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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.02.2025

Die Zeit verrinnt...

Hast du Zeit?
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Man steigt direkt in das Buch ein. Die Krankenschwester Conny Goldmann fühlt sich verfolgt, aber hat dafür keine Beweise. Dass sie mit ihrem Gefühl richtig liegt, zeigt sich dem Leser spätestens, als sie ...

Man steigt direkt in das Buch ein. Die Krankenschwester Conny Goldmann fühlt sich verfolgt, aber hat dafür keine Beweise. Dass sie mit ihrem Gefühl richtig liegt, zeigt sich dem Leser spätestens, als sie in ihrer Wohnung ermordet wird.

Im Mittelpunkt des Buches stehen Lars Erik Grotheer, ehemaliger Polizist, der privat im Mordfall von Conny ermittelt, und Lilly, deren Lebensgefährtin aus ihrem Auto entführt wurde. Die beiden Fälle scheinen nicht zusammenzuhängen - das erkennt nur der Leser - und sie werden parallel zueinander erzählt. Immer wieder blickt man auch durch die Augen des Mörders, den man aber nicht kennt.

Mir hat es sehr gut gefallen, dass man diese unterschiedlichen Handlungsstränge hat. Das hat für kleine Cliffhanger innerhalb des Buches gesorgt und so dazu geführt, dass man es gar nicht aus der Hand legen kann. Als Leser weiß man mehr als die Protagonisten des Buches. Dadurch habe ich richtig mitgefiebert und hätte am liebsten ins Buch gebrüllt, wenn ein Hinweis falsch gedeutet oder übersehen wurde.

Der Erzählstil ist sehr flüssig. Durch die vielen Dialoge ist die Geschichte sehr lebendig und die Gedankengänge der einzelnen Personen - vor allem des Mörders - sorgen dafür, dass man abgeholt wird und die Gefühle und Handlungen besser nachvollziehen kann.

Am meisten beeindruckt hat mich, wie Andreas Winkelmann immer wieder das Thema "Zeit" aufgegriffen hat, sei es in Redewendungen, Zitaten oder Gedanken. Dadurch wird immer wieder der Bogen zur Handlung geschlagen.

Diese selbst ist super spannend. Man fiebert von Anfang an mit, baut eine Beziehung zu den Figuren auf und hofft auf eine gute Auflösung. Am Ende gibt es ein großes Finale, wo alle losen Stränge zusammengeführt wurden. Es bleiben keine Fragen offen, aber es ist doch nicht so, wie man es sich beim Lesen erhofft. Ich würde sagen, dass Ende ist mutig :)

Insgesamt bin ich total begeistert und empfehle "Hast du Zeit?" uneingeschränkt weiter!

Veröffentlicht am 12.02.2025

Schöne neue Welt?

Lieferdienst
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Konsum war noch nie so einfach, wie es in Tom Hillenbrands Roman "Lieferdienst" beschrieben wird. Einfach bestellen, das Gewünschte wird im 3D-Drucker gedruckt und sofort per Hoverboard ausgeliefert.

Ich ...

Konsum war noch nie so einfach, wie es in Tom Hillenbrands Roman "Lieferdienst" beschrieben wird. Einfach bestellen, das Gewünschte wird im 3D-Drucker gedruckt und sofort per Hoverboard ausgeliefert.

Ich habe ein bisschen gebraucht, bis ich mich in dieses Szenario eingefunden habe. Das Buch spielt in der nahen Zukunft, also ist das Leben schon so, wie man es kennt, aber eben auch fortschrittlicher - zumindest auf den ersten Blick. Den Konsum wird großgeschrieben, es wird produziert, produziert, produziert - immer unter dem Motto "schneller geht immer".

Als ich mich dann aber in diese Welt hineingedacht hatte, bin ich mehr oder weniger über die Seiten geflogen. Denn es wird spannend. Warum soll Arkadi einen Auftrag übernehmen? Was macht das Päckchen so besonders?

Es steckt mehr hinter allem, als man im ersten Moment denkt - und das hat mich nicht nur sprachlos zurückgelassen, sondern auch dazu gebracht, mein Konsumverhalten zu überdenken. Denn man sieht nur, was man sehen will. Das macht diese Geschichte deutlich.

Der Schreibstil ist sehr direkt, hat keine Längen und verzichtet auf Unnötiges. Das passt super zum Inhalt des Buches, bei dem ja auch die Schnelligkeit zählt.

Es passiert nicht oft, dass ein Buch mich nach dem Lesen noch so sehr beschäftigt wie dieses. Ich bin froh, dass ich es gelesen habe.

Veröffentlicht am 12.02.2025

Mrs Potts ermittelt wieder - endlich!

Mrs Potts’ Mordclub und der tote Bürgermeister
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Ich habe mich so auf den dritten Fall gefreut, denn Mrs Potts ist einfach super sympathisch! Ich mag ihre Art, unaufdringlich, aber doch direkt. Und irgendwie ist sie auch ein Unikat, über das man jetzt ...

Ich habe mich so auf den dritten Fall gefreut, denn Mrs Potts ist einfach super sympathisch! Ich mag ihre Art, unaufdringlich, aber doch direkt. Und irgendwie ist sie auch ein Unikat, über das man jetzt wieder einige mehr Details erfährt - und natürlich ihre Vergangenheit, die dem Leser nur Stück für Stück näher gebracht wird. Gemeinsam mit ihren beiden Freundinnen bildet sie ein tolles Trio, dem man gern beim Ermitteln über die Schulter schaut.

Dieses Mal musste der Bürgermeister dran glauben. Und auch wenn Suzie während des Mordes vor Ort war, scheinen die drei am Anfang keinen Ansatz für ihre Ermittlungen zu finden. Sie sind nämlich diesmal ganz offiziell zivile Beraterinnen der Polizei - nehmen sich aber natürlich noch ein paar mehr Freiheiten heraus.

Das führt zu spannenden, aber auch witzigen Situationen, die diese Reihe ausmachen und die ich sehr genieße. Es macht Spaß, mit den dreien zu ermitteln, Hinweise zu entdecken und nachzugehen. Da alles chronologisch erzählt wird, hat man auch als Leser die Chance, den Mörder zu entdecken. Einige Fährten werden vom Autor gelegt, aber ich gebe zu, ich konnte ihn nicht vor Mrs Potts entlarven... Da fehlt mir wahrscheinlich etwas der Scharfsinn.

Das Ende ist nämlich wirklich überraschend. Dieser Twist hat mir richtig gut gefallen, auch wenn er vielleicht für den ein oder anderen etwas konstruiert wird. Aber das ist Geschmackssache und ich fand es in sich logisch, ohne dass Fragen offen blieben.

Schön ist auch der flüssige Schreibstil und die vielen Dialoge - vor allem zwischen den drei Freundinnen - die das Buch sehr lebendig machen.

Ich habe es wieder genossen und hoffe, dass der vierte Fall nicht zu lange auf sich warten lässt!

Veröffentlicht am 11.02.2025

Ein leckerer Mord

Mit scharfer Klinge
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Erzählt wird die Geschichte durch die Augen von Paul Delamare, der für einen bekannten Star-Koch einspringt und einen Kochkurs in einer Kochschule übernimmt. Damit wird aber auch direkt in eine Mordermittlung ...

Erzählt wird die Geschichte durch die Augen von Paul Delamare, der für einen bekannten Star-Koch einspringt und einen Kochkurs in einer Kochschule übernimmt. Damit wird aber auch direkt in eine Mordermittlung hineingezogen, denn schon kurz nach Beginn des Kurses ist bekannter Starkoch tot.

Mir hat die unaufgeregte Art gefallen, wie die Geschichte erzählt wurde. Typisch britisch wird alles sehr ruhig und überlegt erzählt, es gibt kein Drama und auch wenn es zum Teil etwas blutig zu geht, wird das nicht ausgeschlachtet.

Der Protagonist war mir sehr sympathisch. Er selbst hat vor kurzem seinen Lebensgefährten verloren und ist in Trauer, versucht sich aber mit dem Kurs abzulenken. Schön fand ich, dass man nach und nach immer mehr Einzelheiten aus seinem Privatleben und seiner Vergangenheit erfahren hat, ohne dass es zu viel Raum eingenommen hat.
Auch seine Art hat mir einfach gefallen: Er scheint immer die Ruhe zu bewahren und macht sich letztendlich selbst auf die Suche nach dem Mörder, weil er das Gefühl nicht loswird, dass die Polizei etwas übersehen hat.
Dadurch ist man als Leser selbst sehr nah am Geschehen.

Durch den klassischen Aufbau kann man außerdem gut miträtseln. So wie Paul nach und nach Hinweisen nachgeht, hat man als Leser auch die Chance, den Mörder zu entlarven - was mir hier aber nicht gelungen ist. Das Ende ist logisch, hat aber dennoch einen sehr guten Aha-Moment. Ich war damit sehr zufrieden.

Toll fand ich, dass auch das Kochen einen Großteil der Handlung ausmacht. Es spielt sich eigentlich alles in der Kochschule ab, man bekommt als Leser den Lehrplan mit und es gibt sogar Rezepte, die man nachkochen kann. Das finde ich sehr wichtig, wenn Cover und Klappentext suggerieren, dass eine bestimmte Tätigkeit im Vordergrund steht und das dann auch so durchgezogen wird.

Mir hat das Lesen super viel Spaß gemacht! Wer also mal etwas ruhigeres - aber trotzdem spannendes - sucht, macht hier nichts falsch!

Veröffentlicht am 11.02.2025

Fürs Herz

Das kleine Nähcafé am Fluss
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Der Roman ist definitiv ein Buch, bei dem man nach den ersten Seiten weiß, wie es ausgehen wird - und das ist überhaupt nicht negativ gemeint. Wenn man nämlich einfach ein bisschen abschalten und mal wieder ...

Der Roman ist definitiv ein Buch, bei dem man nach den ersten Seiten weiß, wie es ausgehen wird - und das ist überhaupt nicht negativ gemeint. Wenn man nämlich einfach ein bisschen abschalten und mal wieder etwas fürs Herz lesen möchte, dann braucht es keine Spannung, sondern einfach nur eine schöne Geschichte. Und die findet man hier auf jeden Fall.

Die Protagonistin erbt ein kleines Haus in ihrem Heimatdorf, dem die Jahre zuvor den Rücken gekehrt hat - einschließlich eines kleinen Nähladens. Eigentlich will sie nur schnell verkaufen und wieder weg, aber natürlich geht ihr Plan nicht auf.

Ich fand es schön, Maura auf ihrem Weg zu begleiten. Nach und nach erfährt man in kurzen Rückblenden, was damals passiert war und sie veranlasst hat, ihrer Heimat den Rücken zu kehren. Und auch wenn man das meiste schon erahnen kann, hat mir das viel Spaß gemacht.

Die Charaktere an sich sind klar getrennt: Es gibt die "Guten" und es gibt die, die man einfach unsympathisch findet. Hier wird auch mit einigen Klischees gespielt. Hier hätte ich mir gewünscht, dass es keine so klare Trennung zwischen "Freund und Feind" gibt. Bei Büchern dieses Genres ist das aber nicht ungewöhnlich und irgendwie war es auch angenehm, sich nicht zu entscheiden, auf wessen Seite man steht - denn man ist ganz klar Team Maura.

Etwas schade fand ich, dass das Nähcafé nur eine sehr kleine Rolle gespielt hat. Der Laden wird kurz vorgestellt und die Protagonistin stürzt sich dann auch ein ein Nähprojekt, aber wirklich viel ist hier nicht passiert. Da lässt der Klappentext etwas anderes vermuten. Ich mag an Romanen, bei denen es um Handarbeiten geht, vor allem genau das: Viel Selbstgemachtes.
Im Vorwort verrät die Autorin, dass Im Herbst ein Anleitungsbuch zum Roman erscheint - vielleicht wurde es deshalb etwas kürzer gehalten, um nicht zu viel zu doppeln.

Insgesamt ist es ein schöner Roman, wenn man einfach mal ein Wochenende abtauchen will und etwas fürs Herz braucht.