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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.04.2023

Wirklich gut!

Nachtjagd
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Normalerweise bin ich vorsichtig, wenn ein Buch als ,,Spitzentitel“ und der Verfasser als ,,Bestsellerautor“ angekündigt werden. Doch in diesem Fall hat sich das absolut bestätigt. ,,Nachtjagd“ ist ein ...

Normalerweise bin ich vorsichtig, wenn ein Buch als ,,Spitzentitel“ und der Verfasser als ,,Bestsellerautor“ angekündigt werden. Doch in diesem Fall hat sich das absolut bestätigt. ,,Nachtjagd“ ist ein über 500 Seiten starker, extrem spannender und schlüssig konstruierter Krimi.
Als am Ufer eines Sees in Norwegen die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, fühlt sich Kriminalkommissar Anton Brekke von der Polizei Oslo stark an die Vorgehensweise des Serienmörders Stig Hellum erinnert. Hellum ist vor einiger bei einem Gefangenentransport die Flucht gelungen und seitdem spurlos verschwunden. Hat der Serienkiller womöglich das Morden wieder aufgenommen?
Für Anton Brekke und seinen jungen Kollegen Magnus Thorp beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.
Parallel dazu wird ein zweiter Handlungsstrang erzählt. Der zum Tode verurteilter Mörder Nathan Sudlow sitzt seit Jahren in Texas im Gefängnis. Kurz vor seiner Hinrichtung erzählt er einem Priester seine Geschichte. Die beiden Handlungsstränge werden äußerst geschickt ineinander verwoben und es dauert geraume Zeit, bis man versteht, wie die Morde in Norwegen mit Nathan Sudlow verbunden sind. Dabei wird die Spannung stets gesteigert, zudem kommt es zu einigen überraschenden Wendungen.
Die Figuren sind charakterstark und authentisch. Selbst mit dem verurteilten Mörder Nathan Sudlow sympathisiert man, als man seine Geschichte allmählich erfährt. Besonders gelungen ist das Ermittlerduo Brekke und Thorp. Anton Brekke, stets missgelaunt und mürrisch, befürchtet, an einer tödlichen Krankheit zu leiden, weshalb er noch mürrischer und gereizter auftritt. Der elegante und gutaussehende Magnus Thorp dagegen muss sich an der neuen Arbeitsstelle und gegenüber dem erfahrenen Brekke erst noch beweisen. Sehr unterhaltsam sind die flapsigen Dialoge zwischen den beiden Ermittlern.
Beste Unterhaltung – gerne mehr davon!

Veröffentlicht am 19.04.2023

Witzig, philosophisch, gruselig!

Der Bojenmann
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Mitten in der Elbe wird von einem arglosen Paddler eine Leiche entdeckt. Anstelle der hölzerne Kunstfigur „Bojenmann“, die offenbar über Nacht abgesägt wurde, wurde eine Leiche gruselig in Szene gesetzt. ...


Mitten in der Elbe wird von einem arglosen Paddler eine Leiche entdeckt. Anstelle der hölzerne Kunstfigur „Bojenmann“, die offenbar über Nacht abgesägt wurde, wurde eine Leiche gruselig in Szene gesetzt. Besonders makaber: die Leiche ist plastiniert. Nur so konnte sie in dieser Position platziert werden.
Kommissar Thies Knudsen, leitender Ermittler des LKA in Hamburg Altona, hat so etwas noch nie gesehen. Auch seine Kolleginnen, Dörte Eichhorn, genannt das Eichhörnchen, und die Forensikerin Susi „Spusi“ Diercks, sind zunächst ratlos, was das bedeuten soll. Doch bald schon tauchen weitere, ähnlich schockierend in Szene gesetzte Leichen auf. Ein Serienmörder geht um in Hamburg, und er will seine plastinierten Opfer zur Schau stellen.
Glücklicherweise hat Kommissar Knudsen seinen guten alten Freund Oke Andersen, der direkt an der Elbe in Övelgönne lebt. Andersen ist sehr belesen und philosophisch bewandert, weshalb er, als ehemaliger Lotse, den Spitznamen La Lotse trägt. Ihn kann Kommissar Knudsen bei einem guten Essen und einer Flasche Bier immer um Rat fragen. La Lotse Andersen lässt der Fall der plastinierten Leichen nicht mehr los. Er recherchiert auf eigene Tour und findet schließlich eine Spur, die zum ,,Duckdalben“, einer internationalen Seemannsmission führt. Offensichtlich hat der Mörder sich dort seine Opfer ausgesucht.
,,Der Bojenmann“ ist ein spannender Krimi, mit einigen gruseligen Details (Gunther von Hagens lässt grüßen), aber auch vielen witzigen Dialogen und philosophischen Gedanken.
Toller Start einer neuen Serie – gerne mehr von Kommissar Knudsen und seinem Kumpel Oke La Lotse!

Veröffentlicht am 07.04.2023

Hamburg 1907

Tödlicher Schlaf
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Carl-Jakob Melcher arbeitet als Bakteriologe am Hamburger Tropeninstitut. Man schreibt das Jahr 1907.
Im Hafenkrankhaus begegnet Melcher einem alten Schulfreund, Ludolf Harberg. Dieser ist schwer krank ...

Carl-Jakob Melcher arbeitet als Bakteriologe am Hamburger Tropeninstitut. Man schreibt das Jahr 1907.
Im Hafenkrankhaus begegnet Melcher einem alten Schulfreund, Ludolf Harberg. Dieser ist schwer krank aus den ostafrikanischen Kolonien zurückgekehrt und leidet an der Schlafkrankheit.
In einem wachen Moment erzählt er Carl-Jakob Melcher von Experimenten, die er zusammen mit dem Mediziner Robert Koch an Einheimischen unternommen habe, bei denen es zu auffällig vielen Todesfällen kam. Darüber habe er auch Aufzeichnungen geführt, die er versteckt habe. Doch bevor er noch Genaueres erzählen kann, stirbt Ludolf Harberg. Während die Ärzte seinen Tod als eine natürliche Folge seiner Krankheit ansehen, glaubt Carl-Jacob Melcher, dass Harberg wegen seiner Informationen und wegen der versteckten Aufzeichnungen ermordet wurde. Zusammen mit seinem Schulfreund Kriminalsekretär Martin Bucher beginnt er zu ermitteln. Doch bald schon gibt es einen weiteren Todesfall, und dieses Mal gerät Melcher selbst unter Mordverdacht.
In diesem Kriminalroman werden fiktive und historische Elemente geschickt miteinander verknüpft. So erhält man neben der Krimihandlung viele Informationen über die koloniale Ausbeutung und die Einstellung der Deutschen zu Afrika, auch über die soziale Situation der Arbeiter und Arbeiterinnen in der Hafenstadt oder z.B. über den beginnenden Kampf der Frauenrechtlerinnen. Die Figuren wirken authentisch und in ihrer historischen Befangenheit etwas angestaubt, aber unbedingt sympathisch.
,,Tödlicher Schlaf“ ist der 2. Band mit Carl-Jacob Melcher. Auf eine Fortsetzung darf man wohl hoffen.

Veröffentlicht am 06.04.2023

Eindringlich

Northern Spy – Die Jagd
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Tessa arbeitet im Büro der BBC in Belfast, als sie plötzlich ihre Schwester Marian in den Fernsehnachrichten sieht. Sie soll einem Raubüberfall begangen haben und außerdem Mitglied der IRA sein. Tessa ...

Tessa arbeitet im Büro der BBC in Belfast, als sie plötzlich ihre Schwester Marian in den Fernsehnachrichten sieht. Sie soll einem Raubüberfall begangen haben und außerdem Mitglied der IRA sein. Tessa fällt aus allen Wolken, da sie und ihre Schwester sich immer gegen Gewalt und Terror eingesetzt haben und auch so erzogen wurden.
Während nach Marian gefahndet wird, beginnen sich bei Tessa die Zweifel zu mehren. Wie genau kannte sie ihre Schwester Marian wirklich? Und man erlebt hautnah mit, wie sich das Leben für sie, als Schwester einer Terrorverdächtigen, plötzlich von Grund auf verändert hat.
Als Tessa die Wahrheit erfährt, muss sie sich entscheiden, zwischen ihren Idealen und der Realität. Eine sehr große Rolle spielt dabei auch ihr kleiner Sohn Finn, den sie um alles in der Welt schützen will.
,,Northern Spy“ ist nicht unbedingt ein Thriller, eher ein Roman mit subtiler Spannung und auch überraschenden Wendungen. Einen Großteil der Handlung nehmen Tessas Gedanken, ihr innerer Konflikt und ihr Ringen um eine Entscheidung ein. Bedrückend sind auch die fast schon nebenbei erwähnten Einschränkungen des alltäglichen Lebens in Nordirland, wo jeder Gang vor die Haustür mit tödlicher Gefahr verbunden sein kann.
Das macht ,,Northern Spy“ in meinen Augen zu einer wirklich empfehlenswerten Lektüre.

Veröffentlicht am 05.04.2023

Von wegen Schrebergartenidylle!

Die Kirschen in des Mörders Garten
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Maries Kinder sind schon groß, ihr Mann ständig beim Marathontraining, und so hat sie neben ihrem Beruf genügend Zeit, ihrer Tante Linde in deren Schreibergarten am Rhein öfter zur Hand zu gehen. Außerdem ...


Maries Kinder sind schon groß, ihr Mann ständig beim Marathontraining, und so hat sie neben ihrem Beruf genügend Zeit, ihrer Tante Linde in deren Schreibergarten am Rhein öfter zur Hand zu gehen. Außerdem kann sie dort in Ruhe an ihren Metallfiguren arbeiten.
Doch Marie stolpert zunächst einmal über eine Leiche. Am nahen Rheinufer wird eine junge Frau tot aufgefunden. Anhand ihres Schals wird sie als Alina identifiziert, eine junge Frau, die ihren Großvater Jupp auch oft in den Kleingartenverein »Am Pappelwäldchen“ besucht hat. Außerdem hatte sie ihn bei der Verwaltung der Vereinskasse tatkräftig unterstützt. Ausgerechnet an Maries Feile finden sich Blutspuren der Toten, sodass Marie erst einmal zur Hauptverdächtigen wird. Das kann sie natürlich nicht auf sich sitzen lassen und fängt selbst an, nachzuforschen. Dabei stößt sie auf Unregelmäßigkeiten in der Vereinskasse, aber auch diverse andere merkwürdige Geschehnisse in der vermeintlichen Schrebergartenidylle
Der Krimi ist locker rund unterhaltsam geschrieben. Allerdings zieht sich die Auflösung trotz ziemlich offensichtlicher Hinweise sehr in die Länge. Auch werden am Ende nicht alle Fragen schlüssig geklärt.