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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.06.2021

Themen der Zeit

Über Menschen
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Juli Zehs neuer Roman „Über Menschen“ hat einige Bezüge zum großen Erfolg „Unterleuten“, ist aber keine Fortsetzung, sondern ein komplett eigenständiger Roman mit komplett anderem Personal. Gemeinsam haben ...

Juli Zehs neuer Roman „Über Menschen“ hat einige Bezüge zum großen Erfolg „Unterleuten“, ist aber keine Fortsetzung, sondern ein komplett eigenständiger Roman mit komplett anderem Personal. Gemeinsam haben beide Romane das Aufeinandertreffen von Städtern und Dorfgemeinschaft. Die Mittdreißigerin Dora zieht eher zufällig von Berlin in das Dorf Bracken in Brandenburg. Dort trifft sie auf recht unterschiedliche Dorfbewohner – insbesondere auf den direkten Nachbarn und selbsterklärten 'Dorf-Nazi' Gote und seine Tochter Franzi. Gote, aber auch die anderen Dorfbewohner, sind interessant, komplex und ohne Klischee gezeichnet. Ein Kontrast zu Doras überzeichnet (und etwas zu ausführlich) dargestellte Berliner (Ex-)Freund und 'Gutmensch' Robert. Dabei stellt der Roman die Narrative von gut und böse etwas auf den Kopf - niemand kommt hier richtig gut weg, gleichzeitig gibt es aber auch niemand, der ausschließlich negativ dargestellt wird. Schwarz und weiß und einfache Antworten gibt es im echten Leben halt meist nicht. Diese Komplexität unserer Realität greift die Autorin neben den Charakteren auch mit den Themen der Zeit auf: Klimakrise, Rassismus und jetzt auch noch Corona. All diese Themen beschäftigen Dora nicht erst seit ihrem Umzug und sie lässt die Lesenden an ihren Gedanken teilhaben.
Antworten gibt der Roman nicht, aber vielleicht die Anregung, anderen zuzuhören und die Welt komplexer wahrzunehmen, als sie in unseren Blasen oft wirkt.
So fand ich das Buch auch nicht verharmlosend oder ähnliches, sondern zum Nachdenken und Reflektieren anregend.

Veröffentlicht am 31.05.2021

Leben in den Bergen

Echo Mountain
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Empfohlen ab 11 Jahren

In Echo Mountain begleitet der Lesende die 12-jährige Ellie, die in der Weltwirtschaftskrise 1933 mit ihrer Familie aus finanziellen Gründen von der Stadt in die Berge von Maine/USA ...

Empfohlen ab 11 Jahren

In Echo Mountain begleitet der Lesende die 12-jährige Ellie, die in der Weltwirtschaftskrise 1933 mit ihrer Familie aus finanziellen Gründen von der Stadt in die Berge von Maine/USA umsiedeln muss, wo die Familie dann als Selbstversorger lebt.

Ellie ist ein sehr selbständiges und dabei emphatisches Mädchen, das gerne und bewusst in der Wildnis lebt. Sie lebt in einem Einklang mit der Natur, die sich der moderne Städter kaum vorstellen kann. So tötet sie zwar Tiere, um die Familie zu ernähren, ist sich des Akt des Tötens aber immer bewusst.
Das finde ich gut und altersgerecht erzählt.

In der zweiten Hälfte werden dann Heilungsprozesse beschrieben. Das war mir etwas zu lang. Aber auch hier ein starker Bezug auf ein naturbezogenes Leben des Menschen, was es doch stimmig machte.

Lauren Wolk schreibt durchaus anspruchsvoller als manch andere Kinder- und Jugendautorin. Dazu vor allem im ersten Teil oft poetisch angehauchte Stellen und Bilder.
Als Erwachsene habe ich das Buch gerne gelesen – hoffentlich gefällt es auch den jungen Lesern!

Veröffentlicht am 31.05.2021

Die DDR und die weite Welt

Katzensprung
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Episodenhaft erzählt Uwe Preuss in diesem Roman aus seinem Leben und seiner Familiengeschichte. Wo dabei Reales endet und Fiktives beginnt, bleibt wohl sein Geheimnis – was auch ok ist finde ich. Die Geschichten ...

Episodenhaft erzählt Uwe Preuss in diesem Roman aus seinem Leben und seiner Familiengeschichte. Wo dabei Reales endet und Fiktives beginnt, bleibt wohl sein Geheimnis – was auch ok ist finde ich. Die Geschichten bieten Einblick in ein Leben zwischen DDR, (West-)Berlin und der weiten Welt. Ein oft unstetes, ungewöhnliches, aufregendes Leben. Die Sprache wirkt oft getrieben: atemlos mit Kürzestsätze, oft sprunghaft. Aber auch unaufgeregt und oftmals sehr ruhig erzählt.
Ich fand es durchaus interessant. Wenn man sich für ungewöhnliche DDR-Biographien interessiert, ist das hier ein sehr empfehlenswerter Roman.

Veröffentlicht am 15.05.2021

Enttäuschend

Die Bücherfrauen
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Das Buch hat mich leider enttäuscht. Das ist zum Teil der Marketing-Strategie des deutschen Verlages anzulasten, die mich einen ganz anderen Roman hat erwarten lassen – es ist nämlich eben kein Buch über ...

Das Buch hat mich leider enttäuscht. Das ist zum Teil der Marketing-Strategie des deutschen Verlages anzulasten, die mich einen ganz anderen Roman hat erwarten lassen – es ist nämlich eben kein Buch über Bibliotheken und "Bücherfrauen", sondern über ein Kulturzentrum und Kleinstadtleben in Kansas/USA. Bibliotheken und Bücher spielen hier eher eine Nebenrolle. Lediglich eine der drei Protagonistinnen – Angelina – beschäftigt sich wirklich mit Bibliotheken. Genauer gesagt studiert sie Bibliothekswissenschaft – und ihre langatmig erzählte, blauäugige Herangehensweise an ihre Dissertation und ihr ausschließlich nostalgischer Blick auf Bibliotheken haben mich leicht wütend gemacht. Überhaupt arbeitet sich das Buch in Bezug auf Bibliotheken an Klischees ab. Zukunftsideen, wie beispielsweise die auf der Hand liegende Kooperation zwischen Bibliothek und Kulturzentrum, werden (wenn überhaupt) nur gestreift. Schade!

Im Buch bin ich dann außerdem ständig an Stellen geraten, wo die Fragezeichen auf meiner Stirn förmlich sichtbar gewesen sein müssen. Ich hatte so oft das Gefühl, zuvor etwas verpasst zu haben: in welcher Stadt wir uns befinden; wann spielt das Buch; die (eben nicht) erzählte Liebesgeschichte einer der Protagonistinnen; darüber wie alt die Protagonistinnen (und ihre Großmütter) sind etc. Es ist aber einfach nicht/spät/nur im Nebensatz erzählt worden! Ist diese Erzählweise Absicht, wollte die Autorin damit die Leserin fordern, den Fokus eben nicht auf diese Nebensächlichkeiten legen? Oder ist es doch einfach Schludrigkeit bzw. schlechtes Erzählen?
Ich fürchte eher letzteres, denn die Protagonistinnen blieben für mich leider unscharf, die Nebenrollen sogar kaum voneinander unterscheidbar. Zudem passiert über weite Strecken recht wenig, stattdessen wiederholen sich Szenen und Gedanken immer wieder in ähnlicher Form. Das letzte Drittel reißt es etwas raus: hier entwickeln sich die Handlung und auch die Protagonistinnen endlich, wenn auch recht erwartbar und ohne große Überraschungen.

Bleiben wird ein Eindruck vom Kleinstadtleben in Kansas, der wenn auch oberflächlich, ganz interessant (und hoffentlich authentisch) war, – ansonsten leider eine Enttäuschung.

Veröffentlicht am 11.05.2021

Witzig und interessant

Anja Rützel über Take That
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Bei Anja Rützel erfährt man (im Gegensatz zu den anderen Bänden der Kiwi-Musikbibliothek, die ich gelesen habe) tatsächlich einiges über die titelgebende Band – die Geschichte von Take That, die einzelnen ...

Bei Anja Rützel erfährt man (im Gegensatz zu den anderen Bänden der Kiwi-Musikbibliothek, die ich gelesen habe) tatsächlich einiges über die titelgebende Band – die Geschichte von Take That, die einzelnen Mitglieder, Dynamiken. Da merkt man doch, dass man das Buch einer Journalistin liest. Sehr kurzweilig, subjektiv und oftmals durchaus ironisch berichtet die Autorin von der wohl bekanntesten Boy Band und ihrem persönlichen Verhältnis zu dieser. Ich fand es interessant, unterhaltsam und sehr witzig.

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