Cover-Bild Außer sich
16,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Julius Beltz GmbH & Co. KG
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 376
  • Ersterscheinung: 30.01.2017
  • ISBN: 9783407822161
  • Empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
Courtney Summers

Außer sich

Roman
Friederike Levin (Übersetzer)

Sie fand ihn schön. Sie hatte ein bisschen zu viel getrunken. Er brachte sie an die frische Luft. Dıe Ladefläche seines Pick-ups war kalt unter ihrem Rücken...
Nicht einmal ihre beste Freundin Penny glaubt Romy, dass der Sohn des Sheriffs sie vergewaltigt hat. Stattdessen wird Romy von ihren Mitschülern als Lügnerin verhöhnt. Mit einer Rüstung aus rotem Nagellack, Lippenstift und Wut schützt sie sich vor den Anfeindungen und dem Loch in ihrem Inneren. Als Penny von einer Party nicht nach Hause kommt, spürt Romy, dass Pennys Verschwinden etwas mit ihr zu tun hat. Sie muss sich ihrer Erinnerung stellen.
Kompromisslos und voll poetischer Kraft.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.02.2017

intensiv und spannend

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Das Buch beginnt eine ganze Weile nach der Vergewaltigung von Romy. Keiner hat ihr damals geglaubt. Sie war sehr betrunken und ihr Angreifer als Sohn des Sheriffs durch einen guten Leumund geschützt. Und ...

Das Buch beginnt eine ganze Weile nach der Vergewaltigung von Romy. Keiner hat ihr damals geglaubt. Sie war sehr betrunken und ihr Angreifer als Sohn des Sheriffs durch einen guten Leumund geschützt. Und es war seine erste Tat dieser Art. Zumindest ist Romy die erste, die ihn beschuldigt hat. Weil keiner ihr glaubt, baut sie einen inneren und äußeren Schutzschild um sich auf. Der äußere sind hässliche Klamotten, immer perfekter Lippenstift und Nagellack beides in abwehrendem auffälligen Signalrot. Ihr innerer Schutzschild ist u.a. die Ablehnung jedes anderen jungen Mannes, die Ablehnung von Hilfe und von Freunden und ein großes Schweigen über den Vorfall und ihren Schmerz. Auch die Mutter und ihr neuer Freund können oder wollen ihr nicht helfen.

Romy ist einsam und tief verletzt. Und obwohl man ihre Angst und ihre Verletzung mit Händen greifen kann, spürt man auch, dass sie stark ist und dass das Erlebnis sie nicht brechen konnte, auch wenn sie es nicht schaffte, sich beim ersten Mal zu wehren. Gerade als es scheint, als könnte sie zumindest teilweise einen Neuanfang beginnen, verschwindet Penny, die früher ihre beste Freundin war. Und Romy begreift, dass sie nicht weiter klein beigeben darf und dass die Drohungen des Sheriffsohnes und die Verachtung der Mitschüler nichts sind gegen das Verschwinden von Penny.

Die Autorin findet einen so authentischen und intensiven Ton, die Gefühle von Romy zu beschreiben, dass ich vom ersten Satz an von der Geschichte gefangen war. Mir gefiel die Idee, dass sie mit Signalfarben STOPP signalisiert. Mir gefiel ihre zarte Annäherung an den dunkelhäutigen Leon, der wie sie in einem Lokal jobbte. Mir gefiel die Art, wie Courtney Summers Romy’s Stärke und ihre wachsende Wut auf den Sheriffsohn beschreibt. Ich will nicht zu viel verraten, denn es ist wirklich spannend und beklemmend zugleich, zu lesen, wie Romy nach der Wahrheit sucht, wie sie sich auf ihre ganz eigene Art zu wehren versucht.

Es ist ein Buch, welches vom Verlag eine Altersangabe von 14-17 Jahren hat. Aber es ist ein richtiges All-Age-Buch. Ich bin schon weit über die Zielgruppe hinaus – und ich war begeistert davon. Ob ich es wirklich einer 14-jährigen schon in die Hand drücken würde, habe ich schon überlegt. Es ist teilweise sehr aufwühlend.

Von mir eine unbedingte Leseempfehlung. Ein tolles Jugendbuch. Ich hoffe, dass bald noch mehr von der Autorin übersetzt wird.

Veröffentlicht am 08.03.2017

Außer sich

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Erster Satz:
"Der Junge ist schön."

Meine Meinung zum Buch:
Zwischendurch mag ich realitätsnah bezogene Bücher sehr gerne, so ist mir"Außer sich" auch sofort aufgefallen. Das Thema ist sicher keine leichte ...

Erster Satz:
"Der Junge ist schön."

Meine Meinung zum Buch:
Zwischendurch mag ich realitätsnah bezogene Bücher sehr gerne, so ist mir"Außer sich" auch sofort aufgefallen. Das Thema ist sicher keine leichte Kost und solche Bücher sind - wie ich finde - auch keine Bücher die man komplett auseinander nehmen kann/sollte, da nun mal jedes Opfer und deren Angehörigen anders mit so einem Thema umgeht.

Was mir an dem Buch sehr schnell ins Auge gestochen ist waren Romys Eltern und wie sie mit der Situation umgegangen sind. Von Hilfe kann man meiner Meinung nach nicht wirklich sprechen. Sie waren für sie da, haben versucht Romy zu beschützen (so gut es eben in einer Kleinstadt geht) aber wirklich unternommen haben sie nichts. Ich bin selbst Mama, und würde das meiner Tochter passieren (was ich nicht hoffe), wäre es mir egal ob der Täter der Sohn vom Scheriff ist. Ich hätte alle Hebel in Bewegung gesetzt um solche Leute hinter Gitter zu bringen.

Seit dieser Nacht hat Romy sich natürlich verändert. Sie versteckt sich hinter roten Fingernägeln und roten Lippenstift. Ohne dies fühlt sich Romy nackt und kann nur schwer ihre Fassade aufrecht erhalten. Auch wenn sie versucht stark zu sein, hat sie eine verletzliche Seite an sich die auch immer wieder durchbricht. Sie hat Angst Gefühle zuzulassen und verletzt daher Leute die ihr wichtig sind, die sie braucht und die sie nicht ständig voller Mitleid anschauen.

Das Ende war abgeschlossen, für mich aber nicht unbedingt rund.

Fazit:
"Außer sich" ist ein Buch welches eine klare Botschaft übermittelt. NEIN bedeutet NEIN und nicht, das man sich nimmt was man gerade braucht. Die Story ist spannend und beklemmend zu gleich.
Klare Leseempfehlung!

Das Buch erhält von mir 4 von 5 Federn

Veröffentlicht am 10.08.2017

Unbefriedigendes Ende

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Aber nur weil etwas nett anfängt, heißt das noch lange nicht, dass sich daraus nichts entwickeln kann, was man ganz und gar nicht mehr nett nennen kann. Und wenn alles so anfängt, woher soll man wissen, ...

Aber nur weil etwas nett anfängt, heißt das noch lange nicht, dass sich daraus nichts entwickeln kann, was man ganz und gar nicht mehr nett nennen kann. Und wenn alles so anfängt, woher soll man wissen, was daraus wird?
- Seite 55



Inhalt:
Seit Romy vergewaltigt wurde, ist nichts mehr wie zuvor. Nicht nur, dass sie das Vertrauen in andere Menschen verloren hat, ihr glaubt auch niemand...
Zwischen Mobbingattacken und ihren Ängsten, keimt aber auch ein Funke Hoffnung mit dem Namen Leon..

Meine Meinung:
Es ist beeindruckend wie einfühlsam und authentisch Courtney Summers es schafft, Romys Situation und Gefühle dem Leser verständlich zu machen.
Es gibt wirklich wenig Autoren, die mir bisher begegnet sind, die dies schaffen!

Romy verliert sich zu Beginn sehr in ihren Ängsten. Sie ist wütend auf die anderen... aber was wichtiger ist, sie entwickelt einen regelrechten Selbsthass.
Sie denkt, sie wäre kaputt und für niemanden mehr gut.

Romy entwickelt sich charakterlich sehr schnell, was hier wirklich gut ist. Sie lernt mit ihren Ängsten umzugehen und sich ihnen zu stellen, da sie teilweise irrational sind, da die Gefahr ja eigentlich schon längst vorbei ist.
Dennoch bleibt die Unsicherheit, die Selbstzweifel und der Selbsthass lange bestehen.
Für uns als Leser sind all diese Gefühle und Gedanken gut nachzuvollziehen, wenn man auch über einige Sätze leicht den Kopfschütteln muss...
Schließlich gibt es keine Entschuldigung für Vergewaltigung... Doch Romy sucht die Schuld nicht nur beim Täter, sondern auch bei sich selbst... Nur logisch, wenn man bedenkt, dass die ganze Stadt gegen sie ist...

Ich öffne meine Augen. Ich muss von Leon wissen, wer er ist. Er muss es mir in einer anderen Form von Sprache mitteilen, denn es gibt nur einen Weg, herauszufinden, ob ich bei ihm wirklich sicher bin. Mit Reden geht das nicht.
- Seite 63

Doch dann muss Romy sich allem stellen, was ihr solche Angst macht... Sie muss darüber reden... Sie muss versuchen, Penny zu helfen... Penny... ihre beste Freundin... nach einer Party verschwunden... Wiederholt sich hier das Geschehen?

Und plötzlich scheint Romys Welt wieder heller zu werden. Auch wegen Leon... Denn man darf das Schöne nicht aussperren, aus Angst, dass es was Schlechtes werden könnte...

Einzig das Ende des Buches hat mich etwas ratlos zurückgelassen...
Die Grundidee der Geschichte ist wohl abgehandelt und auch Romys charakterliche Wandlung scheint beendet und doch endet das ganze etwas offen...

Wir bekomme als Leser nicht zu erfahren, welche Konsequenzen auf die Schuldigen zu kommt und das lässt mich einer Menge Gefühlen zurück, bei denen ich mir nicht wirklich sicher bin, ob ich das Ende des Buches gut oder schlecht finden soll.

Veröffentlicht am 03.04.2019

Schwierig...

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Nach dieser Nacht, die alles für immer verändert hat, steht Romy alleine da. Alle halten sie für eine Lügnerin. Die Mitschüler, die Lehrer, der Sheriff und vor allem ihre beste Freundin Penny. Nur ihre ...

Nach dieser Nacht, die alles für immer verändert hat, steht Romy alleine da. Alle halten sie für eine Lügnerin. Die Mitschüler, die Lehrer, der Sheriff und vor allem ihre beste Freundin Penny. Nur ihre Mutter und deren Lebensgefährte halten zu ihr. Nach einer verhängnisvollen Party verschwindet Penny spurlos und Romy ahnt, dass es etwas mit ihr zu tun haben muss.



Mich hat das Thema, welches hier angesprochen wird, sofort zugesagt und neugierig gemacht. Daran lag es nicht, dass ich das Buch schwierig fand, sondern ehr am Umgang mit diesem Thema. Der Schreibstil ist sehr direkt, schonungslos und mit eindrucksvollen, genauen Wortspielen und Metaphern geschmückt, die Romys Leid nur erahnen lassen, dabei schon ins Poetische gehen und teilweise wunderschöne und so ehrliche Sätze bilden.

Romy ist sehr distanziert und verschlossen. Oftmals habe ich mich ein wenig über ihre Passivität und die Resignation geärgert, wenn andere sie verurteilt und gedemütigt haben. Nach und nach wird aber das Nicht-Auffallen und Unsichtbarsein als ihre Strategie, um all das zu ertragen, ersichtlich und ich verstand besser warum sie sich so verhält. Dennoch fühlte es sich so an als würden die anderen immer wieder gewinnen, da sie sie sprachlos und angreifbar machen. Damit komme ich auch zu dem wichtigsten Aspekt, der mich so gestört hat. Und zwar die hasserfüllte Art und der Umgang der Mitschüler, Lehrer und vieler Bewohner der Stadt in der sie lebt mit ihr und ihrer Familie. Romy wird durchgehend gedemütigt, herabgewürdigt, abgewertet, beleidigt und unmenschlich behandelt und das nur weil sie etwas erzählt hat, was niemand ihr glaubt? Beim Lesen war ich oft total wütend und noch viel fassungsloser ob dieses Umgangs miteinander. Bei den Jugendlichen kann man es ihnen zumindest ein wenig nachsehen, aber das Verhalten der Erwachsenen ist nicht weniger schlimm. Dass Romy es dort so lange aushält, ist für mich bewundernswert und dass sie (dort) noch lebt, bei all dem Hass, unglaublich. Das zieht sich leider durch die ganze Geschichte und ich war immer wieder schockiert wie gleichgültig das Thema Vergewaltigung hingenommen wird und total runtergespielt, als wäre das nur ein Scherz oder dergleichen! In so einer Gesellschaft will ich nicht leben, das ist einfach furchtbar und deswegen habe ich das Buch monatelang gelesen, da ich diese Wut und den Hass nicht länger am Stück beim Lesen ertragen konnte und mich regelrecht geekelt habe überhaupt etwas über die meisten anderen Charaktere lesen zu müssen. Diesbezüglich finde ich, hat die Autorin vielleicht ein wenig übers Ziel hinausgeschossen, wobei das Buch dann nicht so ausdrucksstark und eindringlich wäre.

Veröffentlicht am 24.09.2017

Starke Themen, mit Potenzial für mehr

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Romy lebt in der Kleinstadt Grebe. Es gibt eine große Firma, „Grebe-Auto-Supplies“, deren Inhaberin, Helen Turner, die Frau des Sheriffs ist. Dementsprechend sehen sich alle Einwohner gezwungen der Familie ...

Romy lebt in der Kleinstadt Grebe. Es gibt eine große Firma, „Grebe-Auto-Supplies“, deren Inhaberin, Helen Turner, die Frau des Sheriffs ist. Dementsprechend sehen sich alle Einwohner gezwungen der Familie Turner alles Recht zu machen. Romy und ihre Familie haben es sich jedoch mit ihnen verscherzt. Ihr Vater, ein Säufer, wurde von Helen Turner gefeuert, nachdem er sie öffentlich beleidigt hatte. Und nun wurde Romy von dem älteren Sohn der Turners, Kellan, vergewaltigt und niemand will ihr glauben. Alle wenden sich von der „Lügnerin“ ab und stehen auf der Seite der Turners. In der Schule ist sie eine Außenseiterin und versteckt sich hinter einer Rüstung aus rotem Nagellack und Lippenstift. Selbst ihre Freundin Penny glaubt ihr nicht. Deswegen freut sich Romy, als sie Leon auf der Arbeit kennenlernt, denn er gibt ihr das Gefühl nicht mehr dasselbe Mädchen zu sein. Nach der größten Party in Grebe werden Romy und ihre ehemalige Freundin vermisst. Doch nur Romy taucht wieder auf und sie kann sich an nichts erinnern. Was ist mit Penny passiert? Das scheint sich die ganze Stadt zu fragen und: Warum wurde Romy gefunden und Penny nicht? Für Romy beginnt ein Spießrutenlauf in der Schule.

Die Grundidee ist sehr stark. Gerade bei einer Vergewaltigung steht es Aussage gegen Aussage. In der korrupten Kleinstadt glauben die Bewohner natürlich eher dem Sohn des Sheriffs als dem Mädchen, das sowieso schon in Ungnade gefallen ist. Ich finde jedoch, man hätte mehr aus der Idee machen können. Es gibt viele Sachen, die wirklich sehr gut gelungen sind und dich mich sehr tief berührt haben. Allerdings ist die Geschichte irgendwie nicht ganz rund und aufmerksamkeitsfordernd.
Am besten hat mir der Rahmen der Geschichte gefallen. Die Sache mit dem roten Lippenstift und Nagellack. Die Protagonistin hat das Schminken und Lackieren bis zur Perfektion getrieben, damit sie eine Schutzschicht gegen die Außenwelt hat. Das wird richtig gut deutlich durch den Schreibstil der Autorin. Das Buch ist aus der Sicht von Romy geschrieben und man kann spüren, wie kaputt sie innerlich ist und wie sehr sie diesen Schutzschild braucht. Ich bin immer wieder beeindruckt, wenn es Autoren schaffen, ihrer Figur eine solche Tiefe zu geben. Das ist Summers gelungen.
Es ist erschütternd zu lesen, wie tief die Wunde ist, die bei Romy entstanden ist. Was mich gestört hat: Diese Wunde bleibt offen. Natürlich kann man sie nicht einfach heilen, aber ich hätte mir gewünscht, dass die Autorin zumindest eine Heilsalbe für Romy vorbereitet. Und das hat sie leider nicht geschafft, deswegen kommt mir die Geschichte nicht ganz stimmig vor.
Außerdem stimmen die Verhältnisse der einzelnen Elemente der Story meiner Meinung nach nicht so ganz. Es gibt einen langen Vorlauf, bis endlich etwas passiert und wenn dann endlich das passiert, wovon man schon vom Klappentext wusste, dann weiß man schon worauf es hinausläuft und wie es ausgeht. Insgesamt stehen die Gefühle von Romy mehr im Vordergrund, als die Geschehnisse. Das ist schade und ich hätte mir eine größere Ausgewogenheit gewünscht.
Insgesamt komme ich zu dem Urteil: Die tiefen Gefühle sind wirklich faszinierend und gut rübergebracht. Leider leidet die Story etwas darunter und sie bleibt unabgeschlossen. Allerdings ist das Thema Vergewaltigung ein sehr brisantes Thema, vor dem man nicht die Augen verschließen sollte. Das Buch erreicht etwas sehr wichtiges: Man beginnt nachzudenken und die Augen zu öffnen.