Cover-Bild Der Sprengmeister
21,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Zsolnay, Paul
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 192
  • Ersterscheinung: 23.07.2018
  • ISBN: 9783552059016
Henning Mankell

Der Sprengmeister

Roman
Verena Reichel (Übersetzer), Annika Ernst (Übersetzer)

Als junger Mann wird der Sprengmeister Oskar Johansson bei einer fehlgeleiteten Zündung schwer verletzt. Seine Freundin bricht ihm die Treue, und er heiratet ihre Schwester Elvira. Die beiden führen ein bescheidenes, entbehrungsreiches Leben, damit der knappe Lohn auch für drei Kinder reicht. Trotz seiner Verwundungen kehrt Oskar zurück in seinen Beruf. Er wird politisch aktiv und glaubt an eine Revolution, die nie kommt. Als sein Wohnblock abgerissen wird, kauft er auf einer Schäre ein Saunahäuschen, wo er im Sommer leben kann. Henning Mankells erster Roman erzählt ein Arbeiterleben in der aufblühenden Industrie in Schweden und gibt den Benachteiligten eine unverwechselbare, eindrucksvolle Stimme.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.08.2018

So wie in all seinen späteren Büchern gibt schon der junge Mankell den Benachteiligten und Vergessenen eine unverwechselbare, eindrucksvolle Stimme. Es wurde wirklich Zeit, dass dem deutschsprachigen Publikum dieses Romandebüt nun zugänglich gemacht wurd

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-Henning Mankell, Der Sprengmeister, Zsolnay 2018, ISBN 978-3-552-05901-6

Im Jahr 1973, Henning Mankell war gerade 21 Jahre alt, wurde in Schweden der erste kleine Roman des später so bekannten Henning ...

-Henning Mankell, Der Sprengmeister, Zsolnay 2018, ISBN 978-3-552-05901-6

Im Jahr 1973, Henning Mankell war gerade 21 Jahre alt, wurde in Schweden der erste kleine Roman des später so bekannten Henning Mankell veröffentlicht. Schon in dieser Geschichte über den Sprengmeister Oskar Johansson und sein hartes Arbeiterleben ist Mankells zentrales Thema die fehlende soziale Gerechtigkeit, ein Thema, das ihn in vielen Schattierungen begleiten sollte bis zu seinen letzten Büchern und auch in seinen Wallander-Romanen immer eine wichtige Rolle spielte.

Oskar Johansson verliert an einem Samstagnachmittag des Jahres 1911 bei einer Tunnelsprengung nicht nur alle seine blonden Haare und sein linkes Auge, sondern ein Splitter schneidet die rechte Hand direkt am Handgelenk ab. Ein weiterer dringt ihm in den Unterleib und verletzt sein Glied schwer.

Nachdem er schon in ganz jungen Jahren sich einem Sprengtrupp angeschlossen und es schließlich bis zum Sprengmeister gebracht hatte, liegt er nun monatelang im Krankenhaus. Seine Freundin Elly besucht ihn zwar tapfer, findet aber bald einen anderen Mann, den sie heiraten wird.

Wieder genesen, kann Oskar bei seinem alten Sprengtrupp wieder arbeiten. Er bleibt dort Sprenger, bis er in den fünfziger Jahren in Rente geht. Mit der Schwester Ellys, Elvira, die er bald kennenlernt, ohne erst zu wissen wer sie ist, hat er drei Kinder und eine unverbrüchliche gemeinsame politische Haltung. Als sie irgendwann mit der politischen Richtung der Sozialdemokraten nicht mehr einverstanden sind, treten sie beide aus und schließe sich einer kleineren linken Partei an, deren Name aber nicht genannt wird.

Ein „Erzähler“, der Oskar nach seiner Rente oft in seiner kleinen Sauna auf einer der vielen Schären besucht und mit ihm fischen geht, hat über die Jahre, die er Oskar kennt, immer wieder Mühe, etwas aus ihm herauszubekommen über sein Leben und seine Gedanken:
„Die Informationen, die Oskar darüber gewährt, sind karg und dürftig. Der Erzähler muss die Fragmente zu einem schmutzgrauen Ganzen zusammenfügen. Auskünfte gibt Oskar lediglich als Zugabe, wenn er über andere Dinge spricht.“

Der Erzähler sammelt aber so viel, dass es für einen bewegenden Lebensbericht eines Mannes reicht, der sein Leben lang Arbeiter war, wie seine Vorfahren. Ein Mann, der mit Frau und drei Kindern ein bescheidenes Leben führt, weil sonst der Lohn nicht reicht. Ein Mann, der nicht aufgibt nach einem schrecklichen Unfall, der zurückkehrt und zusammen mit seiner Frau politisch aktiv wird. Auf seine zurückhaltende Weise glaubt er an die Revolution. Als sein Wohnblock abgerissen wird und seine Frau gestorben ist, kauft er auf einer Schäre ein Saunahäuschen, wo er im Sommer leben kann. Dort finden auch die zahllosen Begegnungen mit dem Erzähler statt, dessen Interesse an diesem Mann und seinem Leben wohl identisch ist mit dem des jungen Mankell.

Der schreibt in einem Nachwort zur 1993 in Schweden erfolgten Wiederauflage des Buches: „Während ich das Buch nach all den Jahren nun aufs Neue lese, stelle ich fest, dass das Vierteljahrhundert eigentlich gar nicht so lang war. Was in diesem Buch steht, gilt auch weiterhin unverändert.“

So wie in all seinen späteren Büchern gibt schon der junge Mankell den Benachteiligten und Vergessenen eine unverwechselbare, eindrucksvolle Stimme.

Es wurde wirklich Zeit, dass dem deutschsprachigen Publikum dieses Romandebüt nun zugänglich gemacht wurde.



Veröffentlicht am 31.07.2018

Wenn ein Meister erzählt

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Dies hier ist das Erstlingswerk von Henning Mankell aus dem Jahr 1973. Da ich kein Großer Krimi-Fan bin, habe ich bis dato noch nichts von ihm gelesen und war neugierig auf seinen „Roman“. Was soll ich ...

Dies hier ist das Erstlingswerk von Henning Mankell aus dem Jahr 1973. Da ich kein Großer Krimi-Fan bin, habe ich bis dato noch nichts von ihm gelesen und war neugierig auf seinen „Roman“. Was soll ich sagen? Dieser großartige Erzähler gehört zurecht zu den bekanntesten Autoren, ich bin begeistert. Mankell schafft mit einfachen aber sehr treffenden Worten das Leben in Stockholm in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zeichnen, der schwedischen Arbeiterschaft und Oskar ein Gesicht zu geben. In Bruchstücken und mit ständigen Zeitsprüngen werden kleine Fragmente aus Oskars Leben widergegeben, teilweise verwirrend und doch eindrücklich, vollkommen. Ich habe gestaunt, geschmunzelt und geweint. Chapeau!

Veröffentlicht am 30.07.2018

Toll - Leseempfehlung

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Inhalt:
Der Roman erzählt die Lebensgeschichte des Sprengmeisters Oskar Johansson, der 1911 bei der Sprengung eines Eisenbahntunnels in Schweden schwer verletzt wird.
Seine Freundin bricht mit ihm, und ...

Inhalt:
Der Roman erzählt die Lebensgeschichte des Sprengmeisters Oskar Johansson, der 1911 bei der Sprengung eines Eisenbahntunnels in Schweden schwer verletzt wird.
Seine Freundin bricht mit ihm, und er heiratet ihre Schwester Elvira. Die beiden führen ein bescheidenes, entbehrungsreiches Leben, damit der knappe Lohn auch für drei Kinder reicht. Trotz seiner Verwundungen kehrt Oskar zurück in seinen Beruf.

Fazit:
Der Roman ist eine interessante Erzählung darüber, wie die meisten Menschen in den Städten Europas in der Vergangenheit gelebt haben.
Das Buch hat zwar nur knappe 200 Seiten, bietet aber sehr emotionalen Tiefgang - man muss bei der Sache sein, und kann es nicht nebenbei / zwischendurch lesen. Eine wirklich eindrucksvolle und sehr interessante Erzählung. Mit großer Empathie und Einfühlungsvermögen sind die Protagonisten vom Autor geschildert worden.
Absolute Empfehlung von meiner Seite für diese Geschichte.

Veröffentlicht am 21.07.2018

Sozialkritischer Debütroman

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„Der Sprengmeister“ ist der Debütroman vom Henning Mankell aus dem Jahr 1973, der erst jetzt übersetzt wurde.

Die Handlung spielt in Schweden und beginnt im Jahre 1911. Erzählt wird das Leben des Sprengmeisters ...

„Der Sprengmeister“ ist der Debütroman vom Henning Mankell aus dem Jahr 1973, der erst jetzt übersetzt wurde.

Die Handlung spielt in Schweden und beginnt im Jahre 1911. Erzählt wird das Leben des Sprengmeisters Oskar Johannes Johansson, der bei einer Sprengung eines Eisenbahntunnels schwer verletzt und dauerhaft entstellt wird. Seine Verletzungen sind erschreckend, er befindet sich danach lange in medizinischer Behandlung, kann aber seinen Beruf wieder ausüben und bleibt bis zu seiner Rente als Sprenger tätig. Nachdem sich seine Freundin von ihm abgewendet hat, heiratet er ihre Schwester Elvira, mit der er drei Kinder bekommt. Seine Lebensumstände sind einfach und bescheiden, aber er ist zufrieden. Seinen letzten Sommer verbringt er in einem kleinen Häuschen am Meer und man spürt die Nähe und Liebe zur Natur.

Henning Mankells Schreibstil ist klar und verständlich. Die Sätze sind kurz und prägnant. Dabei wird aus verschiedenen Zeitabschnitten aus Oskar Johansson Leben berichtet. Auch die Perspektive wechselt. Mal ist es der unabhängige Erzähler der berichtet, aber auch Oskar selbst berichtet in vielen kleinen Episoden aus seinem Leben. So erfährt man nach und nach viele Details aus seiner Lebensgeschichte und erhält ein umfassendes Bild. Neben dem Leben des Sprengmeisters, erhält man auch eine Menge Informationen über die Politik in Schweden und die Probleme benachteiligter Menschen. Sehr geschickt versteht es der Autor bereits in seinem ersten Buch sozialkritische Themen anzusprechen und so zum Nachdenken anzuregen.

„Der Sprengmeister“ ist ein gelungener, sozialkritischer Roman, der auf knapp 200 Seiten durch seine intensiven Eindrücke dauerhaft in Erinnerung bleibt. Mich hat es erstaunt, dass Henning Mankell mit nur 25 Jahren in seinem ersten Roman bereits so eindrucksvolle Worte gefunden hat.

Veröffentlicht am 19.07.2018

Überleben und weitermachen …

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Eine Zündung zur falschen Zeit und das Leben des jungen Sprengmeisters Oskar Johansson nimmt einen ganz anderen Verlauf. Schrecklich entstellt und von seiner Freundin verlassen sieht er zunächst keine ...

Eine Zündung zur falschen Zeit und das Leben des jungen Sprengmeisters Oskar Johansson nimmt einen ganz anderen Verlauf. Schrecklich entstellt und von seiner Freundin verlassen sieht er zunächst keine Zukunft – bis er Elvira kennen lernt. Die beiden heiraten, bekommen drei Kinder, und führen ein bescheidenes, aber zufriedenes Leben. Oskar ist weiterhin als Sprengmeister beschäftigt und ist nebenbei politisch aktiv. Nach Elviras Tod kauft er in den Schären ein Saunahäuschen, wo er zukünftig die Sommer in aller Abgeschiedenheit beim Fischfang verbringt. Gelegentlich erhält er Besuch, dem er einiges aus seinem Leben erzählt. Nicht alles, nicht zu viel, an manches will er sich auch gar nicht mehr erinnern - Oskar hat sein eigenes Tempo. So vergeht die Zeit, so vergeht ein Leben …

„Der Sprengmeister“ ist der erste Roman des später weltberühmten Autors Henning Mankell (1948-2015). Die schwedische Originalausgabe erschien erstmals 1973. Schon hier zeigt sich Mankells Neigung zu sozialkritischen Themen und das einfühlsame Übermitteln von Problemen benachteiligter Menschen. Ganz nebenbei erfährt man auch einiges über Schwedens Politik und das Weltgeschehen zwischen 1911 und 1962.

Der Schreibstil gefällt mir außerordentlich gut. Kurze prägnante Sätze, kein Wort zu viel – und dennoch ist alles klar verständlich. In rascher Folge wechseln die Zeiten, mal ist Oskar Johansson ein junger Mann, mal in hohem Alter – aber man weiß immer sofort, in welchem Abschnitt seines Lebens man sich befindet. Mankell lässt den Sprengmeister nur ganz sporadisch selbst erzählen, meist berichtet ein Freund oder eine dritte, unabhängige Person, über ihn. Oftmals sind wir auch Zeuge eines Gesprächs zwischen Oskar und einer anderen Person, was aber, entsprechend Oskars Mentalität sehr knapp und auf das Wesentliche beschränkt, ausfällt. Am Ende jedoch kennt man seine ganze Geschichte, erfasst sein ganzes Leben.

Fazit: Ein großartiges Buch, ein bei uns bisher unentdeckter Schatz, in dem das Können des damals 25jährigen Henning Mankell bereits sehr gut erkennbar ist.