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Veröffentlicht am 18.01.2021

Spannender Auftakt

Die siebte Zeugin
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„Die siebte Zeugin“ ist der erste Teil der neuen Justiz-Krimi-Reihe um den Anwalt Rocco Eberhardt und der rechtsmedizinischen Koryphäe Dr. Justus Jarmer.

Warum? Er schießt um sich – vier Schuss ...

„Die siebte Zeugin“ ist der erste Teil der neuen Justiz-Krimi-Reihe um den Anwalt Rocco Eberhardt und der rechtsmedizinischen Koryphäe Dr. Justus Jarmer.

Warum? Er schießt um sich – vier Schuss waren es – und dann wartet er, lässt sich widerstandslos festnehmen. Der Verwaltungsbeamte Nikolaus Nölting winkt vorher seiner Tochter Lily, die er über alles liebt, zu und schwingt sich aufs Fahrrad, fährt gezielt zur Bäckerei „Aux Délices Francais“. Und hier schießt er ohne Vorwarnung – ein Toter, zwei Verletzte. Sechs Monate später vor Gericht und Rocco Eberhardt tappt komplett im Dunkeln. Er, Verteidiger des Angeklagten Nikolas Nölting, weiß nur eins: Der Fall ist erst verloren, wenn in letzter Instanz das Urteil gesprochen ist.

Dass da mit dem Angeklagten irgendein perfides Spiel gespielt wird, könnte durchaus sein. Warum sollte ein unbescholtener Familienvater, der alles für sein Kind tut, plötzlich morden? Wer oder was steckt wirklich dahinter? Eberhardt lässt nicht locker, setzt seinen Freund Tobias Baumann - seines Zeichens Privatdetektiv - ein und kontaktiert den Rechtsmediziner Justus Jarmer. Auch wenn sie Startschwierigkeiten haben, so sind sie doch letztendlich gemeinsam ein brillantes, ein unschlagbares Team. Und da ist noch der Herr Oberstaatsanwalt Dr. Bäumler, der fleißig an seiner Karriere strickt. Dieser „Killer-Beamte“, dieser Nölting, kommt dem gerade recht. Sein Ruf als knallharter Strafverfolger eilt ihm voraus, die Politik wartet schon auf einen wie ihn. Herrlich – das Spiel zwischen Bäumler und Eberhardt.

Ein Zeuge nach dem anderen wird gehört, die siebte Zeugin offenbart ungeheuerliches. Roccos Strategie, die zunächst sehr gewagt und äußerst fragwürdig erscheint, deckt skandalöse Machenschaften auf.

Aus verschiedenen Perspektiven lassen sich die kurzen, sehr detailliert überschriebenen Kapitel gut lesen. Ein interessanter Einblick in die Welt der Justiz, unterhaltsam verpackt. Hier wird nach dem Motiv, nicht wie üblich nach dem Täter gesucht - eine etwas andere Vorgehensweise, die beim Lesen die Zeit vergessen lässt.

Es ist der erste gemeinsame Krimi des Autoren-Duos Florian Schwiecker (ehemaliger Strafverteidiger) und Michael Tsokos (Rechtsmediziner), dessen Thriller allesamt Bestseller sind. Die Grundidee kam Tsokos eines Sonntags beim Brötchenholen. Ein gelungener Einstieg in diese neue Justiz-Krimi-Reihe. Sehr gerne empfehle ich diese „siebte Zeugin“ und freue mich schon auf Nachschub.

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Veröffentlicht am 14.01.2021

Liebe oder doch Hörigkeit?

Hingabe
1

Tomas bekommt die Diagnose Krebs. Er, der reiche Bauer, lebt in einem spanischen Dorf, hat sich in seiner etwas grobschlächtigen Art gut eingerichtet. Wie jeden Tag sitzt er bei Alvaro und dann sieht er ...

Tomas bekommt die Diagnose Krebs. Er, der reiche Bauer, lebt in einem spanischen Dorf, hat sich in seiner etwas grobschlächtigen Art gut eingerichtet. Wie jeden Tag sitzt er bei Alvaro und dann sieht er sie – Suiza. Seine Männlichkeit kennt kein Pardon, er will sie jetzt und gleich, schleppt sie förmlich ab. Und sie, die vermeintliche Schweizerin, lässt alles mit sich geschehen. Willenlos sie, triebgesteuert er.

„Eine ungewöhnliche Liebe, die mit hemmungsloser Gier beginnt und in unendlicher Hingabe mündet“ - so wir dieser Roman beworben.

Ungewöhnlich ja und nein. Ja, weil diese Geschichte zwischen zwei Menschen abläuft, die sich gegenseitig magisch anziehen. Tomas ist der dominante Part, nimmt sich alles Recht der Welt heraus, sie zu besitzen. Suiza folgt ihm und es scheint, als ob sie keinen eigenen Willen hat, sie gibt sich ihm hin, bedingungslos. Es ist seine unbändige sexuelle Lust, die ihn immer wieder alles andere vergessen lässt. Sie verkörpert den unselbständigen, ängstlichen, sehr anhänglichen Typ, der sich aufgibt, um ein wenig Sicherheit zu bekommen. Aber ist dieses Verhalten wirklich so ungewöhnlich? Die Autorin hält unserer Gesellschaft einen Spiegel vor. Noch immer ist es der stärkere, potentere - egal welchen Geschlechts - der bestimmt, wo es lang geht. Um eines vermeintlichen Vorteils willen gibt sich so mancher auf, läuft ziel- und planlos hinterher und merkt gar nicht, wie er sein Leben verspielt. Lieber eine Beziehung in Abhängigkeit als alleine sein.

Hier sehen und begleiten wir einen Mann, der gegen seine Krankheit ankämpft. Hormongesteuert stellt er alles hintan, um diese Frau zu besitzen. Von Suiza, die eigentlich Französin ist und anders heißt, erfahren wir nicht so viel. Es sind eher Andeutungen, was sie alles Schreckliches in ihrem jungen Leben aushalten musste. Für mich ist diese „Hingabe“ eine sehr schön erzählte Episode im Leben zweier Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Erotisch? Eher animalisch, triebhaft, sehr launisch und zuweilen liebevoll, aber auch sehr kindlich, unreif sogar.

Ich bin einerseits fasziniert von dem, was ich hier lese, aber zugleich abgestoßen. Es wird nicht alles auserzählt und doch weiß man als Leser genau, was gemeint ist, kann Tomas und Suiza folgen, auch wenn man ihre Handlungsweise nicht immer gut heißen mag, ja zuweilen verurteilt.

Dieser Roman ist anders als erwartet, er hat mich sofort gefesselt, immer weiterlesen lassen. Wer diese Mischung aus sexueller Gier und Leidenschaft, aus Fürsorge und Abhängigkeit mag, ist hier gut bedient.

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Veröffentlicht am 13.01.2021

Amsterdam im ausgehenden 16. Jahrhundert

Krone der Welt
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In ihrem großartigen Historischen Roman „Krone der Welt“ entführt uns Sabine Weiß ins Amsterdam des ausgehenden 16. Jahrhunderts.

Wir erleben hier das aufstrebende Handelszentrum Amsterdam, in dem sowohl ...

In ihrem großartigen Historischen Roman „Krone der Welt“ entführt uns Sabine Weiß ins Amsterdam des ausgehenden 16. Jahrhunderts.

Wir erleben hier das aufstrebende Handelszentrum Amsterdam, in dem sowohl die Spanier als auch die Engländer das Sagen haben wollen neben dem allgegenwärtigen Glaubenskrieg der Katholiken gegen die Calvinisten, eingebettet in die Geschichte um die drei Geschwister Vincent, Ruben und Betje Aardzoon.
Antwerpen ist gefallen, tausende sind auf der Flucht. Wim Aardzoon muss weg mit seinen Kindern, hier findet er keine Anstellung. Es zieht sie nach Norden und sie müssen sich beeilen, bevor alle anderen die guten Anstellungen ergattern. Zunächst sind sie wenig begeistert – der erste Eindruck von Amsterdam ist enttäuschend. Sie geben nicht auf, Wim findet Arbeit und Vincent - schon immer fasziniert von den großartigen Bauwerken - eifert seinem Vater nach, will Architekt werden. Allerdings brauchte er das Bürgerrecht, musste einen Eid leisten und 6 Gulden berappen, um arbeiten zu können. Wohlgelitten waren Zugezogene nicht, das war auch damals schon so. Ruben ist und bleibt der Abenteurer, ihn zieht es hinaus aufs Meer. Betje hingegen zaubert die besten Gerichte, kochen ist ihre große Leidenschaft. So zieht sich das Leben der drei durch das Buch voller Kriege und Glaubensfanatismus, voller Hinterhältigkeit und Hass, Lügen und Intrigen, Neider und Widersacher aber auch voller Liebe, Zuneigung und gegenseitiger Hilfe.

Sabine Weiß beschreibt die einzelnen Szenen sehr lebendig. So werden Brander, diese Höllenschiffe auf- und ausgerüstet, um Schiffbrücken zu zerstören. Natürlich habe ich nachgelesen, was es mit diesen Brandschiffen auf sich hat, habe ich doch vorher nichts darüber gewusst, konnte mir dieses Fiasko danach aber gut vorstellen.

Hauptsächlich begleite ich Vincent. Er ist sehr zielstrebig und mit ihm als ideenreicher Architekt erfahre ich so einiges über die Erweiterung der Stadt, den Ausbau der Grachten und all der prunkvollen Häuser. Den Bewohnern geht es gut, sie können sich diese begehrten Dinge leisten, die Ruben auf seinen Handelsreisen heran schippert. Von reichen Kaufleuten wird schließlich die Companie van Verre gegründet, der Vorläufer der Niederländischen Ostindien-Kompanie.

Die Entwicklung Amsterdams wird anhand der fiktiven Geschichte um die Geschwister anschaulich dargestellt und geschickt verwoben mit historischen Persönlichkeiten. Die niederländischen Namen und Bezeichnungen geben dem Roman eine ganz besondere Atmosphäre. Im Glossar werden viele Begriffe nochmal dargestellt, jedoch erklärt sich vieles beim Lesen von selbst.

Gerne habe ich Vincent, Ruben und Betje begleitet, bin zurück ins ausgehende 16. Jahrhundert und habe mich meistens gut aufgehoben gefühlt im aufstrebenden Amsterdam. Unbedingt empfehlenswert für all jene, die historische Romane gerne lesen.

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Veröffentlicht am 05.01.2021

Unterhaltsame Familiengeschichte

Das schwarze Gold des Südens
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„Das schwarze Gold des Südens“ von Tara Haigh ist die Geschichte eines vor dem Abgrund stehenden Familienunternehmens, angesiedelt im 19. Jahrhundert. Ihr Süßholz, die Rohlakritze, das zur Herstellung ...

„Das schwarze Gold des Südens“ von Tara Haigh ist die Geschichte eines vor dem Abgrund stehenden Familienunternehmens, angesiedelt im 19. Jahrhundert. Ihr Süßholz, die Rohlakritze, das zur Herstellung verschiedener Pastillen von Apotheken benötigt wird, aber auch als Basis für süße Köstlichkeiten dient, ist von Parasiten befallen, die Ernte fällt katastrophal aus. Eine Vernunftehe, so wie sie damals üblich war, wäre die Rettung. Doch Elises Entschluss steht fest, sie hat andere Pläne. Mit Ferdinand, ihrem Geliebten, macht sie sich heimlich auf nach Paris. Er ist vom Projekt Eiffelturm fasziniert, will von Anfang an dabei sein und sie kommt ihrem Traum von einer eigenen Confiserie näher. Derweilen fügt sich ihre Schwester Amalie in ihr Schicksal, heiratet und fühlt sich verantwortlich, den Süßholzanbau in Kalabrien voranzutreiben.

Ich fühlte mich gleich wohl mit den Schwestern, vor allem Elise in ihrer selbstbestimmten Art hatte es mir angetan. Wobei ich natürlich Amalie durchaus verstehen konnte. Sie ist die pflichtbewusste, auf Tradition achtende, verlässliche Tochter ihres Vaters. Doch was konnte damals eine Frau alleine bewerkstelligen? Ohne Mann im Hinter- oder besser gesagt im Vordergrund ging gar nichts. Vergnüglich reiste ich mit nach Paris, nach Venedig und sehr gerne nach Kalabrien. Den Charakteren mit all ihren Eigenheiten hauchte die Autorin viel Leben ein, es waren kurzweilige und auch informative Lesestunden. So manche Landschaft, allen voran Kalabrien, konnte ich direkt vor mir sehen.

Die Geschichte um die Familie Imhoff und ihr Süßholzimperium empfehle ich gerne weiter.

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Veröffentlicht am 05.01.2021

Schwein gehabt ;-)

Mookie – Weihnachten mit Schwein
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„Mookie – Weihnachten mit Schwein“ von Laura Wohnlich ist die etwas andere Geschichte, die mit Weihnachten nicht viel zu tun hat. Es ist eher die Suche nach dem Sinn des Lebens. Wie geht das Leben eigentlich ...

„Mookie – Weihnachten mit Schwein“ von Laura Wohnlich ist die etwas andere Geschichte, die mit Weihnachten nicht viel zu tun hat. Es ist eher die Suche nach dem Sinn des Lebens. Wie geht das Leben eigentlich nochmal? Irgendwann hat er das verlernt.

Joachim – er verzapft ziemlich viel Mist. Trinkt zu viel, zieht sich seit neuestem so manchen Joint rein, zur Arbeit geht er auch nicht mehr. Öde Tage, die nicht vergehen wollen. Joy, seine Zufallsfreundin, hat sich Muhammed geschnappt oder er sich sie – so genau weiß man das nicht. Was solls, vorbei!

Dann liegt ein ziemliches schweres Paket mit Luftlöchern vor der Haustür, an ihn adressiert. Was ist das denn? Ein 15 kg schweres Schwein grunzt fröhlich vor sich hin in Joachims Bude. Wer hat ihm dieses Geschenk vor die Tür gestellt? Nicht genug damit: Über ne Dating-App lernt er Madeleine kennen und gemeinsam machen sie sich auf, den edlen Schenker zu finden.

Die etwas andere, eigenwillige Art, sein Leben aufzuräumen, in andere Bahnen zu lenken. Sich selbst zu erkennen, sich neu zu definieren. In sich hineinhorchen, wer man ist, wo man steht, wohin man will. Madeleine führt ihn auf die Spur seines Vaters, über den Umweg zu seiner Mutter. „Darf ich vorstellen: Mookie, mein Weihnachtsgeschenk.“

Ein kurzweiliger, ja ein amüsanter Schreibstil. Der Vater, nach dem er nie gesucht hat, die Frau, die er gesucht und gefunden hat, die sein Leben kurzerhand umkrempelt. Sie kennt ihn zwar erst seit ein paar Minuten, weiß aber genau, was ihm fehlt. Wenn das kein Wink des Schicksals ist! Und sein Seelenfrieden ist endlich wieder hergestellt. Joachim, der Suchende…

Für zwischendurch eine ganz unterhaltsame (Weihnachts)-lektüre.

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