Cover-Bild Der Flug des Raben
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24,00
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  • Verlag: Blessing
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 18.10.2021
  • ISBN: 9783896677181
Richard Wagamese

Der Flug des Raben

Roman
Ingo Herzke (Übersetzer)

Garnet Raven ist drei Jahre alt, als er seinem Zuhause in einem Ojibway-Reservat entrissen und von den Behörden in Obhut genommen wird. Er wächst in verschiedenen Pflegefamilien auf, bis er als Teenager die erstbeste Möglichkeit nutzt, um sich aus dem Staub zu machen. Er flieht in die Großstadt, gerät auf die schiefe Bahn und landet schließlich im Gefängnis. Zu seiner großen Überraschung erhält er dort einen Brief seiner längst vergessenen Ursprungsfamilie.

Als er nach seiner Entlassung ins Reservat seiner frühesten Kindheit zurückkehrt und beschließt, dort zu bleiben, bis er neue Pläne für seine Zukunft entwickelt hat, ändert sich sein Leben von Grund auf: Keeper, ein Freund seines Großvaters und der letzte Hüter der Weisheit der Ojibway, macht ihn mit den Traditionen und Riten seines Stammes vertraut. Garnet entdeckt nach und nach die Bedeutung des Ortes, seine Herkunft und sich selbst.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.11.2021

Der Weg zurück zu den eigenen Wurzeln

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Dies ist die Geschichte des jungen Garnet Raven, der als kleines Kind als Angehöriger des Ojibwe Stammes seiner Familie entrissen wurde und dann in ständig wechselnden Pflegefamilien aufwachsen musste. ...

Dies ist die Geschichte des jungen Garnet Raven, der als kleines Kind als Angehöriger des Ojibwe Stammes seiner Familie entrissen wurde und dann in ständig wechselnden Pflegefamilien aufwachsen musste. Orientierungslos und ohne Wurzeln wird er bald zum Kleinkriminellen und landet schließlich im Gefängnis. Dort erreicht ihn ein Brief von seinem Bruder Stanley, der ihn auffordert, nach seiner Entlassung nach Hause zu kommen. Doch dieses Zuhause, seine wirkliche Familie, die Sprache, die Kultur seines Volkes, all das ist ihm fremd. Keeper, ein trockender Alkoholiker, den Garnets Großvater, ein traditioneller Medizinmann, einst auswählte, das alte Wissen zu bewahren und weiterzugeben, nimmt sich des jungen Mannes an, auch um etwas wieder gut zu machen, denn der Alkohol hat ihn an der ihm übertragenen Aufgabe scheitern lassen. Er führt Garnet ein in diese ihm anfangs so fremde Welt und erfährt daraus selbst die Kraft, um sich den Dämonen seiner Sucht zu stellen.
Der 2017 verstorbene Autor Richard Wagamese war eine wichtige indigene Stimme seines Landes. Die Geschichte, die er hier erzählt, sein 1994 erschienener Erstlingsroman, ist zum großen Teil auch seine Geschichte und all das, was er hier in derart einfacher naher Sprache so überaus kunstvoll an uns heranträgt, uns mitnimmt hin zu den Schicksalen, die die indigene Bevölkerung, von Staat und Kirche dirigiert, erleiden hat müssen, ist auch ihm geschehen. Erst kürzlich hat das Auffinden von Massengräbern, die in der Nähe von Orten gefunden wurden, an denen einst solche Heime, in denen indigene Kinder zur 'Anpassung an die weiße Mehrheitsgesellschaft' gezwungen werden sollten, standen, weltweit für Empörung gesorgt und in Kanada selbst zu einem heftigen gewalten Aufschrei gegen die Institutionen, die diese Häuser betrieben haben.
Dieser Roman ist auf seine ganz eigene Art unendlich 'schön' und sehr berührend, ruhig und voller Empathie. Ich wünsche diesem Buch, von ganzem Herzen, eine große Leserschaft.
Es lohnt sich!

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Veröffentlicht am 09.11.2021

Lebenswege

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Bevor ich "Der gefrorene Himmel" las, kannte ich weder den Autor noch die Geschichte der Ojibway-Indianer in Kanada.
Ich finde es sehr interessant mehr über dieses indigene Volk, den Ureinwohnern Kanadas ...

Bevor ich "Der gefrorene Himmel" las, kannte ich weder den Autor noch die Geschichte der Ojibway-Indianer in Kanada.
Ich finde es sehr interessant mehr über dieses indigene Volk, den Ureinwohnern Kanadas zu erfahren. Ihr Schicksal in Form von Romanen publik zu machen finde ich sehr wichtig!

In diesem Buch geht es um Garnet Raven. Einen kleinen Jungen der seiner Familie entrissen wurde und in verschiedene Pflegefamilien kam. Was wäre aus ihm geworden, wenn er bei seiner eigenen Familie aufgewachsen wäre?
So aber wurde sein Weg geprägt von anderen Einflüßen, die sich nicht positiv auf seine Entwicklung ausgewirkt haben. Ihm fehlte die Liebe seiner Familie.

Demzufolge geriet er auf die schiefe Bahn und landete im Gefängniss. Nach seiner Entlassung kehrt er zurück...
Und da beginnt die eigentliche Geschichte!

Der Autor versteht es wunderbar seinen Protagonisten Leben einzuhauchen. Sie mit Gefühlen und Emotionen auszustatten, die sie an ihre Leser weitergeben.
Mit diesem Buch hat er einmal mehr bewiesen, was für ein wunderbarer Erzähler er ist und das Leben dieser First Nation nicht in Vergessenheit geraten darf.

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Veröffentlicht am 08.11.2021

Der lange Weg zurück

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Richard Wagamese hat in diesem Werk seine eigene Biografie zu großen Teilen einfließen lassen.

Es gab viele indigenen Kinder, die in Kanada Opfer der Aktionen von Staat und Kirche wurden. Ziel war es ...

Richard Wagamese hat in diesem Werk seine eigene Biografie zu großen Teilen einfließen lassen.

Es gab viele indigenen Kinder, die in Kanada Opfer der Aktionen von Staat und Kirche wurden. Ziel war es die indigenen Spuren zu vernichten, dazu wurden Kinder den Familien entrissen, in Pflegeheime oder -Familien gegeben, um sie wunschgemäß angepasst zu erziehen.
Garnet Raven, dem Protagonisten ergeht es so, mit 3 Jahren wird er entführt und seine Lebensreise durch verschiedene Pflegefamilien beginnt, die schließlich (mit Anfang 20) in einer Haftstrafe mündet. Dort macht ihn sein Bruder ausfindig, der ihn nach Hause einlädt. Garnet ist unschlüssig, welchen Weg er einschlagen soll, er liebt Blues, trägt Afro, kennt dort niemanden und spricht eine andere Sprache.

Mit der Hilfe Keepers einem „Paten“, gelingt es ihm nach einiger Zeit wirklich bei seinem Stamm, den Ojibwe, anzukommen. Es ist eine schön zu erlebende win-win Situation, die Freundschaft hilft beiden Männern, denn auch Keeper hat ein Problem.

Wagamese erzählt direkt und einfach, ein eingängiger Stil, der mir gut gefällt und die Empfindungen gut transportiert.

Ein emotionaler Roman mit wichtigen Themen: Gemeinschaft, Liebe und Respekt gegenüber den Menschen und der Natur sind in die Handlung eingebunden und als Grundanschauung spürbar. Die Lebensweisheit, der Humor und die Herzlichkeit des Stammes sind berührend geschildert.

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Veröffentlicht am 30.10.2021

Weisheit und Humor

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Richard Wagamese (1955-2017) ist eine wichtige indigene Stimme Kanadas. Geboren als Angehöriger des Ojibwe Stammes wurde er als Kind, wie so viele andere Kinder, seinen Eltern weggenommen, um in den berüchtigten ...

Richard Wagamese (1955-2017) ist eine wichtige indigene Stimme Kanadas. Geboren als Angehöriger des Ojibwe Stammes wurde er als Kind, wie so viele andere Kinder, seinen Eltern weggenommen, um in den berüchtigten Heimen und bei Pflegefamilien aufzuwachsen. So sollte die indianische Kultur, Religion und Sprache der First Nations ausgerottet werden. Erst als junger Mann mit 23 Jahren konnte er mit seiner Familie wieder vereinigt werden.

In seinem Erstlingswerk „Der Flug des Raben“ hat der Protagonist Garnet Raven ein ganz ähnliches Schicksal. Die Kinder der Ravens wurden den Eltern entzogen und Garnet, als Dreijähriger von seinen Geschwistern getrennt. Er wächst in ständig wechselnden Familien auf, ist entwurzelt und schließt sich, nach seiner Volljährigkeit einer schwarzen Familie an, R&B und Blues ist die Musik, in der er sich wiederfindet. Schließlich landet er als Kleinkrimineller im Gefängnis. Dort wird er von seinem Bruder Stanley ausfindig gemacht, der ihn nach der Entlassung nach Hause holen will.

Doch was ist Zuhause für Garnet? Er spricht weder die Sprache, noch kennt er das Leben der Ojiewe, er fühlt sich wie ein Exot, der er auch ist, als er mit Afro und grüner Schlaghose im Reservat eintrifft.

Die Wiedervereinigung mit der Familie, das Suchen und Finden der Wurzeln und seiner Zugehörigkeit zu Volk und Kultur beschreibt Wagamese mit einfachen, aber zu Herzen gehenden Worte. Garnet findet in Keeper, einem trockenen Alkoholiker, einen Führer. Keeper wurde von Garnets Großvater, einem alten, ganz traditionell lebenden „Medizinmann“ ausgewählt, das alte Wissen weiterzugeben, konnte aber letztendlich den Verlockungen des Alkohols nicht widerstehen. Mit Garnets Rückkehr wird er an diese Verpflichtung erinnert und wie er dem Jungen hilft, sich zurecht zu finden, gibt ihm Garnet unbewusst die Stärke, dem Alkohol zu entsagen.

Sprachlich ist der Roman von einer Einfachheit, die man nicht mit Kunstlosigkeit verwechseln sollte. Seine Worte sprachen mich unmittelbar an, herzhaftes Lachen wechselte sich mit Traurigkeit und manchmal feuchten Augen ab.

Es ist an der Zeit die Stimme der First Nations zu hören. Richard Wagamese ist dazu ein guter Weg.

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Veröffentlicht am 27.10.2021

Ein emotionaler Roman mit wichtigem Thema

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Garnet Raven ist 3 Jahre alt, als er aus dem Ojibwe-Reservat entführt wird. Von da an wächst er in Pflegefamilien auf, wo er seine Herkunft verleugnen muss und gerät schon als Teenager auf die schiefe ...

Garnet Raven ist 3 Jahre alt, als er aus dem Ojibwe-Reservat entführt wird. Von da an wächst er in Pflegefamilien auf, wo er seine Herkunft verleugnen muss und gerät schon als Teenager auf die schiefe Bahn. Als er mit Anfang 20 eine Haftstrafe verbüßt, erhält er einen Brief seines Bruders Stanley, der ihn bittet, nach der Entlassung nachhause zu kommen. Aber was bedeutet Zuhause für Garnet? Er kennt weder Sprache noch Traditionen seiner Vorfahren, trägt einen Afro und fühlt sich dank seines besten Freundes eher Schwarz als Ojibwe. Doch dann nimmt ihn Keeper, ein älterer Mann seines Stammes unter seine Fittiche und die beiden stellen fest, dass sie jede Menge von einander zu lernen haben.

In „Der Flug des Raben“, schon einmal erschienen unter dem Titel „Hüter der Trommel“, erzählt der 2017 verstorbene Richard Wagamese im Prinzip eine literarisierte Version seiner eigenen Geschichte. Die Handlung wird hauptsächlich aus Garnets Sicht erzählt, aber auch Keeper kommt immer wieder zu Wort und liefert seinen Blick auf dessen Entwicklung und das Volk der Ojibwe. Der Schreibstil ist dabei sehr persönlich, teilweise umgangssprachlich und fühlt sich an, als würde Garnet alles unmittelbar erzählen.

Der Roman (Original 1994) macht deutlich, wie sehr die indigene Bevölkerung unter den „Missionierungsversuchen“ von Kirche und Staat zu leiden hatte. Kinder wurden unter dem Vorwand der Bildung aus ihren Familien gerissen, um ihnen alles Indigene auszutreiben – seien es lange Haare oder die eigene Sprache. Sie landeten in Pflegefamilien und eigens dafür eingerichteten Heimen und selbst, wenn sie eines Tages zurückkehren konnten, blieben viele von ihnen doch für immer entwurzelt. Unlängst entdeckte Massengräber lassen erahnen, dass diesem System tausende Kinder zum Opfer fielen.

Im Roman hat Garnet Raven mehr Glück – mit einer Familie und einem Stamm, der ihn mit offenen Armen empfängt. Keeper als spirituelles Vorbild hilft ihm dabei, zu den eigenen Wurzeln zurückzufinden, während er selbst aus der Freundschaft mit dem jungen Mann die Kraft schöpft, seine Alkoholkrankheit zu bekämpfen. Ein emotionaler Roman mit wichtigem Thema

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