Cover-Bild Winterrosenzeit
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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Knaur Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Liebesroman: Zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 480
  • Ersterscheinung: 01.12.2017
  • ISBN: 9783426519790
Ricarda Martin

Winterrosenzeit

Roman
Ein dramatischer Liebesroman von Ricarda Martin über die Sünden der Väter und wie die jüngere Generation sie überwindet, von der großen Spezialistin für die "Kulisse" England in der zeitgenössischen Romance
Auf einem Beatles-Konzert verliebt sich der junge Deutsche Hans-Peter 1965 in die Engländerin Ginny – und ins »Swinging London«, wo alles so viel lockerer ist und freier als in der dörflichen Enge seiner süddeutschen Heimat. Als er jedoch wenig später endlich die Wahrheit über seinen Vater erfährt, kann Hans-Peter nur eines tun: Ginny freigeben und sein geliebtes England verlassen. Denn Martin Hartmann ist keineswegs in den letzten Kriegstagen gefallen, sondern steht seit über zwanzig Jahren auf der Fahndungsliste der Kriegsverbrecher. Wie aber könnte Ginny den Sohn eines Mörders lieben? hat ihre Liebe noch eine Chance?

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Veröffentlicht am 22.12.2017

Die 60er Jahre, die Beatles - und eine Liebesgeschichte

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Wir schreiben das Jahr 1965! Die Beatles feiern in England ihre ersten Erfolge und auch in Deutschland beginnen die jungen Leute, sich für die Pilzköpfe, ihre neue Musikrichtung und für das zu interessieren, ...

Wir schreiben das Jahr 1965! Die Beatles feiern in England ihre ersten Erfolge und auch in Deutschland beginnen die jungen Leute, sich für die Pilzköpfe, ihre neue Musikrichtung und für das zu interessieren, was damit einhergeht und den Beginn einer neuen Zeit einläutet.
Doch die ältere, die Kriegsgeneration, wehrt sich vehement gegen das, was sie als "Hottentottenmusik" bezeichnet, der man im besten Falle skeptisch gegenübersteht. Je tiefer die Provinz, umso ablehnender zeigt man sich.
Das bekommt auch der junge Student der Rechtswissenschaften Hans-Peter aus einem Dorf im Schwäbischen zu spüren, dessen großer Traum es ist, die Beatles live im englischen Blackpool zu erleben. Dafür schuftet er auf dem Bau, - und macht sich gegen den Willen seiner Mutter und des Stiefvaters per Anhalter auf den Weg nach England!
Dass er dort alsbald in der bezaubernden Ginny die große Liebe finden würde, hätte er sich nie träumen lassen. Doch scheint diese Liebe unter keinem guten Stern zu stehen. Hans-Peter ist als Deutscher für viele Engländer in jener Zeit, denen der von seinen Landsleuten angezettelte Zweite Weltkrieg noch in allen Knochen steckt, eine persona non grata!
Und als sich dann auch noch herausstellt, dass sein wirklicher Vater keineswegs, wie seine Mutter ihm glauben gemacht hatte, als Soldat der Wehrmacht in Ostpreußen gefallen ist, sondern im Gegenteil ein untergetauchter, ruchloser ehemaliger SS-Mann ist, der auf der Fahndungsliste der Kriegsverbrecher steht und, wie Hans-Peter bei seinen Nachforschungen entdeckt, noch am Leben ist, scheint eine Zukunft mit Ginny ausgeschlossen!

Um es vorweg zu sagen - die Autorin Ricarda Martin hat mit "Winterrosenzeit" einen hervorragenden Roman voller Dramatik und voller Gefühl geschrieben, der die 60er Jahre so authentisch wieder auferstehen lässt, dass die Generation, die diese Zeit miterlebt hat, sich unwillkürlich zurückversetzt fühlt. Erinnerungen kommen aus der Versenkung hervor, Bilder erscheinen vor dem inneren Auge, die man fast mit Händen greifen kann!
Für die jüngeren Leser, die die muffigen, prüden 60er nur aus Erzählungen ihrer Eltern oder gar Großeltern kennen, ist es sicher kaum vorstellbar, dass es noch gar nicht so lange her ist, dass etwa die Jeans ein verpöntes Kleidungsstück waren, oder dass die Moral eines Menschen an seinem Haarschnitt festgemacht wurde.
Es war die Zeit des braven deutschen Schlagers, der guten, einfallslosen Hausmannskost, junge Männer liefen in Anzügen oder biederen Stoffhosen und sauber geknüpften Hemden ohne jeden Chic umher. Alles Ausländische wurde mit Misstrauen beäugt. Spießbürgertum und nicht hinterfragte Gehorsamkeit den Eltern gegenüber - das war es, was man von den jungen Leuten widerspruchslos erwartete!

Und dann kommt so einer wie Hans-Peter daher, der seine eigene Meinung vertritt, der aufmüpfig ist und über den Tellerrand schaut! Der muss doch verdorben und komplett missraten sein!
Da geht der auch noch nach England und verliebt sich in eine Ausländerin! Nein, das ist wirklich unerhört!
Doch Hans-Peter lässt sich nicht beirren. Nicht nur die Liebe findet er fern seines schwäbischen Dorfes, sondern zu seinem Erstaunen auch ein viel freieres, ungezwungeneres Leben.
Ja, die Autorin hat Recht: England hat die schweren Nachkriegsjahre bereits Ende der 50er Jahre überwunden, es feiert das Leben, es tanzt und swingt. Die Zukunft gehört der neuen Leichtigkeit, die es in vollen Zügen auszukosten gilt!
Und diese unter und über der Oberfläche gleichsam brodelnde Atmosphäre ist ebenso plastisch, so fühl- und erlebbar eingefangen, wie die Zeit in Deutschland zwischen dem Anhaften an die alte und dem Aufbruch in eine neue Zeit! Die Autorin schafft es mühelos, den Leser mitten hinein zu katapultieren!

Mit dem aufrechten Hans-Peter hat Ricarda Martin darüberhinaus einen durch und durch glaubhaften Protagonisten geschaffen, dem die anderen Hauptfiguren in nichts nachstehen!
Ob es die deutschen oder die englischen Charaktere des Romans sind - man nimmt gleich Anteil an ihrem Leben, an ihren Entwicklungen, fühlt sich angezogen oder abgestoßen, bleibt nie gleichgültig.
So authentisch, wie die Autorin die Zeit schildert, in der die Romanhandlung angesiedelt ist, so authentisch sind auch die Menschen, die sich in ihr bewegen. Sie wirken vertraut, erinnern an Nachbarn, Freunde, flüchtige Bekannte, deren Nähe man sucht oder denen man lieber aus dem Weg gehen möchte. Fehlerlos ist keiner, falsche Entscheidungen mit verheerenden Folgen treffen nahezu alle von ihnen. Kurz und gut - sie sind wie aus dem Leben gegriffen!

Auch dem schwierigen und sensiblen Thema Krieg und der Kriegsbewältigung stellt sich Ricarda Martin und beschreibt einfühlsam die Empfindlichkeiten der ehemaligen Feinde, die gerade erst begonnen haben, sich einander anzunähern und dabei immer wieder Rückschläge erleiden, je tiefer man in das Herz eines erschütternden Geheimnisses vordringt, dass die Feinde von einst auf verhängnisvolle Weise verbindet und das wie ein Menetekel über den Köpfen aller, vor allem aber über Hans-Peter und Ginny schwebt und ihrer aller Leben zu zerstören droht.

Während man zwar entgegen allem Anschein darauf hofft, dass sich für die beiden Liebenden noch ein Weg zueinander auftut, ist die Autorin immer für Überraschungen und unerwartete Wendungen gut! Und so kann man sich bis zum Schluss nicht sicher sein, ob sie den längst lieb gewonnenen Helden aus der Patsche hilft oder ob sie den Ausgang einer Tragödie gewählt hat, die manchem Leser am plausibelsten erscheinen mag, angesichts dessen, was sie trennt.
Aber um das herauszufinden, sollte man sich das Lesevergnügen gönnen und selbst den Roman aufschlagen!

Veröffentlicht am 11.12.2017

Wahrheit hat ihren Preis

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60er Jahre. Nach dem Krieg schlug sich Hildegard mit ihrem kleinen Sohn Hans-Peter zu ihrer Cousine in die Schwäbische Alb durch, wo sie bald darauf in dem kleinen Ort den ortsansässigen Bürgermeister ...

60er Jahre. Nach dem Krieg schlug sich Hildegard mit ihrem kleinen Sohn Hans-Peter zu ihrer Cousine in die Schwäbische Alb durch, wo sie bald darauf in dem kleinen Ort den ortsansässigen Bürgermeister und Besitzer der Sägemühle heiratete und fortan ein recht wohlhabendes Auskommen hat. Hans-Peter, der sich mit seinem Stiefvater nie gut verstanden hat, hat keine Erinnerungen mehr an seinen Vater, von dem die Mutter nur erzählte, dass dieser im Krieg gefallen sei. Nun ist er ein junger Student der Rechtswissenschaft und fiebert einem Konzert der Beatles in Blackpool entgegen, für die Reise dorthin hat er wochenlang auf dem Bau gearbeitet. Beim Trampen lernt Hans-Peter die junge Ginny und ihre Clique kennen, die ebenfalls zum Konzert wollen. Zwischen Ginny und Hans-Peter knistert es sofort. Auch nach seiner Rückkehr nach Deutschland steht er weiterhin per Brief mit Ginny in Kontakt und plant schon die nächste Reise, um sie endlich wiederzusehen. Doch Ginnys Eltern sind gegenüber Deutschen sehr ablehnend eingestellt, ihr Großvater und ihr Onkel sind im Krieg gefallen, Ginnys Vater Gregory kam als deutscher Flüchtling nach England, voller Blessuren und Folterspuren. Sowohl Ginny als auch H.-P. sehen sich einer gewaltigen Aufgabe gegenüber, die Eltern von ihrer Liebe zu überzeugen. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, das Leben der beiden jungen Leute gerät komplett aus den Fugen, denn alles, was sie für die Wahrheit gehalten haben, entpuppt sich als Lüge…

Ricarda Martin hat mit ihrem Buch „Winterrosenzeit“ einen wunderschönen Gesellschaftsroman voller Geheimnisse vorgelegt, die sich erst nach und nach wie Rosenblätter entfalten und die Wahrheit preisgeben. Der Schreibstil ist flüssig und fesselt von der ersten Seite an. Immer im Wechsel wird die Geschichte zwischen Ginny und Hans-Peter erzählt und fügt sich erst am Ende wie ein Puzzle zusammen. Die Landschaftsbeschreibungen, aber auch das Beatles-Konzert sind so lebendig beschrieben, als wäre der Leser live vor Ort und könnte alles mit eigenen Augen sehen und miterleben. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut, steigert sich aber im Verlauf der Handlung immer mehr, hat zum Teil fast sogar kriminalistische Elemente, die Geschichte bleibt bis zum Schluss sehr aufregend. Auch der Hintergrund der Romanhandlung ist sehr interessant gehalten, spiegelt er doch den Zeitgeschmack, die politischen Ansichten und die Entwicklung nach dem Krieg wider. Jeder, der in den 60er Jahren aufgewachsen ist, findet das ein oder andere aus seiner Kindheit und Jugend wieder.

Die Charaktere sind sehr verschieden und vielschichtig angelegt, dadurch wirken sie sehr authentisch und lebendig, der Leser kann sich gut in die einzelnen Protagonisten einfühlen und leidet mit ihnen oder wünscht ihnen die Pest an den Leib. Hans-Peter ist ein sympathischer, ehrlicher junger Mann, der vielseitig interessiert ist und sich voll und ganz seinem Jurastudium widmet. Die Musik der Beatles hat es ihm angetan und tut alles für seinen Traum, diese einmal im Konzert zu erleben. Zu seinem Stiefvater hat er ein schwieriges Verhältnis, denn der hat andere Vorstellungen vom Leben, doch Hans-Peter will seine eigenen Träume verwirklichen. Ginny ist eine liebe junge Frau, die behütet aufwuchs und die Arbeit mit Rosen liebt. Sie hat ein enges Verhältnis zu ihrem Vater, ist beliebt und aufgeweckt, allem Neuen gegenüber offen ohne Vorurteile. Hildegard ist eine unterwürfige Frau, die es jedem recht machen will, sie hat kein Durchsetzungsvermögen und ist auch ihrem Sohn keine große Hilfe bei den Streitigkeiten mit dem Stiefvater. Susanne ist eine enge Freundin von Hans-Peter, sie kennen sich seit der Kindheit, aber sie ist auch rettungslos in ihn verliebt, wovon Hans-Peter gar nichts weiß. Gregory, Ginnys Vater ist ein netter Mann, der ein Geheimnis in sich trägt und sich nur um die Rosen und seine Familie kümmern möchte. Auch die Nebenprotagonisten untermalen nicht unwesentlich mit ihren kleinen Episoden und Geschichten die Handlung, machen sie dadurch auch spannender.

„Winterrosenzeit“ ist ein fesselnder Gesellschafts- und Liebesroman der jüngsten deutschen Nachkriegsgeschichte und unterhält mit einer Vielzahl von Themen, die alle zusammen eine sehr spannende Handlung ergeben. Alle, die Familiengeheimnisse und gut gestrickte Liebesgeschichten lieben, in denen man sich regelrecht fallen lassen kann, werden mit diesem Roman viel Freude und gute Unterhaltung haben. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 10.01.2018

Ein sehr gutes Buch! Absolut lesenswert!

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Mit Hans-Peter konnte ich mich gut identifizieren. Er ist ein junger Mann, der genau weiß, was er im leben möchte und auch bereit ist, dafür zu kämpfen. Er lässt sich dabei auch nicht von seinem Adoptivvater ...

Mit Hans-Peter konnte ich mich gut identifizieren. Er ist ein junger Mann, der genau weiß, was er im leben möchte und auch bereit ist, dafür zu kämpfen. Er lässt sich dabei auch nicht von seinem Adoptivvater einschüchtern, wofür er sich meinen Respekt verdient hat. Auch seine Aufrichtigkeit gegenüber Ginny oder Sanne fand ich bewundernswert. Obwohl es ihm mehr als schlecht geht und er jeden Grund hätte, die Wahrheit ans Licht zu bringen, so verschweigt er sie für das Wohlbefinden der anderen. Auch Ginny konnte mich schnell auf ihre Seite ziehen. Sie ist etwas jünger als Hans-Peter, aber steht ihm in keinster Weise nach. Auch sie weiß genau, was sie möchte, verliert dabei aber nicht die notwendigen Anstandsregeln aus dem Auge. Die Liebe der beiden könnte aufrichtiger nicht sein, davon haben sie mich relativ schnell überzeugt. Mir hat auch sehr gut gefallen, dass die Autorin den Bösewicht nicht vergessen hat. In meinen Augen gibt es sogar mehrere, allen voran Hans-Peters Adoptivvater und sein leiblicher Vater. Für die beiden konnte ich keinerlei Mitgefühl aufbringen. Die Kapitel erzählen abwechselnd über das Leben von Hans-Peter in Deutschland und von Ginny in England, sodass man immer bei jeder Person auf dem neuesten Stand bleibt. Durch den einfach gehaltenen und flüssigen Schreibstil gelingt es gut, das Buch zügig zu lesen. Auch für die Spannung wurde angemessen gesorgt, was für mich einfach bei einem guten Buch dazugehört.

Veröffentlicht am 22.04.2018

Das Erbe einer Generation

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Mir hat der neue Roman von Ricarda Martin gut gefallen, ein sehr einfühlsamer und tränenreicher Roman, der einen tief berührt.
Das Cover gefällt mir sehr gut. Ich mag diese Nahaufnahmen die ein Detail ...

Mir hat der neue Roman von Ricarda Martin gut gefallen, ein sehr einfühlsamer und tränenreicher Roman, der einen tief berührt.
Das Cover gefällt mir sehr gut. Ich mag diese Nahaufnahmen die ein Detail in den Blick nehmen. Leider muss ich gestehen, dass ich den Titel recht unpassend finde. Sicherlich ist dies Geschmacksache, aber so denkt man meiner Meinung nach eher an einen leichten Frauenroman, aber dieser Roman verlangt sehr viel mehr von seinen Lesern. Denn dieser Roman ist sicherlich nicht nur für Frauen lesbar, auch wenn Titel und Cover das vermuten mögen.
Der Klappentext hingegen deutet schon an, in welche Richtung dieser Roman geht. Es ist ein Roman über die Nachkriegsgeneration. Wie gehen die jungen Leute damit um, verantwortlich gemacht zu werden, was in ihrem Land geschehen ist, ohne dass sie eine Chance hatten Position zu beziehen und aktiv einzugreifen. Wie lebt es sich mit dem Vermächtnis der Väter und Mütter?
Besonders berührt haben mich an diesem Roman die Protagonisten, sowohl Ginny als auch Hans-Peter sind meiner Meinung nach gut charakteristisch dargestellt. Ginny, die junge Frau die in gehobenen Verhältnissen auf dem englischen Land aufwächst, hat eine gewisse Naivität in sich und strahlt Lebensfreude aus, Hans-Peter, der junge Deutsche, der hart arbeiten muss, um etwas zu erreichen oder sich etwas leisten zu können, der von seinem Stiefvater immerzu kritisiert wird, ist ein wunderbarer Gegenpol zu Ginny und zeigt die völlig verschiedenen Welten der Jugendlichen in den 50er Jahren.
Aber auch die Nebenfiguren, ob nun Ginnys Clique oder Hans-Peters Studienkollegen oder Freunde aus Kindertagen. Besonders Sanne und Norman sind zwei Figuren die überaus glaubhaft agieren und dem Roman weitere Authentizität verleihen. Besonders Susanne, meist nur Sanne genannt, verhält sich wie eine typische Tochter ihrer Zeit und zeigt die Zerrissenheit zwischen Träumen und Wirklichkeit sehr gut.
Der Roman erzählt chronologisch auf einer Zeitebene die Geschichte der beiden Liebenden, die einen langen und holprigen Weg beschreiten müssen, um am Ende zueinanderzufinden. Doch dann verändert eine Information noch einmal alles und die Welt der Beiden gerät aus den Fugen. Es geht nicht nur um die Bewältigung der Vergangenheit, sondern auch um den Umgang mit der Wahrheit, um das Erbe einer ganzen Generation, um den Hass einer ganzen Nation und die Hoffnung auf eine neue Zukunft.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr gut zu lesen, sie lässt die Leser nicht im Unklaren, sondern nimmt sie mit auf diese besondere Reise. Durch Hans-Peter werden auch Leser angesprochen zu diesem Roman zu greifen, denn ich denke sie haben mit ihm eine sehr starke Identifikationsfigur.
Leserinnen haben mit Ginny und Sanne ebenfalls zwei starke Identifikationsfiguren, wobei auch Beatles-Liebhaber und Rosenfreunde bei diesem Roman auf ihre Kosten kommen.
Ein gelungener Roman über eine Generation die scheinbar nur verlieren kann und trotzdem für ihr persönliches Glück kämpft. Ein bewegender Roman der mit der einen oder anderen Träne bei seinen Lesern Tribut fordert.
Eine klare Lese- und Kaufempfehlung für diesen berührenden und einfühlsamen Roman von Ricarda Martin,

Veröffentlicht am 28.01.2018

Man versinkt in eine Welt, die alles fordert und nimmt, aber auch für Lichtblicke und Faszination sorgt

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Ricarda Martin entführt uns in ihrem neuen Roman wieder in eine stürmische und längst vergangene Zeit. Eine Zeit voller Dramatik, Tränen und Tragik.
In eine Zeit, in der Menschen noch viel zu erleiden ...

Ricarda Martin entführt uns in ihrem neuen Roman wieder in eine stürmische und längst vergangene Zeit. Eine Zeit voller Dramatik, Tränen und Tragik.
In eine Zeit, in der Menschen noch viel zu erleiden hatten und noch mit den Folgen zu kämpfen haben.
Wir befinden uns im Jahre 1965.
Der Roman spielt dabei auf der schwäbischen Alb, aber auch in England. Gerade dieses Zusammenspiel hat mir unglaublich gut gefallen. Gegensätze treffen aufeinander und doch hat man das Gefühl, es ist richtig so.
Hans-Peter sowie Ginny schwärmen für die Beatles, was vor allem bei Hans-Peter sehr gut zum Ausdruck kommt. Und dann gibt es diesen einen Moment, an dem die Zeit sprichwörtlich stehen bleibt und nichts anderes mehr zählt als ein Blick in ein paar Augen und der Rest der Welt existiert nicht mehr.
Es ist als falle man vom Himmel und koste von all der Süße, die das Leben bereithält.
Alles könnte so schön sein und doch tobt mit aller Macht ein Sturm, der alles zu zerstören droht.
Haben Hans -Peter und Ginny eine Chance oder ist es vorbei noch ehe es begonnen hat?

Man erfährt hier alles aus der Hand eines personellen Erzählers in der dritten Person. Hans-Peter und Ginny stehen zwar im Fokus und man begleitet größetnteils diese beiden Menschen und doch taucht man auch in das Leben anderer Menschen ein.
Das sorgt für sehr viel Tiefe, da man hier verschiedene Schicksale erlebt und auch über die Hintergründe nicht im Unklaren gelassen wird. Man begreift das jeder eine Last auf den Schultern trägt und darum auch nie etwas einfach ist.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr fließend, sehnsuchtsvoll und bildreich. Sie legt sehr viel Kraft und Gefühl in ihre Worte. Sie untermalt mit vielen Details die Umgebungen , so das ich mich sofort hineinversetzen konnte. Besonders die Rosenzucht empfand ich als sehr faszinierend und interessant.
Sie schafft ein Bild, das zunächst recht einfach und sorgsam scheint. Mit der Zeit jedoch begreift und verinnerlicht man, das nichts einfach ist, das es vielschichtig und gewaltig ist. Das die Emotionen unter der Oberfläche darauf warten, herausgelassen zu werden.
Schmerz, Qual, Wut.
Sehnsucht, Trauer, Leidenschaft.
All das fühlt man und noch viel mehr.
Die Charaktere sind alle sehr gut ausgearbeitet und authentisch. Man kann sich sehr gut in sie hineinversetzen, mit ihnen fühlen und leiden.
Besonders herausragend empfand ich Ginny und Hans-Peter. Sie haben mein Herz zum blühen gebracht. Mir Tränen in die Augen getrieben. Mich Höhen und Tiefen druchwandern lassen.
Beide sind sehr starke und mutige Persönlichkeiten, was man besonders an ihrem Wesen erkennt. Beide wachsen an dem erlebten und man kann nicht anders, als sie zu bewundern.
Und doch hatte ich stets Angst sie zerbrechen vor meinen Augen an dem Erlebten. An dem, was ihnen das Leben an Prüfungen auferlegt.
Es ist schwer, es ist schmerzvoll und von Dunkelheit durchzogen.
Fiona war für mich dabei ein echter Lichtblick. Sie hat ein Lächeln und somit Leichtigkeit hineingebracht. Da es doch etwas schwere Kost ist, habe ich es sehr genossen und eine Fiona brauch so ein Roman einfach.
Auch mit Susanne habe ich sehr mitgefühlt und gelitten, sie hat einen ganz besonderen Platz und droht doch bei allem unterzugehen.

Größenteils empfand ich diese Geschichte als sehr vorhersehbar. Dennoch konnte die Autorin mit ihren Wendungen punkten. Es gelang ihr tatsächlich noch mich zu überraschen, womit ich ehrlich gesagt nicht gerechnet hätte.
Es ist eine ziemlich komplexe Geschichte, mit einem Hintergrund der schmerzlich und tragisch ist, aber auch zeigt wozu Menschen in der Lage sind, wenn es um alles oder nichts geht.
Freundschaft und Liebe spielt hier eine sehr große Rolle. Aber auch Verzicht, Loyalität und Treue.
Es gab zwar einige Aspekte, die ich nicht immer ganz verstehen konnte, aber es gelang mir, mich ein Stück weit hineinzuversetzen.
Besonders das Ende empfand ich als sehr spannungsgeladen und explosiv. Fast sogar zu sehr. Am Ende des Buches hätte ich mir nicht ganz so viel gewünscht. Es hat zwar gut harmoniert und konnte mich zufrieden stellen, die Glaubwürdigkeit kam jedoch dabei etwas abhanden. Es ging einfach zu schnell und war etwas übereilt, was ich doch als sehr schade empfand.
Trotz allem konnte mich diese Geschichte wirklich packen und vollkommen abtauchen lassen.

Schlussendlich ist Ricarda Martin ein toller Roman voller Tragik und Dramatik gelungen, der zeigt wie weit Geheimnisse reichen können.
Das es nicht wichtig ist wer man ist, sondern wofür man einsteht und das es immer Wege gibt, um seine Träume zu leben.

Fazit:
Ricarda Martin zeigt auch mit ihrem neuen Roman wieder, wie dramatisch und packend sie schreiben kann. Ein Liebesroman gekoppelt mit längst vergangenen Zeiten und vielen Geheimnissen.
Man versinkt, taucht wieder auf. Liebt, lacht und leidet.
Ein Roman der so viel erzählt und noch mehr gibt.
Man versinkt in eine Welt, die alles fordert und nimmt, aber auch für Lichtblicke und Faszination sorgt.
Komplex, wendungsreich und emotional.
Fans von Lucinda Riley oder Kate Morton werden diesen Roman lieben.