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Veröffentlicht am 22.05.2019

Hatte mir mehr erwartet

Der weiße Ahorn
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Im Reihenauftakt der Breitenbach-Saga von Mina Baites befinden wir uns im Jahre 1881 in Berlin. Schuhfabrikant Hermann Breitenbach wird von seiner Vergangenheit eingeholt und vom Konkurrenten Meißner ...

Im Reihenauftakt der Breitenbach-Saga von Mina Baites befinden wir uns im Jahre 1881 in Berlin. Schuhfabrikant Hermann Breitenbach wird von seiner Vergangenheit eingeholt und vom Konkurrenten Meißner erpresst. Dieser schreckt vor nichts zurück, denn sein Ziel ist es, die gesamte Schuhfabrikation der Breitenbachs zu übernehmen. Während der älteste Sohn, Theodor, seinem Vater zur Seite steht und früher oder später die Produktion übernehmen muss, soll sein Bruder Georg ein zweites Standbein - eine Tochterfirma - in Amerika aufbauen. Gemeinsam mit seiner Schwester Rosa und dem langjährigen Mitwarbeiter Wendelin brechen die drei nach Amerika auf, wo ihre Tante Fanny in Colorado ein Häuschen besitzt. Während Georg die Tochterfirma aufbauen möchte, träumt Rosa von einer Schule für Kinder aller Rassen und Religionen. Die anstrengende und abenteuerliche Überfahrt ist erst der Anfang, denn nachdem die Drei im "gelobten Land Amerika" angekommen sind, warten nicht nur viele Strapazen und Probleme, sondern vorallem für Georg, eine große Überraschung. In Berlin versuchen hingegen Hermann und Theodor Breitenbach alles, die Schuhfabrik und die Familientradition unter ihrem Wappen mit dem weißen Ahorn zu erhalten....

Schnell ist man mitten in der Geschichte der Familie Breitenbach. Der angenehme und flüssige Schreibstil lässt dem Leser durch die Seiten fliegen. Man verfolgt nicht nur gespannt die Vorkommnisse in Berlin, sondern begibt sich mit Georg, Rosa und Wendelin auf große Überfahrt. Abwechselnd erzählen die vier Protagonisten in der dritten Person aus ihrem Leben. Die Handlungsstränge wechseln ebenso zwischen Deutschland und den USA.
Familientradition, Zusammenhalt, die Gleichstellung von Mann und Frau im Wilden Westen, sowie unterschiedlicher Religionen und Rassen sind die Themen, die Mina Baites in ihrem Roman immer wieder anspricht. Jedoch hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin einige Problematiken nicht nur oberflächlich behandelt hätte. Für mich lösten sich die meisten Probleme viel zu schnell (im positiven Sinne) auf. Oft fehlte es mir an Spannung und überraschenden Wendungen. Hier hätten 100 Seiten mehr einige zu übereilte Passagen aufwerten und ihnen mehr Tiefgang verleihen können. Aber oftmals hätte ich mir einfach nur gewünscht mehr über ein bestimmtes Thema zu lesen und zu erfahren. Die Hoffnung, dass diese in einem der weiteren Bände aufgegriffen werden, habe ich noch....

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich dargestellt. Einige sind sehr lebendig beschrieben, andere hingegen blieben mir großteils fremd.
Rosa ist für ihre Zeit eine junge Frau, die sich durchzusetzen versteht und gegen Konventionen ankämpft. In Amerika sieht sie für sich die Möglichkeit ohne Mann und Trauschein an Landbesitz zu kommen. Sie versucht ihre Träume, die sie in Berlin nicht umsetzen kann, in Colorado real werden zu lassen. Nicht nur die geplante Schule, sondern auch eine eigene kleine Farm zum Bewirtschaften, sind ihr Wunsch. Den Herausforderungen im Wilden Westen steht sie kompromisslos gegenüber.

Theodor versucht zunächst erfolglos seinen Vater zu überreden zu investieren und ihm die Firma zu überschreiben. Seine Ehe ist eine einzige Farce. Seine Frau Elena und er bleiben für den gemeinsamen Sohn Felix zusammen, bis er die junge Vanda kennenlernt.

Georg nimmt die Herausforderung in den Staaten an und baut die Tochterfirma auf, nachdem er in Berlin stets im Schatten seines Bruders stand. Georg erscheint sympathisch, jedoch hatte ich große Probleme ihn einzuordnen bzw. seine Gefühle zu nachzuempfinden.

Im letzten Drittel ist mir aufgefallen, dass die Namen von Georg und Theodor öfters vertauscht wurden. Hier hat das Lektorat eindeutig geschlafen.

Schreibstil:
Mina Baites schreibt sehr bildhaft und lebendig. Die geschilderten Landschaften während der Überquerung einiger US-Staaten wurde bildgewaltig beschrieben. Hier hätte ich allerdings gerne noch mehr davon gelesen.

Im Nachwort geht die Autorin noch darauf ein, welche historischen Persönlichkeiten sie als Vorbilder für ihre Figuren verwendet hat.

Fazit:
Ein netter Beginn der Familiensaga rund um die Breitenbachs, die sich sowohl in Berlin, als auch im fernen Colorado behaupten müssen. Mir fehlt hier allerdings noch "das gewisse Etwas" bzw. fand ich einige Themen nur angerissen. Viele Probleme erledigten sich wie von alleine, was ich etwas unglaubwürdig fand. Trotzdem denke ich, dass ich auch den zweiten Teil lesen werde und hoffe auf etwas mehr Seiten und Tiefgang.

Veröffentlicht am 20.05.2019

Kommt leider nicht an "Zwischen dir und mir das Meer" heran

Der Wind nimmt uns mit
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m Flugzeug nach und von Lissabon hat mir der neue Roman von Katharina Herzog kurzweilige Stunden bereitet. Auch wenn ich nicht in Spanien bzw. den Kanarischen Inseln Urlaub gemacht habe, so hat mich der ...

m Flugzeug nach und von Lissabon hat mir der neue Roman von Katharina Herzog kurzweilige Stunden bereitet. Auch wenn ich nicht in Spanien bzw. den Kanarischen Inseln Urlaub gemacht habe, so hat mich der südländische Charme auch in Lissabon eingeholt. Und die Autorin "kenne" ich ja schon sehr lange, denn ich habe bereits ihre Bücher als Selfpublisher unter ihrem Klarnamen Katrin Koppold gelesen.

In "Der Wind nimmt uns mit" lernen wir Maya kennen, die als Reisebloggerin rund um die Welt chattet. Seit sechs Jahren bleibt sie allerdings der Insel La Gomera fern, wo ihre Adoptivmutter Karoline lebt. Bis heute hat sie dieser nicht verziehen, dass sie ihr nicht die Wahrheit über ihre wahre Herkunft erzählt hat. Als sie durch einen One-Night-Stand schwanger wird, versucht sie den Mann, von dem sie nur den Namen Tobi und einige wenige Details kennt, durch ihren Blog zu finden. Dass er sich auf La Gomera aufhalten soll, zieht Maya kurz die Füße weg, doch dann überwindet sie ihre Ängste und fliegt an jenem Ort, den sie niemals besuchen wollte...
Auf der esoterisch angehauchten Finca de la Luz findet sie erstmals eine Bleibe und lernt die Inselbewohner besser kennen.

Wechselnde Perspektiven lassen uns als Leser nicht nur Maya und Karoline in der Gegenwart kennenlernen, sondern auch Karoline als Studentin in den 1980er Jahren. Die Abschnitte werden durch die jeweiligen Namen und der Jahreszahl (bei Karoline) erkenntlich gemacht. Dabei erfahren wir häppchenweise was vor mehr als 30 Jahren passiert ist und tauchen in Karolines damaliges Leben ein.

Die Beschreibungen der Charaktere und der Insel sind sehr anschaulich. Trotzdem blieben die Figuren leider etwas an der Oberfläche. Manche von ihnen fand ich auch zu überzeichnet.
Karoline nahm mir im Gegenwartspart zu wenig Platz ein und blieb mir fremd. Nur im Rückblick ins Jahr 1983 oder 1984 kam sie mir als Studentin näher. In diesem Abschnitt konnte ich ihre Gefühle und ihre besondere Beziehung zu ihrem Vater sehr gut nachvollziehen.
Maya hingegen fand ich viel zu unreif für ihre 32 Jahre. Vorallem als Reisebloggerin, die durch die Welt reist und vollkommen auf sich alleine gestellt ist, war sie mir zu naiv und zu wankelmütig.

Die bildhaften Landschaftsbeschreibungen machen Lust die zweitkleinste der Kanarischen Inseln zu besuchen, doch die Darstellung der sehr durchgeknallten Inselbewohner, die noch dem Hippie-Kult frönen, ließ mich etwas davon Abstand nehmen. Trotzdem würde ich gerne einmal den merkwürdigen Gesängen der Gelbschnabelsturmtaucher lauschen, das Künstlerdorf El Guro besuchen oder zur Schweinebucht (das klingt so nach Piraten!) wandern.

Der rote Faden des Romans ist die Selbstfindung ...sich zu "ankern"...und verzeihen zu können.
Die Handlung ist etwas vorhersehbar und ich vermisste im Gegenwartsstrang die Tiefgründigkeit, wie auch etwas mehr Spannung. Trotzdem hat sich die Geschichte wunderbar lesen lassen und sie konnte mich durchgehend unterhalten.
Irritiert war ich durch eine angebliche Schwester von Karoline, die nie mehr erwähnt wird und Karoline später sogar als Einzelkind dargestellt wurde. Fehler wie diese sollten dem Lektorat auffallen!

Schreibstil:
Die Autorin hat einen wunderbareb Schreibstil, der mich schon in ihren anderen Romanen überzeugen konnte und mich in ihren Geschichten versinken lässt. Er ist locker-leicht, lebendig und dialoglastig.

Fazit:
"Der Wind nimmt uns mit" kann leider nicht an "Zwischen dir und mir das Meer" anschließen, das von mir volle fünf Sterne erhalten hat. Der Roman unterhält und ist als leichte Urlaubslektüre wie geschaffen, jedoch wird er wohl eher nur durch das wunderschöne Cover in Erinnerung bleiben. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass Katharina Herzog mit ihrem nächsten Buch wieder an die gewohnte Qualität anschließen kann.

Veröffentlicht am 18.05.2019

Eine neue Weltwirtschaftskrise?

GIER - Wie weit würdest du gehen?
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"GIER" von Marc Elsberg - ein Buch, das in den letzten beiden Monaten sehr viel Aufmerksamkeit und Publicity bekommen hat. Zurecht frage ich mich? Jein, möchte ich sagen.

Marc Elsberg bleibt seinen Stil ...

"GIER" von Marc Elsberg - ein Buch, das in den letzten beiden Monaten sehr viel Aufmerksamkeit und Publicity bekommen hat. Zurecht frage ich mich? Jein, möchte ich sagen.

Marc Elsberg bleibt seinen Stil treu und widmet sich der nahen Zukunft, wobei viele seiner angesprochenen Themen bereits von der Wirklichkeit überholt werden. Diesmal geht es um das Aufkommen einer neuen Weltwirtschaftskrise und der immer weiter auseinanderklaffenden Schere zwischen Arm und Reich.
Gewarnt durch einige Rezensionen wusste ich bereits, dass wir es zu Beginn mit vielen Figuren zu tun haben. So wappnete ich mich und versuchte zu lokalisieren, wer wichtig war. Das gelang mir ganz gut.
Im ersten Kapitel stellt sich der Autor bereits die Frage, wie es möglich wäre die Missverhältnisse zwischen den Reichen und den Armen zu ändern. Mit mathematischen Beispielen, die teilweise sogar gezeichnet sind, versucht Elsberg (auch mir Mathematik-Null) seine Formel für die Lösung dieses Problems zu erklären. Darauf folgt noch die mathematische Grundlage zur Spieltheorie, die er im Buch durch illegales Wettspiel so erklärt, dass auch ich es verstehe - hurra!
Bevor wir als Leser aber in einer Bar diesem Wettstreit verfolgen können, lernen wir den jungen Pfleger Jan kennen, der Zeuge eines Unfalls und eines darauffolgenden Mordes wird. Im Fond des Wagens, der verunglückte, saß der Nobelpreisträger Herbert Thompson und ein weiterer unbekannter Mann. Sie waren auf dem Weg zum Weltwirtschaftsgipel in Berlin. Einer der Männer überlebt den Unfall schwer verletzt. Zwei gehauchte Namen, der eines Mannes und einer Bar, konnte Jan noch von einem der Insassen vernehmen, da fliegt das Auto in die Luft und die Killer sind ihm auch schon auf den Fersen. Jan sieht sich in einer auswegslosen Situation, aus der ihm nur Fitzroy Peel helfen kann...der Name, den der unbekannte Tote geflüstert hat. Diesen trifft er in genau der Bar beim illegalen Kartenspiel, das ich vorhin erwähnt habe. Jan erfährt, dass Fitzroy, ehemaliger Investmentbanker, und der unbekannte Tote Freunde waren, als die Söldner wieder auftauchen....

Immer wieder sind Jan und Fitzroy vor den muskelbepackten Killern und der Polizei auf der Flucht. Genau diese seitenlangen Verfolgungsjagden, die mich an amerikanische Actionfilme erinnern, habe ich schon in "Helix" bemängelt. Für Jan steht die Polizei, Kommissarin Maya Paritta mit dem sehr voreingenommenen Kollegen Jörn, auf der falschen Seite, denn er wird als Verdächtiger gehandelt. Nun folgen weitere Verfolgungsjagden - sogar über den Dächern von Berlin, Schießereien mit Profikillern, Entführungen.....für mich einfach TOO MUCH!

In einem anderen Handlungsstrang befinden wir uns auf dem Weltwirtschaftsgipfel inmitten hochrangiger Diplomaten und Minister aus dem In- und Ausland. Hier sind Milliardär Ted Holden und seine Assistentin Jeanne Dalli unsere wichtigsten Protagonisten. Ted erhofft sich aus dem erwarteten Zusammenbruch der Banken einen Gewinn für sich und weiteren spekulierenden Multimilliardären. Was planen diese Herrschaften?


Ein weiterer Handlungsstrang behandelt die Aktivisten und Demonstranten, die die Straßen von Berlin bevölkern. Sie fordern ihren Anteil am Wohlstand, den sich die Reichsten der Reichen einverleiben. Die drohende große Finanzkrise scheint den Mittelstand zu zerstören und die Kluft noch größer zu machen. Hier lernen wir einige Hausbesetzer kennen, bei denen Jan und Fitzroy Unterschlupf finden.

Die Wichtigkeit des Themas ist unumstritten, jedoch mangelt es etwas bei der Umsetzung. Es wird sehr wissenschaftlich erzählt, aber man muss dem Autor zugute halten, dass er die Thesen des sozialen Kapitalismus so anschaulich erklärt, dass es auch Laien wie ich verstehen, die mit Marktanalyse und dem Finanzmarkt nichts zu tun haben.

"Aus Egoismus sollte man zusammenarbeiten. Aus Gier sollte man teilen." (…) "Das sind keine Ideologien, keine vagen Ideen, keine gefühligen Wolkenkuckucksheim-Tanzereien, die keine ihrer Behauptungen belegen können", erklärte Fitz. "Das ist simple Mathematik, wie Sie sehen. Berechenbar. Vorhersagbar." - ZITAT

Schreibstil:
Die Geschichthe ist rasant und wendungsreich, wobei der Schreibstil doch manchmal etwas holprig und abgehackt ist. Durch die vielen mathematischen Formeln und physikalischen Erklärungen entstehen manchmal einige Längen.
Die Charakter sind etwas stereotyp ausgefallen und bleiben ziemlich an der Oberfläche.

Fazit:
Marc Elsberg bietet mit seinen Themen immer wieder Diskussionsstoff und Denkanstöße. Das alleine ist schon ein Grund sich seinen Büchern zu widmen. Einordnen lässt sich "Gier" allerdings sehr schwer. Es ist weder ein reiner Thriller, keine dystopische Geschichte, aber auch kein Lehrbuch über Mathematik und Wirtschaft. Auch wenn mir seine anderen Thriller besser gefallen haben, hat "Gier" neben dem sehr actionlastigen Verfolgungsjagden und den wissenschaftlichen Themen auch zahlreiche Überraschungen und Wendungen zu bieten. Aber vorallem regt es zum Nachdenken an, während Elsberg der breiten Masse zu erklären versucht wie man die Welt besser machen könnte...

Veröffentlicht am 13.05.2019

Ich bleibe lieber bei der anderen Reihe und Erik Donner

Der Todesschöpfer
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Von Elias Haller kenne ich bereits einige Fälle rund um Kriminalhauptkommissar Erik Donner. Dies ist jedoch mein erster Fall mit Klara Frost, ebenfalls ihres Zeichens Kriminaloberhauptkommisarin. Wie Donner ...

Von Elias Haller kenne ich bereits einige Fälle rund um Kriminalhauptkommissar Erik Donner. Dies ist jedoch mein erster Fall mit Klara Frost, ebenfalls ihres Zeichens Kriminaloberhauptkommisarin. Wie Donner ist auch sie keine gewöhnliche Ermittlerin. Man spricht von ihr als "Die Exorzistin". Klara ist Millionenerbin und lebt im Hotel. Auch Ihr Aussehen ist auffällig: Ihr Körper ist überfüllt mit Tattos. Sie ist Einzelgängerin und eine brilliante Ermittlerin, sie ist kompromisslos und geht bis zum Äußersten.Klara Frost ist auf jeden Fall eine sehr interessante Figur. Doch worum geht es in "Der Todesschöpfer"?

Nach einem Autounfall wird im Kofferraum eines gestohlenen Autos eine Buddha-Statue aus Glas gefunden. Das Besondere daran ist, dass sich darin ein menschlicher Schädel befindet. Durch die spezielle Glaskunst und einer eingeritzten Seriennummer kommt Klara Frost auf die Spur eines Serienmörders. Kurze Zeit später wird die Ehefrau des Geschäftsführers von LoLa Glas entführt. Und was hat das Verschwinden von David Schlotter, dem Sohn eines ehemaligen Konkurrenzunternehmens von LoLa Glas zu tun? Sein Vater versucht seit Jahren David zu finden und hat eine Detektivin darauf angesetzt, als plötzlich eine Geldforderung im Darknet auftaucht. Als weitere Glasfiguren mit menschlichen Knochen auftauchen sind sowohl BKA und LKA alarmiert....

Ich muss sagen, dass sich für mich in diesem Thriller zu viele Figuren tummelten, die mir zu extravagant waren. Dass Ermittler meistens eigene Menschen mit diversen Schwächen und Eigenheiten sind, ist man ja bereits gewohnt und einige davon gehören auch bei mir zu Lieblingscharakteren. Dass sich aber im ganzen Krimi kein einziger "Normalsterblicher" bewegt, fand ich nicht wirklich glaubhaft. Da ist einerseits der BKA Beamte Gerhard Rammler, der auch bei Klara seinen Namen Ehre macht; ihre Kollegin Fanny Kowalczyk, die aus dem Comic-Heft entsprungen zu sein scheint und besser bei einer Cosplay-Veranstaltung aufgehoben wäre; der extentrische Ex-Rocker, der so viel Testosteron versprüht, dass mit durch die Seiten im Buch kotzübel wird. Außerdem hat er im Keller noch eine Folterkammer für sexuelle Spielchen versteckt und dann gibt es noch die alkoholkranke Alt-Detektivin Roswitha Mengel, die ihren einzigen noch ungelösten Fall klären möchte. Und das sind nur die Hauptakteure in diesem Thriller. Sorry, als Österreicherin bin ich wohl etwas zu bodenständig und normal (wird uns ja auch nachgesagt), aber vielleicht leben in Leipzig, wo dieser Thriller spielt, genau diese Menschen?

Der Fall an sich wird sehr temporeich und spannend erzählt. Haller spart auch nicht mit blutigen Details oder Grausamkeiten. Tatverdächtige gibt es einige, doch immer wieder führen die Spuren zurück zu LoLa Glas. Überraschende Wendungen und falsche Fährten erhöhen die Spannung. Ein Handlungsstrang führte für mich ins Leere und wurde nicht mehr weiter ausgeführt, was ich schade fand. Der letzte Abschnitt beinhaltet nochmals eine weitere Portion an Dramatik und Spannung. So konnte ich trotz meiner Kritik diesen temporeichen Thriller nur schwer aus der Hand legen.

Schreibstil:
Die Sprache ist derb und eher einfach. Die Sätze sind kurz, aber verfügen über eine sehr prägnante und plastische Beschreibung. Oft kommt auch eine leichte Ironie durch, die die düstere Stimmung auflockert. Die kurzen Kapitel lassen den Spannungsbogen stetig ansteigen und das rasante Tempo lässt einem durch die Seiten fliegen.

Fazit:
Leider konnte mich dieser Thriller mit Klara Frost nicht so überzeugen, wie Hallers Reihe rund um Erik Donner. Mir waren zu viele Charaktere überspitzt dargestellt. Ich finde es genügt, wenn wir es schon mit einer außergewöhnlichen Ermittlerin zu tun haben. Das rasante Tempo und der steigende Spannungsbogen lassen einem trotzdem durch die Seiten fliegen und das Buch am Ende zwar mit Augenrollen, aber nach einer guten Portion Nervenkitzel zufrieden zuklappen.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Alte Liebe rostet nicht

Strandkörbchen und Wellenfunkeln
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Wir sind wieder zurück in Lichterhaven und diesmal begleiten wir Luisa Messner, die sich ihren Traum einer eigenen Tierarztpraxis erfüllt hat. Die Schwester von Alex und Christina (aus den ersten beiden ...

Wir sind wieder zurück in Lichterhaven und diesmal begleiten wir Luisa Messner, die sich ihren Traum einer eigenen Tierarztpraxis erfüllt hat. Die Schwester von Alex und Christina (aus den ersten beiden Bänden der Lichterhaven-Reihe) führt mit Dr. Weisenau eine Gemeinschaftspraxis und arbeitet nebenbei noch an ihrer Dissertation. Eines Tages steht ihre große Liebe Lars, der vor zehn Jahren die Stadt verlassen hat, mit einem misshandelten Welpen in ihrer Praxis. Lars hatte einen Mann dabei beobachtet, wie er einen Jutesack gegen einen Baumstamm schlug und danach mit Füßen dagegen trat. Im zusammengeschnürten Sack findet er zwei Welpen. Einer davon ist schwer verletzt, der andere bereits tot. Luisa kann das Golden Retriever Mädchen retten, das tief verstört und ängstlich bei Lars ein neues Zuhause bekommt und sein leben auf den Kopf stellt...

In wechselnden Perspektiven verfolgen wir, wie das neuerliche Zusammentreffen der Beiden ihre Gefühle völlig durcheinanderwirbelt. Bei Lars handelt es sich um Luisas erste große Liebe, den Mann, den sie bis heute nicht vergessen kann. Vor zehn Jahren hat er ihr das Herz gebrochen und hat von einem Tag auf den anderen Lichterhaven verlassen. Lars wuchs unter einem lieblosen Vater auf und hat seine Gefühle seit seiner Jugendzeit sprichwörtlich hinter einer Mauer vergraben. Er ist nicht gewillt diese zu durchbrechen und verweigert jegliche tieferen Empfindungen. Das Zusammentreffen mit Luisa überfordert ihn. Schon von Kindesbeinen an hatten die beiden eine sehr enge Beziehung. Durch die Freundschaft mit Luisas Bruder Alex war er in der Familie Messner immer gern gesehener Gast und völlig integriert. Luisa, die zehn Jahre jünger ist, hat Lars bewundert und zu ihm aufgeschaut. Ihre Gefühle haben sich allerdings im Lauf der Jahre geändert und es wurde daraus eine kurze Liebe, die zerbrach. Beide haben Probleme sich wieder anzunähern bzw. nur auf freundschaftliche Basis zusammenzukommen...

Die tierischen Gedanken wurden diesmal dem Alter des Hundes angepasst. Deshalb klingt es oft sehr kindlich und einfach, wenn man an Jolie's Gedankengänge teilnimmt. Sie ist ein entzückendes Hundemädchen, welches erst ganz langsam wieder Vertrauen zu den Menschen entwickeln muss. Ähnlich ergeht es auch den beiden menschlichen Protagonisten. Vorallem Lars hat damit Probleme Gefühle zuzulassen. Diese Thematik ist der eigentliche rote Faden des Romans und nimmt sehr viel Raum ein.
Erstmals gibt es auch einen Strang mit Rückblicken. Dabei erfahren wir mehr über das Leben von Lars und Luisa vor zehn Jahren, bevor er Lichterhaven sang- und klanglos verlassen hat.

Mir war es diesmal etwas zu viel Hin und Her zwischen den beiden Liebenden. Auch die vielen Einmischungen der Familie fand ich nicht immer richtig. Man denkt man hat es hier mit Teenagern zu tun und nicht mit erwachsenen Menschen, die zwar zehn Jahre trennt, aber bereits über das "heiratsfähige Alter" hinaus sind ;) Die Liebesgeschichte nahm mir generell zu viel Raum ein und es war mir eindeutig "zu wenig Hund". Die kleine Jolie hat mein Herz berührt, jedoch hätte ich noch gerne mehr über sie gelesen. Im Vorgängerband war Boss in Wirklichkeit der Hauptprotagonist....das hätte ich mir hier auch gewünscht.
Die Erotikszenen sind in dieser Geschichte mehr geworden. Dies stört mich nicht wirklich, obwohl ich keine Bücher aus diesem Genre lese, aber Petra Schier hat diese sehr geschmackvoll beschrieben.

Witzig finde ich immer die Reaktionen einiger Leser und ihrer Leserbriefe, die die Autorin auf ihrem Blog veröffentlicht. Sehr oft kann man aber auch nur den Kopf schütteln, wenn man liest, dass Menschen zu diesem Buch greifen, weil am Cover ein Welpe abgebildet ist und den Roman einem Kind schenken (!!) ohne sich den Klappentext durchzulesen oder sich gedanken darüber machen in welcher Abteilung der Roman im Buchladen steht!

Schreibstil:
Petra Schiers Schreibstil ist gewohnt flüssig, humorvoll und bildgewaltig. Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und habe ich sofort ins Herz geschlossen. Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Luisa und Lars erzählt.
Die Landschaftsbeschreibungen waren wieder wundervoll. Ich fühlte mich in Lichterhaven zuhause und hätte mich am liebsten in Luisas Strandkorb gesetzt und das Wellenfunkeln beobachtet. Man sieht das Meer vor Augen und atmet die frische Seeluft ein...

Fazit:
Ein weiterer unterhaltsamer "Liebesroman mit Hund" aus der Feder von Petra Schier, der mir diesmal zu viel Liebesgeplänkel und zu wenig Hund und Humor hatte. Trotzdem war es wundervoll an die Nordsee zurückzukehren und liebgewonnene Charaktere aus den Vorgängerbänden zu treffen. Luisa, Lars und Jolie passen hervorragend dazu und ich freue mich schon auf das nächste Pärchen. Leichte Urlaubslektüre für den Strand.