletonchefin einer großen Berliner Tageszeitung, ist geschockt: Kai Hochwerth, der frühere Intendant einer der größten Bühnen in der Hauptstadt, hat sich in Sydney ...

Hella Renata Karl, Anfang 50 und Feuilletonchefin einer großen Berliner Tageszeitung, ist geschockt: Kai Hochwerth, der frühere Intendant einer der größten Bühnen in der Hauptstadt, hat sich in Sydney umgebracht. Hat Hella nicht nur die Schuld am Rausschmiss des 54-Jährigen, sondern ihn auch in den Selbstmord getrieben? Sie hatte über seinen Machtmissbrauch geschrieben. Nun steht die Journalistin am öffentlichen Pranger und erhält Hassnachrichten. Und es droht weiterer Ungemach…

„Der Einfluss der Fasane“ ist ein Roman von Antje Rávik Strubel.

Untergliedert in sieben Kapitel, wird in personaler Perspektive aus der Sicht von Hella erzählt, durchweg chronologisch, aber mit Rückblenden. Die Handlung umfasst nur wenige Wochen und spielt in Berlin, Potsdam und Umland.

Vor allem auf der sprachlichen Ebene hat mich der Roman beeindruckt. Die Autorin vermag es, atmosphärisch, anschaulich und bildstark zu schreiben, mit leichter Feder und ohne viele Worte zu verschwenden. Was mir ebenfalls gefallen hat: Im Text wird immer wieder der Umgang mit Sprache und Formulierungen auf gekonnte Weise reflektiert.

Hella ist eine reizvolle Protagonistin, jedoch keine klassische Sympathieträgerin und eine eher unbequeme Person. Sie ist sehr ehrgeizig, selbstbezogen und äußerst selbstbewusst. Um ihren Weg zu machen, hat sie Verhaltensweisen und Ansichten übernommen, die an ältere Männer erinnern. Ihr Denken und Handeln ist nicht immer leicht zu ertragen, aber in sich schlüssig und nachvollziehbar. Auch die übrigen Charaktere wirken größtenteils ausgefeilt, nur wenige Nebenfiguren sind etwas zu stereotyp geraten.

Auf den rund 230 Seiten wird die Geschichte von einer subtilen Spannung getragen. Wird Hella ihren Hals aus der Schlinge ziehen können? Was hat den Intendanten zu dem drastischen Entschluss getrieben? Erst Stück für Stück werden die Zusammenhänge klarer.

Aus inhaltlicher Sicht hat der Roman viel Interessantes zu bieten. Der Missbrauch von Macht in der Kultur- und insbesondere Theaterszene ist ein wichtiges und lohnenswertes Thema. Es geht dabei um patriarchale Herrschaftsstrukturen, internalisierte Misogynie, antifemistisches Denken und sexistisches Gehabe. Aber auch mediale Hetzjagden, die Dynamik öffentlicher Diskurse und die Auswüchse der Empörungskultur tauchen auf. Zusätzlich wurden die Aspekte von Schuld und Verantwortung sowie die Prägung der Persönlichkeit durch Klasse und Herkunft eingearbeitet. Das macht die Geschichte facettenreich und verleiht ihr Gewicht. Insgesamt bleibt der Roman jedoch zu sehr an der Oberfläche, die Botschaft des Romans wird durch die Themenfülle stark verwässert.

Die Fasan-Symbolik wird nicht nur konsequent im Titel und im hübschen Covermotiv aufgegriffen, sondern zieht sich auch durch den gesamten Text. Deren Bedeutung bleibt mir dennoch ebenfalls zu diffus.

Mein Fazit:
Mit „Der Einfluss der Fasane“ hat Antje Rávik Strubel einen lesenswerten Roman geschrieben, der auf problematische Strukturen verweist. Sprachlich überzeugend, aber inhaltlich leider zu schwammig.

Veröffentlicht am 09.05.2025

Bloß raus aus der Platte

Achtzehnter Stock
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Wanda hat es so satt. Seit Längerem träumt sie davon, als Schauspielerin durchzustarten. Doch eine ungeplante Schwangerschaft hat ihre Karriere beendet, bevor sie überhaupt losgehen konnte. Statt die Ausbildung ...

Wanda hat es so satt. Seit Längerem träumt sie davon, als Schauspielerin durchzustarten. Doch eine ungeplante Schwangerschaft hat ihre Karriere beendet, bevor sie überhaupt losgehen konnte. Statt die Ausbildung auf der Schauspielschule zu beenden, muss sich die alleinerziehende Mutter nun um ihre fünfjährige Tochter Karlie kümmern. In ihrer schäbigen Wohnung im 18. Stock eines Berliner Plattenbaus fristen die beiden ihr Dasein mit Geldsorgen und Langeweile. Als schließlich doch ein vielversprechender Anruf kommt, schmeißt ihr das Schicksal erneut Steine in den Weg. Doch Wanda weigert sich, ihren Traum aufzugeben…

„Achtzehnter Stock“ ist ein Roman von Sara Gmuer.

Vor allem die raue, sehr passende Sprache des Romans hat mich begeistert. Ungewöhnliche, kreative Bilder, authentische Dialoge und eindrückliche Beschreibungen zeichnen den unverwechselbaren Stil aus. Dabei ist der Text sehr dicht und atmosphärisch stark. Kein Wort ist zu viel. Immer wieder finden sich kluge Sätze und Gedanken.

Erzählt wird im Präsens in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Wanda, in chronologischer Reihenfolge, aber mit mehreren Rückblicken. Die Handlung umfasst einige Monate und spielt fast ausschließlich in Berlin. Viele kurze Kapitel treiben die Geschichte voran.

Auch in inhaltlicher Hinsicht hat die Geschichte einiges mehr zu bieten als nur Einblicke in die Filmbranche. Es geht vielmehr um die Probleme alleinerziehender Mütter, vererbte Armut und soziale Ungerechtigkeit. Dabei setzt der Roman auch feministische Impulse und macht nachdenklich.

Wanda ist eine Protagonistin mit Ecken und Kanten. Sie ist stur, macht Fehler und reagiert bisweilen impulsiv statt vernünftig. Trotzdem mochte ich diesen unbeschönigten Charakter gerne, denn wir erfahren nach und nach, wie ihr das Leben mehrfach übel mitgespielt hat. Ihr Denken und Handeln lassen sich nachvollziehen. Es erschreckt schlüssig. Nur wenige Nebenfiguren der Filmszene wirken etwas klischeehaft. Dies tut dem Lesevergnügen jedoch keinen Abbruch.

Auf den kaum mehr als 200 Seiten ist die Geschichte unterhaltsam und berührend. Die Handlung nimmt unerwartete Wendungen und ist überraschend innovativ.

Das Cover konzentriert sich auf den Plattenbau, eine treffende Wahl. Sowohl der prägnante Titel als auch das Motiv stechen heraus und passen hervorragend zum Inhalt.

Mein Fazit:
Mit „Achtzehnter Stock“ hat mich Sara Gmuer auf ganzer Linie überzeugt. Ihr Roman zählt für mich zu den Highlights im Frühjahr 2025 und hat das Potenzial, auch bei der zweiten und dritten Lektüre nichts von seiner Faszination einzubüßen. Absolute Empfehlung!