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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.05.2018

...und was bleibt, wenn ich gefragt habe?

Frag mich, wie es für mich war
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Addies Schülerleben ist in mancherlei Hinsicht von Erfolg gekrönt, in der Schule, im Sport, in der Liebe, überhaupt in ihrem Leben. Als sie ungewollt schwanger wird, lässt sie in Absprache mit ihren Eltern ...

Addies Schülerleben ist in mancherlei Hinsicht von Erfolg gekrönt, in der Schule, im Sport, in der Liebe, überhaupt in ihrem Leben. Als sie ungewollt schwanger wird, lässt sie in Absprache mit ihren Eltern abtreiben. Obwohl alles unkompliziert verläuft, hinterlässt diese Erfahrung sie verändert.

Das Buch ist als Tagebuch geschrieben und gibt so einen guten Einblick in Addies Gedanken, während man ihre Geschichte selbst eher zwischen den Zeilen liest. So wird der Schreibstil etwas gewöhnungsbedürftig, andererseits richtet er sich so eher an Jugendliche. Zusätzlich spannend wird es dadurch, dass Addie Schülerin an einer katholischen Mädchenschule ist und sie sich mit den religiösen Vorgaben auseinandersetzen muss. Dennoch wird das Thema Schwangerschaftsabbruch nicht gewertet, sondern sehr sachlich damit umgegangen. Abbie selbst aber blieb mir unbekannt, so richtig in sie hineinfühlen konnte ich mich nicht.

Ich habe mich mit diesem Buch eher schwer getan und merke dies auch beim Schreiben der Rezension. Die Idee an sich finde ich sehr gut, die Umsetzung liegt mir allerdings nicht so sehr. Liegt es daran, dass ich der Jugendzeit schon länger entwachsen bin? Doch auch das trifft es nicht so ganz. Das Buch hinterlässt mich trotz dem wichtigen Thema eher zwiespältig, eine echte Leseempfehlung mag ich nicht aussprechen.

Veröffentlicht am 09.05.2018

Beklemmendes Zeitzeugnis

Der Reisende
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Der Berliner Jude Otto Silbermann hat den Zeitpunkt zur Flucht aus Deutschland verpasst, er kann seiner Verhaftung gerade noch entkommen. Sein Hab und Gut hat er bereits verloren, nun will er seine Würde ...

Der Berliner Jude Otto Silbermann hat den Zeitpunkt zur Flucht aus Deutschland verpasst, er kann seiner Verhaftung gerade noch entkommen. Sein Hab und Gut hat er bereits verloren, nun will er seine Würde behalten, doch zum Schluss verliert er alles, was er hat.

Der Autor Ulrich Alexander Boschwitz erzählt teilweise autobiografisch von der systematischen Verfolgung der Juden in Deutschland. Unter dem Eindruck der Geschehnisse der Novemberpogrome 1938 entstand dabei ein beklemmendes Zeitzeugnis, das sich sehr flüssig liest und dabei gleichzeitig erschreckend und berührend ist. Otto Silbermann ist immer in Gefahr, entdeckt zu werden, er muss sich allein zurechtfinden unter Menschen, die ihm teilweise Böses wollen, andere, denen er egal ist, aber auch welchen, die ihm helfen wollen. Seine ausweglose Situation ist dabei sehr überzeugend geschildert.

Der Sprachstil erinnert daran, dass das Buch bereits 1939 und 1940 in England bzw. Amerika erschienen ist. Das lässt die Erzählung jedoch umso authentischer erscheinen. Beeindruckend ist dabei nicht nur die Geschichte an sich, sondern auch, dass der Autor zum damaligen Zeitpunkt gerade mal 23 Jahre alt war. Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung für diese äußerst ungewöhnliche Geschichte.

Veröffentlicht am 09.05.2018

Werte im Lauf der Zeit

Die Herzen der Männer
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Nelson ist Pfadfinder und jedes Jahr im Camp dabei. Während er ein Abzeichen nach dem anderen einheimst, findet er kaum Anschluss zu den anderen Jungs, er bleibt Außenseiter, auch wenn einer der beliebten ...

Nelson ist Pfadfinder und jedes Jahr im Camp dabei. Während er ein Abzeichen nach dem anderen einheimst, findet er kaum Anschluss zu den anderen Jungs, er bleibt Außenseiter, auch wenn einer der beliebten Jungs ihn immer wieder in Schutz nimmt. Nach einem ereignisreichen Leben wird er selbst Leiter genau dieses Pfadfindercamps, mit allen Veränderungen, die sich innerhalb von knapp 60 Jahren ergeben haben.

Der Autor Nickolas Butler beschreibt in „Die Herzen der Männer“ die Veränderungen, die in der Pfadfindergemeinschaft über drei Generationen stattgefunden haben. Dies tut er mit viel Bedacht, lässt Bilder auf den Leser einwirken, die sehr realitätsbezogen sind und nichts beschönigen. Anhand von drei Stationen in Nelsons Leben ziehen die Jahre durch die Gemeinschaft der Pfadfinder, verändern die teilnehmenden Jungs wie auch die Institution selbst. Dies aufzuzeigen, ist dem Autor sehr gut gelungen, wenn auch die Lektüre manchmal etwas langatmig wirkt.

Dabei entstand eine interessante Geschichte über Männer, gesehen aus einem etwas unüblichen Blickwinkel, denn nicht alle durchlaufen diese Institution. Doch sehr gut lassen sich die Veränderungen in der Gesellschaft und dadurch bedingt auch bei den Männern, aber auch die bleibenden Werte sehr gut herauslesen. Ein Buch der eher leisen Töne, eher anspruchsvoll geraten, wenig beschönigend, durchaus realistisch.

Veröffentlicht am 07.05.2018

Äußerst originell

Die Königin von Lankwitz
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Bea und Irene sind frisch aus dem Knast entlassen und haben eine ganz besondere Idee für ihre berufliche Zukunft: eine Ich-AG mit krimineller Energie, die sich gegen Männer richtet, die ungebührlich mit ...

Bea und Irene sind frisch aus dem Knast entlassen und haben eine ganz besondere Idee für ihre berufliche Zukunft: eine Ich-AG mit krimineller Energie, die sich gegen Männer richtet, die ungebührlich mit ihren Frauen umgehen. Bald trudeln schon die ersten Aufträge ein und können erfolgreich erledigt werden – da taucht eine Konkurrenz-AG auf. Gegeneinander können sie nicht arbeiten, eine Lösung muss her!

Mit einem riesigen Augenzwinkern lässt der Autor Max Urlacher seine drei Heldinnen (später kommt noch eine weitere Knast-Kommilitonin dazu) eine äußerst originelle Zukunft planen, scheinen doch die Damen mit dieser Idee ihre Talente bestens einbringen zu können. Aus jedem Satz perlt der schwarze Humor hervor, so dass auch die Toten gerade mal ein Schmunzeln hervorlocken können. Skurril wie die Damen sind auch die Opfer einerseits, aber auch die Gegenspielerinnen von der Firma „Revanche“. Da bleibt kein Auge trocken vor Lachen, es gibt kein Klischee, das nicht ausgewälzt wird.

Für alle, die ihren Rachegedanken mal genauer kanalisiert haben wollen, ist dieses Büchlein genau das Richtige: kurz, knackig, voll staubtrockenem Humor, flott gelesen und viel dabei gelacht.

Veröffentlicht am 07.05.2018

Spannende Hintergründe

Böse Schwestern
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Die Journalistin Ellen Tamm ist gesundheitlich angeschlagen und kehrt deshalb zur Erholung in das Haus ihrer Mutter zurück. Dabei erfährt sie von einem Mord in unmittelbarer Nähe und entschließt sich, ...

Die Journalistin Ellen Tamm ist gesundheitlich angeschlagen und kehrt deshalb zur Erholung in das Haus ihrer Mutter zurück. Dabei erfährt sie von einem Mord in unmittelbarer Nähe und entschließt sich, über die Umstände nachzuforschen. Sehr schnell merkt sie, dass etwas seltsam daran ist. Obwohl sie krank geschrieben ist, möchte sie weiter recherchieren und den Fall für ihren Sender bearbeiten. Währenddessen tauchen immer wieder Erinnerungen an ihre Zwillingsschwester Elsa auf, die mit acht Jahren ertrunken aufgefunden worden war.

Mit dem vorliegenden Buch knüpft die Autorin Mikaela Bley an den Erfolg des Vorgängers „Glücksmädchen“ an. Wie dort auch werden die privaten Erlebnisse der Protagonistin mit ihren Ermittlungen verbunden. Die Auflösungen sowohl zu dem Kriminalfall wie auch zu ihren Forschungen um Elsas Tod sind dabei völlig überraschend, der Spannungsbogen ist von Anfang an straff gespannt. Der Einstieg in das Buch ist etwas schwierig durch die Vielzahl an auftauchenden Personen, doch wer sich hier durchbeißt, wird mit einem eher unblutigen Thriller mit einigen erstaunlichen Wendungen belohnt. Der Cliffhanger am Ende des Buches lässt auf eine spannende Fortsetzung der Reihe hoffen. Ich bin schon gespannt darauf!