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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.06.2025

Faszination Tag und Nacht

Tag und Nacht
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Dieses Bilderbuch ist ein Sachbuch, das jedoch auf jeder Doppelseite mit einem poetischen Text eingeleitet wird („die samtige Nacht“ oder „wischt die letzten Fleckchen Nacht beiseite“). Dieser Text ist ...

Dieses Bilderbuch ist ein Sachbuch, das jedoch auf jeder Doppelseite mit einem poetischen Text eingeleitet wird („die samtige Nacht“ oder „wischt die letzten Fleckchen Nacht beiseite“). Dieser Text ist stets in einer anderen Schrift, größer und geschwungen geschrieben als die kurzen Informationstexte zu den Bildern. So kann man das Buch auch nur mit diesen Texten (vor-)lesen, ohne auf die Sachinformationen einzugehen oder nur auf die, die einen interessieren.

In den erklärenden Sachtexten sind einige Begriffe in Großbuchstaben und fettgedruckt aufgeschrieben. Diese werden hinten auf der letzten Doppelseite in einem Glossar erklärt. Die vorletzte Doppelseite nennt sich „Eine Anleitung für Tag und Nacht“ und erklärt diesen Wechsel noch einmal ausführlich.

Das Buch beschreibt Tiere fast aller Kontinente, die meisten Seiten sind aber der Natur Nordamerikas gewidmet. Die vorvorletzte Doppelseite ist jedoch so angelegt, dass sie fast überall in einer Stadt angesiedelt sein könnte. Stets geht es um den Wechsel von Tag und Nacht und Tiere, die diesen Wechsel erleben oder tags oder nachts unterwegs sind.

Die doppelseitig angelegten, farbenfrohen Bilder, die den Text stets einschließen und farbig untermalen, enthalten viele Details, die die Lesenden entdecken können. Die erwähnten Tiere sind immer deutlich zu sehen, teilweise auch großformatig, und möglichst naturgetreu gezeichnet.
Ein besonderes Bonbon dieses Buches über Tiere bei Tag und Nacht ist, dass einige Seiten, die das Leben nachts darstellen, im Dunkeln leuchten.

So kann man dieses schöne Bilderbuch auf verschiedene Arten genießen!

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Veröffentlicht am 10.06.2025

Bis zum Ende spannend!

Lauter kleine Lügen
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Kate Kemp legt mit ihrem ersten Roman über die Bewohner einer kleinen Vorortstraße in Canberra, Australien, die mit einem Mord in ihren eigenen Reihen konfrontiert sind, eine spannende Glanzleistung hin. ...

Kate Kemp legt mit ihrem ersten Roman über die Bewohner einer kleinen Vorortstraße in Canberra, Australien, die mit einem Mord in ihren eigenen Reihen konfrontiert sind, eine spannende Glanzleistung hin. Die Handlung spielt Ende der 70er Jahre und bringt das Zeitgefühl sehr gut herüber.

Der auktoriale Erzähler stellt die Geschichte oft aus der Sicht von Tammy, eines zwölfjährigen Teenager-Mädchens dar, aber, wenn nötig auch aus der Sicht anderer Personen. Dies ist eine erfrischende, ungewöhnliche Perspektive, denn Tammy versucht die Dinge auf ihre Weise zu ergründen und agiert dabei noch sehr kindlich. Sie erforscht darüber hinaus nebenbei Ameisen als ihr Sommerprojekt und schreibt darüber Tagebuch. Diese „Tagebucheinträge“ sind zwischen den Kapiteln abgedruckt und bereichern mit ihren Anspielungen den Roman.

Die Figuren und ihre Beziehungen untereinander sind komplex und teilweise sehr subtil beschrieben, die Straße mutet fast wie eine Dorfgemeinschaft an. Mit Rückblenden wird die Geschichte spannend und vielschichtig erzählt, so dass die Lesenden bis zum Ende mitfiebern. Dabei werden gesellschaftsrelevante Themen der Zeit (,die auch heute noch aktuell sind), wie Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Homophobie, Fremdenhass/angst, Transsexualität, aber auch Ehe und Freundschaft von der Autorin in ihre Erzählung gekonnt miteingebaut.

Was für ein geniales Buch! Toller Schreibstil, fein ausgefeilte Figuren, sehr gutes Zeitkolorit! Es hat mich bis zum überraschenden Ende vollständig gefesselt!

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Veröffentlicht am 06.06.2025

Immer weiter buddeln!

Der kleine Gärtner
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Oma Riedel liebt ihren Garten und arbeitet gerne darin. Deswegen will sie auch den Maulwurf, der immer solche Haufen aufwirft, nicht bei sich dulden, bis ihre Enkelin sie eines Besseren belehrt.

In ihrem ...

Oma Riedel liebt ihren Garten und arbeitet gerne darin. Deswegen will sie auch den Maulwurf, der immer solche Haufen aufwirft, nicht bei sich dulden, bis ihre Enkelin sie eines Besseren belehrt.

In ihrem wunderschönen Bilderbuch wirbt die Autorin um Verständnis für die kleinen Gärtner, die Maulwürfe, die oft als unerwünscht angesehen werden.

Auf meist großen, doppelseitigen Bildern in leicht gedämpften Farben erzählt sie die Geschichte von Oma Riedel, die den Maulwurf aus ihrem Garten vertreiben möchte, bis sie von ihrer Enkelin Charlie eines Besseren belehrt wird.

Charlie berichtet ihr, wie Maulwürfe leben und wie nützlich sie sind, und das Buch zeigt dazu, wie die Oma sich das alles vorstellt. Dabei sind die Illustrationen über den Maulwurf vermenschlicht dargestellt, z. B. hat er in ihrer Vorstellung eine Laterne, eine Gitarre, Bücher und sogar einen Herd mit Ofen. Das tut der Information über ihn aber keinen Abbruch, da der Text klar bei einer sachlichen Beschreibung des tierischen Lebens bleibt. Eher wird der Maulwurf bei den jüngeren Lesenden damit Sympathiepunkte sammeln.

So verbindet die Autorin und Illustratorin geschickt die Anliegen eines Sachbuches mit denen der Geschichte eines Bilderbuches.

Am Ende des Werkes folgt noch ein längerer Informationstext über den Maulwurf. Auf der letzten Seite und der hinteren Buchklappe als Doppelseite ist noch ein etwas überlebensgroßer Maulwurf mit Beschriftungen und Erklärungen zu seinen Organen und Gliedmaßen aufgezeichnet. Diese Informationsseiten runden das Ganze gekonnt ab.

Ein sehr zu empfehlendes Buch, um Kinder (und Erwachsene) über ein einheimisches, oft verkanntes Tier aufzuklären und es so zu schützen.

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Veröffentlicht am 17.05.2025

Eine spannende Geschichte

Annika und der Stern von Kazan
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Annika, die als Findelkind wohl behütet bei einer Köchin in einem großen Haushalt in Wien um 1900 aufwächst, träumt davon, dass ihre echte Mutter plötzlich vor ihr steht und sie in ihre Arme nimmt. Doch ...

Annika, die als Findelkind wohl behütet bei einer Köchin in einem großen Haushalt in Wien um 1900 aufwächst, träumt davon, dass ihre echte Mutter plötzlich vor ihr steht und sie in ihre Arme nimmt. Doch als das endlich geschieht, bemerkt sie, dass sie sich nie Gedanken darüber gemacht hat, was dann geschehen wird.

Dieses Buch hat alles, was ein guter Abenteuerroman benötigt: Spannung durch wechselnde Schauplätze, unerwartete Wendungen, verschiedene, anschaulich beschriebene Gesellschaftsschichten und gut gezeichnete Charaktere, Gefühl durch eben diese unterschiedlichen Charaktere, einen „Schatz“ mit einer mysteriösen Geschichte aus der Vergangenheit, der gefunden, geborgen und verteidigt werden muss, Freundschaft, Zusammenhalt und sogar noch Tiere, die eine wichtige Rolle spielen.

Dabei wird die Geschichte zum großen Teil aus Annikas Perspektive, aber von einem auktorialen Erzähler erzählt, teilweise aber auch aus der Sicht anderer Protagonisten. So kann der Erzähler auch andere Fakten, Ereignisse und Sichtweisen einbringen. Die Zeit verläuft linear manchmal mit kurzen Rückblenden. Alle Figuren in diesem Roman entwickeln sich auf ihre Art weiter, wachsen teilweise sogar über sich hinaus, und nehmen neue Perspektiven ein oder tun etwas, was sie noch nie getan haben. Jeder Lesenden findet hier eine Person, mit der er sich identifizieren, aber auch eine, von der er sich distanzieren kann.

Man fliegt beim Lesen nur so durch dieses Buch, hält teilweise den Atem an und will immer wissen, wie es weitergeht, bis das Gute siegt – wie eben bei einem guten Abenteuerroman!

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Veröffentlicht am 11.05.2025

Kleine Leute

Die Borger
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In alten viktorianischen Landhäusern kann man sie finden: die Borger. Sie leben versteckt an den verschiedensten Orten dieser Häuser und haben daher ihre Namen, denn auch diese sind "geborgt", wie alles, ...

In alten viktorianischen Landhäusern kann man sie finden: die Borger. Sie leben versteckt an den verschiedensten Orten dieser Häuser und haben daher ihre Namen, denn auch diese sind "geborgt", wie alles, von dem die Borger leben oder was sie besitzen. Doch ihr Leben ist gefährlich, denn die meisten Menschen möchten sie nicht im Haus haben.

Die Wiederauflage dieses Kinderbuches ist eine gute Entscheidung des Verlages. Es erzählt von den winzig-kleinen Borgern, menschenähnlichen Wesen, die in allen möglichen Winkeln und Verstecken eines alten Hauses leben könnten.

Hier wird die Geschichte von der Familie Clock, Vater Pod, Mutter Homily und Tochter Arrietty (14 Jahre alt), erzählt, die unter der Küche einer alten gregorianischen Villa leben. Sie heißen Clock, weil der Eingang zu ihrer Wohnung unter einer alten Standuhr liegt.

Es geht ihnen gut dort bei der alten Herrin mit ihrer alten Köchin und ihrem alten Gärtner mit deren Routinen, die es Pod ermöglichen unbemerkt auf Beutezug zu gehen, bis eines Tages der Menschenjunge einzieht, um sich von einer Krankheit zu erholen.

Arietty freundet sich mit ihm an, obwohl das bei Borgern streng verboten ist, bis die Haushälterin sie eines Tages entdeckt und alles in Bewegung setzt, um sie loszuwerden.

Hier wird eine spannende fantastische Geschichte in eine Rahmenhandlung gekleidet und so folgt man ihr atemlos aus der Sicht der Zuhörerin Kate, die am liebsten alles sofort von ihrer Tante wissen möchte. So geht es dann auch den Lesenden.

Mary Norton hat mit ihrem 1952 geschriebenen Roman die Erzählungen um die kleinen Wesen, wie Feen, Elfen und Borger, neu entfacht, hält jedoch den Glauben an ihre Existenz auch hier offen, indem sie eine Frau über die Erlebnisse ihres verstorbenen Bruders erzählen lässt, die also unmöglich nachprüfbar sind. So kann die Vorstellung über die Lebensumstände der Borger in Kates Kopf in all ihrer Phantasie blühen.

Die Spannung der Geschichte wird stringent von Anfang an aufgebaut, angefangen bei einer beschaulichen Beschreibung der Lebensumstände der Beteiligten über den ersten Beutezug von Arietty, wo sie den Menschenjungen kennenlernt, als erstem, kleinem Höhepunkt bis zu der Entdeckung, die alles weitere in Gang setzt.

Wer phantastische Literatur liebt, wird hier gut bedient, denn diese Erzählung ist nicht von „gestern“.

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