Cover-Bild Vor Rehen wird gewarnt
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Arche Literatur Verlag AG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Klassisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 412
  • Ersterscheinung: 21.02.2020
  • ISBN: 9783716027844
Vicki Baum

Vor Rehen wird gewarnt

Carl-Heinz Ostertag (Übersetzer)

»Vor Rehen wird gewarnt.« Diesen Satz, den er einmal in einem Wildpark gelesen hat, kann Rechtsanwalt Watts nur jedem entgegnen, der von der zarten und aufopferungsvollen Ann Ambros spricht. Denn so rehäugig Ann auch durchs Leben geht, so rücksichtslos nimmt sie sich, was sie will. Sie verführt den Mann ihrer Schwester, treibt nicht nur San Francisco, sondern auch Wien zur Verzweiflung, sorgt dafür, dass sie stets das Beste bekommt und dass man ihr noch dankbar ist, wenn man ihr das letzte Hemd schenken darf. Vicki Baum erzählt von einer Frau, der man nicht in die Quere kommen will – und deren Bann man sich doch bis zur letzten Seite nicht entziehen kann.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.09.2022

Man darf die alten Klassiker nicht unterschätzen ... diesen empfehle ich !!

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„… und deren Bann man sich bis zur letzten Seite nicht entziehen kann.“ Mit diesen Worten beschreibt der Klappentext dir Hauptfigur Ann Ambros, die von Männern gerne auch Angelina, die Engelsgleiche genannt ...

„… und deren Bann man sich bis zur letzten Seite nicht entziehen kann.“ Mit diesen Worten beschreibt der Klappentext dir Hauptfigur Ann Ambros, die von Männern gerne auch Angelina, die Engelsgleiche genannt wird. Was für eine Ironie, denn mit Engeln hat sie genauso viel gemein wie die warme Sommerbrise mit einem schneidenden Eissturm. Seit sie ihr kleines Köpfchen zum Denken einsetzt schafft sie es, sich geschickt die Rosinen aus dem Leben zu picken, das für sie bestimmt ist. Auf heimtückische Weise spielt sie sich in den Vordergrund, lässt von den Eltern, der Schwester bis zu Nachbarn, Freunden und anderen Anverwandten nicht nur alle nach ihrer Pfeife tanzen, sondern gibt ihnen auch noch das Gefühl, dass sie ihnen damit etwas Gutes tut und sie ihr dankbar sein sollten. Doch man sollte sie nicht unterschätzen, denn Menschen in ihrem Dunstkreis, derer sie überdrüssig geworden, ist verschwinden oder sterben sogar. Auch ihre Ziehtochter Joy kann sich Anns Klauen nicht entziehen, bis eine große Tragödie passiert … oder etwa doch nicht?

Mir ging es beim Lesen tatsächlich so, dass ich das Buch gar nicht zur Seite legen wollte und immer wieder aufs Neue überrascht war, was für Grausamkeiten sich die Protagonistin ausgedacht hatte und wen sie damit alles ins Verderben stürzte. Mehr als einmal wollte ich ihr persönlich das Handwerk legen oder Betroffene vorwarnen, doch mir waren die Hände gebunden. Ich konnte nichts tun als die Geschichte atemlos zu verfolgen, was wegen der äußerst kleinen Schrift meines beinahe siebzig Jahre alten Exemplars fast ein wenig mühsam aber nicht minder unterhaltsam war. Ich vergebe für diesen Klassiker die volle Punktzahl. Mit Vicki Baum habe ich mich gerne in Vergangenheit zurückversetzen lassen. „Vor Rehen wird gewarnt“ wird bestimmt nicht mein letztes Buch der Autorin bleiben.

Veröffentlicht am 17.04.2020

Ich hätte der Hauptcharaktere gern den Hals umgedreht

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Ich kann mich noch gut an meine erste allererste Begegnung mit einer miesen Lügnerin erinnern. Das war im Kindergarten. Das kleine Miststück hieß Nadja und erzählte unserer Erzieherin, ich hätte ihr das ...

Ich kann mich noch gut an meine erste allererste Begegnung mit einer miesen Lügnerin erinnern. Das war im Kindergarten. Das kleine Miststück hieß Nadja und erzählte unserer Erzieherin, ich hätte ihr das Spielzeug weggenommen, mit dem sie gespielt hatte und vor ihr versteckt. Ich mit meinen damals vier Jahren kannte so etwas nicht, dass jemand so dreist lügt um andere in Misskredit zu bringen. Warum macht man sowas? Was wollte diese kleine Intrigantin erreichen? Die Situation hat mich maßlos überfordert, hatte ich doch schon beigebracht bekommen, dass man nicht lügt. Und dann die Kurzschlussreaktion: Ich hab der kleinen Lügnerin eine geballert. Vor der Erzieherin. Da durfte ich mir was anhören. Eine interessante, wenn auch überzogene Reaktion auf mein erstes erlittenes Unrecht. Was ich damals noch nicht wusste, in der Welt jenseits des Kindergartens würde ich noch so einigen Nadjas begegnen.

Wahrscheinlich wusste auch Joy Ambros nicht ganz wohin mit all dem erlittenen Unrecht, dass ihre Stiefmutter ihr angetan hatte und noch vor hatte, ihrem Bruder und dessen Frau anzutun. Jedenfalls sah sie keine andere Lösung, als ihre niederträchtige Stiefmutter aus dem Zug zu stoßen. Das war noch eine ganze Kante überzogener, als meine Reaktion damals im Kindergarten, aber wenn man beim Lesen dem Weg der Zerstörung folgt, den Ann oder auch Angelina Ambros geht, um ihren Willen zu bekommen, ist es irgendwie nachvollziehbar. Ganz ehrlich, es wird vermutlich keinen geben, der "Vor Rehen wird gewarnt" liest und Ann Ambros nicht an die Gurgel will. Dabei fing alles ganz harmlos mit einer pubertären Verliebtheit an, die sich allerdings in eine handfeste Borderline-Störung auswächst, bloß dass Ann sich nicht zwingend selbst Leid zufügt, sondern eher den Menschen, die sie zu lieben glaubt.

"Vor Rehen wird gewarnt" wird nicht ohne Grund als Vicki Baums bester Roman bezeichnet. Sie besitzt die Fähigkeit, mit Worten zu zeichen und den Leser sowohl mit Ann's Familie (ihren Opfern) leiden zu lassen als auch zu erklären, weshalb Ann das destruktive Miststück geworden ist, das sie letzten Endes war. Die Story führt uns ins San Francisco und Wien des 19. Jahrhunderts und lässt uns das große Erdbeben von 1906 miterleben, das San Francisco den Erdboden gleich gemacht hat. Ein überaus vielseitiger Roman und gleichzeitig die Wiederentdeckung von Vicki Baums Büchern, die 1933 der Bücherverbrennung der Nazis zum Opfer gefallen sind, weil diese angeblich "jüdische Gossenliteratur" gewesen sein. Ganz großes Kino.

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Veröffentlicht am 25.03.2020

Blick hinter die Fassade

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Ich kriege immer, was ich will ist das Lebensmotto von Ann Ambrose und ja, nach der Lektüre ihrer Lebensgeschichte kann man dem nur zustimmen. Der Leser begegnet Ann und ihrer Stieftochter Joy wärend einer ...

Ich kriege immer, was ich will ist das Lebensmotto von Ann Ambrose und ja, nach der Lektüre ihrer Lebensgeschichte kann man dem nur zustimmen. Der Leser begegnet Ann und ihrer Stieftochter Joy wärend einer Zugreise, es zeigt sich nach aussen das Bild einer liebenswürdigen, älteren Dame, der man gern behilflich ist. Doch hinter der Fassade erahnt der Leser schnell, dass liebenswürdig nicht der Ausdruck ist, mit dem man Ann Ambrose treffend charakterisiert.

Vici Baum nimmt uns, mit ihrer unvergleichlichen Art, Charaktere zu beschreiben, mit auf die Reise durch das Leben ihrer Hauptfigur. Wir lernen die kleine Ann kennen, die bereits früh lernt, durch Manipulation ihren Willen durchzusetzen. Die kleine Ann, die von allen immer als schwach und kränklich empfunden wird macht sich dies zu Nutze, um so die Menschen in ihrer Umgebung zu beeinflussen. Besonders zu spüren bekommt das ihre Schwester und in späteren Jahren ihre Stieftochter, aber auch der eigene Ehemann wird zu ihrem Opfer.

Die Autorin erzählt die Geschichte mit einem solchen Überschwang, ihre Beschreibungen sind opulent und üppig, der Zeitgeist der Geschichte wird so treffend erfasst. Ihre Charaktere sind auf den Punkt und zeugen von einer unglaublichen Menschenkenntnis und Beobachtungsgabe. Die Geschichte wird leicht und flüssig erzählt, es ist eine Freude durch die Seiten zu schwelgen, trotz der Schicksale, die sich darin verbergen. Stellenweise habe ich mich durch das Verhalten der Hauptfigur, aber auch durch den Erzählstil stark an "Vom Winde verweht" und Scarlett O'Hara erinnert gefühlt.

Das Buch ist ein wiederentdeckter Klassiker von einer wunderbaren Erzählerin. Die Geschichte zeigt das Bild einer Frau, geprägt durch Erziehung und Gesellschaft, der Ansehen und Prestige wichtiger sind, als das Glück ihrer Lieben. Die Geschichte zeigt eine Frau, die alles hatte, mit nichts zufrieden war und ohne Rücksicht ihr persönliches Glück über das von Anderen stellt, eine Frau, die am Ende ungeliebt und einsam mit ihren Dämonen zu kämpfen hat. Eine Frau, die ihre Liebe zum Vorwand nimmt für ihr Handel, obwohl ich mir unschlüssig bin, ob sie tatsächlich lieben kann.

Sie hat immer gekriegt, was sie wollte, am Ende ist ihr nichts davon geblieben und der Leser sieht zuletzt dann doch wieder nur die liebenswerte, hilfsbedürftige alte Dame vor sich. Grandioser Roman!

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Veröffentlicht am 23.03.2020

Eine pure Hassliebe

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Ann ist wirklich ein Reh in mensch-gewordener Frauengestalt. Sie schaut treu drein, gibt sich im ersten Moment als schreckhaft und schüchtern, aber schneller als man gucken kann, entblößt sie ihr wahres ...

Ann ist wirklich ein Reh in mensch-gewordener Frauengestalt. Sie schaut treu drein, gibt sich im ersten Moment als schreckhaft und schüchtern, aber schneller als man gucken kann, entblößt sie ihr wahres Ich und zeigt Gesicht. Sie ist seelisch brutal und hinterlässt immer Spuren ihres Handelns und das sind schon fast Spuren der Verwüstung. Sie verführt den Mann ihrer Schwester, sie treibt Menschen in die Verzweiflung, will und bekommt nur das Beste....Eine Frau die skrupellos ist und der Welt zeigt wieviel Arschloch in einer Frau stecken kann.
Ja, genau so kurz und knackig kann ich Ann, die Hauptprotagonistin aus dem Buch „Vor Rehen wird gewarnt“ von Vicky Baum beschreiben. Die Geschichte um Ann hat einen gewissen Sog, dem man sich beim lesen nicht entziehen kann. Baum beschreibt Ann in einer wortgewaltigen Art, wie es nur selten Autoren können. Dieser Roman explodiert regelrecht durch eine Wortwahl die es in sich hat. Man findet sich schnell in Ann‘s Seelenleben rein und was soll ich sagen? Ich hab noch nie so viel Abneigung gegenüber einer fiktiven Person in einem Buch gehabt, wie gegen Ann. Diese Frau bringt Wut, Kopfschütteln und einen offenen Mund vor Staunen mit sich. Das ist schon so grotesk, das man mit lesen gar nicht aufhören will! Man muss wissen wie es immer weiter geht mit Ann und kann sich nicht davon befreien. Diese Frau ist wie der Anführer einer Sekte. Mit ihrer abgebrühten Art, begegnet man zu Anfang erst mit Respekt und später dann mit Abneigung. Es ist wirklich unglaublich was hier in Vicky Baums Kopf los gewesen sein muss, als sie diese Figur entwickelt hat. Ann und ich, das war eine regelrechte Hassliebe.
Ich danke Vicky Baum für diesen genialen Roman! Es war ein Erlebnis der besonderen Art, das man nicht so schnell vergisst.
Dieser Roman hätte mehr als 5 Sterne verdient!

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Veröffentlicht am 26.04.2020

Irgendwas braucht sie immer

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Ann Ambros ist eine Frau, der nicht auskommt ohne ihre Mitmenschen. Irgendetwas braucht sie immer von ihnen: ihre blanke Zuwendung ist ihr zu wenig. Ihr Umfeld muss schon sein gesamtes Leben auf sie abstellen ...

Ann Ambros ist eine Frau, der nicht auskommt ohne ihre Mitmenschen. Irgendetwas braucht sie immer von ihnen: ihre blanke Zuwendung ist ihr zu wenig. Ihr Umfeld muss schon sein gesamtes Leben auf sie abstellen bzw. nach ihr richten - dann ist es ihr gerade so recht.

Wobei sie liebenswert rüberkommt - und vor allem schutzbedürftig! Dabei ist sie eine Ränkeschmiedin erster Güte - was Vicky Baum stilistisch auf ihre ganz eigene und besondere Art rüberbringt!

Ein Roman über einen Menschen, den man besser nicht in sein Leben lässt - schon ein wenig in die Jahre gekommen, aber in seiner Eloquenz, seinem Wortwitz durchaus zeitlos gültig. Auch wenn ich der guten Ann Ambros doch immer wieder überdrüssig wurde und ein Päuschen einlegen musste.