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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2018

Ein paar Gestalten zu viel

Eines Morgens in Paris
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..treiben sich aus meiner Sicht in diesem ansonsten durchaus anrührenden Paris-Roman herum: um die - soweit ich es verstanden habe - im Zentrum stehende Bäckersfamilie Émile, Immacolata und vor allem ihren ...

..treiben sich aus meiner Sicht in diesem ansonsten durchaus anrührenden Paris-Roman herum: um die - soweit ich es verstanden habe - im Zentrum stehende Bäckersfamilie Émile, Immacolata und vor allem ihren Sohn Octavio tummelt sich ein so breites Spektrum an Akteuren, dass es mir nicht möglich war, hier den Überblick zu wahren und sie beim Weiterlesen immer wieder an passender Stelle einzuordnen. Kurzum: leider gestaltete sich die Lektüre ein wenig wirr.

Ein charmanter, gut zur Stadt Paris passender Schreibstil mit originellen, appetitlichen Assoziationen zu und Vergleichen mit Speisen, vor allem mit süßen Backwaren lädt eigentlich nur so ein zum gemütlichen Lesen und Genießen der Liebesgeschichte des jungen Octavio. Doch sind daran - vor allem im Vorlauf, bis es dazu kommt - so ungeheuer viele Figuren beteiligt, die Kapitel für Kapitel neu eingeführt werden, dass das Buch - eigentlich ein ausgesprochen schmaler Band - quasi schon damit ausgefüllt, davon überladen ist, bevor es an die eigentliche Geschichte geht. Man muss kein Prophet sein, um sich auszumalen, dass sie unter diesem personellen Aufgebot leidet, ja davon erdrückt wird.

Schade eigentlich! Ich kann mir vorstellen, dass ich ansonsten dieses Buch, das mit dem ersten Jahr des 20. Jahrhunderts seinen Anfang nimmt, durchaus hätte lieben können, doch leider litt ich statt dessen an Verstopfung - einer Abgefülltheit mit Figuren, die mir dies unmöglich machte! Ich könnte mir vorstellen, dass es nicht mal Leuten mit einem ganz ausgeprägten Paris-Faible Begeisterung entlockt!

Veröffentlicht am 27.07.2018

Eine Dorfschönheit

Atemnot
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wird tot aufgefunden, alles deutet auf Mord hin. Es gibt auch eine weitere weibliche Leiche - hier deutet alles auf Selbstmord hin. Nach und nach offenbart sich, dass die junge Schönheit - Polly - ein ...

wird tot aufgefunden, alles deutet auf Mord hin. Es gibt auch eine weitere weibliche Leiche - hier deutet alles auf Selbstmord hin. Nach und nach offenbart sich, dass die junge Schönheit - Polly - ein überaus aktives Sexualleben mit zahlreichen wechselnden sowohl männlichen als auch weiblichen Partnern geführt hat, die teilweise sogar in verwandtschaftlichen Beziehungen zueinander stehen.

Da hat DCI Lou Smith, kürzlich erst zur Leiterin eines Ermittlungsteams ernannt worden, alle Hände voll zu tun. Sie ermittelt in alle Richtungen - und das sind unglaublich viele. Dadurch wird der ganze Fall ziemlich umständlich, ja sogar weitschweifig, auch wenn sie eigentlich eine sympathische Figur ist, der man gerne folgt - aber teilweise wird es leider richtig langweilig bzw. habe ich mehrfach den Faden verloren und musste zurückblättern.

Außerdem war Sex nicht nur beim Opfer ausgesprochen präsent, nein, auch im Ermittlungsteam knistert es - zwischen Lou und einigen männlichen Kollegen, vor allem nimmt aber einer von ihnen es mit der ehelichen Treue alles andere als genau und macht sich an alles Weibliche ran, das ihm über den Weg läuft. Und das ist einem mit Figuren förmlich überladenen Krimi - ein Thriller ist dies definitiv nicht, vielmehr ein guter, alter, englischer Whodunnit- nicht gerade wenig, es hat fast etwas von einem wiederkehrenden Element - aus meiner Sicht mit Nervpotential.

Fazit: ein Krimi mit aus meiner Sicht durchaus ansprechenden Ansätzen - aber soooo umständlich. Da geht der Spannung leider immer mal wieder die Puste aus.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Klassik im neuen Gewand

Der Fall Moriarty
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In "Der Fall Moriarty" interpretiert Anthony Horowitz die Ereignisse von Holmes und seinem Gegenspieler Moriarty, der bei Conan Doyle nur zweimal die Ehre hatte, bis er endgültig die Reichenbachfälle hinabstürzte ...

In "Der Fall Moriarty" interpretiert Anthony Horowitz die Ereignisse von Holmes und seinem Gegenspieler Moriarty, der bei Conan Doyle nur zweimal die Ehre hatte, bis er endgültig die Reichenbachfälle hinabstürzte und so ein mehr oder weniger würdiges Ende fand, neu. Allerdings fungiert hier Holmes eher als Randfigur, die zunächst einmal für einige Jahre weg vom Fenster ist, sprich: vermisst ist. Auch sein Freund Dr. Watson steht nicht im Mittelpunkt: nein, dieser gebührt dem Erzähler, dem nach eigenen Worten eher mittelmäßigen New Yorker Detektiv Chase, der - wie soll es anders sein - von Scotland Yard unterstützt wird.

Ich bewundere Horowitz wirklich sehr für seine Fähigkeit, sprachlich - schwuppdiwupp - ins 19. Jahrhundert einzutauchen: er tut dies wirklich ungeheuer atmosphärisch. Ich kann die Detektive in ihren klassischen Outfits mit Lupe und weiterer Ausrüstung praktisch neben mir spüren, wie sie mich mitnehmen und durch den Fall führen. Horowitz versucht nicht, Doyle zu kopieren, vielmehr nimmt er den Faden auf und schafft eine eigenständige Variante, die viel mehr ist als eine reine Interpretation des Stoffes.

Ja, das Lesen hat ganz klar Spaß gemacht und mich in die Welt der Detektivromane des ausgehenden 19. Jahrhunderts versetzt. Warum ich dennoch nicht hellauf begeistert bin? Nun, ein paar Längen gab es dann doch, die ganz klar auf Kosten der Spannung gingen und mir ein bisschen die Lust am Weiterlesen nahmen. Nicht endgültig, nein, eher mal so zwischendurch war ich des Lesens müde, trotzdem fand ich immer wieder hinein und empfehle das Buch daher auch Freunden der klassischen Kriminalliteratur, des herkömmlichen Detektivromans von Herzen weiter.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Bedrohung einer Karrierefrau

Die Flügel, mein Engel, zerreiß ich dir
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Chloé hat es geschafft: den nervigen Ehemann ist sie los - auch wenn dieser das noch nicht so ganz zu begreifen vermag - die Karriereleiter in ihrer Werbeagentur weist steil nach oben und die Beziehung ...

Chloé hat es geschafft: den nervigen Ehemann ist sie los - auch wenn dieser das noch nicht so ganz zu begreifen vermag - die Karriereleiter in ihrer Werbeagentur weist steil nach oben und die Beziehung zum smarten Bertrand, um die sie viele beneiden, weist gerade so viel Nähe auf, wie sie es möchte bzw. ertragen kann. Doch dann tritt ein Schatten in ihr Leben und zwar im wahrsten Sinne des Wortes - sie wird beschattet bzw. verfolgt und zwar gerade dann, wenn es am grusligsten ist: mitten in der Nacht, in den dunkelsten Ecken - eben immer dann, wenn sie sich am verlassensten, am stärksten preisgegeben fühlt. Und dann beginnt er auch noch, Grenzen zu überschreiten, in ihre Wohnung einzudringen - nichts ist mehr, wie es war, ihr Innerstes ist angegriffen!

Wer kann das sein? Eine ganze Reihe von Kandidaten stünde hier zur Verfügung, sogar solche, die ihr eigentlich zugetan sind. Kann es sein, dass sie nur eine Fassade aufrechterhalten? Ich konnte mich schon nicht in Chloé hineinversetzen, empfand sie als zickig, mitunter sogar als verabscheuenswert, obwohl sie in ihrer Kindheit Traumatisches durchlebt hatte, was einiges verstehen ließ. Aber trotzdem...

Das alles wird ein einem typisch französischen, eleganten Stil geschildert: kurze, ja fast abgehackte Sätze, immer wieder gefolgt von ergänzenden Erläuterungen. Fast fühlt man sich wie in einem dieser ganz besonderen, atmosphärischen Filme von Louis Malle oder Francois Ozon. Doch ein klein bisschen zu glatt ist mir die Welt, in der das ganze stattfindet, ein wenig zu businesslike. Und ehrlich gesagt, mir persönlich ist der Stil auch zu anstrengend, ich fühle mich in dem Buch nicht so recht zu Hause, bis zum Schluss nicht. Und als originell habe ich zwar den Stil, nicht jedoch den Inhalt empfunden.

Ja, all das passt zum Umfeld der Werbeagentur, doch ab und an fühlt sich der Leser selbst umworben, wenn auch nicht klar wird, welches Produkt er erwerben soll. Ach ja, es ist das vorliegende Buch! Aber das hat er doch bereits - wozu ist also dieses Getue nötig? Ein Thriller in einer Werbewelt, zwar enthüllend, doch auch immer wieder auf Distanz, bis zum Schluss. Auf jeden Fall etwas Ungewöhnliches für den Thrillerfreund, der, was den Stil angeht, beim Lesen neue Wege beschreiten will!

Veröffentlicht am 27.07.2018

Schwanger mit fünfzehn

Fuck you Leben!
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ist nicht unbedingt etwas, das man sich oder nahestehenden Personen wünschen würde - Hannah passiert genau dies und zunächst vertraut sie sich nur ihrer Oma, ihrer Gran, wie sie sie als cooles englisches ...

ist nicht unbedingt etwas, das man sich oder nahestehenden Personen wünschen würde - Hannah passiert genau dies und zunächst vertraut sie sich nur ihrer Oma, ihrer Gran, wie sie sie als cooles englisches Kid nennt, an. Und diese reagiert ungewöhnlich verständnisvoll - ich zumindest bin sicher, dass mir von ausgerechnet dieser Seite alles andere als Verständnis entgegengekommen wäre. Aber natürlich ist es auch bei Hannah längst nicht so, dass ihr nur Verständnis entgegenschlägt. Vor allem, weil es etwas gibt, das sie niemandem anvertraut...

Überhaupt sollte man sich losmachen von so einigen moralischen Vorstellungen, die man - zumindest ich - so hegt: es entsteht der Eindruck, dass Hannah und ihre Freunde ein ausgesprochen aktives Sexualleben mit durchaus wechselnden Partnern pflegen, was weder bei mir, noch bei den Leuten, bei denen ich das bewerten kann und die teilweise jetzt gerade im entsprechenden Alter sind, der Fall war.

Doch entwickelt sich vieles in diesem Buch anders, als zunächst angenommen: Hannah ist schon ein ganz besonderes Mädchen, das vielen besonderen Menschen begegnet - wobei einige von ihnen zugegebenermaßen besonders unangenehm sind.

Macht man sich also wie ich frei von vorgefassten Meinungen, wird man hier von einem durchaus berührenden Roman überrascht, der so einiges über das Leben offenbart. Vor allem dies: Hilfe bzw. Zuspruch kommt häufig von unerwarteter Seite und man sollte nie meinen, man hätte schon alles erlebt.

Ein Buch für Jugendliche, die ihren Horizont erweitern oder auch erfahren wollen, wie es anderen so ergeht und wie diese ihre Probleme lösen - aber auch durchaus eines für Erwachsene, die offen sind.