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Veröffentlicht am 12.10.2025

Zwischen Melancholie und Hoffnung

Die Tage im Café Torunka
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Schon auf den ersten Seiten von Die Tage im Café Torunka entsteht dieses besondere Gefühl, das man kaum beschreiben, aber sofort wiedererkennen kann, dieselbe stille Magie, die schon Yagisawas Buchhandlung ...

Schon auf den ersten Seiten von Die Tage im Café Torunka entsteht dieses besondere Gefühl, das man kaum beschreiben, aber sofort wiedererkennen kann, dieselbe stille Magie, die schon Yagisawas Buchhandlung Morisaki so unverwechselbar gemacht hat. Kaum betritt man dieses kleine Café in einer Seitenstraße von Tokio, scheint die Welt ein wenig langsamer zu werden. Der Duft von Kaffee, das leise Klirren von Tassen, gedämpfte Gespräche ...Yagisawa erschafft einen Ort, der zugleich real und märchenhaft wirkt.

Im Mittelpunkt stehen die Menschen, die das Café Torunka bevölkern: der Besitzer, seine Tochter, der zurückhaltende Shuichi und schließlich Chinatsu, die geheimnisvolle Besucherin, die jeden Sonntag eine kleine Balletttänzerin aus Papier hinterlässt. Ihre Begegnungen entfalten sich leise und unaufgeregt, doch in diesen stillen Momenten liegt eine tiefe emotionale Spannung. Yagisawa schreibt über Erinnerungen, Verlust und neue Anfänge, ohne Pathos, aber mit feiner Beobachtungsgabe und großem Mitgefühl.

Was den Roman so besonders macht, ist sein Tempo. Er erzählt keine spektakuläre Geschichte, sondern eine, die sich im Nachklang entfaltet. Die Sprache ist schlicht, aber poetisch; jeder Satz trägt etwas Warmes, beinahe Tröstliches in sich. Yagisawa versteht es, den Zauber des Alltäglichen sichtbar zu machen: in einer Geste, einem Gespräch, im leisen Rascheln einer Serviette.

Die Tage im Café Torunka ist ein Roman über Begegnungen, die heilen, über Trauer, die still mitgetragen wird, und über den Mut, sich wieder zu öffnen. Ein leiser, wunderschöner Roman über das, was uns verbindet, mit anderen und mit uns selbst. Wer Geschichten liebt, die Wärme, Nachdenklichkeit und leise Melancholie vereinen, wird sich im Café Torunka zu Hause fühlen

Veröffentlicht am 12.10.2025

Analytisch, leise, eindringlich

Deep Cuts
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Deep Cuts von Holly Brickley ist ein Roman über Musik, Leidenschaft und die Suche nach Verbindung: zwischen Menschen, aber auch zwischen Klang und Gefühl. Die Geschichte spielt Anfang der 2000er-Jahre ...

Deep Cuts von Holly Brickley ist ein Roman über Musik, Leidenschaft und die Suche nach Verbindung: zwischen Menschen, aber auch zwischen Klang und Gefühl. Die Geschichte spielt Anfang der 2000er-Jahre in Berkeley und begleitet Percy Marks, eine Studentin, die Musik nicht nur hört, sondern seziert, analysiert und lebt. Als sie Joe trifft, einen jungen Musiker mit eigenen Ambitionen, entwickelt sich zwischen den beiden eine intensive, kreative und zugleich fragile Beziehung.

Was an Deep Cuts sofort auffällt, ist die starke Atmosphäre. Brickley fängt die frühen 2000er mit ihren kulturellen Referenzen, Barszenen und der Mischung aus Unbeschwertheit und Orientierungslosigkeit sehr authentisch ein. Auch die Art, wie sie über Musik schreibt, analytisch, leidenschaftlich, manchmal fast akademisch, ist ungewöhnlich und verleiht dem Roman einen eigenen Ton. Besonders Leser, die sich für Songwriting oder Musikgeschichte interessieren, werden hier viele kluge Beobachtungen entdecken.

Allerdings ist genau dieser Fokus auch die größte Herausforderung. Wer sich weniger für musikalische Details begeistert, könnte sich von den langen Passagen über Harmonien, Akkordstrukturen und Songtexte etwas distanziert fühlen. Auch bleibt die Handlung eher leise. Es geht weniger um äußere Ereignisse als um Stimmungen, Wahrnehmungen und innere Konflikte. Das funktioniert, wirkt aber stellenweise etwas zäh.

Percy als Hauptfigur ist faszinierend, aber nicht immer leicht zugänglich. Ihre Leidenschaft ist spürbar, ihre Unsicherheiten sind glaubwürdig, doch sie bleibt oft gedanklich in sich selbst verfangen. Joe wirkt im Vergleich dazu etwas blasser, was die Dynamik der Beziehung manchmal unausgewogen macht. Trotzdem gelingen Brickley einige emotionale Momente, vor allem wenn Musik und Beziehung ineinander übergehen und man spürt, wie Kunst und Liebe sich gegenseitig nähren, aber auch verletzen können.

Sprachlich bewegt sich Deep Cuts zwischen präziser Beobachtung und poetischer Leichtigkeit. Brickley schreibt klar, ohne unnötige Effekte, aber mit Sinn für Rhythmus. Man merkt, dass auch ihre Sprache von Musik beeinflusst ist.

Deep Cuts ist kein lauter Roman, sondern einer, der von Zwischentönen lebt. Er ist atmosphärisch dicht, musikalisch durchdrungen und introspektiv ...manchmal zu sehr. Wer sich auf die ruhige, analytische Erzählweise einlässt, findet hier eine feinfühlige Geschichte über Kunst, Nähe und Selbstwahrnehmung. Wer hingegen mehr Handlung oder emotionale Direktheit sucht, könnte sich etwas verloren fühlen.

Veröffentlicht am 12.10.2025

Mehr Konzept als Gefühl

Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten
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Ich hatte große Erwartungen an "Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten", aber leider konnte mich das Buch inhaltlich und stilistisch kaum überzeugen.

Maschik erzählt die Geschichte ...

Ich hatte große Erwartungen an "Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten", aber leider konnte mich das Buch inhaltlich und stilistisch kaum überzeugen.

Maschik erzählt die Geschichte einer Familie über mehrere Generationen hinweg: vom Leben auf einem Hof an der Nordsee bis in die Gegenwart. Das klingt zunächst spannend und atmosphärisch, tatsächlich wirkt der Text aber eher wie eine lose Sammlung von Momentaufnahmen. Es gibt keine klare Linie, keine erkennbare Entwicklung, sondern viele kleine Szenen, die sich kaum zu einem Ganzen fügen. Wer hier eine zusammenhängende Familiengeschichte erwartet, wird vermutlich enttäuscht sein.

Auch sprachlich blieb das Buch für mich schwierig. Die knappen, oft abgehackten Sätze sollen wohl poetisch und reduziert wirken, doch auf mich machten sie einen eher monotonen Eindruck. Nach einigen Kapiteln stellte sich eine gewisse Ermüdung ein, weil sich Formulierungen und Motive ständig wiederholten, ohne dass sie emotional etwas Neues transportierten.

Die Figuren bleiben über weite Strecken schemenhaft. Ich hatte Mühe, sie auseinanderzuhalten oder wirklich zu verstehen, was sie antreibt. Statt Nähe entsteht Distanz, und selbst die vermeintlich starken Bilder verlieren mit der Zeit an Wirkung. Auch die surrealen Elemente wirkten für mich eher aufgesetzt als bedeutungsvoll.

Am Ende hatte ich das Gefühl, dass hier vieles gewollt kunstvoll wirkt, ohne wirklich zu berühren. Die Idee, den Generationen einer Familie nachzuspüren, ist stark, aber die Umsetzung blieb für mich zu verkopft und unzugänglich.

Eine ambitionierte, aber überkonstruierte Familienerzählung, die mehr Eindruck durch Stil als durch Gefühl hinterlässt. Für mich war das leider kein Lesegenuss.

Veröffentlicht am 21.07.2025

Inszeniert bis zum Schluss

Die Probe
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Katie Kitamuras Die Probe ist ein stiller, atmosphärischer Roman, der mehr Fragen aufwirft, als er beantwortet. Die Ausgangssituation ist ungewöhnlich und vielversprechend: Eine erfolgreiche Schauspielerin ...

Katie Kitamuras Die Probe ist ein stiller, atmosphärischer Roman, der mehr Fragen aufwirft, als er beantwortet. Die Ausgangssituation ist ungewöhnlich und vielversprechend: Eine erfolgreiche Schauspielerin wird während eines Mittagessens in Manhattan mit einem jungen Mann konfrontiert, der behauptet, ihr Sohn zu sein, obwohl sie nie ein Kind bekommen hat. Was folgt, ist weniger ein psychologischer Thriller oder ein Beziehungsdrama als vielmehr ein diskretes Spiel mit Identitäten, Projektionen und inszenierten Rollen.

Kitamuras Stil ist kühl und oft distanziert. Das passt zur Hauptfigur, die trotz ihrer beruflichen Rolle als Darstellerin stets eine gewisse emotionale Undurchlässigkeit wahrt. Gleichzeitig erschwert genau diese sprachliche Zurückhaltung eine echte Nähe zur Geschichte. Es wirkt, als betrachte man die Geschehnisse durch eine Glasscheibe, ästhetisch ansprechend, aber auch spürbar auf Distanz gehalten.

Der Anfang des Romans fesselt durchaus mit seinem seltsamen Setting und dem intensiven Aufeinandertreffen der Figuren. Doch je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr verliert sich der Text in Andeutungen und lässt eine klare Entwicklung vermissen. Die psychologische Spannung, die man erwartet, bleibt oft diffus. Die Grenzen zwischen Realität, Wunsch und Inszenierung verschwimmen, was interessant ist, aber auch gelegentlich frustrierend wirkt, da vieles unausgesprochen bleibt.

Die Probe ist kein Buch für Leser, die Klarheit oder Emotionen suchen. Wer sich darauf einlässt, wird eine Geschichte über Identität, Familie und Selbstbild entdecken, doch man braucht Geduld und die Bereitschaft, mit offenen Enden zu leben.

Eine interessante Idee, souverän umgesetzt, aber inhaltlich oft zu vage und unnahbar, um wirklich mitzureißen.

Veröffentlicht am 21.07.2025

Mehr Idee als Gefühl

Gesellschaftsspiel
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Gesellschaftsspiel beginnt mit einem vielversprechenden Ausgangspunkt: Drei Frauen, die einander eigentlich kaum noch etwas zu sagen haben, treffen am Sterbebett der Mutter bzw. Schwester wieder aufeinander. ...

Gesellschaftsspiel beginnt mit einem vielversprechenden Ausgangspunkt: Drei Frauen, die einander eigentlich kaum noch etwas zu sagen haben, treffen am Sterbebett der Mutter bzw. Schwester wieder aufeinander. Schon diese familiäre Spannung hat viel Potenzial und wird dann noch ergänzt durch ein großes gesellschaftliches Experiment, das von einem Tech-Milliardär ausgerechnet in ihrer Stadt gestartet wird.

Die Mischung aus persönlichem Drama und politischem Gedankenexperiment fand ich anfangs noch reizvoll. Die Idee, dass eine ganze Stadt Teil eines digitalen „Gesellschaftsspiels“ wird, hat etwas Interessantes und regt zum Nachdenken an. Auch die eingeschobenen Social-Media-Kommentare, Chatverläufe und Interviews lockern die Erzählung auf und spiegeln ganz gut, wie unterschiedlich Menschen auf Veränderungen reagieren.

Trotzdem hat mich das Buch insgesamt nicht ganz überzeugt. Die drei Hauptfiguren blieben für mich recht blass. Ich habe lange gebraucht, um sie auseinanderzuhalten, und selbst dann fiel es mir schwer, eine wirkliche Verbindung zu ihnen aufzubauen. Ihre Konflikte wirken oft eher angedeutet als wirklich durchlebt.

Auch das große Thema rund um die App und das Gesellschaftsexperiment bleibt stellenweise vage. Es gibt viele kluge Ansätze und interessante Fragen, aber manche davon versanden, statt richtig vertieft zu werden. Ich hätte mir manchmal mehr Mut zur Klarheit oder auch mehr erzählerische Konsequenz gewünscht.

Alles in allem ist Gesellschaftsspiel ein Buch mit spannenden Ideen und einem ungewöhnlichen Aufbau. Es bleibt allerdings ein bisschen auf Distanz, sowohl zu seinen Figuren als auch zu den großen Fragen, die es aufwirft. Kein schlechtes Buch, aber eben auch keines, das mich nachhaltig mitgerissen hat.