solider Roman, aber kein Highlight
Verliebt in deine schönsten Seiten“Verliebt in deine schönsten Seiten” ist in vielerlei Hinsicht ein typisches Sommerbuch - die Handlung setzt zu Beginn des Sommers an, als die beiden Protagonisten erstaunt sind festzustellen, dass sie ...
“Verliebt in deine schönsten Seiten” ist in vielerlei Hinsicht ein typisches Sommerbuch - die Handlung setzt zu Beginn des Sommers an, als die beiden Protagonisten erstaunt sind festzustellen, dass sie am Lake Michigan zwei direkt nebeneinanderliegende Ferienhäuser besitzen und somit Nachbarn auf Zeit sind.
January und Gus könnten auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein - während sie eine erfolgreiche Romance-Autorin mit Happy End-Garantie ist, wird er regelmäßig mit literarischen Größen wie Jonathan Franzen verglichen und vergönnt seinen Hauptfiguren nie dauerhaftes Glück. Die beiden kennen sich vom College, wo sie sich als Rivalen ansahen. “Enemies to Lovers” sind sie in meinen Augen allerdings nicht wirklich, auch wenn das Buch so beworben wird - dafür ist die Rivalität zu mild ausgeprägt und vergeht zu schnell. Schon seit der gemeinsamen Studienzeit hegen die beiden zudem eine starke Faszination für die schriftstellerische Karriere des jeweils anderen und verfolgen diese genau, persönlichen Kontakt hatten sie jedoch seitdem nicht mehr.
Schnell wird klar, dass es für die beiden kein unbeschwerter Sommer am See wird - neben dem Kampf gegen die Abgabe-Deadline spielen dabei auch Probleme rund um Themen wie Kindheitstraumata, die Beziehung zu den eigenen Eltern, aber auch das Ende der eigenen romantischen Beziehung bei beiden eine große Rolle. Hier kann ich ohne Spoilergefahr nicht wirklich viel verraten, aber gesagt sei: Diesen Teil mochte ich wieder besonders gerne, denn er verlieh den Figuren ihre Dreidimensionalität. Mein zweitliebster Aspekt waren definitiv die Einblicke in den Schriftsteller-Alltag: die Vor-Ort-Recherchen, zu denen auch Interviews gehörten, die Tricks, mit denen man eine Schreibblockade überwinden und in den Tunnel der Konzentration zurückfinden kann und so weiter.
Dazu muss man sagen: January und Gus schließen relativ zu Beginn des Sommers einen Deal ab, demzufolge sie den Sommer über die Genres tauschen: Er schreibt eine romantische Komödie und sie einen ernsten, literarischen Roman. Den beiden dabei zuzusehen, wie sie sich in das Genre und damit auch in die Gedankenwelt des anderen einarbeiten, hat mir viel Spaß gemacht.
Warum es dann nur für 4 Sterne gereicht hat? Viele Kleinigkeiten haben für mich nicht ganz gepasst. Der Schreibstil war größtenteils völlig in Ordnung, jedoch gab es einzelne Formulierungen, Vergleiche, Metaphern usw., die ich nicht wirklich gelungen fand. Ähnlich ging es mir mit dem Plot: Während der Anfang und das Ende für mich überzeugend waren, stockt es im Mittelteil immer wieder und die Protagonisten treten aufgrund ihrer fehlenden Kommunikation auf der Stelle - nicht mein liebstes Plot Device. Auch die Übergänge zwischen einzelnen Szenen empfand ich mehrmals als eher abrupt und dadurch irritierend. Alles in allem handelte es aber eher um Kleinigkeiten, weshalb es trotzdem für 4 Sterne gereicht hat🥰