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Veröffentlicht am 09.08.2021

„Ich bin eine Outlaw!“

Von hier bis zum Anfang
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Eine Geschichte, die sehr langsam beginnt und mich am Ende atemlos zurücklässt.

Ich lerne Cape Heaven kennen, seine teils kauzigen Bewohner, schmecke das Salz in der Luft und begleite den Kleinstadt-Chief ...

Eine Geschichte, die sehr langsam beginnt und mich am Ende atemlos zurücklässt.

Ich lerne Cape Heaven kennen, seine teils kauzigen Bewohner, schmecke das Salz in der Luft und begleite den Kleinstadt-Chief bei seinen Rundgängen durch das Städtchen. Ich erlebe Duchesse, hin- und hergerissen zwischen der Liebe und Sorge für die Mutter und der Wut auf deren Verantwortungslosigkeit. Sehe wiederum das Städtchen, das darum weiß, aber nicht hilft.

Einzig der Polizist Walk glaubt an das Gute in den Menschen – vor allem in seinem Freund Vincent, den damalig verurteilten Täter, und dass alles wieder so werden kann wie damals vor dem verheerenden Unglück. Er hat ein Auge auf Star und die Kinder.

Walk ist ein Gutmensch, den man schnell gern hat. Durch und durch Polizist. Ich sehe seine mühevolle Versuche, das Gute der Vergangenheit zu bewahren und die Menschen zu einem gütlichen Miteinander zu bewegen - doch begeht er so viele Fehler, aus dem Impuls heraus, das Beste tun zu wollen. Die Grenze zwischen Opfern und Täter verwischt immer mehr.

Die Rolle seines Freundes Vincent ist so lange ungeklärt, bis auch Walk an der Unschuld zweifeln muss. Aus dem gemächliche Tempo des Anfangs wird eine Flucht, eine Jagd – teils über Land, teils vor Gericht - bis alles unausweichlich scheint.

Die 13-jährige Duchesse beeindruckt - ihre Härte, ihr Willen und ihr Verantwortungsbewusstsein gegenüber ihrem kleinen Bruder. „Ich bin eine Outlaw“ – diese Erkenntnis gibt ihr die Kraft - und sie tut alles, was getan werden muss. Je länger die Erzählung währt, desto mehr tritt ihre Verletzlichkeit, ihre Wunden und ihre Kindlichkeit hinter der harten Schale hervor. Mein Impuls, sie in den Arm nehmen und alle Last von ihr nehmen zu wollen, ist schwer auszuhalten. Was habe ich diesem Mädchen Sicherheit und eine bessere Zukunft gewünscht! Doch ich muss untätig zuschauen. Der Druck wächst immens. Zum Ende stehen mir die Tränen in den Augen.

Stück für Stück beginnen die Verstrickungen der Menschen untereinander hervorzutreten und mit Fortschreiten der Geschichte werden immer mehr Fäden entwirrt. Gleichzeitig wächst der Wirbel aus ungelösten Konflikten, Emotionen, verschwiegenen Fakten und menschlichen Fehlverhalten zu einem Hurrikan heran, in dessen Auge Duchesse und ihr kleiner Bruder hocken, ohne Chance den Folgen zu entgehen.

Das Ende ist gut - und tut doch weh.

Fazit: Ein atmosphärischer Krimi mit einer irren Suspense und einer mutigen Heldin, die man in den Arm nehmen möchte. Must-Read!

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Brüchiges Mosaik aus Erinnerungen

In diesen Sommern
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Stück für Stück erinnert sich Teresa an ihre Kindheit und Jugend. Momentaufnahmen des Familienlebens arrangiert um den Vater und seine Gemütszustände. Lachen und Angst gehen oftmals Hand in Hand.

Erzählt ...

Stück für Stück erinnert sich Teresa an ihre Kindheit und Jugend. Momentaufnahmen des Familienlebens arrangiert um den Vater und seine Gemütszustände. Lachen und Angst gehen oftmals Hand in Hand.

Erzählt wird aus Teresas Sicht. Die Erzählweise gleicht Erinnerungsblitzen in Form eines Grundschulaufsatzes. Subjekt, Prädikat, Objekt. Jeder Satz gleichförmig, dazwischen hängt das Ungesagte wie eine dunkle Wolke. Als blättere ich die Fotos in einem mir fremden Familienalbum durch, jede Erinnerung chronologisch aufgereiht ohne persönliche Wertung, kaum eine Emotion auszumachen, und trotzdem spüre ich die Angst, die ihren Platz in den Leerstellen findet.

Beim Lesen habe ich das Gefühl, ich werde nicht richtig satt. Doch die Geschichte formt sich in meinem Kopf. Bis zum Ende weiß ich nicht, ob ich zu viel oder zu wenig hineininterpretiere. Mir fehlen mehr konkrete Aussagen, an denen ich mein Bild festmachen kann und so bleibe ich zurück mit einem bruchstückhaften Mosaik einer Familie, die wortlos gelitten hat und auch am Ende keine Worte für das überstandene Leid findet. Doch je länger das Gelesene zurückliegt, spüre ich wie das Buch mich mit den wortlosen Szenen meiner eigenen Kindheit konfrontiert. Die unausgesprochene Angst ist ein Trigger.

Fazit: Ungewöhnliche Inszenierung einer Familiengeschichte, die den Leser zur eigenständigen Ausformung fordert.

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Veröffentlicht am 02.07.2021

Fantasyleckerbissen mit etwas übertriebener Mystik

Das Lied der Nacht
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Das verschneite Königreich Schur wird von monströsen Schatten angegriffen, die alles, was ihnen begegnet, vernichten. Es scheint keine Verteidigung zu geben. Einzig die kleine Gruppe um den Wanderer Weyd, ...

Das verschneite Königreich Schur wird von monströsen Schatten angegriffen, die alles, was ihnen begegnet, vernichten. Es scheint keine Verteidigung zu geben. Einzig die kleine Gruppe um den Wanderer Weyd, die abseits im Wald lebt, glaubt ein Mittel gefunden zu haben, die Schatten in Schach zu halten und hoffentlich endgültig zu vertreiben. Doch hierfür müssten Gesetze gebrochen und alte Überlieferungen befolgt werden. Dies macht nicht nur einen Kampf gegen die Schatten notwendig, sondern ein weiterer Gegner bedroht die kleine Gruppe.

Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Besonders die liebevoll und sehr sympathische Gruppe um Weyd, von denen jeder seine ganz eigenen Talente hat, ist mir schnell ans Herz gewachsen. Auch dem Antagonisten, aus dem sich ein sehr bedrohlicher Gegner entwickelt, spürt man die Sorgfalt der Autorin an. Die facettenreiche Charaktere und die Art der Magie, die mit einer besonderen Sprache einhergeht, macht aus der Geschichte einen Leckerbissen.

Insgesamt ist der Erzählton etwas sperrig geraten, das liegt an den teils mystischen Wortbildern, die in spannenden Szenen das Tempo drosseln. Hier wäre weniger mehr gewesen. Mich persönlich hat außerdem gestört, dass die Perspektiven innerhalb der Szenen und auch die Benennung der Charaktere zwischen Name und Rolle ständig wechselte. Das erschwerte für meinen Geschmack die Orientierung. Trotzdem ist der Spannungsbogen wirklich gut durchdacht, beinhaltet einiges an Suspense und hat mich schnell vorankommen lassen.

Die Erzählung wird durch eine zarte Romanze angereichert, die einen eigenen Konflikt beinhaltet und für meinen Geschmack nicht zu viel Raum beansprucht. Mittelpunkt bleibt die Bedrohung der Schatten und das Ringen um die Rettung des Königreiches. Gelungen finde ich auch das Ende des ersten Teils. Es bleiben noch genug Fragen und Handlungsoptionen offen und doch liegt eine vollständige Geschichte hinter Weyd und seinen Freunden, so dass man nicht ausgehungert zurückbleibt. Ich freue mich auf die Fortsetzung.

Fazit: Ein gelungener Auftakt eines Fantasy-Abenteuers mit sehr sympathischen Protagonisten.

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Veröffentlicht am 14.06.2021

Spannende historische Geschichte mit leichten Webfehlern

Die Frauen von Kopenhagen
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Die Geschichte erzählt vom Leben der Arbeiterfrauen in einer Weberei in Kopenhagen Ende des 19. Jahrhunderts. Die brutalen Arbeitsbedingungen und der niedrige Lohn bringen die Frauen immer wieder in Existenznöte. ...

Die Geschichte erzählt vom Leben der Arbeiterfrauen in einer Weberei in Kopenhagen Ende des 19. Jahrhunderts. Die brutalen Arbeitsbedingungen und der niedrige Lohn bringen die Frauen immer wieder in Existenznöte. Ein schwerer Unfall ist der Auslöser, dass Nelly die teils kriminellen Vorgänge der Weberei ans Tageslicht bringen will. Ihr Ziel ist es bessere Bedingungen für die Frauen zu erzwingen. Damit bringt sie sich selbst in Gefahr und das Unglück nimmt seinen Lauf. Wochen später gerät auch Anna, die Nellys Spur aufgenommen hat, ins Visier der Bosse.

Die Autorin hat ein wunderbar authentisches Setting geschaffen, dem man die intensive Recherche anmerkt, das ja auf tatsächlichen Geschehnissen aufbaut. Das Buch wird aus mehreren Perspektiven erzählt und enthält zwei unterschiedliche Erzählstränge. Die Rollen der Protagonisten sind sehr unterschiedlich gewichtet und es fällt mir schwer, die einzelnen Erzählstränge zu werten, ohne zu spoilern.

Im ersten Teil werden mir die Lebensbedingungen der Arbeiterfrauen in Kopenhagen eindrucksvoll vor Augen geführt und schon nach wenigen Seiten leide ich mit den Protagonistin Nelly und ihrer Schwägerin Marie, sehe die hungrigen Augen der Kinder vor mir und spüre die Kälte in meinen Knochen. Mit dem Unfall ist die Existenznot kaum mehr auszuhalten, Nelly nimmt all ihren Mut zusammen und ergreift die Initiative. Am Höhepunkt der Spannungskurve erwartet mich ein Cliffhanger und die Szenerie wechselt.

Im zweiten Teil lerne ich Anna, Tochter eines Kleinbauern, kennen, die ebenfalls ein karges und hartes Leben führt und deren einzige Chance dem zu entkommen, eine gute Heirat zu sein scheint. Auch Annas Konflikt wird wunderbar transportiert und dieser zweite Erzählstrang hat seinen eigene Spannungsbogen.

Im dritten Teil versucht Anna in der Stadt Koppenhagen ihren geliebten Bruder, der unschuldig im Gefängnis sitzt und in die Vorgänge um Nelly verstrickt zu sein scheint, zu unterstützen. Anna muss dafür die Vorfälle um Nelly und die Weberei aufklären. Die Entwicklung des Plots in diesem Teil überrascht mich sehr. Ich hatte mit einer Zusammenführung der beiden Erzählstränge erwartet und mit der Initiierung der Arbeitskämpfe gerechnet, doch die Geschichte entwickelt sich zu einem sehr spannenden Krimi, in der die akribische Suche Annas nach dem Täter im Vordergrund steht, bei der sie selbst in Gefahr gerät. Nellys Pläne und die Arbeitsbedingungen der Arbeiterfrauen dienen leider nur als Hintergrundkulisse.

Im Showdown gelingt es der Autorin, das Verbrechen zufriedenstellend aufzuklären und auch die Fäden aus dem ersten Teil wieder aufzunehmen und abschließend einzubinden. Für mich kam es etwas zu spät. Die Geschichte wirkt durch das Ungleichgewicht der Erzählstränge etwas holperig, obwohl alles für sich gesehen ein sehr spannenden und schlüssigen Verlauf genommen hat und auch Anna eine eindrucksvoll Protagonistin ist, der ich gerne gefolgt bin.

Fazit: Spannender und authentischer historischer Roman, der durch die ungleiche Gewichtung der Erzählstränge keine eindeutige Prämisse erfüllt.

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Veröffentlicht am 04.06.2021

Schrei nach Liebe

Marilu
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Elli scheint ihre psychische Erkrankung im Griff zu haben und ist endlich wieder im normalen Leben angekommen. Doch dann findet sie die Kette in der Post – ihr Abschiedsgeschenk an Marilu, das Elli an ...

Elli scheint ihre psychische Erkrankung im Griff zu haben und ist endlich wieder im normalen Leben angekommen. Doch dann findet sie die Kette in der Post – ihr Abschiedsgeschenk an Marilu, das Elli an einen Schwur bindet. Und es ist klar: Sie muss sich aufmachen und Marilus Spur folgen. Marilus Bruder Lasse gehört mit zum Rettungsteam. Ein Jagd gegen die Zeit beginnt.

Eine Geschichte, die mich mit den ersten Seiten schon gebannt hat. Mit so viel Sensibilität und Druck erzählt, dass es mir manches Mal Gänsehaut bereitet und doch bleibt Platz für Humor und Herzklopfen.

Elli ist eine wunderbare Protagonistin - mit sich sehr ehrlich und doch nicht mutig genug, sich den Menschen in ihrem Leben in Gänze zuzumuten. Sie leidet unter der Angst, alles richtig machen zu müssen, trägt tief in sich ein Trauma vergraben … Die damit verbundene Panik macht ihren Alltag oft zum Spießrutenlauf. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen, stellt sich ihrer Angst und wächst über sie hinaus. Ihr Denken und Tun wird mit so viel Tiefe versehen, dass man gar keine Chance hat, als sie ins Herz zu schließen.

Auch Lasse ist mir ans Herz gewachsen - mit all seiner Wut, seinem Humor und seinem Optimismus. Einen besseren Bruder kann man sich nicht wünschen. Zusammen mit Elli bildet er ein tolles Rettungsteam.

Ach, und dann ist da ja noch Tom - the master of control! Dem bin ich am Anfang mit sehr viel Skepsis begegnet und er muss sich ordentlich in Zeug legen, um mich vom Gegenteil zu überzeugen.

Tja, und was ist mit Marilu? Sie ist das große Rätsel dieser Geschichte und peitscht mich durch die Seiten. Das Mädchen, das mit 200 km/h durch ihr Leben rast und alles mit sich reißt, was ihr am Wegesrand begegnet. Das Mädchen, dass mit so viel Charisma alle Herzen erobert und in sich ein tiefes schwarzes Loch trägt, welches sie vollständig zu verschlingen droht. Marilu, ich mochte Dich schon, als Du nur eine Erzählung warst und doch machst Du mir Angst. Von Dir geliebt zu werden ist Segen und Fluch zu gleich, Marilu. Und bis zum Ende bete ich, dass Du Dich vor Dir selbst retten kannst.

Fazit: Marilu geht unter die Haut. Rasant, spannend und mit ganz viel Tiefe. Eine Geschichte, die einen liebevollen Blick auf Menschen mit psychischen Erkrankungen wirft und gleichzeitig ganz viel Respekt vermittelt.

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