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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.03.2025

Ansprechendes Setting - ausladende Darstellung

Was ich von ihr weiß
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Der in Frankreich geborene, italienischstämmige Mimo wird in den 1920er Jahren von seiner Mutter zurück in die alte Heimat geschickt, zu einem Verwandten, der ihn zum Bildhauer ausbilden soll. In der Realität ...

Der in Frankreich geborene, italienischstämmige Mimo wird in den 1920er Jahren von seiner Mutter zurück in die alte Heimat geschickt, zu einem Verwandten, der ihn zum Bildhauer ausbilden soll. In der Realität ist der kleinwüchsige Mimo dann ein unbezahlter Handlanger. Als seine große Begabung in diesem Bereich sichtbar wird, lässt sein "Chef", der gerne und oft dem Wein zuspricht, ihn die ganze Arbeit machen und signiert die Werke dann nur.

Ein hoffnungsloses Leben - bis Mimo Bekanntschaft mit Viola, der Tochter der lokalen Adelsfamilie Orsini macht, mit der ihn bald gegen den Willen ihrer Eltern eine innige Freundschaft verbindet. Doch Viola ist unkonventionell, schert sich - soweit es ihr möglich ist - nicht um Konventionen - ihr Traum ist das Fliegen und mit Mimo und einigen weiteren Freunden sucht sie diesen zu verwirklichen.

Die Kernhandlung ist eingebettet in die historischen Entwickungen jener Zeit - den beginnenden Faschismus, dem Zweiten Weltkrieg und diesem nachfolgenden Entwicklungen. Zweifelsohne ein großer Roman, der mich jedoch nicht in Gänze erreichen konnte - dafür war mir die Darstellung zu kleinteilig und zu langatmig.

Veröffentlicht am 11.03.2025

Raisa, Martha und die davor

Portrait meiner Mutter mit Geistern
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1980er Jahre in Norddeutschland: Raisa wächst recht isoliert bei ihrer Mutter auf, die sie zwar mit Liebe umgibt, aber keineswegs mit Informationen. Ihre Herkunft, weitere Verwandte, mögliche Tanten und ...

1980er Jahre in Norddeutschland: Raisa wächst recht isoliert bei ihrer Mutter auf, die sie zwar mit Liebe umgibt, aber keineswegs mit Informationen. Ihre Herkunft, weitere Verwandte, mögliche Tanten und Onkel - all das bleibt im Ungewissen. Zumindest für Raisa - denn uns Leserinnen bleibt ja zumindest die Funktion der zwar nicht all- aber doch vielwissenden Erzählerin, durch die wir in die vorherigen Generationen der Familie Einblick erhalten, vor allem in die Geschicke der Frauen, die es - wollen wir es mal zusammenfassend bewerten - allesamt nicht leicht hatten. Und ebensowenig haben.

Doch irgendwann findet Mutter Martha einen Ausweg in der sprechenden Zettelwand, an der sie häppchenweise alles befestigt, was nicht ausgesprochen werden kann und sagen wir es gleich: wenig ist das nicht.

Ein Roman, dessen Stil und Sprache mich begeisterten, der mir aber doch so einiges abverlangte: ich mag die klare Sprache ohne Geheimnisse und Aussparungen, die auch die Rezipient
innen des Romans treffen. Längst nicht in dem Maße wie Raisa, aber einiges mehr hätte ich zu gern gewusst!

Veröffentlicht am 06.03.2025

Die Liebe zur Wissenschaft und wozu diese führen kann

Hinters Licht
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Anfang des 20. Jahrhunderts: Ruth Doran ist eine von vielen klugen Frauen, die sich mehr für die Wissenschaft als für den Haushalt interessieren - und sie darf sogar studieren, allerdings nur, bis ihr ...

Anfang des 20. Jahrhunderts: Ruth Doran ist eine von vielen klugen Frauen, die sich mehr für die Wissenschaft als für den Haushalt interessieren - und sie darf sogar studieren, allerdings nur, bis ihr Vater einen Heiratsantrag für sie erhält und sie zwingt Hausfrau und Mutter zu werden. Nach dem Tod ihres Mannes - inzwischen ist der Große Krieg beendet - findet sie eine Stelle bei Thomas Bradford einem Wissenschaftler, der sich mit ihrer Hilfe dem Spiritismus zuwenden will. Ruth verliebt sich in ihre neue Tätigkeit, aber mehr noch in ihren Vorgesetzten: Sie fühlt sich von ihm als Wissenschaftlerin, aber auch als Frau ernst genommen und lebt mehr für die Zeit am Arbeitsplatz als für ihr Familienleben mit den drei Töchtern.

Für mich eine merkwürdige Leseerfahrung: den Stil der Autorin, ihren recht unkonventionellen Umgang mit Zeit und Raum habe ich sehr genossen, inhaltlich jedoch blieb für mich einiges auf der Strecke. Der Weg von der Wissenschaft zum Spiritismus wurde aus meiner Sicht unzureichend dargestellt, die dargestellten Seancen wirkten im Vergleich zur Präsentation inhaltilich eher hölzern und nicht ausreichend recherchiert. Darin war von der Wissenschaft, aus der sich das Interesse von Thomas Bradford, der im Übrigen eine reale Gestalt ist, am Übernatürlichen erst herausbildete, nichts zu spüren. Ich bin auch davon überzeugt, dass Åsa Avdic die Recherchen nicht vernachlässigt hat, eher war mein Eindruck, dass sie mit Aufbau und Darstellung ihr Pulver bereits verschossen hatte - leider, muss man sagen.

Veröffentlicht am 04.03.2025

Frech, unterhaltsam, lehrreich und absolut originell

Wilde Pflanzen essen
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Wer sich ein Bild - bzw. ganz viele Bilder von genießbaren wilden Pflanzen und allem, was sie betrifft, machen will, der vertraut sich am besten Survival Sieglinde an. Die kommt aus Thüringen, ...

Wer sich ein Bild - bzw. ganz viele Bilder von genießbaren wilden Pflanzen und allem, was sie betrifft, machen will, der vertraut sich am besten Survival Sieglinde an. Die kommt aus Thüringen, heißt in Wirklichkeit Christine Rauch und hat zusammen mit Zeichnerin Ernestine Donnersberg eine ganz wundervolle Graphic Novel zu diesem Thema erschaffen.

Es ist quasi ein Aufruf, sich in die Natur zu begeben und dort wilde Pflanzen - ganz überwiegend Kräuter diverser Art zu sammeln und diese in den Ernährungsplan zu integrieren.

Zu jeder liebevoll gezeichneten Pflanze werden mannigfaltige Informationen geliefert, dazu Rezepte und weitere Verwendungstipps.

Es macht einen unglaublichen Spaß, das Buch anzuschauen und zu lesen, die Zeichnungen sind sehr achtungsvoll gefertigt, was die Pflanzen angeht und witzig-frech in allen übrigen Belangen. Ein schönes Buch, das ich jedem Pflanzenfreund und jedem, der dies werden will oder soll (dann als Geschenk) empfehle. Ich bin sicher, dass die wenigsten sich dem Charme dieses Buches entziehen können!

Veröffentlicht am 01.03.2025

Luxusleben und der Traum davon

Ein ungezähmtes Tier
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Sophie und Arpad - ein strahlendes, glamuröses Paar; Greg und Karine - ein deutlich alltäglicheres, blasseres, was ihnen selbst am meisten bewusst ist. Wie hängen diese Protagonisten mit dem Juwelenraub ...

Sophie und Arpad - ein strahlendes, glamuröses Paar; Greg und Karine - ein deutlich alltäglicheres, blasseres, was ihnen selbst am meisten bewusst ist. Wie hängen diese Protagonisten mit dem Juwelenraub zusammen, von dem bereits ganz zu Beginn die Rede ist?

Es dauert eine ganze Weile, bis hier nähere Zusammenhänge zutage kommen, ebenso erfährt man erst spät, wer denn eigentlich das titelgebende ungezähmte Tier ist - ganz sicher ist es nicht der Hund der Nachbarn, mit dem ständig Gassi gegangen wird.

Wie immer bei Dicker finden sich die Puzzlesteine recht zögerlich zusammen, diesmal passt es nicht ganz so messerscharf wie in einigen der vorherigen Romane, sprich: sein bestes ist dies sicher nicht: eine ganze Ansammlung von Unsympathen; die Netteren werden nur kurz umrissen.

Wie so oft geht es um Leidenschaften verschiedener Art, den Drang, gewisse Dinge, teilweise mit gewissen Leuten zu tun, der aus ganz unterschiedlichen Beweggründen resultiert. Ich hatte ein bisschen den Eindruck, es eilte mit dem Abgabetermin, weswegen die Rafinesse, die ich bei Dicker bereits mehrfach kennengelernt habe, etwas zu kurz kam.

Dennoch lohnt die Lektüre, wenn auch mehr zur Unterhaltung mal so zwischendurch - 3,5 Sterne von mir!