Geschichte, die unter die Haut geht – und bleibt
Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104Als klar war, dass Susanne Abel nach der Gretchen-Dilogie ein weiteres Buch veröffentlicht, stand für mich fest, dass ich es lesen muss – und beim letzten Besuch in Hof (wo man auf einem Kilometer vier ...
Als klar war, dass Susanne Abel nach der Gretchen-Dilogie ein weiteres Buch veröffentlicht, stand für mich fest, dass ich es lesen muss – und beim letzten Besuch in Hof (wo man auf einem Kilometer vier Buchhandlungen findet) habe ich es natürlich sofort gekauft. Erwartungsgemäß hat sich der Griff gelohnt.
Wer Gretchen gelesen hat, findet hier ein kleines "Easter Egg" wieder: Gretchen und ihr Sohn Tom tauchen kurz auf, weil auch die Figuren in diesem Roman in Köln leben. Im Mittelpunkt steht diesmal aber nicht eine unmögliche Liebe, sondern ein anderes Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte: die Unterbringung von Kriegswaisen in kirchlichen Heimen, die mehr Zuchthaus als Zuflucht waren. Dazu kommt ein weiterer Punkt, der erschüttert: die medizinischen Experimente mit Impfstoffen und Psychopharmaka an Kindern im Franz Sales Haus in Essen – ein Thema, das viel zu lange totgeschwiegen wurde. Susanne Abel greift damit reale Recherchen von Sylvia Wagner auf, deren Bruder eines dieser Kinder war.
Wie schon bei Gretchen schafft es die Autorin, dass man die Figuren nicht nur begleitet, sondern mit ihnen mitlebt und mitleidet – als würde man selbst zur Familie gehören.
Nach der Gretchen-Dilogie erneut ein starkes, bewegendes Buch und definitiv eines meiner Jahreshighlights.