Paris und die Kunst
Montmartre - Licht und SchattenMarie Lacrosse entführt uns in ihrem neuen Roman "Montmartre - Licht und Schatten" in das Paris von 1866 bis 1889.
Was heute ein äußerst charmanter Teil von Paris ist, den man bei jeder Parisreise unbedingt ...
Marie Lacrosse entführt uns in ihrem neuen Roman "Montmartre - Licht und Schatten" in das Paris von 1866 bis 1889.
Was heute ein äußerst charmanter Teil von Paris ist, den man bei jeder Parisreise unbedingt besuchen muss, steckte im 19. Jahrhundert noch in den Kinderschuhen. Die berühmte Basilika Sacre Coeur wurde erst erbaut und das Viertel hat noch den Charme eines Dorfes auf einem Hügel. Einzig Künstler, sowie Tänzerinnen und auch einschlägige Etablissements begannen sich im heutigen 18. Arrondissement anzusiedeln.
Am 20. Juni 1866 erblicken zwei Mädchen, Elise und Valérie, das Licht der Welt, deren sozialen Hintergründe nicht verschiedener sein könnten, aber von der gleichen Hebamme entbunden werden.
Elise Lambert wächst als Tochter einer Wäscherin auf, deren Vater die Familie verlassen hat. Schon früh muss sie hart in derselben Wäscherei wie ihre Mutter arbeiten, um genug Geld zum täglichen Überleben für die Familie aufzubringen. Das Leben als Wäscherin oder Plätterin und vor allem als Frau war hart und entbehrungsreich.
Elise liebt den Tanz und lernt durch ihre Freundin Louise Weber diverse Varietés kennen, wo diese bereits erfolgreich auftritt. Gemeinsam feiern sie auf der Bühne Erfolge. wobei sich Louise eher freizügig gibt, während Elise durch ihre Grazie auffällt.
Valérie Dumas ist die Tochter eines bekannten Kunsthändlers und selbst eine begabte Malerin. Als Frau hat sie jedoch keine Möglichkeiten ihre Bilder unter ihren Namen auszustellen oder als Künstlerin anerkannt zu werden. Ihr Vater verschafft ihr durch finanzielle Unterstützung trotz allem einen Platz in der Akademie. Valérie, darf jedoch an vielen Unterrichtsfächern nicht teilnehmen oder nur zusehen. Sie lernt Henri Toulouse-Lautrec und Vincent Van Gogh kennen, die beide durch ihre individuellen Stile auffallen. An der Kunstakademie herrscht jedoch die strenge Vorschrift nach alter Schule zu malen und auch Valeries Vater lehnt jedes moderne Bild für seine Galerie ab.
Während Valérie keine Geldsorgen, sondern kaum Freiheiten hat und von ihrer bigotten Mutter sehr gegängelt wird, hat Elise zwar Freiheiten, aber einige andere Probleme betreffend des Familieneinkommens, ihrer Arbeit und ihrer Schwester Simone.
Viele der jungen Mädchen stellen sich als Aktmodel für die angehenden Maler zur Verfügung. Auch Elise legt ihre anfängliche Scheu ab, als das Geld immer knapper wird.
Marie Lacrosse bringt jede Menge Historie in die Geschichte. In dieser Zeit wurden Bauten errichtet, die heutige Wahrzeichen von Paris sind. Man erfährt mehr über den Bau des Eiffelturms zur Pariser Weltausstellung 1889, dem anfänglich nicht sehr erfolgreichen Bau des Panamakanals, bei dem Gustav Eiffel aushelfen sollte; der wunderschönen Kirche Sacre Coeur und auch über den Bau des Moulin Rouge....der roten Mühle.
Wir erfahren auch sehr viel über die Malerei und den Stilrichtungen zu dieser Zeit. Lernen Henri Toulouse-Lautrec, Paul Gauguin, Edgar Degas oder auch Vincent Van Gogh kennen, der zu Lebzeiten nicht erfolgreich war und über dessen Sonnenblumenbild gespottet wurde.
Auch über Louise Weber, genannt "La Goulue" und im Roman Elises fiktive Freundin, erfahren wir sehr viel. Von ihr hatte ich zuvor noch nie gehört, dabei war sie eine sehr berühmte Cancan Tänzerin und auch auf einigen Bildern von Toulouse-Lautrec zu sehen.
Ich habe sehr oft beim Lesen gegoogelt und mich über Personen oder historische Begebenheiten näher erkundigt und ich war neugierig, wie die dargestellten Orte heute aussehen.
Diese wurden sehr bildhaft und detailgetreu dargestellt. Marie Lacrosse schildert das Leben im 19. Jahrhundert sehr facettenreich und lebendig - egal, ob aus der Schicht der Ärmsten oder der Reichen.
Allerdings gibt es im Mittelteil auch einige Längen, die die Geschichte etwas dahinplätschern lässt. Ich muss aber auch zugeben, dass ich mich schon eine Weile mit historischen Romanen abseits der beiden Weltkriege, etwas schwer tue, was sicher auch dazu beiträgt.
Der Roman ist in fünf Teile aufgeteilt und spielt von Juni 1866 bis Oktober 1889. Generell bilden die Malerei und der Tanz den roten Faden des Romans - verwebt mit den Schicksalen der beiden Frauen, die am selben Tag geboren wurden und die beide ihr Ziel nie aus den Augen verlieren.
Am Beginn des Romanes befindet sich eine Karte von Montmartre und ein Personenregister historischer und fiktiven Figuren, die im Roman genannt werden.
Im Nachwort geht die Autorin näher auf Realität und Fiktion ein. Außerdem gibt es einen Eintrag über die verschiedenen Stilrichtungen der Malerei zu dieser Zeit, sowie eine Aufzählung der erwähnten Werke.
Fazit:
Wer mehr über die Malerei und die Kunst des Cancan am Ende des 19. Jahrhunderts in Paris erfahren möchte, ist hier richtig. Ich habe hier sehr viel Neues erfahren und gelernt. Auch Liebhaber:innen von historischen Romanen lege ich diesen ersten Band der Dilogie ans Herz.