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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2020

Eher konstruiert, aber mit angenehmem Schreibstil

Dinner für drei
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Inhalt:
Honey Moon ist jung, stur, mutig und entschlossen. Sie führt schon als Mädchen einen Vergnügungspark und ernährt ihre ältere Cousine und ihre Tante. Da bietet sich der speziellen Familie eine grosse ...

Inhalt:
Honey Moon ist jung, stur, mutig und entschlossen. Sie führt schon als Mädchen einen Vergnügungspark und ernährt ihre ältere Cousine und ihre Tante. Da bietet sich der speziellen Familie eine grosse Chance: in Hollywood gibt es eine Mädchenrolle zu besetzen, für die Honeys Cousine wie geschaffen scheint. So schleppt Honey ihre Cousine zum Casting mit und fährt den langen Weg mit dem Auto mehrheitlich alleine. Doch die Cousine besteht das Casting nicht. Honey hingegen fällt mit ihrem entschlossenen und sturen Verhalten so sehr auf, dass sie zu einem Casting eingeladen wird und dieses dann auch tatsächlich besteht.
So wird sie fast über Nacht zum Kinderstar in einer erfolgreichen Serie und lernt schon bald die harten Seiten von Hollywood kennen. Sie sehnt sich nach Zuwendung und Geborgenheit, was sie in ihrer eigenen Familie nie erhalten hat und sucht sich einen Familienersatz bei ihren Schauspielkollegen. Diese lassen sie jedoch allesamt auflaufen und so entwickelt sich Honey schnell zu einer arroganten Kratzbürste, welche niemanden mehr an sich heran lässt.
Doch auch sie wird irgendwann erwachsen und muss sich mit ihren grossen Gefühlen zu zwei ganz berühmten Schauspielern auseinander setzen. Dazu kommt, dass Honey ihre Wurzeln und ihre Familie nie vergessen hat. Sie gerät immer wieder in Interessenskonflikte, denen sie aber mit Stolz und Entschlossenheit begegnet.

Meine Meinung:
Ehrlich gesagt habe ich schon bessere Bücher von Susan Elizabeth Phillips gelesen. Die Story an sich finde ich schon ziemlich gewagt: ein aufmüpfiger Kinderstar nähert sich langsam aber sicher an seine männlichen Schauspielkollegen an, macht eine Entwicklung zur reifen Frau durch und beginnt damit auch, eine erwachsene Liebe zu leben. Diese Geschichte finde ich schon eher fad, es kommt natürlich aber auch auf die Umsetzung an.
Honey ist an sich eine sympathische Figur, sie wird meiner Meinung nach einfach viel zu kindlich dargestellt. Auch ihre Anbetung für ihre Vorbilder erscheint mir als zu übertrieben und konstruiert. Ihre asoziale Familie, welche sie nur ausnutzt empfinde ich als viel zu schwach dargestellt. Weil Honey sonst eine so starke Person ist, hätte sie diese "Parasiten" schon viel früher aus der Wohnung werfen müssen, auch wenn diese Leute noch ein letzter Teil von Familie für sie sind. Gerade weil sie sich auf dem Set ja eine neue Familie sucht, sollte sie ihre eigentliche Familie irgendwann hinter sich lassen können.
Auch die Schauspielkollegen von Honey sind sehr flach dargestellt und so macht das Lesen an manchen Stellen gar keinen Spass mehr. Die Handlung und teilweise sogar die Dialoge sind so oberflächlich und voraussehbar, dass die Geschichte einfach nicht vom Fleck kommt.
Trotzdem gab es einige Szenen, die mir sehr gut gefallen haben und auch der eigentliche Schreibstil der Autorin empfand ich als sehr gelungen.
Die Entwicklung von Honey zur erwachsenen Frau geht plötzlich sehr schnell voran, trotzdem behält sie ihre kindliche Art, was mich teilweise ein wenig gestört hat.
Insgesamt war mir das Buch ein wenig zu oberflächlich und es hatte einige Längen darin. Ich denke aber, dass sich "Dinner für drei" als Ferienlektüre oder als Buch für unterwegs durchaus eignet.

Fazit:
Ein wenig oberflächlich und zu konstruiert, aber ein angenehmer Schreibstil macht diese Schwächen wieder wett.

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Veröffentlicht am 03.05.2020

Einfach nur schön

Pandatage
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Inhalt:
"Pandatage" erzählt die Geschichte von Danny und Will. Danny ist ein Vater, der seine geliebte Ehefrau verloren hat und Will ist sein Sohn, der seit dem Tod seiner Mutter kein Wort mehr gesprochen ...

Inhalt:
"Pandatage" erzählt die Geschichte von Danny und Will. Danny ist ein Vater, der seine geliebte Ehefrau verloren hat und Will ist sein Sohn, der seit dem Tod seiner Mutter kein Wort mehr gesprochen hat. Sie beide sind erstarrt in ihrer Trauer, befinden sich in ihrer eigenen Blase und sind einander ferner als je zuvor. Als dann Danny auch noch seinen Job verliert und von seinem Vermieter nicht nur den Rausschmiss, sondern im Falle weiterer Verzögerungen beim Begleichen der Miete auch körperliche Gewalt angedroht bekommt, muss er handeln um für sich und Will wenigstens die Wohnung halten zu können. In seiner Verzweiflung greift er zu einem ganz speziellen Mittel um wieder an Geld zu kommen.

Meine Meinung:
Den nicht immer ganz einfachen Themen zum Trotz bleibt dieses Buch stets positiv und humorvoll. Kluge Situationskomik, Figuren mit Ecken und Kanten und einige zündende und aussergewöhnliche Ideen werden zu einer liebevoll erzählten und berührenden Geschichte verstrickt. Einige Male war ich von der Intensität, mit der die neu entstehende Vater-Sohn-Beziehung beschrieben wird, bewegt. Aber auch die Schilderungen der Ohnmacht im Angesicht des persönlichen Ruins nach so einem tragischen Verlust sind mit kraftvollen Worten beschrieben. Dieses Buch lebt von auf den ersten Blick unscheinbaren, aber um so schöneren Details, wie den kleinen Gesten, mit denen Ivan seine Freundschaft zu Danny aufrechterhält oder auch davon, dass Mo immer wieder ganz selbstverständlich und unkompliziert zu Wills Sprachrohr wird. Es hat mich überzeugt, dass keine überzogene Liebesgeschichte eingebaut werden musste, um Gefühle in der Handlung unterzubringen und ich habe mich sehr darüber gefreut, dass vielmehr familiäre Banden und Freundschaften ins Zentrum gerückt wurden.

Sprache:
Ich bin nur so durch die Seiten dieses Buches geflogen und habe mich dabei an der schönen, flüssigen, berührenden und sehr bildhaften Sprache kaum sattlesen können. Ja, klar, man kann dem Buch vorwerfen, dass doch alles ein wenig zu sehr in Zuckerwatte verpackt daherkommt, aber so what. "Pandatage" ist einfach nur schön zu lesen, flüssig und unendlich witzig erzählt, berührt aber trotzdem und überrascht dabei noch mit Ideen, die man nicht schon zigtausendfach so oder ähnlich erzählt bekommen hat. Was will man mehr? Mehr und mehr haben sich mir zudem beim Lesen Bilder vor meinem inneren Auge aufgetan, die immer lebhafter und packender wurden und alsbald wähnte ich mich in einem bunten, ein wenig kitschigen, mit schrägen aber liebenswerten Figuren gespickten Film und ich kann mir gut vorstellen, dass die Verfilmung dieses Buches - am liebsten natürlich in bester alter Hollywood-Tradition der 90er - auch nicht sehr lange auf sich warten lassen wird.

Meine Empfehlung:
"Pandatage" ist warmherziges, grossartiges und aus dem Leben gegriffenes Kino. Die liebevoll erzählten Szenen schreien förmlich nach einer Verfilmung und mit viel Feingefühl wird sich der Figuren und ihrem tragischen Schicksal angenommen. Dennoch bleibt das Buch positiv und äusserst unterhaltsam, weshalb ich es euch allen sehr gerne empfehle.

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 30.04.2020

Eine Rückkehr in das gemütlichste Café der Welt

Caféglück am Meer
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ACHTUNG SPOILER, FÜNFTER TEIL EINER REIHE

Inhalt:

Im Jahr, das seit "Veranda zum Meer" vergangen ist, hat sich einiges getan. Babyglück und Hochzeitsfieber halten erneut Einzug im romantischen Städtchen ...

ACHTUNG SPOILER, FÜNFTER TEIL EINER REIHE

Inhalt:

Im Jahr, das seit "Veranda zum Meer" vergangen ist, hat sich einiges getan. Babyglück und Hochzeitsfieber halten erneut Einzug im romantischen Städtchen Budbury und mittem im Café hält nach wie vor die gute Seele Cherie die Stellung und macht allerlei Menschen mit ihren fantastischen Kuchenkreationen glücklich. Ins Zentrum dieses Bandes wird Auburn Longville, Willows wilde, abenteuerlustige Schwester gerückt. Aus der Sicht von Auburn erleben wir, wie schwer es manchmal sein kann, sich von toxischen Menschen zu lösen und wie viel Wille und Kraft ein verzweifelter Mensch benötigt, um sein Leben selber in die Hand zu nehmen und sich aus einer Sucht zu befreien. Gerade, als Auburn sich glücklich wähnt, taucht jemand aus ihrer Vergangenheit auf, der sie in Gefahr bringt, rückfällig zu werden und sie muss einmal mehr all ihre Kraft zusammennehmen und auf die Unterstützung iher Familie und Freunde zählen.



Meine Meinung:

Endlich wieder durfte ich ins Comfort Food Café zurückkehren und mir den neusten Klatsch und Tratsch erzählen lassen. Ausserdem habe ich immer mal wieder aktuen Hunger auf Cheries fantastische Kuchenkreationen, Scones und Sandwiches bekommen. Im Café sind wir aber mit Auburn nicht mehr so oft, was ich persönlich ein wenig schade fand, aber dafür lernen wir weitere Personen in und um Budbury kennen. Zu erfahren, wie es allen Bewohnern Budburys geht, hat mir besonders gut gefallen und wenn auch dies alles immer ein wenig zu perfekt und kitschig-schön abläuft, so schafft es Debbie Johnson dennoch, ein paar überraschende Wendungen und glaubwürdige menschliche Dramen und Schicksalsschläge einzubauen. Sie stellt mit Auburn eine starke Frau ins Zentrum, die auch schon ganz unten im Leben angekommen war, bevor sie sich aus eigener Kraft und mit viel Durchhaltewillen wieder nach oben gekämpft hat. Die Rückblicke in Auburns Vergangenheit sind sehr realistisch und feinfühlig erzählt und wenn auch das Buch mich nicht ganz so ergriffen hat, wie die anderen Teile, was meiner Meinung nach vor allem daran liegt, dass ich mich mit Auburn bisher am wenigsten identifizieren konnte, weil sie mir bis zum Ende zu unscheinbar blieb, so hat mich dieses in nur zwei Tagen ausgelesene Buch dennoch bestens unterhalten.


Schreibstil:

Manchmal denke ich mir, dass die Cover, Titel und generell die ganze Aufmachung der Reihe diesem vielschichtigen Inhalt nicht ganz gerecht wird (obwohl ich die Cover wunderschön finde). Und zwar deshalb, weil diese Aufmachung leichte (und seichte) Lektüre mit wenig Tiefgang suggeriert. Dem ist aber überhaupt nicht so, denn schon beim ersten Band, in dem die Protagonistin Laura über den Verlust ihres Mannes hinwegkommen muss, habe ich wirklich viel geweint, weil ich ihren Schmerz und ihre Trauer einfach so gut nachfühlen konnte. Vom dritten Band wollen wir gar nicht anfangen, ich habe Rotz und Wasser geheult. Ja, natürlich, auch diese Bücher sind kitschig-süss. Aber Debbie Johnson schafft es, so unendlich tragische Schicksale und so authentische, lebensechte Figuren mit Ecken und Kanten zu kreieren und dies alles dann trotzdem irgendwie in einen positiven, Mut machenden Kontext zu bringen, dass ich einfach immer wieder den Hut vor ihr ziehen muss. Diese Reihe hat es definitiv in sich und auch wenn ich gerade von diesem fünften Band nicht ganz so ergriffen war, so hat Debbie Johnson auch hier wieder total wichtige, menschliche Themen und Verstrickungen aufgegriffen, die man in jedem anderen 08/15 Wohlfühlroman fast nie auch nur annähernd so stimmig erzählt und glaubhaft in die Geschichte eingewoben finden kann.


Meine Empfehlung:

Auch für diesen fünften Band der Reihe spreche ich eine herzliche Leseempfehlung aus und bin froh, meinen Lesemonat April mit diesem Buch beendet zu haben.

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Veröffentlicht am 29.04.2020

Ein sehr sommerlich-romantisches und unterhaltsames Jugendbuch

Mein Sommer nebenan
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Inhalt:
Das Familienoberhaupt der Familie Reed ist eine erfolgreiche und pflichtbewusste Politikerin und eine strenge Mutter. Sie wohnt mit ihren beiden Töchtern in einem luxuriösen Haus und hat einen ...

Inhalt:
Das Familienoberhaupt der Familie Reed ist eine erfolgreiche und pflichtbewusste Politikerin und eine strenge Mutter. Sie wohnt mit ihren beiden Töchtern in einem luxuriösen Haus und hat einen Sauberkeitsfimmel. Dass sie ihrer älteren Tochter nicht immer ganz gewachsen ist und dass ihr Mann sie schon vor Jahren verlassen hat, tut dabei nicht so viel zur Sache. Schliesslich ist wenigstens ihre jüngere Tochter Samantha perfekt. Dies meint die Mutter zumindest.
Samantha beobachtet nämlich die wilde und chaotische Nachbarsfamilie jeden Tag vom Dachvorsprung bei ihrem Zimmer aus. Und auch wenn die Familie Garrett absolut tabu ist und der Mutter überhaupt nicht in den Kram passt, übt sie eine grosse Anziehungskraft auf Samantha aus. Laut und bunt durchmischt ist die zehnköpfige Familie, fröhlich und liebevoll gehen die einzelnen Mitglieder miteinander um. Alles, was Samantha insgeheim an ihrer Familie vermisst.
Da leistet ihr aber plötzlich Jase Garrett auf ihrem Dachvorsprung Gesellschaft. Der stille und gutaussehende Junge erobert sofort Samanthas Herz, doch diese muss ihre Liebe für ihn vor ihrer Mutter geheim halten.
Die Situation wird täglich komplizierter, verbringt doch Samantha fast jede freie Minute mit der Nachbarsfamilie und verliebt sich in jedes einzelne Familienmitglied. Ausserdem hat Samanthas Mutter sich einen Liebhaber geschnappt, der Samantha nicht in den Kram passt und zudem noch über Leichen zu gehen scheint.
Es kommt wie es kommen musst, ein Unfall stellt das junge und zerbrechliche Glück auf die Probe und wirft alle Beteligten Personen aus der Bahn.

Meine Meinung:
Ein flüssiger Schreibstil macht dieses Buch zu einer wahren Sommerlektüre. Mit viel Witz, Charme und dem nötigen Tiefgang beschreibt die Autorin die zerbrechliche und unglaublich romantische Liebesgeschichte zwischen Samantha und Jase. Diese entpuppt sich als fast schon kitschig, aber nie lächerlich und lässt wohl so manches Mädchenherz höher schlagen.
Sehr detailverliebt erzählt uns die Autorin eine Geschichte voller Liebe, verletzter Gefühle und Vertrauen, Geheimnisse und Tragik. Es geht darum, sich für das Richtige zu entscheiden und um den grenzenlosen Rückhalt von Familien und Freunden. Darum, den eigenen inneren Schweinehund zu überwinden und für viele Menschen die besten Lösungen zu finden.
Die Protagonistin Samantha wirkt stark und mutig und versucht, immer auf ihr Herz zu hören und es allen Menschen richtig zu machen. Dies gelingt ihr natürlich nicht immer und bringt sie ab und zu in schwierige Situationen.
Jase ist der perfekte Freund, meiner Meinung nach sogar fast ein wenig zu perfekt. Er ist die Erfüllung jedes Mädchentraumes und der ideale Schwiegersohn. Ausserdem wünscht sich wohl jedes Kind einen "Jase" als grossen Bruder. Seine Fürsorglichkeit und seine ruhige Art machen ihn zu einem unschlagbaren Babysitter.
Generell verkörpert die Familie Garrett alles, was eine Familie ausmachen sollte. Zusammenhalt, Liebe und Fürsorge, Spass und Chaos und die Garantie, dass sicher immer etwas läuft.
Auch wenn mir während der Lektüre einige Längen begegnet sind, so ist "Mein Sommer nebenan" auf jeden Fall eine sehr geeignete, tiefgründige und absolut durchdachte Jugendlektüre, welche man nicht nur in den Ferien lesen kann. Eine mutige und intelligente Protagonistin mit Herz setzt sich - ohne dabei übernatürliche Kräfte zu entwickeln - für Gerechtigkeit und ihre grosse Liebe ein und zeigt dabei auf, wie wichtig es ist, auf sein Herz zu hören.
Sehr ernste Themen wie Familienstreitigkeiten, verletzte Gefühle, gebrochene Versprechen und ein riesiger Gewissenskonflikt werden mit der notwendigen Ernsthaftigkeit thematisiert und passen wunderbar in die Geschichte hinein.

Fazit:
Ein ideales Jugendbuch voller Witz, Charme und Tiefgang.

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Veröffentlicht am 29.04.2020

Spannend und sehr lesenswert

Fürchtet euch
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Inhalt:
Christopher, von allen nur "Stump" genannt, spricht nicht. Er hat seit seiner Geburt noch kein Wort gesprochen und gilt in seiner konservativen Gemeinde als krank, behindert oder schlicht und einfach ...

Inhalt:
Christopher, von allen nur "Stump" genannt, spricht nicht. Er hat seit seiner Geburt noch kein Wort gesprochen und gilt in seiner konservativen Gemeinde als krank, behindert oder schlicht und einfach dumm. Sein kleiner Bruder Jess weiss aber, dass Stump alles andere als dumm ist. Er hat einen ganz eigenen Weg gefunden, mit ihm zu kommunizieren und liebt seinen Bruder über alles. Doch die strenggläubige und verzweifelte Mutter ist dem Prediger Carson Chambliss hörig. Sie befolgt alle seine Anweisungen, nimmt an den mysteriösen Messen teil, die er abhält und glaubt ihm schliesslich auch, dass es Heilung für Stump gibt. Heilung durch Gott, Heilung durch die Kirche.
Doch als Christoph bei der Prozedur stirbt, hält die Gemeinde zusammen und schweigt wie ein Grab. Der Sheriff Clem Barefield verhört die einzelnen Zeugen und die Frau, welche während den Messen immer mit den Kindern unterwegs war, um einen Gottesdienst in der freien Natur abzuhalten. Nach und nach kommen Details ans Licht, welche den Fall aber nicht einfacher, sondern nur immer komplizierter machen.
Und als Jeff erzählt, was er und Stump über seine Eltern wissen und was in der Kirche vorgegangen ist, durchbricht er eine alte Fassade aus Schweigen, Schuld und Not und sein Leben verändert sich von einem Tag auf den andern.

Meine Meinung:
Von ganz verschiedenen Sichten wird die Geschichte von Jeff und Stump, ihrer Familie und dem Prediger Chambliss in der Ich-Form erzählt. Abschnitt für Abschnitt erfährt der Leser mehr über Hintergründe, Vergangenheit, Beziehungen, die Geschichte des Dorfes und den Prediger und seine Gottesdienste.
"Füchtet euch" ist eigentlich nicht per se ein kirchenkritisches Buch. Es zeigt vor allem auf, wie viel oder eben wie wenig es braucht, um eine hörige Gemeinde zu erschaffen, die alles mitmacht und schweigt, wenn etwas schief geht. Die Abhängigkeit der im Buch erwähnten Gläubigen von Kirchenvorstehern hingegen und ihre absolut unkritische und somit fahrlässige Haltung wird angeprangert. Gleichzeitig erfährt man aber auch etwas über die Faszination von Predigern, von Macht, von Instrumentalisierung, von Manipulation.
Es geht aber auch um die Familie von Jeff und Stump. Die Liebesgeschichte ihrer Eltern wird nacherzählt und auch die Ereignisse, welche dazu geführt haben, dass sie sich auseinander gelebt haben und um Väter, die Söhnen nachtrauern und Söhne, die ihre Väter nicht wieder erkennen.
Generell spielen starke Gefühle und menschliche Abgründe eine grosse Rolle. Es geht um Vertrauen und Mut, Stärke und Schwäche, Liebe und Hass und die Fähigkeit, Verzeihen zu können.
Ist Liebe das, was Menschen zusammen bringt, oder kann Liebe auch entzweien?
Kann Betrug und Lüge verziehen werden?
Und was geht wirklich hinter den verdunkelten Fenstern der Kirche in Marshall vor?
Brilliant und hochspannend entführt uns der Autor in eine Welt, die gar nicht so fremd und düster ist, wie sie auf den ersten Blick scheint. Eine Welt, die voller Menschen ist, welche nach der Wahrheit, dem Sinn des Lebens und der grossen Liebe suchen und dabei einen Weg gehen, welcher sie auseinander führt und eine Gruppendynamik leben, welche töten kann.
Ein atemloser Schreibstil und klar gewählte Worte zeigen uns auf, wie nahe wir doch der Katastrophe sein können und wie gefährlich es ist, die Augen vor der Wahrheit zu verschliessen oder - was noch schlimmer ist - die Wahrheit zu verschweigen.

Fazit:
"Fürchtet euch" ist spannend wie ein Thriller und tiefgründig wie eine Familiensaga und genau darum unbedingt lesenswert.

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