»Man kam nicht her, um zu genesen, sondern um zu sterben.«
Paris, 1884. In die neurologische Abteilung der Salpêtrière-Klinik wird ein kleines Mädchen eingeliefert: Runa, die allen erprobten Behandlungsmethoden trotzt und den berühmten Arzt und Hysterieforscher Dr. Charcot vor versammeltem Expertenpublikum blamiert. Jori Hell, ein Schweizer Medizinstudent, wittert seine Chance, an den ersehnten Doktortitel zu gelangen, und schlägt das bis dahin Undenkbare vor. Als erster Mediziner will er eine Patientin heilen, indem er eine Operation an ihrem Gehirn durchführt. Was er nicht ahnt: Runa hat mysteriöse Botschaften in der ganzen Stadt hinterlassen, auf die auch andere längst aufmerksam geworden sind. Und sie kennt Joris dunkelstes Geheimnis ...
Die Hardcover-Ausgabe erschien unter dem Titel »Runa« bei Limes.
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Ein herausragender Thriller, der das historische Setting der Zeit absolut perfekt in die Geschichte zu verweben weiß. Wenn man dann noch bedenkt, dass Teile dieser Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht, ...
Ein herausragender Thriller, der das historische Setting der Zeit absolut perfekt in die Geschichte zu verweben weiß. Wenn man dann noch bedenkt, dass Teile dieser Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht, wird dieser Thriller noch gruseliger und spannender, als er es ohnehin schon wäre !
In der neurologischen Abteilung der Pariser Salpêtrière-Klinik führt im Jahr 1984 der berühmte Arzt Dr. Charcot an jedem Dienstag verschiedenartige Experimente an hysterischen Patientinnen durch, die er ...
In der neurologischen Abteilung der Pariser Salpêtrière-Klinik führt im Jahr 1984 der berühmte Arzt Dr. Charcot an jedem Dienstag verschiedenartige Experimente an hysterischen Patientinnen durch, die er einem ausgewählten Fachpublikum präsentiert. Eine grausame Zurschaustellung der hilflosen Frauen, die nicht nur ihre Würde verletzt, sondern auch dem einen oder anderen der anwesenden Mediziner eisige Schauer über den Rücken jagt. Doch an dem Tag, als sich ein kleines Mädchen namens Runa gegen die erprobten Heilungsmethoden sperrt, wird der legendäre Charcot bis auf die Knochen blamiert. Ein guter Grund für den Schweizer Medizinstudent Jori Hell eine bahnbrechende Operation am Gehirn der kleinen Patientin vorzuschlagen und damit seine Chance auf einen begehrten Doktortitel zu erhöhen. Nur, dass er in diesem Moment nicht weiß, dass Runa seine dunkle Seite kennt und ihre heimlichen Botschaften bereits in der ganzen Stadt hinterlassen hat.
„Runas Schweigen“ ist das Debüt der deutschen Autorin Vera Buck, das bereits unter dem Titel „Runa“ im Limes Verlag erschienen ist und eine Nominierung für den Friedrich-Glauser-Preis erhalten hat. Eine Entscheidung, die der Leser während der Lektüre des fesselnden medizinhistorischen Romans gut nachvollziehen kann. Denn Vera Buck versteht es, die dargestellten Dinge und Ereignisse dermaßen plastisch zu beschreiben, dass der Leser sie regelrecht vor sich sieht. Wie die Ovarienpresse, mit der Charcot seine Patientinnen wie Zirkustiere vor fremden Augen zum Krampfen bringt oder einige mit Quecksilber einhergehende Experimente an Runa, die das Mädchen nur mit knapper Not überlebt. Dabei sind viele der in ihrem Buch verarbeiteten Vorfälle nicht etwa erdacht, sondern tragen authentische Züge, die von der Autrorin gut recherchiert worden sind.
Der Schreibstil von Vera Buck ist wunderbar fesselnd, und obwohl die Handlung selbst eher weitschweifig erzählt worden ist, weiß sie den Leser in ihren Bann zu ziehen. Sei es durch die schaurige Atmosphäre, die den berüchtigten Siechenhäusern innewohnt oder durch die spürbare Bedrohung, die für die dort lebenden Menschen an der Tagesordnung ist. Deshalb zieht die Spannung auch erst in der zweiten Hälfte des Romans merklich an, nachdem alle Figuren vorgestellt worden sind und sich die Ermittlungen in einem Kriminalfall mit den erschreckenden Vorkommnissen in der Pariser Salpêtrière-Klinik verweben. Und damit einhergehend wird in erschreckendem Maße klar, was es mit Runa auf sich hat und inwieweit ihre psychischen Störungen der Auslöser für begangene Verbrechen sind.
Fazit:
„Runas Schweigen“ ist ein düsterer Roman, der vor allem durch die schockierenden Beschreibungen der Behandlungsmethoden des Pariser Neurologen Dr. Charcot Gänsehaut beschert, gleichzeitig aber auch mit interessanten Einzelschicksalen und einer merkwürdigen Verbrechensserie spannend zu unterhalten versteht.
Eigentlich hat mich dieses Buch nie wirklich interessiert, bis es dieses dann als Mängelexemplar zu kaufen gab und die Buchkaufsucht zugeschlagen hat. Kein Wunder, dass es deshalb auch so lange ungelesen ...
Eigentlich hat mich dieses Buch nie wirklich interessiert, bis es dieses dann als Mängelexemplar zu kaufen gab und die Buchkaufsucht zugeschlagen hat. Kein Wunder, dass es deshalb auch so lange ungelesen im Regal stand. Nun war es aber Zeit für die Lektüre dieses doch schon besonderen Werkes, welches ich einerseits schon interessant und streckenweise recht spannend fand, welches aber gerade am Anfang leider lange brauchte, um in Fahrt zu kommen und auch ansonsten einige Dinge an sich hatte, die mir nicht so gut gefallen haben.
Man begibt sich mit diesem Roman ins Paris des Jahres 1884, wo der junge Medizinstudent Jori versucht, Heilung für seine heimliche Liebe Pauline zu finden. Ihn begleitet man dann auch größtenteils durch die Geschichte, wobei es sehr medizinisch wird, aber nicht so, wie wir es heute kennen, sondern teilweise auf sehr makabere, teils schon bösartige Weise. Gerade Dr. Charcot war dabei ein Beispiel für Machtgehabe und fehlende Liebe für den Mitmenschen, was mich extrem sauer und traurig gemacht hat, zumal der Roman sich sehr an der Realität entlang schlängelt. Vieles, was man hier erfährt, gab es zu dieser Zeit wirklich und obwohl ich davon bereits wusste, hat es mich teilweise sprachlos gemacht.
Jori ist dabei ein Charakter, von dem ich nicht so richtig wusste, was ich von ihm halten soll. Einerseits will er unbedingt Pauline retten, will wirklich heilen und scheint eigentlich kein schlechter Kerl zu sein. Andererseits scheint er manchmal etwas schwer von Begriff und macht vieles mit, was er eigentlich nicht tun sollte. Dennoch zeigt er wenigstens ein Gewissen und im Laufe der Geschichte entwickelt er sich weiter. Auch zu Runa entwickelt er eine fast schon liebevolle Beziehung.
Doch wer denkt, dass Jori, der eigentlich Johann Richard Hell heißt, die einzige wichtige Person in diesem Buch ist, der täuscht sich, denn dieses wird aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt, allesamt aus der personellen Sicht, bis auf einen Fall, was im Endeffekt eine tiefere Bedeutung hat. Aber kommen wir erst einmal zu den anderen Charakteren.
Da ist zum Beispiel der ehemalige Polizist Lecoq, der sich selbst als Verbrecher betitelt, aber durch einen alten Bekannten auf einen Fall angesetzt wird, der ihn, ohne, dass er es selbst merkt, immer mehr in die Machenschaften rund um Jori, die Salpêtrière und Runa verwickelt. Außerdem gibt es die beiden Kinder Isabelle und Frédéric, die sich mehr oder weniger mit Lecoq anfreunden und ihm helfen. Und dann ist da noch Maxime, der einzige Ich-Erzähler in diesem Buch, der mit der eigentlichen Geschichte gar nicht so viel zu tun hat, aber dennoch im Großen und Ganzen eine wichtige Rolle spielt. Hier will ich aber nicht zu viel verraten.
Am Wichtigsten ist aber die Figur, die hier im Mittelpunkt steht und das ist natürlich Runa selbst, von der man anfangs gar nicht allzu viel erfährt und die mehr wie ein großes Rätsel wirkt. Dieses Mädchen ist besonders, scheint aggressiv und unnahbar, redet nicht und interagiert auch nicht wirklich. Dafür aber gibt es an verschiedenen Orten mysteriöse Botschaften, welche nach und nach mehr und mehr Sinn ergeben und ein Stück weit erklären, warum Runa so ist, wie sie ist. Leider wird aber nie alles ganz aufgeklärt und es bleiben am Ende viele Fragen offen, was ich echt schade fand.
Alles in allem begann dieser Roman sehr langsam. Schon allein, bis Runa tatsächlich auftauchte, dauerte es um die hundert Seiten und selbst dann kam die Geschichte nur allmählich in Fahrt. Irgendwann wurde es allerdings echt spannend und ich habe auf eine allumfassende Auflösung hin gefiebert, was es mit Runa und ihrem Verhalten auf sich hat, was eben nicht so kam, wie erwartet. Dafür war das Buch aber wirklich gut geschrieben und bis auf das Medizinische und die französischen Namen ließ es sich flüssig lesen. Ob ich es empfehlen würde, kann ich aber nicht wirklich sagen, da es eben nicht schlecht war, mich aber auch nicht umgehauen hat. Dennoch wird die Geschichte sicher in meinem Kopf bleiben, weil sie doch recht einprägsam und besonders ist.