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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.07.2025

Ich bin begeistert!

Vorsehung
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Dieser Roman, in dem die australische Autorin Liane Moriarty ihre Hauptfigur, eine alte Dame namens Cherry Lockwood auf einem Flug viele Mitfliegenden über ihren Todeszeitpunkt und die jeweilige ...

Dieser Roman, in dem die australische Autorin Liane Moriarty ihre Hauptfigur, eine alte Dame namens Cherry Lockwood auf einem Flug viele Mitfliegenden über ihren Todeszeitpunkt und die jeweilige Todesursache informiert und sich nachher nicht mehr daran erinnern kann, hat mich unerwarteterweise sehr begeistert.

Es geht hier nicht um einen Klamauk, sondern um einen Prozess, der sich im Laufe des inzwischen langen Lebens von Cherry entwickelt hat und darum, wie die Empfänger der Nachricht damit umgehen. Und natürlich auch darum, ob ihnen nun der Sensenmann entgegentritt oder nicht.

Moriarty blickt hinter die menschlichen Fassaden und demaskiert diese auf eine gewisse, sehr menschliche Art, die vor Humor und Ironie nur so strotzt - aber auch vor Liebe. Und zwar von der Liebe zu den (meisten) von ihr geschaffenen Figuren und auch zum Leben! Dasjenige ihrer jeweiligen Charaktiere entzieht sie ihnen nicht einfach so, nein, es hat alles seine Logik, seine eigene Bewandtnis. Ich muss sagen, ich bin begeistert - ob nur von diesem, oder auch von anderen Werken der Autorin Liane Moriarty, das wird sich zeigen!


Veröffentlicht am 02.07.2025

These vagabond shoes....

Nu Jork, Nu Jork!
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Ja, hier rufen die Reiseschuhe bzw. in Hennis Fall die Reisekrallen, denn sie ist ein Huhn und zwar ein sehr unternehmungslustiges. Im Stall beim Bauern gibt es nix Neues mehr für sie - wenn sie sich abends ...

Ja, hier rufen die Reiseschuhe bzw. in Hennis Fall die Reisekrallen, denn sie ist ein Huhn und zwar ein sehr unternehmungslustiges. Im Stall beim Bauern gibt es nix Neues mehr für sie - wenn sie sich abends auf das Stalldach begibt, trifft sie immer den Fuchs und auch musikalisch herrscht die Eintönigkeit; der Bauer spielt immer dieselbe Musik.

Also landet Hennie auf der Reling eines dieser Ozeanriesen, die die Menschen - und diesmal eben auch ein Huhn - nach Übersee, nämlich nach New York bzw. in Henniespeech Nu Jork bringen.

Sie hat tolle Begegnungen auf dem Schiff: gleich zu Beginn trifft sie dessen lebensmüden Eigentümer, der während der Überfahrt zu ihrer Frühstücksgesellschaft wird und ihr auch sonst so manchen Weg ebnet. Und sie trifft Fränk, der Abend für Abend das tolle Sinatra-Lied Nu Jork, Nujork singt - es ist zwar ein falscher Fränk, aber Henni stört das nicht.

Weitere Bekanntschaften eröffnen ihr diverse Möglichkeiten - man darf gespannt sein, denn Autorin Alexandra Lüthen hat sich so einiges einfallen lassen. Und da Peter Gaymann, mein erklärter Lieblingskarikarturist, die Illustrationen dazu zu verantworten hat, kann hier gar nichts schiefgehen. Es ist sozusagen ein Bilderbuch für Erwachsene und zwar ein ausgesprochen gelungenes.

Unglaublich witzig, aber auch sehr herzlich sind sowohl Text als auch Zeichnungen gestaltet - ein herrliches Bilderbuch für Menschen jeden Alters, die ein bisschen Sonne - und Huhn - im Leben gebrauchen können!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.06.2025

Jahrelang daran vorbeigegangen

Einfach Literatur
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Das Buch "Einfach Literatur" von Klaus Willbrand und Daria Razumovich handelt im Wesentlichen von (oft alten oder zumindest älteren) Büchern, wobei das eine sehr vereinfachte Beschreibung des Inhalts ist. ...

Das Buch "Einfach Literatur" von Klaus Willbrand und Daria Razumovich handelt im Wesentlichen von (oft alten oder zumindest älteren) Büchern, wobei das eine sehr vereinfachte Beschreibung des Inhalts ist. Wesentlich zutreffender ist, dass es sich hier um die Darstellung eines Lebens mit und für Bücher handelt. Denn Klaus Willbrand, den ich jahrelang jede Woche hinter Glas sah, konnte nicht ohne sie leben und so wählte er in unterschiedlichen Lebensphasen verschiedene Arten des Zusammenseins mit Büchern.

Vertraut war er mir durch den allwöchentlichen Blick in sein Antiquariat - Woche für Woche eilte ich daran vorbei auf meinem Weg ins Qi Gong-Studio, das sich wenige Häuser weiter befindet. Dabei sah ich stets einen Menschen in einer anderen Welt - eigentlich blickte er immer in ein Buch.

Anfang dieses Jahres war es dann ein trauriger Anblick ohne den Chef, ein Blick in ein mit Kerzen, Blumen und Beileidsbekundungen geschmücktes Fenster. Ein Leben mit Büchern hatte ein Ende gefunden und es gab viele Menschen, die hier, am letzten Lebensmittelpunkt von Klaus Willbrand, Abschied nehmen wollten.

Im vorliegenden Buch wird die Geschichte seines Lebens mit Büchern und seine Sicht auf selbige beschrieben und das ist aus meiner Sicht spannender als jeder Roman. Das Buch enthält auch manche Liste mit Büchern aus verschiedenen Kulturkreisen oder auch Listen mit Büchern bestimmter Autoren. Dass diese dort ganz kommentarlos in den Text eingebaut sind, finde ich schade. Ein ganz kleiner Makel an einem größtenteils bezaubernden Buch, das Daria Razumovich, im letzten Lebensjahr Willbrands seine Partnerin in seinem Buchblog - mehr dazu im Buch - mit ihm gemeinsam verfasste und nach seinem Tod fertig stellte.

Veröffentlicht am 17.06.2025

Von der Insel Föhr nach New York

Das Licht in den Wellen
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In die (ganz) große weite Welt zieht es die junge Inge, die bisher noch nichts außer ihrer Heimatinsel Föhr kennt, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Wir Leser begegnen ihr erstmals (fast) in der Gegenwart, ...

In die (ganz) große weite Welt zieht es die junge Inge, die bisher noch nichts außer ihrer Heimatinsel Föhr kennt, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Wir Leser begegnen ihr erstmals (fast) in der Gegenwart, nämlich 2022, als sie sich kurz vor ihrem hundertsten Geburtstag mit ihrer Urenkelin auf eine große Schiffsreise begibt. Doch der Roman besteht hauptsächlich aus Rückblenden in den Alltag von Inge und ihrer Familie zu verschiedenen Zeiten.

Für mich war es besonders interessant zu erfahren, dass es eine recht große Community von asgewanderten Föhrern und deren Nachkommen in "the City that never sleeps" gibt, die sich untereinander in der inseleigenen Sprache Fering unterhalten.

Ein warmherziger und unterhaltsamer Roman, in dem der historische Aspekt etwas vereinfacht und deutlich zu positiv dargestellt wird. Es hat mich jedoch überraschenderweise nicht gestört, dass sich diese in teilweise sehr schwierigen Zeiten und Situationen angesiedelte Handlung zu einem ausgesprochenen Wohlfühlroman entwickelt. Warum sollten es die Held*innen solcher Werke eigentlich immer nur schwer haben? Inge fällt jedenfalls immer auf die Füße und wenn man genau liest und auf Zwischentöne achtet, leidet sie nicht gerade wenig im Laufe ihres langen Lebens.

Ich habe durch diesen Roman jedenfalls Blut geleckt und hoffe, bald auf Reisen zu gehen. Doch nicht nach New York zieht es mich - nein, dort war ich schon: es ist die kleine Insel Föhr die mich nach dieser Lektüre lockt!


Veröffentlicht am 17.06.2025

Alt und krank

Strandgut
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So fühlt sich der 70jährige Bucky aus Chicago schon länger und insbesondere, seit seine Frau vor einem Jahr für immer verschwand. Nein, durchgebrannt ist sie nicht, sondern gestorben und seitdem mag Bucky ...

So fühlt sich der 70jährige Bucky aus Chicago schon länger und insbesondere, seit seine Frau vor einem Jahr für immer verschwand. Nein, durchgebrannt ist sie nicht, sondern gestorben und seitdem mag Bucky auch nicht mehr dem Leben trotzen, zumal er nur noch durch Tabletten überlebt. Wenn er sich selbst mal so richtig fest in die Augen schaut, muss er gestehen, dass er gar nicht sooo krank ist. Nein, er ist süchtig und das wird immer schlimmer.

Jetzt fliegt er aber erstmal nach Yorkshire, England und zwar auf Kosten eines Veranstalters. Irgendwann, in grauer Vorzeit, hat Bucky nämlich ein paar - mehr sind es tatsächlich nicht, sie sind an einer Hand abzählbar - geschrieben und auch performed, es gibt auch Aufnahmen. In den Vereinigten Staaten kräht kein Hahn danach - aber in England gibt es ein paar Leute, die Fans von ihm sind und ihn extra für einen Auftritt rüberfliegen lassen.

Bucky war noch nie außerhalb der USA, hat noch nie das Meer gesehen und sonst auch nicht sonderlich viel - wir Leser;innen begleiten ihn auf seiner ersten Tour - wird es auch die letzte sein? Vergnüglich zu lesen ist der Roman, wenn auch ein wenig flach - keineswegs kann er mithalten mit den Vorgängern des Autors Benjamin Myers "Offene See" und "Der perfekte Kreis", die für mich wahrhaftige Offenbarungen waren. Da Myers meiner Meinung nach schreiben kann und niemals richtig schlecht ist, hat sich aber auch diese Lektüre gelohnt!