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Veröffentlicht am 26.09.2023

Krimi im tief verschneiten Schweden!

Beuteherz
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Ihre demente Mutter ist der Grund, weshalb Sozialarbeiterin Annie Ljung nach Lockne zurückkehrt. Vor 18 Jahren ist sie nach Stockholm gezogen und hat sich geschworen, nie mehr in das Städtchen ihrer Kindheit ...

Ihre demente Mutter ist der Grund, weshalb Sozialarbeiterin Annie Ljung nach Lockne zurückkehrt. Vor 18 Jahren ist sie nach Stockholm gezogen und hat sich geschworen, nie mehr in das Städtchen ihrer Kindheit und Jugendzeit zurückzukehren. Zu viel ist damals geschehen und die Schatten ihrer Vergangenheit verfolgen sie immer noch. Ihre Verwandten, Sven und Lillemor Bergstein, empfangen sie mit offenen Armen in Lockne. Annie ist kaum angekommen, verschwindet jedoch deren Tochter Saga und die junge Sozialarbeiterin sieht sich nicht nur mit ihrer dunklen Vergangenheit, sondern auch mit den Schatten der Gegenwart konfrontiert.



In letzter Zeit habe ich etliche Bücher, die in Schweden handeln, gelesen. Auch die Geschichte in "Beuteherz" spielt sich in Schweden ab.

Im tief verschneiten Schweden!

Die Autorin hat es geschafft, sehr viel Atmosphäre in der Handlung mitschwingen zu lassen. Die Kälte, der Schnee und die Dunkelheit in dieser kargen Zeit sind hervorragend beschrieben. Dazu kommen immer wieder Schauergeschichten, die in Schweden kursieren und noch einmal mehr schwedisches Feeling erzeugen.

Andeutungen, was in Annies Vergangenheit geschehen ist, ziehen sich durch das Buch und haben in mir sehr viel Spannung ausgelöst. Was ist so einschneidend, dass jemand dem Städtchen seiner Kindheit den Rücken kehrt und sich 18 Jahre lang weigert, dorthin zurückzukehren? Es müssen traumatische Geschehnisse sein, das merkt man relativ schnell. Denn Annie ist sehr überzeugend charakterisiert und man nimmt ihr ihre Gefühle ab.

Ulrika Rolfsdottir hat nicht nur ein Händchen für überzeugende Figuren, sondern punktet auch mit einem locker zu lesenden Schreibstil. Die einfach gehaltene und chronologisch erzählte Handlung, in denen ruhig verlaufende Perspektiven die Geschichte gut lesen lassen, hat mich überzeugt. Eine Wohltat, denn statt hektisch wechselnde Perspektiven und Zeitebenen, setzt die Autorin auf Einfachheit. Dabei leidet die Story keineswegs! Im Gegenteil. Ich konnte mich dadurch sehr gut auf die Handlung konzentrieren.

"Beuteherz" ist der erste Teil aus Lockne. Der zweite Teil ist schon in niederländischer Sprache erschienen. Nun warte ich ungeduldig auf die Uebersetzung ins Deutsche. In diesem ersten Buch hat die Frage, was geschah, bevor Annie Hals über Kopf nach Stockholm gezogen ist, enorm viel Spannung erzeugt. Diese Frage ist inzwischen beantwortet und ich hoffe, dass der zweite Teil trotzdem denselben Sog entwickelt.

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Veröffentlicht am 24.09.2023

Schnörkellos!

Glutspur
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Daniel Leon, der für den Mord an seiner Frau Penelope in der Haftanstalt in Nykobing einsass, konnte flüchten und hat daraufhin Selbstmord begangen. Seine Zwillingsschwester Hannah wird Jahre nach seinem ...

Daniel Leon, der für den Mord an seiner Frau Penelope in der Haftanstalt in Nykobing einsass, konnte flüchten und hat daraufhin Selbstmord begangen. Seine Zwillingsschwester Hannah wird Jahre nach seinem Tod angerufen, da ein etwas spezieller Abschiedsbrief gefunden wurde.

Hannah ist die neue Vermieterin von Liv Jensen, die gerade nach Kopenhagen gezogen ist. Liv betreibt eine Detektei und freut sich über ihren ersten Auftrag. Die Polizei in Kopenhagen hat sie beauftragt, den Mord an dem Journalisten Gert Linde zu untersuchen.




Dieses Buch, das den ersten Fall der Detektivin Liv Jensen thematisiert, wird über längere Zeit in verschiedenen Erzählsträngen geführt. Im Mittelpunkt stehen Liv Jensen und Hannah Leon. Beide ermitteln auf eigene Faust. Liv Jensen geht dem Mord an dem Journalisten nach und Hannah Leon stochert in dem Cold Case, dem Mord an ihrer Schwägerin Penelope und dem folgenden Selbstmord ihres Bruders. Daneben läuft noch ein Strang mit dem Automechaniker Nima Ansari, in dessen Umfeld ebenfalls ein Mord geschieht. Weiter gibt es kurze Kapitel aus dem Jahre 1943 und Kapitel mit den letzten Zeilen von Daniel. Dieser Abschiedsbrief, wenn ich ihn dann mal so nennen darf, ist sehr kryptisch. Ich weiss auch nach der Beendigung des Buches nicht, ob ich diese Zeilen alle verstanden habe.

All diese Perspektivwechsel geschehen kapitelweise. Ich hatte Mühe im Buch anzukommen, da sie die Handlung leicht wirr machten. Nach 100 Seiten hatte ich mich eingelesen und sah erste Verbindungen. Genauso gespannt, wer die Morde und weshalb Daniel Selbstmord verübt hat, war ich darauf, wie diese Stränge zusammenhängen. Immer wieder blitzten während der Lektüre Möglichkeiten auf und ich bin positiv überrascht wie ideenreich diese Zusammenführung schlussendlich geschehen ist.

Den Schreibstil der Autorin, von der ich noch nie ein Buch gelesen habe, habe ich als nüchtern und schnörkellos empfunden. Dadurch brechen bei den Protagonisten keine grossen Gefühle durch. Was wiederum bedeutet, dass ich sie mit einiger Distanz erlebt habe. Komplett nüchtern, unblutig und unnahbar sind auch die Morde, der Selbstmord und die Ermittlungen beschrieben.

Mir hat dieser erste Band der neuen Krimireihe gut gefallen und ich warte gespannt auf weitere Fälle für die sympathische Privatdetektivin Liv Jensen.

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Veröffentlicht am 24.09.2023

Hoher Spannungsbogen!

Verlogen
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Als Marianna verschwindet, lässt sie ihre Tochter Hekla alleine zurück. Die 15-jährige lebt von nun an bei Pflegeeltern, die schon vor Mariannas Verschwinden immer wieder an den Wochenenden zu Hekla geschaut ...

Als Marianna verschwindet, lässt sie ihre Tochter Hekla alleine zurück. Die 15-jährige lebt von nun an bei Pflegeeltern, die schon vor Mariannas Verschwinden immer wieder an den Wochenenden zu Hekla geschaut haben.

Monate später wird in einer Höhle auf einem Lavafeld bei Grabrok eine Leiche gefunden. Die Kripo Akranes hat die Identität schnell geklärt und der Verdacht liegt nahe, dass Marianna ermordet wurde.






Nach "Verschwiegen" ist " Verlogen" der zweite Band rund um die Kripo in Akranes. Wie auch schon der erste Band hat mir auch der zweite Teil ausgesprochen gut gefallen. Die sympathische Dreiergruppe der kleinen Polizeistation in Akranes leistet wieder hervorragende Ermittlungsarbeit. Allen voran die Polizistin Elma, die sehr oft nicht locker lässt und mit viel Gespür und Feingefühl Befragungen durchführt. Ihre männlichen Kollegen, der smarte Saevar und Polizeichef Hördur, bleiben eher blass und lassen der cleveren Kommissarin den Vortritt.

Die Geschichte handelt in Island und die Autorin schafft es, ohne langatmige Landschaftsbeschreibungen, die Stimmung von Islands Weiten wiederzugeben. Das Land, das voller Sagen und Geschichten ist und die in der Story auch Platz finden. Eine Karte Islands, zu Beginn des Buches, ist zum besseren Verständnis der Örtlichkeiten eingefügt worden.

Die Geschichte wird in der Gegenwart und in der Vergangenheit geführt. Eine junge Frau schildert ihr Leben als alleinerziehende Mutter und mich hat das sehr berührt. Was für Schwierigkeiten sie umschiffen muss, so alleine mit einem kleinen Kind. Ich dachte zu wissen, wer diese Mutter ist! Doch die Autorin hat mir mit einem sensationellen Schlenker in der Geschichte eine lange Nase gezeigt. In der Gegenwart werden Leichenfund, Befragungen und Ermittlungen in den Mittelpunkt gestellt. " Verlogen" ist eines dieser Bücher, in dem ich früh meinte zu ahnen, wer der Täter ist. Nun... ich habe mich auf ganzer Linie geirrt und staune über all die Fährten, die die Autorin gelegt hat und auf die ich hereingefallen bin.

Durch das ganze Buch wird der Spannungsbogen gehalten. Denn durch die Perspektiv und Zeitwechsel kommen immer neue Elemente dazu, bei denen ich mich gefragt habe, wer Marianna ermordet hat.

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Veröffentlicht am 24.09.2023

Serientäter!

Sobald ihr mich erkennt
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Ausgerechnet an Silvester begegnet Lindsay ihrem Mörder. Der Täter hat drei Monate zuvor schon eine Frau auf ähnliche Weise getötet und wird als Serientäter bei der Polizei geführt.

Das Ermittlerteam ...

Ausgerechnet an Silvester begegnet Lindsay ihrem Mörder. Der Täter hat drei Monate zuvor schon eine Frau auf ähnliche Weise getötet und wird als Serientäter bei der Polizei geführt.

Das Ermittlerteam in Southampton, das von DCI Jonah Sheens geleitet wird, befürchtet weitere Opfer. Die alleinerziehende Aisling Cooley, die einen Steinwurf vom letzten Tatort entfernt wohnt, wird persönlich in die Mordserie hineingezogen.






Dies ist schon der fünfte Teil der Reihe rund um DCI Jonah Sheens. Obwohl ich nicht alle Vorgänger gelesen habe, hatte ich keinerlei Probleme der Geschichte zu folgen. Die Hauptfigur Sheens empfinde ich als erfrischend normal. Der neue Fall beeinflusst allerdings auch sein Privatleben. Da seine Frau Michelle in etwa dem Alter der Opfer ist und gerne ausgeht, hat Sheens öfters Angst um sie.

Das Thema Serientäter ist etwas, was ich in Thrillern gerne verfolge. Der unbedingte Willen des Ermittlerteams, einen Täter, der immer wieder und nach einem bestimmten Muster tötet, zu stoppen, hebt die Handlung auf ein besonderes Level. Dieses Thema hat Ghyta Lodge sehr gut umgesetzt. Die Taten werden sehr eindringlich beschrieben und die Opfer grausig auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Obwohl so etliche Morde geschehen, gibt es durch das Familienleben von Aisling Cooley wohltuende Schwenker weg von Mord und Totschlag. Wie oft in den Büchern der Autorin handelt auch diese Geschichte oft innerhalb einer Familie. Zu Beginn bekommt man als Leser einen guten Einblick in die Familienstruktur. Allerdings werden diese Einblicke in die Familie Cooley nach kurzer Zeit auch brisant. Aisling, die alleine ihre Söhne Ethan und Finn erzogen hat, sieht sich plötzlich damit konfrontiert, dass einer der beiden ein Serientäter sein könnte. Was das mit einer Mutter macht, konnte ich mir gut vorstellen.

Gegen Schluss überschlagen sich die Ereignisse und die Handlung wird rasant. Hier hatte ich oft das Gefühl, dass die Autorin den Leser " vergisst". Ich zumindest konnte nicht immer jedes Ermittlungsergebnis nachvollziehen. Etwas mehr Ruhe und Zeit, um alles gut erfassen zu können, hätte ich mir gewünscht.

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Veröffentlicht am 15.09.2023

Wenn Eltern schwierig werden!

Das Pubertier. Das Buch
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Ein Vater, der mit Teenagern zusammenlebt, muss starke Nerven haben. Tochter Carla, gerade 13 geworden, wird nach und nach zum Pubertier. Eine Spezies, die genau beobachtet und analysiert sein will.

Die ...

Ein Vater, der mit Teenagern zusammenlebt, muss starke Nerven haben. Tochter Carla, gerade 13 geworden, wird nach und nach zum Pubertier. Eine Spezies, die genau beobachtet und analysiert sein will.

Die genervten Eltern, die oft auf Zehenspitzen und mit Engelsgeduld mit dem Teenager umgehen müssen, fragen sich: wo ist unser süsses kleines Mädchen geblieben?










Dieser Sammelband beinhaltet zwei Bücher des Autors Jan Weiler. Im ersten Band verfolgt man die Beziehung zu und mit Tochter Carla. Die Zeitspanne zwischen dem 13 Geburtstag bis zum reifen Alter von 16 Jahren wird thematisiert. Mit viel Humor erzählt der Autor über die Tücken des Familienlebens in dieser Zeit. Oft habe ich geschmunzelt und laut gelacht. Manchmal habe ich mich und meine Familie in den geschilderten Situationen auch wiedererkannt.

Kapitel von "Vor dem Sturm" bis zu "Pubertiernachwuchs" geben Einblick in die Studie "private Langzeitstudie über das Sozialverhalten des gemeinen Pubertiers". Sehr gelungen, wie Jan Weiler zum Beispiel den täglichen Kampf, sein Töchterchen aus dem Bett zu kriegen, schildert. Dabei finde ich den Vater in diesem Buch ziemlich locker. Carla kann sich bei weitem nicht beklagen, auch wenn sie ihn durchwegs als zutiefst peinlich ansieht. Pubertät ist dann, wenn Eltern schwierig und peinlich werden.

Nach dem ersten Buch kann sich der Autor nämlich nicht zurücklehnen, sich auf die Schultern klopfen und beglückwünschen, dass er und seine Tochter es bald heil durch diese schwierige Zeit geschafft haben. Nahtlos rutscht dann nämlich Sohn Nick in die Pubertät. Plötzlich sieht sich Jan Weiler nicht nur einem, sondern zwei Pubertieren gegenüber. Hier ist sehr gut ausgearbeitet, wie unterschiedlich junge Menschen durch diese Zeit des Umbruchs segeln. Während Carla souverän jede Gelegenheit zur Auseinandersetzung nimmt, ist der männliche Pubertier eher der zurückhaltende Typ. Was nicht immer einfacher ist, wie Jan Weiler einsehen muss.

Ab und zu wurden Illustrationen in die Kapitel eingefügt. Diese ergänzen sehr gut den eben gelesenen Text. Sie haben mich aber weniger angesprochen. Till Hafenbrack hat diese sehr kindlich und eckig gestaltet.

Dieses Buch wurde verfilmt und ich denke, dass da noch einiges eingefügt werden müssen. Denn ich frage mich, ob der Inhalt dieses Buches genug hergibt, um einen kompletten Film zu füllen?

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