Cover-Bild Gesellschaftsspiel
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Piper
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 04.07.2025
  • ISBN: 9783492073868
Dora Zwickau

Gesellschaftsspiel

Roman | Visionär, hellwach, der Gegenwart einen halben Schritt voraus

Eine entzweite Familie, ein gespaltenes Land, ein Tech-Milliardär und seine Vision von Gesellschaft

Isabelle und Annika haben verlernt, miteinander zu sprechen. Nun, am Sterbebett ihrer Mutter, müssen sie es tun. Auch ihre Tante Dagmar ist da. Drei Frauen, drei Einzelkämpferinnen. Und noch während sie sich an das Gefühl herantasten, als Familie zusammenzugehören, launcht ein internationaler Tech-Milliardär seine Idee einer revolutionär neuen Gemeinschaft. Er will der Gesellschaft ein Update verpassen. Per App. Und alle können sich dabei einbringen. Der Start für das Projekt soll ausgerechnet hier bei ihnen sein: in Weimar. Schon Tage später sind die drei Teil einer öffentlichen Debatte. Denn was da auf sie zukommt, klingt so vielversprechend wie rätselhaft. Ist das der Neustart für die Demokratie? Oder der Anfang vom Ende?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.07.2025

Wer macht die Spielregeln?

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In ihrem Debütroman beschreibt die Autorin einfühlsam die Gedanken und Gefühle der beiden Schwestern Isabelle und Annika, als ihre Mutter einen schweren Schlaganfall erleidet und stirbt. Dazu gesellt sich ...

In ihrem Debütroman beschreibt die Autorin einfühlsam die Gedanken und Gefühle der beiden Schwestern Isabelle und Annika, als ihre Mutter einen schweren Schlaganfall erleidet und stirbt. Dazu gesellt sich ihre Tante Dagmar, die zu ihrer Schwester kein enges Verhältnis mehr hatte. Aber auch Annika und Isabelle haben sich sehr entfremdet, durch Vorfälle in ihrer gemeinsamen Vergangenheit, aber auch durch die räumliche Entfernung, denn Annika lebt in Amerika. Die Beziehung zur Mutter ist auch zwiegespalten.

In dieses Trauer-Stimmungs-Gewirr platzt die Nachricht eines Tech-Milliardärs, der in Weimar, ihrer Heimatstadt, in der Isabelle und Dagmar immer noch leben, eine „neue“ Gemeinschaft schaffen will: Demokratie soll neu gedacht und dann gelebt werden.

Diese Idee mischt die ganze Stadt auf und auch die drei Trauernden, die sich erst mühsam mit dem Geschehenen und ihrem Verhältnis zueinander auseinandersetzen müssen. Erschwerend kommt für Isabelle ihre Stellung als Politiklehrerin und für Dagmar ihre als Dozentin an der Uni hinzu, denn so können sie sich dem ganzen Rummel in Social Media und im realen Leben unmöglich entziehen.

Diese Flut an Gefühlen und Gedanken beschreibt die Autorin sehr eindrücklich, einfühlsam und nachvollziehbar, indem sie als auktorialer Erzähler die Perspektiven in den Kapiteln zwischen Isabelle, Annika und Dagmar wechselt. Unterbrochen wird das Ganze durch eingeschobene, fiktive Interviews, Chats, u. v. m. zu dem Geschehen um die „neue Demokratie in Weimar“, an denen sich auch die drei Protagonistinnen beteiligen.

Das fordert den Lesenden eine Menge geistiger Beweglichkeit ab, die sich aber sehr lohnt, um beiden Gedankensträngen, dem der Trauer in einer Familie und dem Gedankenexperiment einer neuen Gesellschaftsform zu folgen und zu beidem eigene Gedanken und Stellungnahmen zu entwickeln.

Der Titel „Gesellschaftsspiel“ passt hierbei sowohl zur „neuen Demokratie“ als auch zu dem Geschehen der Trauer in einer Familie, denn welche Regeln gibt es denn für das eine und das andere?

Ein empfehlenswertes Buch für alle, die sich mit diesen Themen auseinandersetzen wollen, und für alle, die anspruchsvolle Literatur mögen.

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Veröffentlicht am 06.07.2025

Ein Buch, das nachdenklich macht

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Isabelle und Annika sind Schwestern, leben aber in unterschiedlichen Welten. Die eine lebt in Weimar, die andere in den USA. Nachdem die Mutter einen Schlaganfall hatte kommen sie in Weimar zusammen und ...

Isabelle und Annika sind Schwestern, leben aber in unterschiedlichen Welten. Die eine lebt in Weimar, die andere in den USA. Nachdem die Mutter einen Schlaganfall hatte kommen sie in Weimar zusammen und auch ihre Tante Dagmar ist dabei. Gleichzeitig passiert in Weimar noch eine Sache, die weltweit Schlagzeilen macht. Es geht um eine neue App, die die bisherige Demokratie ergänzen soll. Aber immer mehr wird debattiert, ob das wirklich so ist oder ob die App die bestehende Demokratie gefährdet und was sich die einzelnen Bürger eigentlich wünschen würden.
Anfangs wusste ich nicht richtig, was mich bei dieser Geschichte erwartet, aber nach den ersten Kapiteln wurde es immer spannender. Immer besser lernte man die Protagonistinnen kennen und auch die politische App wurde immer mehr verständlich und damit kamen dann auch ihre Tücken immer mehr ans Licht.
Die Geschichte wird abwechselnd von allen drei Protagonistinnen berichtet, was das Leseerlebnis wirklich gut macht. Alle drei haben auch ihre eigene Geschichte im Hintergrund, was wirklich spannend ist. Besonders faszinierend fand ich in der Geschichte die Sicht auf die neue App, die sich auch immer wieder mal gewandelt hat.
Wenn man an Romanen interessiert ist, die von Einflüssen auf unsere Gesellschaft berichten und zum Nachdenken anregen, dann kann ich dieses Buch auf jeden Fall empfehlen.

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Veröffentlicht am 04.07.2025

Ein entlarvender Blick in die Zukunft, wie sie sein wird oder könnte

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Drei unterschiedliche Frauen, Isabelle, Annika und Dagmar - Schwestern und Tante - treffen am Krankenhaus von Gabi, die nur noch mit Maschinen am Leben erhalten wird, aufeinander. Isabelle ist alleinerziehende ...

Drei unterschiedliche Frauen, Isabelle, Annika und Dagmar - Schwestern und Tante - treffen am Krankenhaus von Gabi, die nur noch mit Maschinen am Leben erhalten wird, aufeinander. Isabelle ist alleinerziehende Mutter des Grundschülers Alexanders und Lehrerin. Ebenso wie ihre Tante Dagmar, Soziologiedoktorin an der Uni, lebt sie in Weimar, während Annika nach Amerika ausgewandert ist und dort mit Wang zusammenlebt, den sie bald heiraten wird. Zum gleichen Zeitpunkt, als sich die drei Frauen in Weimar treffen, hat ein Tech-Milliardär Weimar als Stadt für seine eigene visonäre Idee einer neuen Gesellschaft ausgesucht und will dies über eine App schaffen, in dem er die Menschen auffordert sich dort anzumelden.
Während ich zunächst gedacht habe, dass die drei Frauen bzw. die Trauer und ihre Familie im Vordergrund stehen, geht es vielmehr um den Milliardär, der in Weimar sein Projekt ins Rennen schickt und damit uns den Spiegel vorhält. Bekannte Namen aus der Realität tauchen auf und Brandenburg wird erwähnt. Es wird schnell klar, wie schnell und unterschiedlich die Menschen beeinflussbar sind.
Tief mitten drin stecken die drei Frauen und richtig nahe sind sie mir persönlich nicht gekommen. Gefallen hat mir auf jeden Fall jedoch Isabelle, die eine sehr amitionierte Lehrerin ist und ihre Schülerschaft mit einer Aufgabenstellung dazu bringt, sehr genau diese neue App zu untersuchen, so dass sie sich selber mit viel Wissen eine Meinung bilden können.
Solche Lehrer würde ich mir mehr wünschen!
Der Roman war herausfordernd, was mir gefällt und legte abwechselnd den Fokus auf die einzelnen Frauen, Interneteinträgen mit Chatverläufen und Interviews, was ich ziemlich anstrengend fand.
Ein sehr besonderer Roman - nicht leicht zu lesen - der mich sehr nachdenklich gestimmt hat.

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Veröffentlicht am 07.07.2025

Gedankenexperiment

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Eine neu gedachte Demokratie und drei Frauen im Zentrum? Klingt nach einem super Konzept für ein aktuelles und relevantes Buch. Die Umsetzung war für mich allerdings nicht immer ganz stimmig.

Das lag ...

Eine neu gedachte Demokratie und drei Frauen im Zentrum? Klingt nach einem super Konzept für ein aktuelles und relevantes Buch. Die Umsetzung war für mich allerdings nicht immer ganz stimmig.

Das lag vor allem daran, dass ich es anfangs sehr kühl und emotionslos fand. Gerade bei den behandelten Themen wie Tod eines Elternteils, aufgestaute Familiengefühle und Demokratie fand ich das verwirrend und nicht ganz passend. Dementsprechend hat es für mich auch bis zur Hälfte des Buches gedauert bis die zwei Erzählsträge sich wirklich zusammengefügt haben. Anfangs hatte ich eher das Gefühl, dass das Set Up mit der Mutter sehr unnötig war, am Ende fand ich es auch nicht wirklich voll ausgeschöpft. Die Mutter selbst hatte eine sehr krasse politische Meinung, die Prägung, die das auf ihre Töchter hatte war mir hier zu wenig erforscht.

Was Dora Zwickau allerdings sehr gut gemacht hat in meinen Augen ist es, die aktuelle Diskussionskultur widerzuspiegeln. Die Zwischenkapitel, die die Diskussionen in der Gesellschaft, Medien und Socials widergeben fand ich sehr passend, weil sie so universal lesbar waren. An sich war das Gedankenexperiment extrem interessant und hat ein Buch geschaffen, dass man nicht einfach so wegliest. Man muss sich mit den eigenen Meinungen beschäftigen, mit dem eigenen Verständnis von Demokratie und Teilhabe und damit hat das Buch ein wichtiges Denkmal gesetzt.

An sich ein super spannendes Buch, das man mit anderen Menschen zusammen lesen sollte. Im Großen und Ganzen hat es für mich das Potential nicht ganz ausgeschöpft. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass es Fans von "Views" von Marc-Uwe Kling gut gefallen könnte, es hat sich für mich sehr ähnlich angefühlt.

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Veröffentlicht am 01.07.2025

Im Zwiespalt

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Dieses Buch hat mich nachdenklich zurückgelassen und das meine ich sowohl positiv als auch mit einem kleinen Fragezeichen. Gesellschaftsspiel kombiniert eine familiäre Geschichte mit einem ziemlich ambitionierten ...

Dieses Buch hat mich nachdenklich zurückgelassen und das meine ich sowohl positiv als auch mit einem kleinen Fragezeichen. Gesellschaftsspiel kombiniert eine familiäre Geschichte mit einem ziemlich ambitionierten politischen Gedankenspiel: Drei Frauen – zwei Schwestern und ihre Tante – treffen sich am Sterbebett der Mutter wieder, gleichzeitig wird in Weimar eine Demokratie-App getestet, die die Gesellschaft umkrempeln soll.

Die Idee dahinter finde ich total spannend. Gerade weil das Thema Demokratie heute so präsent ist wie lange nicht mehr. Sei es bei Wahlen, in Talkshows oder im ganz normalen Gespräch beim Abendessen. Plötzlich reden alle wieder über Politik, über Mitbestimmung, über Spaltung, über digitale Räume. Da wirkt das Szenario, das Dora Zwickau hier entwirft, fast schon prophetisch: Was, wenn wir unsere Gesellschaft per App „neu denken“ könnten? Oder wollen wir das lieber gar nicht?

Gleichzeitig war ich beim Lesen aber auch etwas hin- und hergerissen. Die Figuren blieben für mich auf Abstand. Ich konnte sie beobachten, aber selten wirklich fühlen. Das Buch wirft viele Fragen auf, aber gibt wenig Antworten. Vielleicht ist das gewollt. Vielleicht soll man sich selbst seinen Reim darauf machen. Aber an manchen Stellen hätte ich mir mehr Klarheit oder Tiefgang gewünscht, gerade auch emotional.

Was mir gefallen hat: die ruhige Sprache, die moderne Erzählform mit Mails und Chats, und dass das Buch sich traut, unbequem zu sein. Was mich etwas gestört hat: der fehlende Knall, den der Klappentext suggeriert. Es plätschert eher auf hohem Niveau, aber eben ohne echten Sog.

Trotzdem: Wenn man sich für gesellschaftliche Entwicklungen interessiert und auch mal einen Blick in unsere nahe Zukunft werfen will, ist Gesellschaftsspiel definitiv lesenswert. Kein einfacher Roman, aber einer, über den man reden möchte und das ist ja auch eine Form von politischer Teilhabe.

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