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Veröffentlicht am 12.09.2023

Willkommen im Casa della Flora

Blütenzauber im Casa della Flora (Verliebt in Italien)
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Hanna Holmgren hat ihrer Reihe „Verliebt in Italien“ einen ganz besonderen Blütenzauber hinzugefügt. Sie erzählt von Lorella…

…ein Freigeist ist sie, eine Lebenskünstlerin. Vor Jahren hat sie ihr toskanisches ...

Hanna Holmgren hat ihrer Reihe „Verliebt in Italien“ einen ganz besonderen Blütenzauber hinzugefügt. Sie erzählt von Lorella…

…ein Freigeist ist sie, eine Lebenskünstlerin. Vor Jahren hat sie ihr toskanisches Heimatdorf Camaiore verlassen und nun ist sie für ein paar Tage zurückgekehrt, eine Familienfeier steht an. Kaum angekommen, begegnet ihr Pasquale. Mit ihm hat sie damals große Pläne geschmiedet, sie wollten gemeinsam die Welt erobern, das Leben hat anders entschieden. Und so ging sie alleine weg, ihre große Liebe ist inzwischen anderweitig liiert. Finanziell geht einiges schief und nun sitzt sie erst mal fest.

Italien hat es mir seit jeher angetan, es ist und bleibt mein Sehnsuchtsland. Was liegt da näher, als immer mal wieder zu einem Buch zu greifen, das zum Träumen einlädt. Die Autorin hat mich mit ihrem bildhaften Schreibstil direkt mitgenommen, ihre Landschaftsbilder stehen den spitzigen Dialogen in nichts nach. Das Blütenmeer vor Augen stelle ich mir vor, den herrlichen Duft von Rosen und Lavendel und all der Fiori, die zu kunstvollen Arrangements weiterverarbeitet werden, einzusaugen. Auch all die servierten Köstlichkeiten, die ich mir am liebsten sofort auf der Zunge zergehen lassen würde, laden ein, mit allen Sinnen zu genießen.

Und ja, auch die Liebe ist im Spiel, aber nicht nur. Das Zusammenleben in Camaiore in all seinen Facetten, mit all seinen Einwohnern, ist gut getroffen. Es sind die liebenswerten, charmanten Charaktere, die mir sofort sympathisch waren wie etwa der zuweilen bärbeißige Giampaolo. Lorella dagegen hatte nicht unbedingt meine Sympathien, die musste sie sich erst verdienen.

Ein blumiger Gruß beschließt das lesenswerte Buch, Hanna Holmgren plaudert von Fiori, Fiori, Fiori und weiht auch in die Sprache der Blumen ein. Original italienische Rezepte zum Nachkochen beschließen den Italien-Aufenthalt. Es war ein kurzweiliger Toskana-Aufenthalt, ein entspannter Lesegenuss.

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Veröffentlicht am 11.09.2023

Die Rechtsmedizinerin klärt auf

Mit kalter Präzision
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„Er betrachtet zufrieden sein Werk.“ Alles war perfekt in Szene gesetzt, „der Rest ist ein Kinderspiel.“

Den Start in die neue Reihe um die Rechtsmedizinerin Dr. Sabine Yao wollte ich nicht verpassen, ...

„Er betrachtet zufrieden sein Werk.“ Alles war perfekt in Szene gesetzt, „der Rest ist ein Kinderspiel.“

Den Start in die neue Reihe um die Rechtsmedizinerin Dr. Sabine Yao wollte ich nicht verpassen, lässt Michael Tsokos doch hinter die Kulissen seines Berufsalltags blicken. Es ist nicht das erste und wird bestimmt nicht das letzte Buch von ihm sein, das ich – nach anfänglichen Schwierigkeiten – verschlungen habe.
Und ja, das Hineinfinden ins Geschehen gestaltet sich zäh. Zu viel Fachwissen wird hier gefühlt kleinteilig dargeboten und um nichts zu überlesen, was zur Aufklärung wichtig sein könnte, habe ich mich durch die ersten Kapitel zwar nicht direkt gequält, aber doch musste ich mich am Riemen reißen, um dranzubleiben. Und es hat sich gelohnt, denn dieses allzu ausführliche Fachwissen wird zugunsten der Ermittlungsarbeit auf ein vertretbares Maß reduziert.

Die Ehefrau des Inhabers der Corpore Sano Schönheitskliniken wird erdrosselt aufgefunden. Fremdeinwirkung scheint ausgeschlossen, der Auffindeort spricht dagegen. Die Rechtsmediziner errechnen den Todeszeitpunkt, der sich anhand gängiger Methoden gut eingrenzen lässt und doch kommen bald Zweifel auf. Suizid oder doch Mord? Roderich Kracht, der Ehemann der Toten, scheint schon aufgrund seines zeitlich nachvollziehbaren Alibis unverdächtig.

Es ist der erste Fall um die deutsch-chinesische Rechtsmedizinerin Dr. Sabine Yao. Auch wenn sie durchaus von ihrem Chef unterstützt wird, so schafft sie vieles im Alleingang. Von Seiten der Polizei mischt Monica Monti, die Leiterin der Ermittlung, schon auch mit, ebenso die IT-Spezialistin Sara Wittstock. Yao geht in ihrem Beruf auf, ihr Privatleben beschränkt sich auf die Sorge um ihre Schwester, die nach einem schweren Schicksalsschlag alleine nicht mehr zurechtkommt. Mit Sara, der schon erwähnten IT-Expertin, ist Yao auch freundschaftlich verbunden, ihre Recherchen zum aktuellen Fall sind weitere Mosaiksteinchen hin zur Aufklärung. Sie stoßen auf ältere Todesfälle, die Ähnlichkeiten erkennen lassen und deren Spuren in immer dieselbe Richtung weisen. Bald scheint der Täter gefunden und doch gelingt es nicht, ihm die Morde nachzuweisen.

Die kurzen Kapitel sind mit präziser Zeit- und Ortsangabe überschrieben, so hat man stets den Überblick. Die Charaktere sind allesamt authentisch, wenngleich mir Sara Wittstock zu nerdig rüberkommt. Eine Einzelkämpferin abseits des Mainstream, für meinen Geschmack überzeichnet. Yao als Hauptakteurin gefällt mir an und für sich gut, ihre Alleingänge sind zwar nervenaufreibend und hochspannend, realistisch sind sie eher nicht. Dies mal außer Acht gelassen, hat die Buch-Figur Yao in ihrer Gänze durchaus Potenzial. „Verstehen Sie irgendetwas von dem, was der Typ da gerade sagt?“ wird Yao gefragt und ich sage ja, vom Fachwissen, das ich so präzise nicht gebraucht hätte, einmal abgesehen. Denn genau diese Längen, die für mich als Laien eher trocken zu lesen sind, kosten den letzten Stern. Und natürlich werde ich beim nächsten Rechtsmedizin-Thriller wieder dabei sein.

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Veröffentlicht am 07.09.2023

Spannender zweiter Teil

Verlogen
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„Mörderisches Island“ zum Zweiten. Auch dieser zweite Band um das Ermittlerteam Elma und Saevar hat es in sich.

Vor sieben Monaten ist die alleinerziehende Marianna verschwunden und nun ist sie eher ...

„Mörderisches Island“ zum Zweiten. Auch dieser zweite Band um das Ermittlerteam Elma und Saevar hat es in sich.

Vor sieben Monaten ist die alleinerziehende Marianna verschwunden und nun ist sie eher durch Zufall in einer schwer zugänglichen Höhle gefunden worden. Damals sind sie von einem Suizid ausgegangen, die Leiche jedoch lässt auf eine Gewalttat schließen. Auch wenn die Akte nie geschlossen wurde, so muss der Fall nochmal neu aufgerollt werden, die Ermittlungen damals waren eher oberflächlich.

Hekla, Mariannas 15jährige Tochter, lebt bei Pflegeeltern. Als Kleinkind war sie schon über längere Zeit bei ihnen, nachdem Marianna Ihre Tochter über drei Tage sich selbst überlassen hatte. Ihr Alkoholproblem schien sie wieder im Griff zu haben und so musste Hekla zurück, jedes zweite Wochenende und auch Ferien durfte sie jedoch bei ihren Pflegeeltern verbringen.

Mehrere Erzählstränge wechseln sich ab. Tief berührt und äußerst geschockt lese ich von Hekla und Marianna. Angefangen als ganz kleines Kind schildert die Autorin den Mutter-Tochter-Konflikt. Denn dass ihre Beziehung nie einfach war, steht bald fest. Sie wird älter, die Probleme reißen nicht ab und Marianna steht nicht nur hilflos ihrer Tochter gegenüber, sie ist ihr auch ziemlich gleichgültig.

Auch von Elmas Privatleben erfahre ich einiges. Und mir gefällt, wie sie und Ihr Kollege Saevar miteinander umgehen. Sie verstehen sich gut, auch wenn sie seinen Humor nicht immer gleich versteht. Und doch sind sie ein super Team.

Der Mord muss aufgeklärt werden, die doch lange Zeit zwischen Mariannas Verschwinden und dem Auffinden ihrer Leiche macht ihre Arbeit nicht gerade einfach. Es sind viele Spuren, denen sie nachgehen müssen und immer wieder erfahren sie Kleinigkeiten, Nebensächliches, das doch relevant sein könnte.

Mich hat die Autorin immer wieder auf Fährten gelockt, die sich als falsch herausstellten. Sie hat neue Hinweise eingeworfen - auch diese waren zunächst heiß und wurden kälter, aber dennoch könnte alles möglich gewesen sein. Nebenschauplätze wurden aufgemacht, neue Hinweise waren vielversprechend. Und immer wieder wurden die Karten neu gemischt, erst das für mich nicht vorhersehbare Ende gab Aufschluss. Schön finde ich den Epilog, der auf die noch offenen Fragen eingeht. Ein äußerst spannender zweiter Teil im mörderischen Island ist ausgelesen, der dritte lässt hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten.

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Veröffentlicht am 07.09.2023

Schillernde Modewelt

Der Glanz der Zukunft. Loulou de la Falaise und Yves Saint Laurent
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Loulou de la Falaise liebt ihre Flohmarktklamotten, sie mag es bunt und ausgefallen. Haute Couture kann sie sich nicht leisten und doch fällt sie mit ihrem extravaganten Kleidungsstil auf, den sie sich ...

Loulou de la Falaise liebt ihre Flohmarktklamotten, sie mag es bunt und ausgefallen. Haute Couture kann sie sich nicht leisten und doch fällt sie mit ihrem extravaganten Kleidungsstil auf, den sie sich in London auf dem Camden Market zusammenstellt. Noch ziemlich jung heiratet sie, diese Ehe jedoch ist nicht von Dauer. Sie führt ein unstetes Leben, sie jettet um die Welt und lernt viele bekannte Persönlichkeiten ihrer Zeit kennen. Eine Begegnung jedoch lässt sie später wieder nach Frankreich zurückkehren – Yves Saint Laurent. Obwohl sie sich in diesem Land nie heimisch gefühlt hat, so wird Frankreich doch noch Heimat für sie.

Michelle Marly macht die 1970er Jahre lebendig, lässt mich in die glanzvolle Welt der Mode eintauchen. Zunächst lehnt sie ab, über Yves Saint Laurent zu schreiben. Als sie dann – neugierig geworden - über ihn und die Frauen in seinem Leben recherchiert, bleibt sie schwerpunktmäßig bei Loulou de la Falaise hängen. Yves und sie waren über dreißig Jahre freundschaftlich und beruflich verbunden. Er sagt einmal über Loulou: „Es vergeht kein Tag, an dem sie mich nicht mit Staunen erfüllt.“

Das ungekürzte Hörbuch über 8:28 Stunden von Harper Audio hat Carolin Haupt eingesprochen. Ihre wunderbar klangvolle Stimme passt perfekt zu diesem Roman, der Loulou de Falaise würdigt, eine begabte, sehr facettenreiche Frau, die mir bis dato nicht sagte, die ich hier kennen- und schätzenlernen durfte.

Der Roman orientiert sich an wahren Begebenheiten, ohne den Anspruch einer Biografie zu haben. So hat die Autorin belegbare Fakten mit den fiktiven Elementen in eine gut hör- bzw. lesbare Form gebracht. Yves Saint Laurent war neben Coco Chanel, Christian Dior und noch so einigen bis heute sehr bekannten Modeschöpfern ein ganz Großer seiner Zunft.

In den letzten 15 Minuten des Hörbuches werden die wichtigsten Personen mit allen Eckdaten ihres Lebens in Kurzform vorgestellt – ein runder Abschluss.

Es war ein interessanter Blick in eine Welt der Reichen und Schönen, es waren unterhaltsame Hörstunden um eine Hauptakteurin, die mir vollkommen unbekannt war. Mick Jagger, Rudolf Nurejew, Andy Walhol, Paloma Picasso, Paul Getty und wie sie alle heißen mögen, haben ihren Weg gekreuzt. Gefühlt alle Berühmtheiten aus Künstlerkreisen waren zugegen, und natürlich spielten auch Drogen in der glanzvollen Modewelt eine nicht zu unterschätzende Rolle.

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Veröffentlicht am 07.09.2023

Emotional erzählte Geschichte rund um die Babyklappe

Wie ein Stern in mondloser Nacht
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„Klingel an der Hintertür, zähl bis zwanzig, dann lauf weg, das Kind wird in Sicherheit sein.“

Marie Sand erzählt von der Hebamme Henni Bartholdy, einer stillen Heldin, die mit ihrer ersten Babyklappe ...

„Klingel an der Hintertür, zähl bis zwanzig, dann lauf weg, das Kind wird in Sicherheit sein.“

Marie Sand erzählt von der Hebamme Henni Bartholdy, einer stillen Heldin, die mit ihrer ersten Babyklappe schon 1956 Neugeborenen eine Chance aufs Leben bot. Es ist die Nachkriegszeit, wir sind in Berlin in den 1950er Jahren. Auch wenn es aufwärts geht, so ist die Armut noch allgegenwärtig. Henni lebt mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder mehr schlecht als recht, mit Putzstellen hält sich die kleine Familie über Wasser und natürlich packt auch Henni mit an. So auch heute, als sie die Villa der Arztfamilie von Rothenburg säubert. Eduard, der Sohn des Hauses, fällt direkt über den Putzeimer – Henni und Eds erste Begegnung ist ziemlich stürmisch.

Der Sohn aus reichem Hause und die Tochter der Putzfrau begegnen sich, finden sich sympathisch und nicht nur das, sie ziehen sich magisch an. Ihre Geschichte, ihre Liebe, zieht sich durchs Buch. Aber was hat sie zu bieten? Eds Eltern sind wenig begeistert, eine Verbindung schier unmöglich. Vor allem die Frau Mama macht deutlich, dass ihr Sohn in anderen Sphären zu schweben hat. Die Diskrepanz zwischen Arm und Reich ist allgegenwärtig. Als dann die noch sehr junge Henni schwanger wird, drängen sie die von Rothenburgs, unterstützt von ihrer Mutter, zu einem Schritt mit weitreichenden Folgen.

Eine ungewollte Schwangerschaft zieht vieles nach sich. Die Frage nach einer Abtreibung, die Verzweiflung der Frauen, kennt Henni nur zu gut. Sie will helfen, lässt sich als Hebamme ausbilden. Auch um der Kinder willen, sie sollen leben. Und sie lässt sich nicht beirren. Sie denkt an diejenigen, die in Not sind. Deren Leben aus den Fugen geraten ist. Ein Kind heißt: Verantwortung zu tragen, für dieses kleine Wesen da zu sein, das eigene Leben umzukrempeln. Nicht immer kann dies gelingen, nicht jede Mutter freut sich über ihr Baby. Marie Sand erzählt von Müttern, die unbedingt ein Baby wollen und auch von denen, die daran zugrunde gehen. Die einen haben mein Mitgefühl, andere kann ich zwar verstehen und doch möchte ich sie schütteln. Viele Emotionen werden freigesetzt, auch so manches Tränchen vergossen.

Der zweite Erzählstrang handelt von Liv. Auch sie ist ein Findelkind, ihre Adoptiveltern schweigen und doch lässt sie nicht locker. Sie und die Suche nach ihren Wurzeln waren mir nicht so nah, Hennis Part hat mich mehr angesprochen, wenngleich die Liebesgeschichte für meinen Geschmack etwas weniger hätte sein dürfen. Und doch dient sie dazu, den tiefen Graben zwischen den Gesellschaftsschichten zu verdeutlichen.

Marie Sand hat schon in ihrem ersten Roman „Ein Kind der Hoffnung“ von einer stillen Heldin erzählt, in ihrem neuen Buch „Wie ein Stern in mondloser Nacht“ hat sie sich wiederum eines sensiblen Themas angenommen. Immer am Rande der Legalität ist ihre heimliche Heldin für die in Not geratenen da. Ein anrührendes Buch, das ich gerne gelesen habe, das ich gerne weiterempfehle.

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