Profilbild von Lieblinglesen

Lieblinglesen

Lesejury Profi
offline

Lieblinglesen ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lieblinglesen über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.07.2024

Großes Thema: Der Boden, auf dem wir leben

Unser größter Schatz: Der Boden
0

Der Button auf dem Buchcover ist Programm: „Große Themen, einfach erklärt“. Genau so gehen die Autorin und die Illustratorin an das schwer zu erklärende, aber doch so wichtige Thema Boden heran.

Bei ...

Der Button auf dem Buchcover ist Programm: „Große Themen, einfach erklärt“. Genau so gehen die Autorin und die Illustratorin an das schwer zu erklärende, aber doch so wichtige Thema Boden heran.

Bei jedem Unterthema unterstreichen und ergänzen sich Bild und Text sehr genau, aber dennoch bleiben immer noch Details zum Entdecken in den Illustrationen übrig.

Jedes Unterthema wird auf einer Doppelseite dargestellt. Dabei beginnt das Buch mit Grundlagen, wie „Der Boden ist die äußerste Schicht der Erdkruste“ über weitere wichtige Erkenntnisse, wie z. B. „Wie tut man dem Boden gut?“ bis zu den quälenden Fragen der Gegenwart – nichts wird ausgelassen.
So verbindet das Bilderbuch viele Fachgebiete, wie Geologie, Geographie, Biologie, Politik, u. a. Leider endet es etwas abrupt. Obwohl es eine schöne Einführungsdoppelseite mit dem Thema „Der Boden unter unseren Füßen ist fest“ gibt, fehlt mir am Ende nach den schweren Themen und der Doppelseite über „Schatzsucher“ ein zusammenfassender Ausklang.

Die Texte sind kurz und prägnant gehalten. Der Autorin gelingt es, die wichtigen Fakten des jeweiligen Unterthemas verständlich und dennoch wissenschaftlich richtig und neutral zu beschreiben.
Die Illustratorin bebildert den Text mit ansprechenden, farbenfrohen Bildern. Durch das Darstellen von Menschen auf den meisten Seiten fügt sie Gefühle zum Text mit ein, die einerseits das Schöne am Thema zeigen können, aber auch die Sorgen und Bedrohungen bei anderen Themen. In den Zeichnungen sind meist noch kurze Sätze in anderer Schrift als der des laufenden Textes enthalten, die kleine Zusatzinformationen zum Thema mitteilen. Die Überschriften sind stets in fettgedruckten Großbuchstaben einer anderen Schriftart gedruckt, um sie klar herauszugeben.

Das Lesealter für dieses Werk hat der Verlag mit 7 Jahren angegeben, was mir deutlich zu jung erscheint. Für dieses Leseanfangsalter sind die Texte eindeutig zu schwierig und zu lang. Des Weiteren ist der Umfang dieses Sachbuches mit stolzen 77 Seiten auch offenkundig zu viel für dieses Lesealter. Vielleicht ist es für Kinder besser, dieses Buch mehr wie eine Schatzkiste oder ein Lexikon zu benutzen, um über einzelne Fragen zum Boden eine gut strukturierte und farbig illustrierte Doppelseite zur Informationsbeschaffung lesen zu können.
Andererseits sollte man Kinder mit manchen Themen (Klimawandel. Kinderarbeit, Ausbeutung, Streit und Krieg um Boden, etc.) dieses Buches auch nicht einfach allein lassen. Bei diesen Seiten wäre es bestimmt zielführend, wenn ein besonnener Erwachsener sie mit dem Kind zusammen liest, damit keine unnötigen Ängste entstehen.

Alles in allem ein gelungenes, lehrreiches, sehr ausführliches Bilderbuch zum Thema Boden, das aber besser zu der Altersklasse 10 bis 12 Jahre passt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.07.2024

Wieviel hält Freundschaft aus?

In den Farben des Dunkels
0

Wieder ein rasanter Einstieg in einem verschlafenen Nest in Amerika von Chris Whitaker! Die Leserin fiebert sofort mit Patch und Saint mit, denn der Autor versteht es meisterhaft einen emotionalen Zugang ...

Wieder ein rasanter Einstieg in einem verschlafenen Nest in Amerika von Chris Whitaker! Die Leserin fiebert sofort mit Patch und Saint mit, denn der Autor versteht es meisterhaft einen emotionalen Zugang zu seinen Protagonisten zu schaffen, schon seine ersten beiden Bücher "Von hier bis zum Anfang" und "Was auf das Ende folgt" habe ich verschlungen. Chris Whitaker zieht seine Leserinnen mit seinem Schreibstil in seine Geschichten hinein.
Saint und der einäugige Patch lernen sich als Kinder kennen, beide sind in der Schule Außenseiter, Patch ist es jedoch auch gesellschaftlich, denn sein Vater ist verstorben und seine Mutter kommt über diesen Verlust nicht hinweg, trinkt und kann sich nur sehr bedingt um Patch kümmern. Vielmehr sorgt Patch für sie. Saints Oma Norma und der Polizist Nix versuchen, sich um Patch zu kümmern.
Patchs Kindheit ist somit schon schwer genug, doch als er eines Tages das Mädchen Misty, das er insgeheim verehrt, davor bewahrt, entführt zu werden, und dafür selber mitgenommen wird, ändert sich noch einmal alles für ihn. Unendliche Stunden liegt er verletzt in der Dunkelheit und nur das Mädchen Grace, das manchmal im Dunklen zu ihm gelassen wird, bewahrt ihn durch ihre Beschreibungen der Wirklichkeit davor, verrückt zu werden.
Schließlich ist es Saint, die ihn aufspürt und befreit. Doch Patch ist nicht mehr derselbe. Nach seiner Genesung beginnt er eine verzweifelte Suche nach Grace, die sein Leben fortan bestimmen wird. Und Saint kann ihm nur dabei zusehen. Doch sie wird Polizistin um ihrem geliebten Patch bei der Suche zu helfen.
Mit jedem Kapitel, die alle kurzgehalten sind, bildet Chris Whitaker seine Protagonisten mehr und mehr aus. Dadurch lernt man Patch und Saint über all die Jahre hindurch (1975 bis 2001) immer besser kennen, aber auch Norma, Nix, Misty, Sammy, Marty Tooms und Charlotte. Alle wachsen einem durch die gekonnten Beschreibungen ans Herz, sind sehr authentisch beschrieben und für die Erzählung wichtig.
Dazu verblüfft Whitaker die Lesenden mit immer wieder neuen unerwarteten Wendungen der Geschichte. Die Spannung wird durch das ganze Buch hindurch gehalten, mal mehr, mal weniger hoch, aber immer so, dass man unbedingt weiterlesen möchte.
Chris Withaker hat wieder einen furiosen Roman veröffentlicht, den ich Lesenden, die gerne tiefgreifend mehr über den menschlichen Charakter auch in Extremsituationen wissen möchten, nur wärmsten empfehlen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.06.2024

Geliebte Wildnis

Wilde Blätter
0

Einen gepflegten Garten hat jeder gern – vor allem Erwachsene. So ist es auch in der Familie Picobello. Der Gärtner muss jede Pflanze bis ins kleinste Detail akkurat und präzise schneiden und halten. Doch ...

Einen gepflegten Garten hat jeder gern – vor allem Erwachsene. So ist es auch in der Familie Picobello. Der Gärtner muss jede Pflanze bis ins kleinste Detail akkurat und präzise schneiden und halten. Doch eines Tages kündigt er entnervt. Was nun?

Dieses Bilderbuch erzählt eine kuriose und witzige Geschichte über eine Familie, die zwar die Natur liebte, aber nur in akkurat nach ihren Wünschen geregelter Form in ihrem Garten. Als der Gärtner kündigt, beginnen alle Pflanzen unkontrolliert zu wachsen, denn die Familie selber ist im Gärtnern sehr unerfahren. Die Pflanzen wachsen infolge dessen sogar in ihr Haus hinein und „umschlingen und verschlingen“ alles. Hier geht die Geschichte ins Fantastische über. Die Familie fängt plötzlich an, alles loszulassen, sie lassen sich durch die Natur treiben und von ihr verzaubern.

Nach dieser traumhaften Sommer- und Urlaubszeit muss aber leider etwas geschehen …

Diese fantastische Geschichte der Autorin wird fabelhaft von ihren eigenen Illustrationen begleitet. Gras und Blätter sind stets in tiefem Grün gehalten und Blüten in bunten Farben, die Familie Picobello, ihr Gärtner und ihr Haus dagegen in schwarz, weiß und grau, bis auf ihre (sichtbaren) Körperteile. Dabei tragen sie noch Kleidung mit sehr akkuraten, schwarz-weißen Mustern, die sich auch im Boden des Hauses fortsetzen. Der Gegensatz ist so perfekt.

Selbst als die Natur überhandnimmt - die Menschen sind hier meist viel kleiner als die Blumen gezeichnet - und die Familie sie zu genießen beginnt, bleiben sie in dieser Aufmachung. So bleibt auch der Kontrast.

Das Buch hat ein auffälliges, in die Länge gezogenes Format, was es auch optisch und haptisch zu etwas Besonderem macht. Auch die Personen sind langgestreckt gezeichnet. Alle Bilder sind doppelseitig und nehmen sehr viel mehr Platz als der Text ein.

Sehr schön ist das versöhnliche Ende! Ein wirklich lustiges Pflanzen-Bilderbuch mit Liebe zur Natur!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.06.2024

Superkräfte - superspannend!

Tiere und ihre Superkräfte
0

Ein Sachbuch über Tiere der ganz besonderen Art: Die Tiere werden nicht in den gewohnten Kategorien, wie z. B. Größe, Farbe, Gewicht, Lebensraum, etc. vorgestellt, sondern mit ihren „Superkräften“, wie ...

Ein Sachbuch über Tiere der ganz besonderen Art: Die Tiere werden nicht in den gewohnten Kategorien, wie z. B. Größe, Farbe, Gewicht, Lebensraum, etc. vorgestellt, sondern mit ihren „Superkräften“, wie z. B. Geruchssinn, Tastsinn, aber auch mit z. B. Teamgeist, Substanzen, Bisskraft.
Ein neuer Blick auf (bekannte) Tiere!

Nach dem Vorwort und dem Inhaltsverzeichnis, in dem man jedes Tier schon einmal in einem kleinen runden Bildausschnitt sehen kann, was sehr schön zum schnellen Auffinden des Lieblingstieres ist, werden auf einer Doppelseite die verschiedenen „Superkräfte“ der Tiere mit Symbol dargestellt, insgesamt neunzehn. Darunter stehen in kleiner Schrift noch die jeweiligen Tiere, die diese besondere Eigenschaft besitzen, so dass die Lesenden z. B. zum Thema „Super-Imitation“ sofort sehen können, dass der gemeine Krake, der Prachtleierschwanz, die Ringelnatter, der Nachtfalter und der Kugelfisch diese besitzen. Dies alles zusammen gibt einen guten Überblick über das Buch und hilft beim Nachschlagen, denn dies ist durchaus ein Buch, das man „durcheinander“ lesen kann.

In naturgetreuen Bildern mit kräftig-bunten, verschieden gemusterten Rahmungen wird jedes Tier von der Illustratorin auf dem rechten Teil einer Doppelseite dargestellt. Auf der linken steht dann der recht umfangreiche Text dazu: Der Name des Tieres als Überschrift am größten mit kurzem Vorstellungstext in kleinerer Schrift und dem lateinischen Namen, darunter links gehalten die „Superkräfte“ (zwei bis sieben, meist vier), rechts daneben in sehr kleiner Schrift die bekannten Angaben, wie Größe, Farbe, Nahrung, Verbreitung, etc.

Der Text soll für die fabelhaften Eigenschaften der Tiere begeistern. Schon in der kurzen Beschreibung unter der Überschrift werden die besonderen Beschaffenheiten der Tiere herausgehoben und mit kurzen Sätzen zusammengefasst, wie z. B. „Kein Tier ist so wagemutig wie er.“ (S. 12) oder „… machen ihn unbesiegbar.“ (S. 14). Die Besonderheiten der Tiere werden von der Illustratorin in den unterschiedlichen farbenfrohen Rahmungen in runden Vignetten als Symbol aufgegriffen. Ein Parfümflacon steht z. B. für den Geruchssinn, ein Mikrofon für Laute, usw. So kann die Leser*in die Superkräfte der Tiere auch gleich bildlich erfassen und ablesen. Text und Bild passen hier genau zusammen.

In einem gezackten, grauen Kreis mit weißer Schrift neben der Überschrift wird bei jedem Tier noch auf eine andere bemerkenswerte Besonderheit hingewiesen, beim Gepard z. B. darauf, dass er als Raubkatze weder brüllen noch auf Bäume klettern kann (S. 46).

Die Bilder des Buches sind ein wahrer Augenschmaus, aufgrund des umfangreichen Textes und der teilweise sehr kleinen Schrift ist es aber wohl erst für ältere Kinder (und Erwachsene) gut geeignet. Es eröffnet einen ganz neuen Blick auf die dargestellten Tiere und es macht Spaß sich über diese „Superkräfte“ zu informieren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.06.2024

Historisch, spannend und intensiv

Der König und der Uhrmacher
5

Der Autor legt hier mit seinem ersten historischen Roman eine sehr gut in die isländische und dänische Geschichte eingebettete und recherchierte Erzählung in zwei zeitlich und örtlich unterschiedlichen ...

Der Autor legt hier mit seinem ersten historischen Roman eine sehr gut in die isländische und dänische Geschichte eingebettete und recherchierte Erzählung in zwei zeitlich und örtlich unterschiedlichen Handlungssträngen vor. Der eine verläuft zurzeit König Christians VII. (1749 – 1808) in Kopenhagen im Schloss Christiansborg und der Stadt ab, der andere spielt einige Jahre zuvor auf Island in den Westfjorden.
Der isländische Uhrmacher Jón Sivertsen lebt seit seiner Lehre in Kopenhagen und betreibt dort ein Uhrmachergeschäft. Eines Tages bringt er eine für das Schloss reparierte Uhr zurück und geht auf dem Rückweg durch das Gebäude aus Neugierde in einen Lagerraum, in dem sich eine weltberühmte Uhr des Uhrmachermeisters Habrecht befinden soll, die aber schon lange nicht mehr läuft. Er findet sie und fängt an sie mit Duldung der Wachen zu reparieren.
Eines Tages entdeckt ihn König Christian VII. dabei und die beiden kommen vorsichtig ins Gespräch. Daraus entwickelt sich eine eher seltsam anmutende Art der Freundschaft, in deren Verlauf Jón dem König die Geschichte seines Vaters in den isländischen Westfjorden erzählt. Dieser wurde aufgrund eines Kuckuckskindes, das er als seines ausgegeben und angenommen hatte, wegen der dort damals herrschenden Gesetze zusammen mit seiner zweiten Frau hingerichtet, auf Geheiß des Vaters von König Christian VII. Auch der König erzählt Jón ein Stück seiner Geschichte.
Der Autor hat mich sofort durch seinen Schreibstil in seine Erzählung hineingezogen, obwohl alles sehr ruhig fließend ohne viel Action erzählt wird. Ich konnte nur schwer mit Lesen aufhören und wollte gerne wissen, wie es zu Jóns Vaters Zeiten in Island weitergeht, als auch mit der Uhr, dem Uhrmachermeister und dem König - was für eine traurige Gestalt!

Der Autor hat sich intensiv mit der Geschichte seines Heimatlandes zu dieser Zeit als auch der Dänemarks, das Island besetzt hielt, auseinandergesetzt. Die historischen Personen und Abläufe als auch die Uhr, die man heutzutage auf Schloss Rosenborg bewundern kann, sind sehr gut in die Erzählung um Jón herum eingepasst. Fast wirkt er selbst wie eine historische Figur dieser Epoche. Den isländischen Namen Jón Sigurdsson trug aber etliche Jahre später ein isländischer Politiker, Historiker und Philologe, der ein Vorkämpfer für die Selbstständigkeit Islands war. Vielleicht hat der Autor den Namen von ihm entlehnt, denn auch Jón und sein Vater vertraten für die damalige Zeit moderne (politische) Ansichten. Gut gefallen hat mir auch, dass der Autor philosophische Fragen in seine Handlung, in die Gespräche von Jon und dem König einbaut.
Sprachlich und geschichtlich ist dieses Buch ein Genuss! Auch das passende Bild des Schlosses auf dem Cover, das zeitgenössische Innenbild aus Island und das Lesebändchen machen dieses Buch auch optisch sehr ansprechend. Wer den Autoren von seinen Kriminalromanen her kennt, weiß nun: Indridason kann auch historische Romane wunderbar schreiben!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre