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Veröffentlicht am 15.09.2016

Solide, aber nicht mitreißend

Fuchskind
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Es ist ein nebeliger Herbstmorgen als die Friedhofsgärtnerin Gesine Cordes ihren Dienst auf dem Friedhof antritt. Doch etwas ist anders. Angelockt durch das Weinen eines Säuglings findet sie tatsächlich ...

Es ist ein nebeliger Herbstmorgen als die Friedhofsgärtnerin Gesine Cordes ihren Dienst auf dem Friedhof antritt. Doch etwas ist anders. Angelockt durch das Weinen eines Säuglings findet sie tatsächlich ein krankes Baby versteckt im Gebüsch. Fast zeitgleich wird draußen vor dem Friedhof die nackte Leiche einer Frau an einer Bushaltestelle entdeckt. Der Pförtner des Friedhofs scheint ebenso verschwunden zu sein. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Taten?
Und dann taucht auch noch Gesines Ex-Mann plötzlich auf…

Es ist bereits der zweite Fall für Gesine Cordes. Die ehemalige Polizistin hängte ihren Job seit dem Unglück mit ihrem eigenen Kind vor 10 Jahren, an den Nagel. Danach beschloss sie von nun an als Friedhofsgärtnerin zu arbeiten. „Fuchskind“ ist eine gelungene Fortsetzung von „Kaninchenherz“, es ist jedoch nicht zwingend notwendig den ersten Band vorher gelesen zu haben.
Da es sich bei der Frauenleiche um Mord handelt, ist auch Kommissarin Marina Olbert von der Mordkommission wieder dabei. Gesine unterstützt Marina jedoch nicht bei ihrer Arbeit, sondern geht ihren eigenen Gang bei ihren Nachforschungen. So kreuzen sich zwar immer wieder deren Wege, aber als Leser hat man den besseren Überblick, da man die Informationen von beiden Perspektiven verwerten kann. Insgesamt ein recht ruhiger Krimi, der aber trotzdem recht spannend ist. Die Frage nach dem Warum löst sich auch erst ganz am Ende und so bleibt viel Zeit um selbst miträtseln zu können. Doch irgendwie fehlte das gewisse Etwas. Vielleicht waren es die vielen Gedanken Gesines, die die Handlung ausgebremst haben.

Wie schon in dem ersten Band gibt es auch hier wieder Auszüge aus dem Notizbuch zu giftigen Pflanzen. Fand ich die Idee anfangs noch ganz nett, so hatte ich allerdings jetzt den Eindruck, dass sich alles irgendwie wiederholt. Man kann nur hoffen, dass der Autorin bald die Giftpflanzen ausgehen.

Wer einen soliden Krimi sucht, ist mit „Fuchskind“ gut bedient. Das Buch ist zwar spannend, aber leider nicht so richtig mitreißend. Hat aber seine vier Sterne verdient.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Außergewöhnlicher Thriller mit noch außergewöhnlicheren Protagonistin

Endgültig
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Barcelona vor fünf Jahren. Jenny Aaron arbeitet als Elitepolizistin bei einer international agierenden Einheit. Doch der Einsatz missglückt und Aaron verliert dabei ihr Augenlicht. Seitdem ist sie für ...

Barcelona vor fünf Jahren. Jenny Aaron arbeitet als Elitepolizistin bei einer international agierenden Einheit. Doch der Einsatz missglückt und Aaron verliert dabei ihr Augenlicht. Seitdem ist sie für das BKA in Wiesbaden tätig und gilt als Verhörspezialistin. Als Blinde erkennt sie perfekt das Verborgenen zwischen den Worten. Doch nun bitten Sie ihre ehemaligen Kollegen aus Berlin um ihre Mithilfe. Reinhold Boenisch soll im Gefängnis eine Psychologin ermordet haben. Er verweigert jede Aussage, will nur mit Aaron sprechen. Jenny kennt Boenisch bereits aus ihrer Vergangenheit, denn als junge Polizistin sorgte sie für dessen Verurteilung. Dennoch nimmt sie den Fall an und muss sich ihrer eigenen Vergangenheit stellen.
Mit Jenny Aaron hat Andreas Pflüger eine außergewöhnliche Protagonistin erschaffen. Man erhält Einblicke in die Welt der Blinden und erfährt Dinge, über die man sich so vorher noch nie Gedanken gemacht hat. Hier ist deutlich zu spüren, dass der Autor intensiv recherchiert hat. Gleichzeitig wirkte Aaron aber wieder fast zu omnipotent, als dass sie als glaubwürdig durchgehen kann. Damit Aaron überhaupt zu dem wurde, was sie heute ist, trug einen Großteil ihr Vater Jörg Aaron bei. Dieser gehörte der ehemaligen GSG-9 'Einheit an und unterstützte und ermutigte seine Tochter nach ihrem Unfall, wo es nur ging. In Berlin trifft Aaron auf ihren alten Freund und Kollegen Pavlik, der wie ein Vater zu ihr ist und als Beschützer fungiert.
Die Handlung wird nicht ganz gradlinig erzählt, sondern es gibt immer wieder Rückblicke und Reflexionen auf die Zeit in Barcelona und das erste Zusammentreffen mit Boenisch. Die Sprache an sich ist schnörkellos und recht knapp gehalten, das hat mir gut gefallen. Die Kapitel hingegen relativ lang. Es ist auch kein Buch, das man mal eben so nebenbei liest, sondern erfordert schon volle Konzentration. Spannung ist durchaus vorhanden, allerdings nicht auf höchstem Niveau.
Die Gestaltung des Buches bekommt von mir alle Punkte. Nicht nur das Cover mit seiner Brailleschrift und den verschwimmenden Buchstaben beeindrucken, sondern auch der gelbe Schnitt.
Ein außergewöhnlicher Thriller mit einer noch außergewöhnlicheren Protagonistin. Der Einblick in die Sichtweise von Blinden hat mich stark beeindruckt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannend bis zur letzten Seite

Die Strömung
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wegen eines Anrufs ins Haus gegangen war, wurde dem Mädchen auf brutale Weise das Genick gebrochen. Kurze Zeit später wird ein weiteres Kind, der kleine Aram in der Nähe von Stockholm auf dieselbe Weise ...

wegen eines Anrufs ins Haus gegangen war, wurde dem Mädchen auf brutale Weise das Genick gebrochen. Kurze Zeit später wird ein weiteres Kind, der kleine Aram in der Nähe von Stockholm auf dieselbe Weise ermordet. Olivia Rönning vermutet einen rassistischen Hintergrund. Emilie war adoptiert und stammte aus Ghana, während die Mutter des Jungen aus dem Iran kam. Zudem finden sich in der Region um Höganäs viele Anhänger des „Schwedisch-Arischen Widerstands“ einer rechtsgerichteten Vereinigung, die den Hass auf Ausländer schürt. Beide Eltern wurden im Vorfeld bedroht.

Zeitgleich rollt Tom Stilton einen alten Fall wieder auf. Der ehemalige Kriminalkommissar bekommt neues Material zu einem Mord an einer Prostituierten vor acht Jahren. Ein Fall, der er damals nicht lösen konnte und ihn schließlich zum Ausstieg aus seinem Beruf zwang. Und nun scheinen sich die Fälle zu kreuzen…

Es ist bereits der dritte Fall für Olivia Rönning und Tom Stilton. Nachdem ich bereits „Die Springflut“ und „Die dritte Stimme“ mit Begeisterung gelesen habe, konnte auch „Die Strömung“ mich voll und ganz überzeugen. Sicher ist es möglich auch ohne Vorkenntnisse das Buch zu lesen, das Einhalten der richtigen Reihenfolge ist jedoch empfehlenswert.

Die Handlung springt zwischen verschiedenen Erzählsträngen hin und her. Cliffhanger und eine äußerst flüssige Erzählweise halten die Spannung permanent auf einem äußerst hohen Niveau. Auch die Figuren sind einfach nur brillant. Herausragend vor allem Tom Stilton. Vom ehemaligen Kriminalkommissar zum Ex-Obdachlosen, der wieder zurück ins Leben gefunden hat. Und natürlich Olivia, die zweite Protagonisten, die sich gegen ihre Kollegen behaupten muss. Ebenso gibt es ein Wiedersehen mit Mette Olsäter und auch Abbas ist wieder mit dabei. Es sind zwar über 500 Seiten, doch man möchte nicht eine davon missen. Irgendwie schafft es das Autoren-Duo den Leser von Beginn an in den Bann zu ziehen und die Seiten fliegen nur so dahin.

Ganz klar Leseempfehlung für alle Liebhaber von Skandinavien-Krimis. Ich freue mich schon jetzt auf den vierten Fall!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vergeltung

18 - Zahlen des Todes
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Mitten im Hochsommer findet sich in einem Düsseldorfer Rosengarten die Leiche eines Mannes. Das Opfer ist regelrecht in Szene gesetzt worden und es macht den Eindruck, als würde er um Verzeihung bitten. ...

Mitten im Hochsommer findet sich in einem Düsseldorfer Rosengarten die Leiche eines Mannes. Das Opfer ist regelrecht in Szene gesetzt worden und es macht den Eindruck, als würde er um Verzeihung bitten. Leana Meister und ihr Spezialistenteam vom LKA übernehmen den Fall. Bereits ein Tag später findet sich eine weitere Leiche, die in ähnlicher Position zur Schau gestellt wird. Schnell wird klar, dass es sich um eine Serientäterin handelt. Diese agiert kühl und geplant und hat anscheinend nichts mehr zu verlieren. Zwei intelligente Frauen liefern sich einen Wettkampf…

Ein wirklich spannender Thriller, der noch dazu sehr gut erzählt ist. Die Beschreibungen der Figuren sind überzeugend und wirkten auf mich authentisch. Leana, die Protagonistin ist gerade erst nach 18 Jahren aus Südafrika zurückgekehrt. Dort war sie als Polizistin tätig, doch der Alltag dieses Jobs in Südafrika brachte ihre Ehe zum Scheitern. Leana hat ihren Mann und die zwei Kinder verlassen und wagt nun einen Neubeginn in Düsseldorf als Leiterin der Spezialeinheit des LKA. Obwohl eigentlich recht früh klar wird, wer die Täterin ist, so bleibt das Buch dennoch spannend. Denn es geht ja auch um das Warum. Was treibt die Täterin an? Ist es Rache? Die Beantwortung der Fragen erfährt man erst ganz am Ende. Die Erzählweise hat mir auch sehr gut gefallen, besonders die kleinen Kabbeleien zwischen Leana und ihrer Kollegin Natalia, die sich selbst schon auf dem Posten von Leana wähnte.

Insgesamt ein flüssig erzählter Thriller, der durchweg spannend war. Ich freue mich schon auf das nächste Werk von Mia Winter.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Viel mehr als nur ein Familienporträt

Was ich euch nicht erzählte
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Lydia ist tot. Der Beginn des Romans und auch gleichzeitig eine unumstößliche Tatsache mit der man als Leser gleich zu Beginn des Buches konfrontiert wird. Doch wer war Lydia? Lydia Lee war die 16jährige ...

Lydia ist tot. Der Beginn des Romans und auch gleichzeitig eine unumstößliche Tatsache mit der man als Leser gleich zu Beginn des Buches konfrontiert wird. Doch wer war Lydia? Lydia Lee war die 16jährige Tochter einer amerikanisch-chinesischen Familie. Der Vater James, chinesischer Einwanderer der zweiten Generation, die Mutter Marilyn eine Amerikanerin. Dazu noch zwei Geschwister: Nathan und Hannah. Doch Lydia war das Lieblingskind der Eltern, umso größer nun die Tragödie. Wie konnte es nur zu dem frühen Tod kommen? Was war geschehen?

Und dies ist auch die eigentlich zentrale Frage. Wer jetzt allerdings einen spannenden Krimi oder Thriller erwartet liegt falsch. Es ist vielmehr ein Porträt einer Familie, die zwar versuchte einander zu kommunizieren und zu verstehen, letztendlich aber daran gescheitert ist. Doch dieser Roman ist nicht minder spannend und weiß auf seine Art zu fesseln.
Es ist das Jahr 1977 als Lydia stirbt. In Rückblicken erzählt die Autorin wie sich die Familie entwickelt hat. Als James und Marilyn in den 50er Jahren heiraten, ist eine binationale Ehe noch sehr außergewöhnlich. Obwohl James als Professor für amerikanische Geschichte an der Uni unterrichtet, ist er auf der Straße immer noch ein Außenseiter und wird befremdet angesehen. Er versucht sich so gut wie möglich anzupassen und so zu sein wie all die anderen. Auch die Kinder leiden durch in andersartiges Aussehen und sind allerlei Demütigungen ausgesetzt. Die Mutter Marilyn hingegen versucht anders zu sein, aufzufallen. Ihren großen Traum Ärztin zu werden gibt sie jedoch für die Familie auf.
Die Perspektiven wechseln und so bekommt man durch die verschiedenen Sichtweisen ein gutes Bild von der Familie und weiß eigentlich mehr als die Protagonisten an sich.
Das Buch zeichnet jedoch nicht nur auf spannende Weise ein Familienporträt, sondern setzt sich mit Themen wie Rassismus und Integration auseinander. Aber auch die Frage, wie viel Eltern über ihre Kinder wissen und umgekehrt und wie schnell ein völlig falsches Bild entsteht, wird geklärt.
Was ich euch nicht erzählte ist der erste Roman von Celeste Ng. Er ist jedoch so gut gelungen, dass ich mich jetzt schon auf weitere Werke freue.