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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2025

Mein Highlight dieses Jahr!

Onigiri
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Ein Buch und Figuren, die mir sehr nahe gingen. Yuko Kuhn erzählt in "Onigiri" die Geschichte von zwei (oder drei) ganz unterschiedlichen Frauen. Dreh- und Angelpunkt ist die Migration der Mutter von Japan ...

Ein Buch und Figuren, die mir sehr nahe gingen. Yuko Kuhn erzählt in "Onigiri" die Geschichte von zwei (oder drei) ganz unterschiedlichen Frauen. Dreh- und Angelpunkt ist die Migration der Mutter von Japan nach Deutschland. Der große Mut und die Aufgeschlossenheit, die das frühe Leben der Mutter prägen, enden nach einer Verkettung von Rassismus und psychischen Problemen schließlich in der Demenz und einer letzten gemeinsamen Reise von Mutter und Tochter nach Japan. Ausgehend von dieser herzzerreissend traurig-schönen Reise wird in Rückblicken die Geschichte der dysfunktionalen Familie der beiden erzählt. Dieses Leben zwischen den Kulturen voller Unbeständigkeit, Rassismus und psychischer Probleme ist teilweise nur schwer zu ertragen. Statt Bitterkeit zieht sich aber eher ein versöhnlicher Ton durchs Buch.
Erzählt ist das in einer fast schon distanzierten Sprache, die mich an Literatur aus Japan erinnert.
Mein literarisches Highlight dieses Jahr (bisher). Klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.07.2025

Eine starke Familie

Vaterländer
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Sabin Tambrea beschreibt in "Vaterländer" autofiktional die Geschichte eines Jungen und seiner Familie, die in den 1980'er Jahren von Rumänien nach Westdeutschland migrieren. Sehr einfühlsam beschreibt ...

Sabin Tambrea beschreibt in "Vaterländer" autofiktional die Geschichte eines Jungen und seiner Familie, die in den 1980'er Jahren von Rumänien nach Westdeutschland migrieren. Sehr einfühlsam beschreibt er dabei nicht nur die Erlebnisse und Gefühle des kleinen Jungen, sondern auch die seiner toughen Schwester und der manchmal überforderten, aber immer liebenden Eltern. Alle Familienmitglieder haben mit Hürden, Rückschlägen und Heimweh zu kämpfen. Die Familie bleibt aber stark und bietet ein Stück Rückhalt, ohne dass das überhöht dargestellt wird. Rührend auch das Verhältnis zu den in Rumänien bleibenden Großeltern. Das Buch ist trotz der beschriebenen Hürden und Probleme sehr respektvoll gegenüber allen Beteiligten.
Ich fand es wie gesagt sehr einfühlsam beschrieben - dieser Eindruck wurde für mich als Hörerin vermutlich noch mal dadurch verstärt, dass das Hörbuch vom Autoren selbst gelesen wird.

Veröffentlicht am 08.07.2025

Sommerroman, aber nicht unbeschwert

Das Summen unter der Haut
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Ich fand "Das Summen unter der Haut" nicht so fröhlich, wie Cover und Beschreibung vermuten lassen können. Stephan Lohse erschafft schon eine stimmungsvolle, manchmal auch befreite Sommeratmosphäre, über ...

Ich fand "Das Summen unter der Haut" nicht so fröhlich, wie Cover und Beschreibung vermuten lassen können. Stephan Lohse erschafft schon eine stimmungsvolle, manchmal auch befreite Sommeratmosphäre, über der ich aber immer einen dunklen Schatten liegen sah. Dadurch hätte ich am Ende auch mit mehr Drama gerechnet, als es dann gab. Die Geschichte endet ohne Knall, ohne komplette Auflösung, vielleicht sogar etwas unrund. Die eben erwähnte Ambivalenz passt aber vielleicht auch dazu, dass die beiden Protagonisten dieser Coming-of-Age-Geschichte irgendwo zwischen kindlicher Unschuld und Erwachsenwerden stecken.
Das Schwulsein von Julle beschäftigt ihn selbst, in seiner Umgebung ist es aber kein großes Thema oder gar Problem - keine Ahnung, wie realistisch das war, aber es war mal anders und ein angenehm entspannter Umgang.

Veröffentlicht am 24.04.2025

Männer sind ...

Fun
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... Arschlöcher. Das wusste ich schon vor der Lektüre dieses Buches, in dem ausschließlich so richtig extreme Belege für diese These vorkommen. Und auch sonst kam mir alles in diesem Buch schon bekannt ...

... Arschlöcher. Das wusste ich schon vor der Lektüre dieses Buches, in dem ausschließlich so richtig extreme Belege für diese These vorkommen. Und auch sonst kam mir alles in diesem Buch schon bekannt vor. Die Geschichte, die auf me too und eine Band beginnend mit R anspielt, bleibt ohne Überraschungen oder neue Erkenntnisse. Dazu werden etwas zu viele Nebenschauplätze aufgemacht - um noch aktueller zu sein? Dabei hätte dieser Insider-Einblick in die Welt Backstage ja auch brisant, spannend oder zumindest neu werden können. Leider war aber die Geschichte insgesamt erwartbar. Das seifenoperartige Ende nimmt zudem den Fokus zwischenzeitlich vom Thema me too, was meiner Meinung nach unangemessen ist. Statt einer überraschenden Wendung ist das für mich eher eine Herabwürdigung des wichtigen Themas.
Und mir stellte sich schon die Frage: Warum ein Buch mit diesem Thema in dieser Form von diesem Autoren?
Trotzdem: irgendwie bin ich dran geblieben und das ohne mich zu quälen. Kein literarisches Meisterwerk, kein neuer Blick hinter die Kulissen, fesselnd wäre auch zuviel gesagt, aber irgendwie doch packend.

Veröffentlicht am 18.04.2025

Zuversichtlich

Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken
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Eigentlich will ich sowas gar nicht lesen: eine autofiktionale Geschichte voller Leid. Aber bei Sarah Lorenz ist das tatsächlich sehr gut gelungen. Es wird hier mehr Leid und Suche nach Liebe und Glück ...

Eigentlich will ich sowas gar nicht lesen: eine autofiktionale Geschichte voller Leid. Aber bei Sarah Lorenz ist das tatsächlich sehr gut gelungen. Es wird hier mehr Leid und Suche nach Liebe und Glück beschrieben, als in einem Leben vorkommen sollte, aber es wird nie schwermütig oder gar weinerlich, sondern es schwingt immer eine gewisse Zuversicht und Optimismus mit. Die Erzählerin hat dabei eine bewundernswerte Weitsicht auf ihre Erlebnis und Mitmenschen. Diese gewisse nie unangemessene Leichtigkeit spiegelt sich auch in der Sprache. Sehr modern, mit eigener Note, aber immer gut lesbar.
Dass die Geschichte in Form eines Briefes an Mascha Kaleko geschrieben ist und auch kapitelweise mit thematisch passenden Gedichten verbunden ist, gibt dem Buch eine weitere eigene Note, die mir gut gefallen hat, ohne dass ich (Sarah Lorenz möge mir verzeihen), Mascha Kalekos Werk bisher kannte - das Buch hier war hoffentlich ein erster Schritt, dass sich das nun ändert.