Cover-Bild Weit weg ist anders
(42)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
12,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Insel Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 261
  • Ersterscheinung: 06.03.2017
  • ISBN: 9783458362562
Sarah Schmidt

Weit weg ist anders

Roman

Kratzbürstige Berlinerin die eine, norddeutsche Kleinstädterin mit einer Vorliebe für Yoga und Handarbeiten die andere: Außer einer gegenseitigen tiefen Abneigung haben Edith Scholz und Christel Jacobi nichts miteinander am Hut – dennoch lassen sich die beiden 70-Jährigen auf ein Abenteuer ein, das sie quer durch Deutschland führt.

»Frei sein heißt allein sein können«, ist die verwitwete Edith Scholz überzeugt, die in ihrer Berliner Mietwohnung mit einer Zigarette und hin und wieder einem Gläschen Schnaps ganz zufrieden ist. Doch ein Sturz macht ihr einen Strich durch die Rechnung – Frau Scholz muss zur Reha nach Usedom. Was im Grunde recht erholsam sein könnte. Wäre da nicht Christel Jacobi, ihre viel zu freundliche und esoterische Zimmernachbarin: »Wir alten Weiber – wir müssen doch zusammenhalten«, meint die, überschüttet die knurrige Frau Scholz mit Freundlichkeiten und schafft es schließlich sogar, sie zu ihrer Verbündeten zu machen. Denn Christel Jacobi will sich nicht länger dem Willen ihrer Familie beugen, sondern endlich mal ein Abenteuer erleben, bevor es zu spät ist ...

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.06.2022

Zuerst in eine Rehaklinik auf Usedom, dann auf nach Baden-Baden

0

Edith ist eine kratzbürstige Berlinerin und bekommt nach einem Sturz zwei neue Hüften. Christel hat eine Vorliebe für Yoga und Handarbeiten, hat eine entzündliche Nervenkrankheit und lebt in Husum. In ...

Edith ist eine kratzbürstige Berlinerin und bekommt nach einem Sturz zwei neue Hüften. Christel hat eine Vorliebe für Yoga und Handarbeiten, hat eine entzündliche Nervenkrankheit und lebt in Husum. In einer Reha-Klinik auf Usedom lernen sich die beiden über 70-jährigen Frauen kennen.

Nach diesem Aufenthalt lädt Christel Edith nach Husum ein und macht ihr einen Vorschlag. Sie soll sie auf eine Reise quer durch Deutschland begleiten. Zuerst nach Baden-Baden, über Bad Ems soll es dann nach Berlin gehen. Offiziell will man sich Seniorenheime ansehen, das sagt man zumindest zu Christels Tochter Kim so. Die beiden Damen haben allerdings lieber ein Hotel in Baden-Baden sich als Ziel ausgesucht.

Das Buch ist unterhaltsam geschrieben und der Buchtitel erschließt sich mir zunächst lange Zeit nicht, wird dann aber in der Mitte des Buches doch erklärt – es hat mit der Reiseroute zum tun Gegen Ende des Buches wird es auch ziemlich spannend.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.09.2017

Ein ganz tolles Mehrgenerationenbuch

1

Das Buch ist so toll und locker geschrieben, dass ich das Gefühl habe, die Autorin hat das tatsächlich alles selbst erlebt.

Es handelt von 2 älteren Damen, die sich in der Kur kennen lernen, was aber ...

Das Buch ist so toll und locker geschrieben, dass ich das Gefühl habe, die Autorin hat das tatsächlich alles selbst erlebt.

Es handelt von 2 älteren Damen, die sich in der Kur kennen lernen, was aber nicht bedeutet, dass sie sich mögen. Die eine ist eine pragmatische Berlinerin, die sich selbst genug ist. Die andere eine esoterische Husumerin.
Das kommt trotz allem soweit, dass sie sich wiedersehen, denn das "Nordlicht" möchte vor ihrer überängstlichen Verwandtschaft fliehen. Und das Schicksal nimmt seinen Lauf.
Sie lernen unterschiedlichste Menschen kennen, ja sogar ein Heiratsschwindler versucht sich an ihnen, doch zuletzt hilft ihnen jemand, der selbst nicht damit gerechnet hat.
Das Buch handelt von Einsamkeit bei jung und alt, zu wenig miteinander sprechen und auch von Übermut.
Es macht Spaß, es zu lesen und ist ein tolles Geschenk.

Veröffentlicht am 22.04.2017

Bewegend

1

Edith Scholz aus Berlin und Christel Jacobi aus Husum lernen sich während ihrer gemeinsamen Reha auf Usedom kennen. Zunächst ist Edith eher schroff zu Christel, doch Christel bleibt beharrlich an Edith ...

Edith Scholz aus Berlin und Christel Jacobi aus Husum lernen sich während ihrer gemeinsamen Reha auf Usedom kennen. Zunächst ist Edith eher schroff zu Christel, doch Christel bleibt beharrlich an Edith dran, so daß beide Frauen viel gemeinsam unternehmen. Als die Reha beendet ist, gehen beide wieder ihrer Wege. Doch Christel, totkrank, soll von ihrer Tochter aus in ein Altenheim. Kurzerhand lädt Christel Edith nach Husum ein. Edith, der es zu Hause aufgrund von Renovierungsarbeiten sowieso zu laut ist, nimmt die Einladung an und erfährt die Wahrheit von Christel. Sie möchte noch einmal auf Reise gehen. Mit Edith. Beide starten zusammen zu einer Reise voller Abenteuer....

Dieses Buch hat wirklich zwei Gesichter. Einerseits sehr humorvoll aufgrund der unterschiedlichen Charaktere, andererseits könnte man stellenweise einfach weinen. Zunächst fängt alles sehr humorvoll an und man kann über Edith und ihre Berliner Schnauze herzhaft lachen. Die Erlebnisse der beiden Frauen sind einfach zu komisch. Die Charaktere von Edith und Christel sind genial beschrieben. Beide haben ihre Ecken und Kanten und jeder hat seine kleinen Fehler. Und genau dies macht beide so liebenswert. Doch dann kippt die Stimmung und aus dem humorvollen Buch wird ein Buch, das mich bedrückt hat. Um so mehr, da mir die beiden Damen sehr ans Herz gewachsen sind. Man beginnt darüber nachzudenken, ob man sich wirklich immer richtig verhält. Trotzdem ist es ein Buch, das ich gerne gelesen habe. Oder auch vielleicht gerade wegen dieser Balance zwischen lustig und traurig.

Veröffentlicht am 18.04.2017

Ein Roman, der mit leisen Tönen berührt

1

Inhalt:

Auf einer Reha in Usedom prallen Welten aufeinander. Die spitzfindige Berlinerin Edith Scholz und das hausmütterliche Nordlicht Christel Jakobi, eine Konstellation, wie sie ungünstiger nicht sein ...

Inhalt:

Auf einer Reha in Usedom prallen Welten aufeinander. Die spitzfindige Berlinerin Edith Scholz und das hausmütterliche Nordlicht Christel Jakobi, eine Konstellation, wie sie ungünstiger nicht sein könnte und trotzdem ergänzen sich beide wunderbar, nur wissen sie das noch nicht.

Als Edith eher widerwillig einer Einladung ihrer Reha-Bekanntschaft folgt, begeben sich beide auf eine, für 70jährige Seniorinnen, abenteuerliche Reise. Von Husum nach Baden-Baden und von dort nach Berlin. Christel hat die Bevormundung ihrer Tochter satt und Edith nimmt sich eine Auszeit von Großstadtlärm und Einsamkeit. Die Frauen lernen sich jeden Tag besser kennen und öffnen der anderen ihr Herz. Noch einmal etwas erleben und frei sein und die besonderen Augenblicke genießen.

Meine Meinung:

Der Schreibstil der Autorin Sarah Schmidt ist wunderbar angenehm. Sie erzählt mit Leichtigkeit leise und unaufgeregt, jedoch lebendig, tiefgründig, leicht melancholisch mit einer gut dosierten Portion Humor. Die perfekten Zutaten für einen stimmigen unterhaltsamen Roman, der durch die Authenzität der Charaktere das Herz berührt und nachdenklich stimmt.

Edith Scholz, resolut und scharfzüngig, eben eine typische „Berliner Schnauze“, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt. Ihr unverwechselbarer sarkastischer Sinn für Humor sorgen für bissige Dialoge. Sie pfeift auf die Meinung anderer, dennoch ist sie einfach liebenswert.

Christel Jacobi lässt ihr Leben zu sehr fremd bestimmen. Die Beziehung zu Tochter Kim wird zusehends problematischer, da den beiden Parteien das Verständnis füreinander fehlt. Christel ist kein Freund von Konfrontationen, weswegen sie ihr Heil ständig in der Flucht sucht. Die Freundschaft zu Edith Scholz bedeutet für sie Freiheit und Unabhängigkeit. Die Reise weckt in Christel Jacobi die Lebenslust und ihre Spontanität und neu gewonnener Entdeckergeist ist bemerkenswert. Auch ihr Selbstbewusstsein steigert sich von Tag zu Tag, doch leider bremst eine schwere Krankheit sie aus.

Tochter Kim ist sehr stur und engstirnig, dennoch handelt sie aus Sorge um ihre Mutter. Man merkt ihr die Überforderung der Situation an. Für manche Entscheidungen möchte man sie anprangern und dann muss man sich aber fragen, wie würde man selbst handeln?

Auch die ganzen Nebendarsteller, die ich jetzt nicht im einzelnen aufzähle, sind liebevoll nuanciert gezeichnet und jeder trägt zum Fundament des Romans bei.

Sarah Schmidt behandelt mit ihrem Buch Aspekte über die sich eigentlich jeder Gedanken machen sollte. Die Angst vorm Älter werden, vor allem vor Krankheit und Einsamkeit, betrifft uns alle irgendwann. Die Großfamilie stirbt aus und leider auch der Respekt vor der älteren Generation. Wer ist heute noch bereit, seine Eltern häuslich zu pflegen, wenn die den Alltag nicht mehr bewältigen können? Selbstverwirklichung steht heute über alles und da ist kein Platz für Hilfsbedürftige. Ein Roman zum Nach-und vielleicht auch Umdenken, denn bei mir persönlich hat er nachhaltig etwas bewirkt.

5 Sterne für diese feine Lektüre, deren leisen Töne für sich sprechen.

Veröffentlicht am 25.03.2017

Ist weit weg anders?

1

Die 70 jährige alleinstehende Berlinerin Edith Scholz findet sich nach einem Sturz in ihrer Wohnung auf dem Teppich wieder und ist so hilflos wie ein Fisch auf dem Trockenen. Nur dem Postboten Oskar hat ...

Die 70 jährige alleinstehende Berlinerin Edith Scholz findet sich nach einem Sturz in ihrer Wohnung auf dem Teppich wieder und ist so hilflos wie ein Fisch auf dem Trockenen. Nur dem Postboten Oskar hat sie es zu verdanken, dass sie gefunden wurde und mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus kommt. Nach überstandener Hüftoperation muss Edith zur Reha nach Usedom. Edith, die die Tage am Meer genießt und gern für sich ist, lernt dort die gleichaltrige Christel Jacobi kennen, ihre Zimmernachbarin. Die beiden haben so gar nichts gemeinsam und Edith will auch gar keinen Anschluss. Trotzdem kommt es zu gemeinsamen Unternehmungen, bevor jede zurück an ihren Heimatort reist. Als Edith einige Zeit später einen Brief von Christel mit einer Einladung nach Husum bekommt, überlegt sie nicht lange, denn sie vermisst das Meer und packt ihre Koffer in der Hoffnung, ein paar schöne Tage zu verleben und dem Renovierungskrach in ihrem Wohnhaus zu entgehen. Doch es kommt ganz anders, und auf einmal findet sich Edith als Reisebegleitung von Christel in einem Zug nach Baden-Baden wieder, denn Christel möchte noch einmal was erleben, bevor…

Sarah Schmidt hat mit ihrem Buch „Weit weg ist anders“ einen unterhaltsamen und humorigen Roman mit leicht melancholischem Unterton vorgelegt, der zum Nachdenken anregt. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, warmherzig und gefühlvoll; er geht mit einem besonderen Witz und einer gelungenen Beobachtungsgabe für Menschen einher. Schnell lernt der Leser Edith kennen, die sich gerade in einer für sie sehr misslichen Lage auf ihrem Flurteppich befindet und weicht ihr fortan nicht mehr von der Seite. Die Autorin versteht es brillant, die Klaviatur der Emotionen einzusetzen, während sie den Leser mit Edith und Christel auf eine abenteuerliche Reise schickt, wobei die Reise eher der Zweck ist, Menschen wie Edith und Christel auf besondere Weise in all ihren Eigenheiten und mit ihren Schicksalen kennenzulernen. Das Thema Alter wurde hier von der Autorin gut gewählt, denn sie zeigt auf, mit welchen Problemen und alltäglichen Kleinigkeiten die Menschen zu kämpfen haben. Dabei hält sie dem Leser auch den Spiegel vor und erinnert ihn daran, dass es ihm eines Tages selbst so ergehen könnte.

Die Charaktere wurden sehr liebevoll inszeniert und in Szene gesetzt, sie wirken sehr lebendig und authentisch. Der Leser hat das Gefühl, fast jeden von ihnen persönlich zu kennen und baut dadurch eine besondere Nähe zu ihnen auf. Edith ist eine resolute Frau, die ihr Herz auf der Zunge trägt. Sie hält nichts von Gefühlsduseleien, hat eine zupackende Art und redet Tacheles. Dabei hält sie nicht hinter dem Berg, was sie stört. Sie lebt schon eine Weile allein, und manchmal hat man das Gefühl, sie ist einsam. Aber es gelingt ihr fast immer, einen davon zu überzeugen, dass dem nicht so ist. Christel ist eher ein Mäuschen, die alles in sich hineinfrisst, anstatt ihre Meinung kund zu tun. Sie will ja niemanden vor den Kopf stoßen, aber gerade das nimmt ihr fast die Luft zum Atmen. Sie hat einen Hang zur Extravaganz und kommt mit ihren kulturellen Interessen manchmal etwas versnobt rüber, wobei ihr nicht unterstellt werden soll, dass dies gewollt ist. Christel ist schwer krank und möchte einfach noch einmal etwas erleben. Aber Tochter Kim setzt alles daran, sie in ein Pflegeheim zu geben. Postbote Oskar ist ein netter Mann, der sich um seine „Kunden“ kümmert und ihre Gewohnheiten seit Jahren kennt. Durch dieses Wissen kann er Edith beherzt zu Hilfe kommen und springt ebenfalls ein, um beide Damen aus einer misslichen Lage zu befreien. Auch Oskar ist einsam, aber die beiden Damen bringen für kurze Zeit sein Leben auf die Galoppspur. Die anderen Nebenprotagonisten sorgen ebenso für die Unterstützung dieser „Damenreise“ und machen sie zu einem unvergesslichen Erlebnis, auch für den Leser. Die Entwicklung sowohl von Edith als auch von Christel ist sehr schön zu beobachten. Hier könnte man mit dem Titel ein schönes Wortspiel praktizieren, indem man am Ende die Frage stellt: „Ist weit weg anders?“, denn im Alter von Edith und Christel verstellt man sich nicht mehr, und vor den eigenen Problemen kann man auch nicht davonlaufen.

„Weit weg ist anders“ ist ein wunderschöner Roman über das Alter und kleine Verschrobenheiten, über Wünsche, die noch erfüllt werden wollen, über Einsamkeit und neue Freunde, über unerledigte Dinge und Gespräche und über die eigene Unzulänglichkeit, wenn man Dinge nicht mehr so erledigen kann, als wie in einem jüngeren Alter. Ein Buch für alle, die gerne gefühlvolle Geschichten lieben und sich von einer warmherzigen Handlung verzaubern lassen wollen. Absolute Leseempfehlung!!!