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Veröffentlicht am 14.12.2024

Ein Kommissar namens Bambus

Kom.Ba. / Kommissar Bambus
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Nach einem schweren terroristischen Anschlag der Hamburger Unterwelt auf die Polizei überlebt Kommissar Gabriel Landgraf nur knapp. Einige seiner Kollegen sterben oder werden schwer verletzt. Physisch ...

Nach einem schweren terroristischen Anschlag der Hamburger Unterwelt auf die Polizei überlebt Kommissar Gabriel Landgraf nur knapp. Einige seiner Kollegen sterben oder werden schwer verletzt. Physisch wie psychisch massiv angeschlagen, muss Gabriel erkennen, dass er nicht mehr so weitermachen kann wie bisher ...

„Kom.Ba. / Kommissar Bambus: Band 1 Phönix“ ist der Auftakt einer Trilogie um Hauptkommissar Landgraf, den sein Schicksal von Hamburg zurück nach Niederbayern führt. Zuerst hat das ungewöhnliche Cover meine Neugier geweckt. Die hübsche Zeichnung zeigt den Donaustrand bei Deggendorf. Da ich auch (woanders) an der Donau lebe, war mein Interesse geweckt.

Gabriel Landgraf ist ein echter Workaholic, ja fast ein Adrenalin – Junkie. Einen ersten gesundheitlichen Warnschuss ignoriert er, ebenso begreift er nicht, dass sich seine Frau Jahre später unter anderem deshalb von ihm trennt, um ihn wachzurütteln. Obwohl der Kommissar die Scheidung sehr bedauert, macht er stur weiter wie vorher. Erst der Terroranschlag zwingt ihn zum Innehalten und Nachdenken. In der Reha findet er Leidensgenossen, denen er sich mit der Zeit öffnen kann. Seiner hochgeschätzten Therapeutin verspricht er, etwas zu ändern. Und nach einem kurzen Rückfall zieht er diese Entscheidung tatsächlich durch. Mit seiner neu gewonnen Entschlossenheit hat mich der Hauptcharakter sehr beeindruckt. Auch als es an der neuen Arbeitsstätte zunächst überhaupt nicht klappt, gibt er nicht auf und holt sich sogar Hilfe. Er findet wieder Kraft und Energie für seinen Beruf und sich selbst. Nach Überwindung seiner Startschwierigkeiten erzielt er erste Erfolge am neuen Wirkungsort ...

Auch die anderen Charaktere in den Haupt- und Nebenrollen sind gut getroffen. Ob das originelle Sprayer-Trio, Tante Erika und ihre Damenriege oder Marlene, die Möchtegern-Miss Marple. Sie alle überzeugen und veranschaulichen, wie wichtig Gabriel inzwischen sein persönliches Umfeld, über die Familie hinaus, geworden ist. Die Kollegen bleiben außer seinem Chef Wiegand Brandl noch etwas blass, doch das wird sich in Band 2 sicher ändern.

Nach anfänglicher Routinearbeit beschäftigen den Kommissar ein Cold Case mit drei ungelösten Morden sowie gefährliche Anschläge auf das Personal der Onkologie des städtischen Krankenhauses. Für Spannung ist also gesorgt. Den Täter, der seine Bekannte, die junge Gabrijela, mit Manipulationen an ihrem Rad beinah umbringt, kann er trickreich schnell ermitteln.

Mein Fazit.

Mich hat Kommissar Bambus, den Spitznamen erwirbt er sich in Deggendorf, bestens unterhalten. Ich habe ihn mit Interesse und Anteilnahme in sein neues Leben begleitet, mit ihm ermittelt und neue Erkenntnisse gewonnen. Das nach einem furiosen Beginn eher gemächliche Tempo hat mir ebenso gut gefallen wie der sorgfältige Schreibstil und die gute Recherche. Im Mittelpunkt des Geschehens steht Gabriel Landgraf, als Kommissar, aber auch als Privatmensch. Verschiedene Themen wie Krankheit, Alternativmedizin, Esoterik oder die Verquickung von Politik und Lobbyismus beschäftigen ihn und sprengen oder dehnen zumindest die gewohnten Grenzen eines traditionellen Kriminalromans. Eine weitere Besonderheit des Buches sind die zum aktuellen Stand der Geschichte passenden Gedichte, die jedes Kapitel einleiten.

Am Ende finden die Handlungsstränge zusammen und Kommissar Bambus kann seine Fälle nachvollziehbar lösen. Dass die eine oder andere Frage, noch, offen bleibt, versteht sich beim Auftaktband einer Trilogie von selbst. Ebenso verbleibt einigen der Protagonisten noch Entwicklungspotenzial. Es bleibt also interessant am Donaustrand von Deggendorf. Ich freue mich auf die Fortsetzung und vergebe 4,5 von 5 Sternen und eine Empfehlung an alle, die einen guten, etwas anderen Krimi schätzen.

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Veröffentlicht am 10.12.2024

Hollywood is calling!

Not your Darling
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Die zwanzigjährige Margaret geht in Liverpool an Bord eines Passagierdampfers, um ihn als Loretta in New York wieder zu verlassen. Der Erfüllung ihres Lebenstraums ist sie mit dieser Fahrt ein beachtliches ...

Die zwanzigjährige Margaret geht in Liverpool an Bord eines Passagierdampfers, um ihn als Loretta in New York wieder zu verlassen. Der Erfüllung ihres Lebenstraums ist sie mit dieser Fahrt ein beachtliches Stück näher gekommen, aber die größten Schwierigkeiten stehen ihr noch bevor ...

Das gelungene Cover zeigt uns, wen wir hier begleiten. Eine kesse junge Dame, die weiß, was sie will. Noch trägt sie nicht die angesagte Audrey-Hepburn-Frisur, aber als das Chamäleon, das sie auch ist, wird sie sich schnellstens an den aktuell gefragtesten Look anpassen.

Katherine Blake hat mit „Not Your Darling“ eine spannende Geschichte geschrieben, die einen frechen Frauenroman mit historischen Fakten verbindet. Falls das wirklich ihr Debüt als Autorin ist, bin ich beeindruckt.

Blakes Protagonisten überzeugen. Loretta, die ihre Geheimnisse für sich behält und lernen musste, sich nur auf sich selbst zu verlassen. Eliot, der um seine Frau trauert und sich wohltuend vom gängigen Männertyp Hollywoods unterscheidet. Sally, die ihre Angst vor dem Alter und dem beruflichen Abstellgleis mit Alkohol und herrischem Auftreten kaschiert. Der Blender Raphael, der alles für eine Rolle opfert, aber nicht die hellste Kerze auf der Torte ist. Der undurchsichtige Petraś, der es geschafft hat, eine Legende zu werden, ohne seine Wurzeln zu vergessen. Grace, die bildhübsche Schauspielerin, die von allen unterschätzt wird und sich nicht verschaukeln lässt. Die Prostituierte Primrose, die Loretta ihren Start erleichtert und ihr eine treue Freundin wird.

Mir gefällt Katherine Blakes flotter, direkter Schreibstil. Mit Witz und Humor beschreibt sie das Lebensgefühl der 50er, ohne die Schattenseiten zu beschönigen. Die kurzen Kapitel ermöglichen ein gutes Lesetempo. Auf den zahlreichen Karten, die Loretta an ihre Schwester Enid schickt, beschreibt sie scheinbar ihre Erlebnisse und Eindrücke, die sie mit Anmerkungen in Klammern für den Leser kommentiert. Ein guter Kniff, der mir ihre Denkweise näher brachte. Mit den Karten hat es eine Bewandtnis, die erst spät klar wird.

Mein Fazit

Ich hatte einen frechen Frauenroman erwartet und wurde nicht enttäuscht. Zunächst zeigt sich Margaret als ziemlich unverfrorene junge Frau, die ihren Verehrer Jimmie manipuliert, ausnützt und zuletzt auch noch bestiehlt. Der Zweck scheint bei ihr die Mittel zu heiligen. Alles, was ihrem Plan als Visagistin in Hollywood Karriere zu machen dient, wird getan. Mit ihrem Namen scheint sie ihre Vergangenheit und frühere Identität abzulegen. Als Loretta Darling marschiert sie forsch und zielorientiert voran. Erst als sich eine Party als Orgie erweist und sie beinahe vergewaltigt wird, zeigen sich erste Risse in ihrer Rüstung. Es erweist sich, dass sie doch nicht alles ihrer Karriere opfern will. Sexuelle Übergriffe, die im von Männern dominierten oder eigentlich diktatorisch beherrschten Hollywood, alltäglich und allenfalls ein Kavaliersdelikt sind, kommen für sie nicht infrage. Hier zieht sie die Grenze und versucht auch andere zu schützen. Bald muss sie erkennen, dass sie als Einzelkämpferin untergehen wird. Sie schließt Freundschaften und gewinnt Verbündete. Doch warten noch weitere Herausforderungen auf sie.

Katherine Blakes historischer Roman bietet Einblicke ins Hollywood der Fünfziger Jahre. Wir treffen Stars und Sternchen. Produzenten und Regisseure erweisen sich als herrschende Kaste, erst danach kommen die Schauspieler. Die Dominanz des männlichen weißen Geschlechts und dessen „Bedürfnissen“ werden nicht hinterfragt. Schwangerschaftsabbrüche mitunter von den Studios bezahlt. Alkohol und Drogen sind in diesen Kreisen nichts Ungewöhnliches. Der Blick hinter die klapprigen Kulissen der schillernden Metropole desillusioniert. Die Autorin beschreibt eine Atmosphäre, die gleichzeitig fasziniert und verstört. Gern hätte ich noch mehr davon gespürt.

Obwohl es mir ein wenig an Spannung gefehlt hat, wurde ich von „Not Your Darling“ gut unterhalten und habe es in flottem Tempo gelesen. Loretta hat mich mit einigen ihrer Handlungen überrascht. Manche waren im besten Fall fragwürdig und doch nachvollziehbar. Gerade diese Widersprüchlichkeit hat sie mir nähergebracht.

Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen. Meine Leseempfehlung geht nicht nur an Frauen, sondern auch an die Männer, die sich für Frauen ernsthaft interessieren.

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Veröffentlicht am 07.12.2024

Reihen-Auftakt mit Magie

Spellbound - Tod eines aufrechten Vampirs
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Wie wäre es, an einem magischen Ort zu leben? Zusammen mit Vampiren, Feen und Hexen? Für die junge Anwältin Emma Hart wird diese Vorstellung Realität. Auf der Fahrt zu ihrem nächsten Mandanten gerät sie ...

Wie wäre es, an einem magischen Ort zu leben? Zusammen mit Vampiren, Feen und Hexen? Für die junge Anwältin Emma Hart wird diese Vorstellung Realität. Auf der Fahrt zu ihrem nächsten Mandanten gerät sie an einen abgelegenen See, will einen Selbstmörder retten und findet sich plötzlich in einem Städtchen namens Spellbound wieder. Das Besondere an diesem pittoresken Ort? Hier leben nur übernatürliche Wesen. Doch damit nicht genug, auf der Stadt liegt seit Jahrhunderten ein Fluch, der es scheinbar unmöglich macht, Spellbound wieder zu verlassen.

„Tod eines aufrechten Vampirs“ ist der Auftakt einer Fantasy-Reihe von Annabel Chase.

Der Start ins Buch verläuft zügig. Es macht sehr viel Spaß zu beobachten, wie die ziemlich taffe Emma in Spellbound, der magischen Version einer typischen Kleinstadt, zurechtkommt. Wenig überraschend stellt sich bald heraus, dass Emma kein Mensch, sondern eine Hexe ist. Das erweist sich als weitere Komplikation. Denn jede Junghexe in Spellbound muss die Hexenakademie absolvieren und Emma erinnert sich nur ungern an ihre Highschool-Zeit. Mit der Ausbildung und der unterrichtenden Oberhexe hat sie so ihre Probleme. Aber in der Hexen-Förderklasse findet sie erste Freundinnen.

Emma ist eine intelligente Frau mit starkem Charakter, die versucht, mit allen Schwierigkeiten fertig zu werden. Und das sind nicht wenige. Sie befindet sich plötzlich an einem völlig fremden Ort, mit teilweise bizarren Mitbewohnern von A wie Amazone bis Z wie Zentaur. Daneben hat sie einen neuen Job als Pflichtverteidigerin von Spellbound mit aktuellem Fall und da ist ja noch die Hexenakademie. Emma verfügt über einen trockenen Humor und ein großes Maß an Unerschrockenheit. Ihre kleinen Schwächen, beispielsweise ihre ausgeprägte Flugangst und eine gewisse Verpeiltheit, machen sie sympathisch und verhindern, dass sie zu Superwoman mutiert. Dass sie keine lebenden Verwandten und keine engeren Freunde in der Menschenwelt hat, erleichtert ihr den Umzug nach Spellbound. Der Ort verfügt zudem über ein gewisses Maß an Technik und führt uns nicht zurück ins Mittelalter, wie andere Mystery-Serien. Bei der Beschreibung des magischen Städtchens beweist die Autorin großen Einfallsreichtum und viel Phantasie. Wie gern würde ich mal im „Ready-To-Were“ oder im „Wünschemarkt“ einkaufen. Oder eine Latte mit einer Walküre im „Brew-Ha-Ha“ trinken. Mit Harpyien dagegen eher nicht.

Die Spannung kommt auch nicht zu kurz. Emmas Vorgänger im Amt, Gareth, der namengebende Vampir, wurde ermordet und der örtliche Sheriff-Zentaur Hugo erweist sich als total unfähiger Ermittler. Also beschließt unsere Heldin, den Mord selbst aufzuklären. In ihrem aktuellen Fall des Kobolds Mumford, der verdächtigt wird, ein Dieb zu sein, beginnt sie ebenfalls mit Nachforschungen.

Weitere Protagonisten sind der Hexenzirkel, eine zauberhafte Fee, eine freundliche Gorgone, ein muffiger Eulen-Vertrauter, ein ziemlich widerwärtiges Haustier, Werrudel und ein paar heiße Kerle. Überhaupt interessieren sich Spellbounds Einwohner, speziell der männliche Teil, sehr für die neue Mitbewohnerin. Immerhin ist der letzte Zuzug schon ein paar Jahrhunderte her.

Die anderen Charaktere bleiben noch etwas blass, aber entwicklungsfähig. Auch manche Frage bleibt zunächst offen, z. B. Daniels Geschichte. Der Leser spürt, dass es da noch einiges zu entdecken gibt. Für den ersten Band einer Serie finde ich das nachvollziehbar.

Wenn ich einen kleinen Kritikpunkt habe, dann den eher schwachen Kriminalfall. Der unerwartete Knaller am Schluss macht das aber mehr als wett.

„Tod eines aufrechten Vampirs“ sehe ich als „Urban Fantasy“ kombiniert mit „Cosy Crime“. Ich habe die liebevoll geschriebene Geschichte beinahe in einem Zug gelesen und jede Seite genossen. Der locker-leichte Schreibstil mit Humor und Originalität hat mich überzeugt. Mit Emma hat die Geschichte eine sympathische Hauptfigur, die wir dabei beobachten, wie sie in einer magischen Umgebung klarkommt und dabei noch einen Mordfall löst.

Von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung für alle, die dieses Genre lieben. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

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  • Cover
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  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 06.12.2024

Mörderisches Siebenbürgen?

Tödlicher Winter
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Siebenbürgen und Rumänien überhaupt waren bisher noch weiße Flecken in meiner Krimiwelt. Außer Grusel-Ikone Dracula landete bisher nichts aus diesem Genre in meinem Regal. „Tödlicher Winter“ von Lioba ...

Siebenbürgen und Rumänien überhaupt waren bisher noch weiße Flecken in meiner Krimiwelt. Außer Grusel-Ikone Dracula landete bisher nichts aus diesem Genre in meinem Regal. „Tödlicher Winter“ von Lioba Werrelmann sollte diese Lücke schließen.

Der Journalist Paul, ein Siebenbürger Sachse, hat als 14-jähriger Rumänien für immer verlassen. Er ist ein typischer „Heruntergekommener“, so werden in Siebenbürgen Auswanderer, die zu Besuch zurückkommen, genannt. Nach seinem ereignisreichen Aufenthalt vor sechs Monaten und 13 Tagen kommt er wieder nach Transsylvanien. Doch der Empfang dort verläuft völlig anders als erwartet. Die angebetete Maja, die auf Paul warten sollte, ist inzwischen verheiratet, sein Freund Sorin unglücklich. Gemeinsam besaufen sich die beiden Freunde, was die Lage nicht verbessert. Am nächsten Morgen wird Paul wegen Mordverdachts verhaftet. Ohne Haftbefehl, ohne die Möglichkeit, einen Anwalt zu kontaktieren. Während eines heftigen Sturms wird er ins zugige Ehegefängnis der Kirchenburg gesperrt. Derweil werden immer wieder Tote im Wald gefunden. Nicht nur Majas Ehemann Petre, sondern auch mehrere Waldarbeiter sollen Unfällen zum Opfer gefallen sein. Obwohl ihn seine Gefühle für Maia beinahe überwältigen, erwacht die journalistische Neugier in Paul. Er beginnt zu recherchieren, ohne zu ahnen, dass er sich dadurch in Lebensgefahr begibt …

"Tödlicher Winter" ist das erste Buch von Lioba Werrelmann, das ich lese. Da mir Siebenbürgen bisher völlig unbekannt war, hat dieser Kriminalroman mein Interesse geweckt.

Paul Schwartzmüller ist ein spannender Charakter, mit dem ich so meine Schwierigkeiten hatte. Grundsätzlich sympathisch, hat mir seine mangelnde Empathie zu schaffen gemacht. Scheinbar agiert er stets unüberlegt, ohne Rücksicht auf andere (große Ausnahme: Maia), um sich in der Rückschau dann Vorwürfe zu machen und sich schuldig zu fühlen. Erst im Laufe der Geschichte konnte ich erkennen, dass Paul offensichtlich nicht gedankenlos handelt, sondern Schwierigkeiten hat, sich in andere hineinzuversetzen. Also nicht gleichgültig, rücksichtslos ist. Der zweite spannende Charakter ist Pušomori. Sie agiert meist im Verborgenen, hilft Paul aber in schwierigen Situationen. Ihre Fähigkeiten sind beachtlich. Dank ihrer Intelligenz kann sie hervorragend kombinieren. Sie ist eine gewiefte Hackerin, die sich diese Fertigkeit selbst angeeignet hat. Noch beeindruckender ist, dass sie sich nahezu unsichtbar machen kann und über eine exzellente Beobachtungsgabe verfügt. Auch die übrigen Protagonisten, ob in Haupt- oder Nebenrollen, überzeugen.

Der Autorin gelingt es, ihre Leser schnell in die Geschichte hineinzuziehen. Sie schreibt sehr bildhaft und mit viel Lokalkolorit. Man spürt ihre Leidenschaft für diese Region und ihre Bewohner. Dadurch schafft sie die entsprechende Atmosphäre, die es dem Leser ermöglicht, sich in diese fremdartig anmutende Landschaft einzufinden und sich den ungewohnten Protagonisten zu nähern.

Mein Fazit

Lioba Werrelmann hat mich mit ihrem Kriminalroman "Tödlicher Winter" sehr gut unterhalten. Die Erzählung ist fesselnd und die Auflösung stimmig. Ein spannender Krimi mit sehr viel Atmosphäre und Lokalkolorit in einem mir bis dahin unbekannten Ambiente. Land und Leute werden so beschrieben, dass man Lust bekommt, diese Region näher zu entdecken, ganz abseits von Dracula und anderen Vampirgeschichten. Transsylvanien hat offensichtlich viel mehr zu bieten. Diese Erkenntnis verdanke ich der Autorin, die mir diesen Landstrich und seine Bevölkerung sehr viel näher gebracht hat.

Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung an alle Krimiliebhaber, die einmal in einer Region ermitteln möchten abseits der gewohnten Schauplätze des Genres.

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Veröffentlicht am 04.12.2024

Wer ruht da unterm Swimmingpool?

Vino, Mord und Bella Italia! Folge 5: Der Tote im Pool
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Anna und Loris wollen den alten Pool auf dem Anwesen von Annas Großeltern inspizieren, der jahrelang abgedeckt war. Tameo freut sich schon auf den Sprung ins kühle Nass. Doch daraus wird vorerst nichts. ...

Anna und Loris wollen den alten Pool auf dem Anwesen von Annas Großeltern inspizieren, der jahrelang abgedeckt war. Tameo freut sich schon auf den Sprung ins kühle Nass. Doch daraus wird vorerst nichts. Denn Hündchen Peppo macht einen Fund, der dieses Unterfangen torpediert und Fontenaia das nächste Mordopfer beschert.

„Der Tote im Pool“ ist bereits der fünfte Teil der Reihe „Vino, Mord und Bella Italia!“ von Christian Homma und Elisabeth Frank. Auch Neueinsteiger können problemlos mit diesem Band starten. Ich habe es so gemacht und nicht bereut.

Anna hat sich vorgenommen, das renovierungsbedürftige Anwesen ihrer Großeltern zu sanieren. Da sie über wenig Geld verfügt, ist sie auf die Hilfsbereitschaft und Unterstützung ihrer Freunde und Nachbarn angewiesen. Peppos Leichenfund bringt die Bauarbeiten zunächst zum Stillstand, da der baufällige Pool jetzt als Tatort behandelt wird. Commissario Vico Martinelli suspendiert Anna sofort. Zwar kann er sie dieses Mal nicht der Tat bezichtigen, da das Gewaltverbrechen schätzungsweise 20 Jahren zurückliegt. Aber was ist mit Annas Großeltern? Ein Interessenkonflikt! Während Anna ihrer Nonna so eine Gewalttat niemals zutraut, ist sie sich bei ihrem Nonno nicht sicher. Er war Jäger und im Dorf wegen seiner Streitlust unbeliebt. Die Ermittlungen kommen nur schleppend voran. Wer ist der Tote? Und warum wurde er erschossen?
Weiteres Ungemach droht aus Deutschland. Paola stellt Anna vor vollendete Tatsachen. Sie teilt ihrer Tochter mit dürren Worten mit, dass das Haus verkauft ist und sie innerhalb von 14 Tagen ausziehen muss. Anna hat sich noch nicht von diesem doppelten Schock erholt, als ihre Mutter auch schon vor der Tür steht. Wie geht es jetzt weiter?

Mir gefällt die klare, bildhafte Sprache der Autoren. Als Leser ist man gleich mittendrin in der Geschichte. Land und Leute werden trefflich beschrieben, die Atmosphäre und das Ambiente stimmen. Die sympathischen Charaktere, allen voran Anna, wirken glaubwürdig. Sogar der Commissario weist inzwischen menschliche Züge auf und kann sogar Empathie für Anna entwickeln, natürlich ohne sich etwas anmerken zu lassen. Auch Paola und Rossi überraschen. Fontenaia und seine Bewohner beweisen erneut Charme und Lebensart.

Mein Fazit

Wer Cosy Crime liebt, ist hier richtig. Das Leben in der Toskana, gewürzt mit einem Kriminalfall, liest sich angenehm. Dank einiger überraschender Wendungen kommt auch die Spannung nicht zu kurz. Grundsätzlich geht es in „Der Tote im Pool“ aber eher gemütlich und nicht sehr blutig zu. Was für dieses Genre genau richtig ist. Kein Psychothriller mit einem irren Kettensägemörder, sondern feinste Cosy Crime mit Ratespaß. In diesem Sinn wurde ich bestens unterhalten und bin durchaus gewillt, beim nächsten Fall in Fontenaia wieder mit dabei zu sein. Die Wartezeit bis dahin kann ich mir ja mit Band 1 bis vier verkürzen.

Ich habe die Sonne der Toskana jedenfalls sehr genossen, während hier Regen und Nebel dominieren und vergebe 4,5 von 5 Sternen mit einer Leseempfehlung an alle Fans des Genres Cosy Crime.

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