Teil 1 und 2 fesselten mich total, Teil 3 kam leider überhaupt nicht an die Vorgänger heran
Wintertöchter TrilogieIn den letzten Tagen las ich alle Teile der Wintertöchter Trilogie von Mignon Kleinbek. Ursprünglich hatte ich nicht vor, alle drei Bücher gleich hintereinander weg zu lesen. Allerdings fesselten mich ...
In den letzten Tagen las ich alle Teile der Wintertöchter Trilogie von Mignon Kleinbek. Ursprünglich hatte ich nicht vor, alle drei Bücher gleich hintereinander weg zu lesen. Allerdings fesselten mich die ersten beiden Teile so sehr, dass ich jeweils sofort wissen wollte, wie es mit der Geschichte weitergeht.
Teil 1 und 2 spielen in den Jahren von 1940 bis 1957 und sind in einer der damaligen Zeit angepassten schönen, einfachen und trotzdem sehr bildhaften Sprache geschrieben, abwechselnd in der dritten Person aus verschiedenen Perspektiven und in der ersten Person aus der Perspektive der Ich-Erzählerin Anna. Diese schreibt als 64-jährige Frau ihre Geschichte nieder und das ist immer kursiv dargestellt. Beide Erzählweisen ergänzen sich dabei hervorragend und ich war jeweils von Anfang bis Ende in der Geschichte gefangen.
Die Hauptfiguren eroberten mein Herz jeweils in kürzester Zeit, ich litt oder freute mich mit ihnen und konnte mir sowohl die Personen, als auch die Örtlichkeiten richtig gut vorstellen. Längen empfand ich nie. Das Kopfkino war von Anfang bis Ende vorhanden und auch den etwas mysteriösen Teil um die Gabe der Frauen mochte ich sehr. Im zweiten Teil empfand ich im Nachgang zwar handlungstechnisch einige kleine Unstimmigkeiten und es blieben für mich auch ein paar wichtige Fragen offen. Dennoch war ich immer noch begeistert.
Leider änderte sich das im dritten Teil dann drastisch. Der spielt hauptsächlich in der Gegenwart der Jahre 2004/2005 und wird, bis auf einige Passagen in der ersten Person, die ich aus den beiden Vorgängern bereits kannte und einem Rückblich in das Jahr 1957, in der dritten Person, meistens aus der Perspektive der mir bis dato unbekannten Helena erzählt.
In den Vorgängern hatte ich als Leserin durch die Wechsel der Erzählweisen meistens einen doch ganz beträchtlichen Informationsvorsprung und war permanent gefesselt. Das fehlte mir hier vollkommen. In der Einlese Phase freute ich mich zwar noch, denn mir war sofort klar, wer Helena ist, doch schon kurze Zeit später gingen mir sie und ihre Schwester Christina mit ständigen Streitereien gehörig auf die Nerven. Hätte ich nicht dagestanden, dass die beiden Frauen 48 Jahre alt sind, hätte ich sie, wegen ihrer, aus meiner Sicht oft unpassenden Dialoge mit sich ständig wiederholenden Mustern, für pubertierende Teenager gehalten.
Weiterhin empfand ich handlungstechnisch etliche Unstimmigkeiten zu den Vorgängern. Auch viele der Beschreibungen um die eher fantastischen Geschehnisse mit der Gabe, kamen bei mir diesmal gar nicht gut an. Sie wirkten auf mich teilweise wirr, überladen mit bildhaften Vergleichen und trotzdem oder gerade deshalb irgendwie überhaupt nicht mehr verständlich und fassbar. Im Vergleich zu den beiden ersten Teilen war das für mich ein total harter Bruch.
Ich quälte mich diesmal regelrecht durch das Buch und war total traurig darüber, dass mir selbst die in den ersten beiden Teilen so lieb gewonnenen Figuren diesmal fremd wurden und mir die neu Hinzugekommenen nicht näherkamen. Es wurden zwar die Fragen beantwortet, die für mich nach dem Lesen des zweiten Teils offengeblieben waren. Trotzdem empfand ich Handlung insgesamt überhaupt nicht mehr authentisch, sondern eher als wild zurechtkonstruiert und das Friede-Freude-Eierkuchen Ende empfand ich als schnulzig. Schade!