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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.12.2025

Trilogie-Mitten-Hänger?

To Love a God
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Ich hatte mich sehr auf Band zwei gefreut, insbesondere nach dem Cliffhanger des ersten Buches. Die Erzählung setzt auch direkt dort wieder ein und man sollte meinen, dass es mir leicht fallen müsste wieder ...

Ich hatte mich sehr auf Band zwei gefreut, insbesondere nach dem Cliffhanger des ersten Buches. Die Erzählung setzt auch direkt dort wieder ein und man sollte meinen, dass es mir leicht fallen müsste wieder in die Welt und Geschichte einzutauchen. Aber das war es nicht. Mir fehlten irgendwie die emotionalen Anknüpfungspunkte. Coldens Gedächtnisverlust hat natürlich seinen Charakter stark verändert, aber das war es definitiv nicht nur. Auch die anderen Charaktere wirkten auf mich zunächst ziemlich flach. Selbst Gespräche die auch schwere Erfahrungen der Vergangenheit thematisiert haben blieben seltsam kalt und irrelevant. Bei Aurora habe ich es am deutlichsten gespürt, weil sie eben auch die Hauptperson ist. Ich fand insbesondere das Thema rund um Auroras Menschlichkeit bzw ihr Waffe-sein nur sehr nebenbei und oberflächlich bearbeitet, obwohl das für mich zentral war. Wirklich interessiert hat mich erst der neu aufgetauchte Charakter.

Erst nach der Hälfte des Buches hatte ich das Gefühl wirklich Freude dran zu haben. Es hatte sich wieder eine Dynamik zwischen Aurora und Colden entwickelt, die mich unterhalten hat, der Spannungsaufbau nahm zu und es hat mir gefallen mehr über die alte Welt der Götter mit ihren Riten zu lernen. Ab diesem Punkt habe ich dann sehr gerne weitergelesen und ich fühlte mich vom Erzählfluss und Schreibstil gut durch die Seiten getragen, bis mich das Ende wieder voller Erwartung auf den nächsten Band zurück gelassen hat. Für mich ist das Buch insofern doch noch gut geworden. So ganz macht es die Schwächen aber nicht wett.

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Veröffentlicht am 01.12.2025

Eine emotionale Wucht zu einem sehr aktuellen Thema

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Dieses Buch hat beides, eine krasse emotionale Wucht und die absurd abenteuerliche Leichtigkeit des Teenager-seins.

Es geht um schwere Themen. Sherry ist das adoptierte Kind von YouTube vloggern. Im Buch ...

Dieses Buch hat beides, eine krasse emotionale Wucht und die absurd abenteuerliche Leichtigkeit des Teenager-seins.

Es geht um schwere Themen. Sherry ist das adoptierte Kind von YouTube vloggern. Im Buch geht es in Rückblenden um diese Vergangenheit und im hier und jetzt um dass Fallout und darum, ob und wie Sherry sich eine selbstbestimmte Zukunft aufbauen kann. Vielen Szenen, gerade in den Rückblenden, sind heftig. Und gleichzeitig nicht übertrieben oder überdramatisiert, im Gegenteil, ich habe oft gedacht, das hätte ganz realistisch noch viel schlimmer kommen können. Gleichzeitig bringt die Erzählung der Gegenwart so viel Teenager Quatsch mit rein, dass wir aufatmen und lachen können. Dass da Hoffnung ist! Realistische Hoffnung. Nicht weil es einfach ist, sondern weil Sherry es hier mit den Erwachsenen, die sie unterstützen nicht besser hätte treffen können. Unter anderem findet sich eine sehr schöne Darstellung von gelungener Therapie.

Ich mochte die Charaktere, die durch ihre Eigenheiten alle sehr lebendig wurden. Natürlich liegt der Fokus auf Sherrys Geschichte, aber wir bekommen immer wieder auch Einblicke in die Geschichten der anderen Teenager. Ich finde, das Buch zeigt sehr deutlich, dass viele straffällig gewordene Jugendliche eigentlich vor allem gesellschaftliche Unterstützung brauchen.

Der Sprachstil ist alltagsnah, ohne übertrieben oder aufgesetzt zu sein und liest sich gut. Für ein Jugendbuch auf jeden Fall sehr passend.

Mich hat das Buch zum Ende hin zum weinen gebracht und ich bin da bei Büchern meistens nicht so. Sherrys Gefühle sind so nachvollziehbar und authentisch, das haut manchmal echt rein. Ich war ohnehin schon kritisch was Family vloggin angeht, aber dieser Roman macht die Problematik sehr deutlich und greifbar.
Es ist ein aktuelles Buch, ein Buch unserer Zeit, dass diesem Thema mit so viel Feingefühl gerecht wird.

Klare Leseempfehlung von mir!

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Veröffentlicht am 27.11.2025

Psychoanalytische Gesellschaftsanalyse

Die Klinik der Würde
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Es handelt sich um einen akademischen Essay mit komplexer Satzstruktur, Fach- und Fremdwörtern, Referenzen und Fußnoten. Übersetzt aus dem Französischen (von Andrea Hemminger) sind mir viele der referenzierten ...

Es handelt sich um einen akademischen Essay mit komplexer Satzstruktur, Fach- und Fremdwörtern, Referenzen und Fußnoten. Übersetzt aus dem Französischen (von Andrea Hemminger) sind mir viele der referenzierten Menschen und Arbeiten nicht geläufig. Trotz meiner grundsätzlich durchaus vorhandenen Kenntnisse war das anstrengend zu lesen.

Gut gefallen hat mir der sich durchziehende Fokus auf Internationalität aus einer dekolonialisierungs-Perspektive. Hier und in dem Fokus auf Arbeit(Ende), lagen für mich die Stärken des Buches. Auch der weite Blick über den Menschen hinaus, bzw das zirkuläre Einbinden von Natur und Technik in die Reflexion, hat mir sehr gut gefallen. Gerade im ersten Drittel konnte ich auch viel von den Konzepten mitnehmen um diese an für mich relevante Themen anzuschließen.

Trotz der Betonung der Zentrierung von Vulnerabilität und den Vulnerablen, vermisse ich einige Dimension in der Betrachtung. Vielleicht weil diese als anderweitig hinreichend bearbeitet angesehen wurden? So oder so, es wird sehr gut auf die Situation derjenigen die pflegen eingegangen, die Situation derjenigen die gepflegt werden hingegen kommt mir zu kurz. Zum Ende wird der psychoanalytische Aspekt deutlicher und auch hier bin ich mir unsicher inwieweit ein Einbeziehen von Sichtweisen wie dem neurodiversitätsparadigma nicht unerlässlich gewesen wäre um nicht in bekannte, zumindest saenismusnahe, Muster zu geraten.

Ich denke, dieses Buch kann sich lohnen, aber ihr solltet genau überlegen ob ihr den benannten Stärken etwas abgewinnen könnt, denn wenn nicht ist es einfach nur anstrengend zu lesen.

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Veröffentlicht am 16.11.2025

Perfektes RomCom Feeling

The Penguin Paradox
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Witzige Dialoge, Anziehungskraft aus der Gefühle werden, cute Szenen und ein außergewöhnliches Setting, die Mischung passt.

Die Charaktere waren mir real genug um mitzufühlen und gleichzeitig nicht so ...

Witzige Dialoge, Anziehungskraft aus der Gefühle werden, cute Szenen und ein außergewöhnliches Setting, die Mischung passt.

Die Charaktere waren mir real genug um mitzufühlen und gleichzeitig nicht so dunkel tiefgründig, dass es mir den Spaß der Gegenwart getrübt hätte. Der Erzählstil und die Perspektivwechsel, alles ist eher locker flockig unterhaltsam.

Ich habe beim Lesen fast durchgängig vor mich hin gegluckert und gelacht, gegrinst und fand nicht nur die Pinguine süß.

Insgesamt, Lesespaß: hoch!

Schön fand ich auch, dass durch das Setting Forschung als Wissenschaft und Karriere vorgestellt wurden. Und es einen gehörlosen Nebencharakter gab und Gebärdensprache fast selbstverständlich Teil der Erzählung war. Für Casual Rep nebenbei war das, fand ich, ganz gut umgesetzt.

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Veröffentlicht am 07.11.2025

ein wichtiges Thema, stilistisch bemerkenswert umgesetzt

Da, wo ich dich sehen kann
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Das Thema Femizide, dem Jasmin Schreiber sich hier widmet, ist ein wichtiges und sowohl emotionales, als auch komplexes. Die Umsetzung im Buch kommt bei mir widersprüchlich an. Da sind große Sensibilität ...

Das Thema Femizide, dem Jasmin Schreiber sich hier widmet, ist ein wichtiges und sowohl emotionales, als auch komplexes. Die Umsetzung im Buch kommt bei mir widersprüchlich an. Da sind große Sensibilität genauso wie plakative Aussagen, die zu schwarz-weiß wirken und obwohl mir das Buch insgesamt gut gefallen hat, hat mich letzteres auch nachhaltig gestört.

Wir hören aus den Erzählperspektiven der Hinterbliebenen, von den Eltern, der besten Freundin und der Tochter der getöteten Emma. Diese sich abwechselnden Perspektiven führen bei mir zu einem Kaleidoskop-artigen Lesegefühl, nicht nur ergänzen sich die Perspektiven, sie verschieben auch immer wieder bereits Erzähltes in seiner Interpretation und fassen es neu. Dieser Stil wird gut von „was wäre wenn“ Kapiteln ergänzt. Das hat mir ausgesprochen gut gefallen. Ebenfalls mit durch die vielen Perspektivwechsel bedingt liest sich das Buch eher szenenhaft, wodurch die Momente in denen wir tief eintauchen und emotional sehr berührt werden mehr für sich stehen und wir beim Lesen Atempausen angeboten bekommen. Dazu passend ist die Erzählstimme eher distanziert und bietet über die verschiedenen Perspektiven hinweg eine Konstanz, auf die wir uns beim Lesen verlassen dürfen. Ebenso distanziert kommen Einschübe wie Obduktionsprotokoll und Gerichtsbeschlüsse rüber, wobei gerade dieses realitätsnahe Erzählen meiner Meinung nach die emotionale Wucht des Buches steigert. Insbesondere im Kontrast zwischen dieser amtlichen Sprache und den eindrücklichen Beschreibungen aus der Perspektive der Tochter, Maja.

Maja war der Charakter, der mir persönlich am Meisten gegeben hat und den ich auch am besten geschrieben fand. Es steckt meiner Meinung nach viel Sensibilität und Feingefühl hinter den Maja-Kapiteln. Aber auch die anderen Charaktere waren für mich greifbar und aussagestark. In der Auswahl der Charaktere (und Erzählperspektiven) liegt der Fokus ganz klar auf dem Opfer des Femizid und seinen nahen Angehörigen. Es geht nicht darum, den Täter zu verstehen oder zu entschuldigen, im Gegenteil, die Charaktere müssen mit ihren eigenen Schuldgefühlen umgehen lernen. Insgesamt reflektieren und äußern sich die Charaktere immer wieder rund um gesellschaftliche Themen zu Femiziden, zb true crime podcasts. Das sind zum einen sehr starke Momente im Buch, diese geraten zum anderen aber auch gelegentlich zu „einfach“ und schwarz-weiß und hätten von einer sorgfältigeren Ausarbeitung profitiert. An manchen Stellen wäre weniger wohl mehr gewesen, so spielt zum Beispiel die Mutter der besten Freundin des Opfers nach einer sehr geladenen Szene keine weitere Rolle, ob es das gebraucht hat finde ich fragwürdig.
Dies ist auch meine Kritik zum Ende des Buches, das sich etwas übereilt anfühlt. Es fehlt dann bei ein paar Themen für mich die Tiefe, um es gut zu dem hoffnungsvollen Abschluss zu bringen, den die Autorin gewählt hat.

„Da, wo ich dich sehen kann“ war für mich ein stilistisch sehr gut ausgearbeitetes Buch, dessen Lektüre mich bewegt hat, dessen Mängel meine Leseerfahrung aber auch deutlich beeinflusst haben.

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