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Veröffentlicht am 24.07.2024

Über Renaturierung und das Leben der Wölfe

Wo die Wölfe sind
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Ich muss zugeben, dass mir das Thema Wölfe mehr liegt, als die Seevögel und das Meer des ersten Romans der Autorin. Außerdem ist das Thema zur Zeit auch sehr präsent. Erst vor ein paar Tagen habe ich wieder ...

Ich muss zugeben, dass mir das Thema Wölfe mehr liegt, als die Seevögel und das Meer des ersten Romans der Autorin. Außerdem ist das Thema zur Zeit auch sehr präsent. Erst vor ein paar Tagen habe ich wieder von einer Wolfssichtung im angrenzenden Bundesland gelesen und die Meinungen dazu sind noch immer zwiegespalten und ähneln dem im Roman sehr. Denn auch in "Wo die Wölfe sind" geht es um die Wiederansiedlung dieser wunderschönen Wesen, die jedoch auch gefahren für Weidetiere bringen.

In den schottischen Highlands, den Cairngorms, sollen Wölfe wieder angesiedelt werden, um den Rothwildbestand zu regulieren und die Renaturierung der Natur und das Ökosystem wiederzustellen. Die Wolfsbiologin Inti Flynn und ihr Team statten die Wölfe mit Halsbändern und einer Nummer aus, damit sie deren Bewegungen in den umliegenden Wäldern überwachen können. Die einzelnen Rudel sollen sich entwickeln und die neue Heimat annehmen. Doch dann wird ein Farmer tot aufgefunden und die Einwohner fühlen sich noch mehr von den Wölfen bedroht. Es beginnt eine Jagd, die nicht nur die Wölfe, sondern auch das Team der Wissenschaftler und ganz besonders Inti umfasst.

Wie schon in ihrem ersten Roman ist auch diesmal die Protagonistin eine Einzelgängerin und hat ein schweres Schicksal hinter sich. Schon als Kind war Inti von Wölfen fasziniert. Von ihrem Vater hat sie gelernt die Natur zu schätzen und mit ihr zu leben. Doch Inti ist auch eigenwillig, aufbrausend und sie verhält sich nicht wirklich diplomatisch gegenüber den Schafbauern der Gegend, die gegen die Wiederansidlung der Wölfe sind.
Inti misstraut den Menschen und fühlt sich zu Tieren mehr hingezogen - was ich selbst gut nachvollziehen kann. Zu Inti fand ich eher Zugang, als zu Franny aus "Zugvögel".
Durch jede Zeile konnte ich die Liebe und ihr Verständnis für die Lebensart der Wölfe fühlen. Die Natur- und Landschaftsbeschreibungen sind sehr gelungen und man begleitet Inti durch die Schottischen Highlands und auf den Wegen ihrer Schützlinge.
Trotzallem versteht es die Autorin den Leser immer wieder darauf hinzuweisen, dass es sich um Raubtiere und keine Kuscheltiere handelt.
Inti hat zusätzlich die "Mirror-Touch-Synästhesie, eine seltene "Krankheit" oder Gabe, bei der man die Schmerzen anderer Menschen am eigenen Leib spürt.

Charlotte McConaghy hat neben dem Thema der Wolfsansiedlung und deren Probleme und Tücken, weitere Handlungsstränge miteingeführt. Dabei kommt es auch zu Rückblicken in die Kindheit von Inti und ihrer Zwillingsschwester Aggy und Intis Synästhesie spielt ebenfalls eine größere Rolle. Es gibt einige überraschende und auch dramatische Wendungen und als Leserin von Krimis und Thrillern war ich zusätzlich gespannt, welche Bestie hinter dem Tod des Farmers steckt - Mensch oder Tier?

Man bemerkt, dass sich die Autorin mit dem Thema wirklich stark auseinandergesetzt hat und uns unwissenden Leser:innen sehr viel vermitteln kann. Sie versteht es großartig, ihre Figuren lebendig werden zu lassen und ein Thema, welches ihr am Herzen liegt, zu transportieren. Zusätzlich lassen die Landschafts- und Naturbeschreibungen lebendige Bilder vor meinem inneren Auge entstehen. Der Schreibstil der Autorin ist einfach unverwechselbar und hat mir schon in ihrem Debüt sehr gut gefallen.

Zum Ende hin wird es richtig spannend, jedoch war ich mit der Auflösung nicht ganz zufrieden. Sie war mir nicht plausibel genug.


Fazit:
Ein weiterer Roman von Charloette McConaghy über "Climate Fiction", wobei vieles davon schon zur Realität wird. Eine Ode an die Wölfe und an die Renaturierung der Natur. Ich empfehle den Roman sehr gerne weiter!

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Veröffentlicht am 21.07.2024

Ich habe aufgehört ein Kind zu sein

Solito
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Gleich vorab möchte ich sagen, dass Geschichten, wie diese von Javier Zamora sehr, sehr wichtig sind. Ich bin froh, dass ich seinen mühevollen Weg von El Salvador bis in die USA in Buchform miterleben ...

Gleich vorab möchte ich sagen, dass Geschichten, wie diese von Javier Zamora sehr, sehr wichtig sind. Ich bin froh, dass ich seinen mühevollen Weg von El Salvador bis in die USA in Buchform miterleben durfte. Meine eher mittelmäßige Bewertung bezieht sich auf die leider etwas mühsam lesbare Umsetzung, den trockenen Schreibstil und die Übersetzung bzw. die nicht vorhandene Übersetzung vieler spanischer Sätze und Phrasen.

Bereits der Einstieg gestaltete sich schwierig. Der autobiografische Roman wird aus der Sicht des erst neunjährigen Javier in sehr einfacher Sprache erzählt. Behütet wächst er bei seinen Großeltern auf. Seine Eltern sind bereits vor längerer Zeit aus El Salvador in die USA geflüchtet. An seinen Vater kann sich Javier nicht erinnern und doch fiebert er den Tag entgegen, an dem er sich selbst auf den Weg nach "la USA" machen darf. Bis Guatemala begleitet ihn sein Großvater, danach ist er auf sich alleine gestellt. Marcelo aus seinem Dorf soll sich dem Jungen annehmen, doch dieser hat keinerlei Interesse daran. So werden Cheno, Patricia und ihre Tochter Carla zur Javiers Ersatzfamilie, die ihn über Wochen begleiten, während seine eigene Familie nicht weiß, wo er sich gerade aufhält und ob er es schaffen wird.

Es gibt sehr viele Wiederholungen, die vorallem alltägliche Dinge bis ins kleinste Detail nacherzählen. Diese sind mit der Zeit ermüdend. Doch am meisten haben mich die vielen spanische Phrasen, Sätze und Wörter gestört. Sie werfen einem beim Lesen völlig aus dem Lesefluss. Es gibt kaum ein Kapitel ohne spanische Ausdrücke, die oftmals auch mit schulspanisch nicht ganz verständlich sind. Am Ende gibt es ein 17-seitiges Glossar, welches aber nicht alphabetisch geordnet ist, sondern nach Kapitel. Kommt ein Wort später erneut vor, findet es man deshalb kaum mehr. Sehr mühsam!
Diese unterschiedlichen spanischen Wörter (es werden landestypische Wörter, Redewendungen und Slang verwendet) werden auch in der Geschichte angesprochen, denn Javier und die anderen Menschen aus El Salvador sollen sich als Mexikaner ausgeben, haben falsche Pässe und müssen aufpassen mexikanisches Spanisch zu sprechen, wobei sie oftmals die Wörter gar nicht kennen.

Gerne hätte ich zu Beginn auch etwas über die politische Lage in El Salvador zu dieser Zeit erfahren und warum Javiers Eltern geflüchtet sind. Ein bisschen Vorahnung hatte ich durch den Roman von Isabel Allende "Der Wind kennt meinen Namen", die in ihrem letzten Roman in einem der drei Handlungsstränge ebenfalls eine Flucht aus El Salvador beschreibt.
Gefehlt hat mir auch eine Landkarte, die den langen Fluchtweg von El Salvador über Guatemala und Mexiko in die USA aufzeigt.

Der Roman lädt trotzallem sehr zum Nachdenken ein und erzählt ein Schicksal, welches viel zu viele Menschen am eigenen Leib erfahren müssen. Es ist schwierig dieses Buch zu rezensieren, denn es ist die wahre Fluchtgeschichte eines Kindes, welches von unzuverlässigen Schleppern illegal in die USA gebracht wird. Es zeigt die Strapazen und die Gerissenheit der Schlepper, die hier Kojoten genannt werden, sehr detailliert auf. Vorallem die Flucht durch die Sonora-Wüste, der ewige Durst und die wiederholten Versuche endlich über die mexikanische Grenze zu gelangen und auch im ersehnten "Gringoland" bleiben zu dürfen, bleiben haften und nehmen den Leser mit.

Für den Autor war "Solito" eine therapeutische Aufarbeitung.
Diesen Satz gebe ich euch noch mit: "Ich habe aufgehört ein Kind zu sein, als ich ging."


Fazit:
Ein sehr wichtiges Thema und umso aktueller, denn je. Trotzdem konnte mich das autobiografische Werk des mittlerweile 34jährigen Javier Zamora nicht so bewegen, wie erhofft. Durch die vielen Längen alltäglicher Dinge, aber vorallem die spanischen, oft landestypischen Sätze, die einem aus dem Lesefluss reißen, bleibt man schwer im Lesefluss.
Ein ganz wundervolles Buch zum Thema Flüchtlingsproblematik ist zum Beispiel "Vor uns das Meer" von Alan Gratz. Es ist zwar ein Jugendbuch und ebenfalls aus der Sicht von Kindern oder Jugendlichen geschrieben, aber diese Geschichten über Flucht zu unterschiedlichen Jahrzehnten berühren und bleiben in Erinnerung.

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Veröffentlicht am 17.07.2024

Berührender Roman mit Tiefgang

Und vor uns das Meer
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Mette ist Anfang Fünfzig, geschieden, hat vor Jahren ein erfolgreiches All-Age-Fantasy-Buch geschrieben und arbeitete als Lehrerin. Seit jedoch ihre Mutter auf fremde Hilfe angewiesen ist, hat sie alles ...

Mette ist Anfang Fünfzig, geschieden, hat vor Jahren ein erfolgreiches All-Age-Fantasy-Buch geschrieben und arbeitete als Lehrerin. Seit jedoch ihre Mutter auf fremde Hilfe angewiesen ist, hat sie alles hinter sich gelassen, um sie in ihrer Villa in Berlin zu pflegen. Ihr Tagesablauf ist stets derselbe und ziemlich eintönig. Ein Anruf von Ole, ihrem Jugendschwarm und der Ex-Freund ihrer früheren besten Freundin Josefa, bringt jedoch ihr Leben durcheinander. Josefa ist an Krebs verstorben. Die letzten Jahre hatte Mette keinen Kontakt mehr zu ihrer ehemaligen besten Freundin aus Kindheitstagen. Nun gibt es keine Möglichkeit mehr sich mit ihr zu versöhnen. Doch Josefa hat einen Brief mit ihrem letzten Wunsch hinterlassen. Mette und Ole sollen ihre Asche ins Meer auf Sylt verstreuen. Doch dazu muss ihre Urne erst ausgegraben und nach Sylt gebracht werden. Da Mette ihre Mutter pflegt, kann sie diese nicht alleine lassen. Außerdem hat sie keine guten Kindheitserinnerungen an Sylt. Josefa hat jedoch bereits alles geplant und eine Ferienwohnung für Ole und Mette angemietet. Ihre Mutter entscheidet sich während dieser Zeit bei einer Freundin unterzukommen und Mette sieht sich gezwungen den letzten Wunsch ihrer Freundin zu erfüllen. Zusätzlicher Fahrgast ist Mia, die 16-jährige Tochter von Mettes Freundin Alexandra, deren Vater auf Sylt lebt. Sie soll einen Teil der Sommerferien bei ihm verbringen, was Mia so überhaupt nicht schmeckt.
Für Mette ist außerdem klar, dass sie nach der Erfüllung von Josefas letztem Wunsch wieder abreisen wird. Doch durch eine zufällige Begegnung kommen traumatische Kindheitserinnerungen an die Oberfläche. Ängste, die Mette in ihrem Inneren verschlossen hatte, werden plötzlich real. Sie wird immer häufiger von ihren Erinnerungen als Verschickungskind eingeholt und bekommt Panikattacken. Mette muss sich nicht nur mit dem Tod ihrer besten Freundin, sondern auch mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen....

Mir hat dieser gefühlvolle Roman sehr gut gefallen, denn er ist mitten aus dem Leben gegriffen. Er behandelt Themen wie Trauer, Freundschaft, Verlust, Pflege und die Aufarbeitung der Vergangenheit. Dabei wird auf alle diese Bereiche eingegangen.
Weil ich zurzeit keine Bücher lese, bei denen es um Krebs und Tod geht, hat die Autorin in ihrem Anfrage-Mail an mich besonders darauf hingewiesen, dass die Kinderverschickung ein zentrales Thema des Romans sein wird. Diese war ab den frühen Fünfziger Jahren bis in die späten Achziger Jahre gang und gäbe. Kinder wurden als Maßnahme der Gesundheitshilfe "auf Kur" geschickt und in Heimen oder Heilstätten untergebracht. Dabei kam psychische und körperliche Gewalt sehr oft zur Anwendung.
Meiner Meinung nach kam das Thema aber zu kurz, denn es wurde erst im letzten Drittel näher darauf eingegangen.

Der Schreibstil ist einfühlsam, bildhaft und lässt sich sehr gut lesen. Die Charaktere wirken authentisch und sind mitten aus dem Leben gegriffen. Es sind alle Generationen vertreten - von der 16jährigen Mia, über Mette, Ole und der Mutter von Mette.

Neben der Trauer, den Verlustängsten und dem Thema Pflege im Alter, war der Roman durchsetzt von wunderschönen und bildhaften Beschreibungen der Insel, einer langsam wachsenden Verbindung zwischen Ole und Mette, sowie einer Prise Humor. Der Roman ist emotional, aber nicht bedrückend. Er erzählt vom Leben mit all seinen Höhen und Tiefen. Nicht umsonst heißt es "Leben ist das was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen."

Fazit:
Ein berührender Roman mit Tiefgang, den ich sehr gerne gelesen habe und den ich eher der Generation 45+ empfehle!

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Veröffentlicht am 15.07.2024

Konnte mich nicht wirklich begeistern

Nächsten Sommer am See
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Ich liebe Second Chance Geschichten und vorallem welche, bei denen man sich nach Jahren wiedertrifft oder sich vornimmt sich nach einer gewissen Zeitspanne wiederzusehen.
Mit Carley Fortunes Roman "Nächsten ...

Ich liebe Second Chance Geschichten und vorallem welche, bei denen man sich nach Jahren wiedertrifft oder sich vornimmt sich nach einer gewissen Zeitspanne wiederzusehen.
Mit Carley Fortunes Roman "Nächsten Sommer am See" erhoffte ich mir - nach dem Lesen des Klappentextes - genauso eine Geschichte.
Die bekam ich zwar auch, aber richtig mitreißen konnte mich die Story trotzdem nicht.

Fern hat vor Jahren ihr Elternhaus verlassen, um in Toronto auf eigenen Beinen zu stehen. Vorallem aber möchte sie nichts mit dem Ferienresort ihrer Mutter zu tun haben. Ihr Traum ist ein eigenes Café zu eröffnen. Doch der plötzliche Tod ihrer Mutter bringt ihre Pläne durcheinander, denn ihr wurde das Ferienresort am Smoke Lake vererbt. Fern erkennt, dass die romantischen Blockhütten, als auch das Hotel renoviert und außerdem ein neues Konzept erstellt werden muss, um wieder mehr Gäste anzulocken. Aber eigentlich will sie alles hinter sich lassen und das Ferienresort am liebsten verkaufen. Ihre Jugendliebe Jamie, der das Hotel inzwischen übergangsmäßig leitet, will jedoch nichts davon hören.
Als eines Tages ein Finanzberater vor der Tür steht, den ihre Mutter noch zu Lebzeiten engagiert hat, fällt Fern aus allen Wolken. Es ist Will Baxter, der Mann, der ihr das Herz gebrochen hat. Vor zehn Jahren hat sie einen ganz besonderen Tag mit ihm verbracht, doch das Versprechen sie ein Jahr später am Smoke Lake wiederzutreffen, hat er nicht eingelöst. Nun steht er neun Jahre später vor ihr...

Der Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Im Rückblick in die Vergangenheit erleben wir den 14. Juni vor zehn Jahren, an dem sich Will und Fern kennenlernen. Fern hat gerade ihr Studium abgeschlossen und jobbt in einem Café. Will ist ein idealistischer Künstler, der für das Café ein Wandgemälde malen soll. Von Beginn an sprühen die Funken und die Beiden verstehen sich auf Anhieb. Fern vertraut Will an, dass sie nicht nach Hause zurückkehren und im Familienresort mitarbeiten möchte. Auch Will erzählt ihr, dass er Künstler werden will und keinesfalls in einem Büro landen möchte. Außerdem stecken sowohl Will, als auch Fern, in einer Beziehung. Deshalb entschließen sie sich, in einem Jahr, genau am selben Tag, wiederzutreffen.
Diese Abschnitte in der Vergangenheit mochte ich sehr. Obwohl die beiden nur einen Tag miteinander verbringen, spürt man die Emotionen und das Knistern zwischen ihnen. Ich hätte Beiden so viel mehr gemeinsame Zeit gewünscht...

In der Gegenwart muss sich Fern entscheiden, ob sie dauerhaft an den Ort ihrer Kindheit zurückkehrt und das Lebenswerk ihrer Mutter und Großeltern fortsetzt oder es zu verkaufen und nach Toronto zurückzukehren. Als sie auf Will trifft, kommen die Empfindungen von früher hoch. Beide sind erwachsener geworden und nähern sich zaghaft wieder an. Doch die Frage warum aus dem Künstler und Freigeist Will, plötzlich ein Finanzberater wurde und er Fern vor neun Jahren so enttäuscht hat, steht immer im Raum und war auch nicht aus meinem Kopf zu bekommen. Was ist damals passiert?

Der Schreibstil ist flüssig und liest sich angenehm. Die Handlung plätschert jedoch sehr lange vor sich hin - ohne große Konflikte oder Dramen. Ich brauche keine große Dramatik, aber hier wartet man oft vergeblich auf etwas mehr Dynamik in der Geschichte. Die Handlung konnte teilweise nicht wirklich fesseln und meine Gedanken schweiften ab. Meiner Meinung nach, hätte man ruhig hundert Seiten streichen können.

Die Entwicklung der Handlung und auch der Spannungslevel waren leider nicht gut gelungen. Auch die Nebenfiguren bleiben blass. Dazu kommen noch Tagebuchaufzeichnungen von Ferns Mutter, die nicht wirklich zur Geschichte beitragen. Die im Klappentext angesprochene Mutter-Tochter-Beziehung und die Trauerbewältigung, die als roter Faden durch die Geschichte führen sollte, wird ebenfalls nur angerissen. Und das große Geheimnis, warum Will keine Beziehung mit Fern eingehen möchte, ist ausgesprochen enttäuschend. Ich verstand Wills Probleme nicht wirklich. Dabei hätte man aus dem Plot und der tollen Location viel Potential für einen großartigen Roman nehmen können.


Fazit:
Ein tolles Thema, denn ich liebe "Second Chance-Geschichten" und der Roman spielt noch dazu in Kanada. Leider hat die Geschichte so einige Längen und plätscherte oftmals nur vor sich hin. Während ich den Vergangenheitsstrang sehr mochte, fehlte es mir in der Gegenwart an Dynamik und einer fesselnden Handlung. Schade - für zwischendurch okay, aber das wars auch schon.

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Veröffentlicht am 13.07.2024

Das Geisterdorf

Das Resort
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Nachdem mich "Stranded - Die Insel", das Debüt der Autorin, letztes Jahr sehr gut unterhalten hat und auch spannend war, konnte mich ihr neuer Thriller nicht wirklich richtig überzeugen.

Mila und ihr ...

Nachdem mich "Stranded - Die Insel", das Debüt der Autorin, letztes Jahr sehr gut unterhalten hat und auch spannend war, konnte mich ihr neuer Thriller nicht wirklich richtig überzeugen.

Mila und ihr Eheman Ethan sind auf dem Weg von London in die bayrischen Alpen. Milas Schwester Jess und ihr zukünftiger Mann Pete haben ein luxuriöses Resort in den Bergen als Hochzeits-Location gebucht. Doch Mila und Ethan bleiben während eines Schneegestöbers mit dem Mietwagen liegen. Sie machen sich zu Fuß auf den Weg ins nächstgelegene Dorf, um Hilfe zu holen. Doch der Schock ist groß, als sie bemerken, dass die wenigen Häuser alle verlassen und schon länger unbewohnt sind. Notgedrungen verbringen die Beiden die Nacht in einer der Hütten. Als Mila am nächsten Tag erwacht, ist Ethan spurlos verschwunden. Weder Fußspuren, noch irgendwelche anderen Anzeichen lassen erkennen, was ihm passiert sein könnte. Mila ist auf sich alleine gestellt und fühlt sich zusätzlich beobachtet. Sie hat nur eine kleine Essensration, keine wirklich warme oder passende Kleidung und hat sich zusätzlich den Knöchel verletzt.....

Sarah Goodwin schafft es eine unheimliche und unterschwellig bedrohliche Stimmung zu schaffen. Die Beschreibungen des verlassenen und verfallenen Dorfes sind atmosphärisch und sorgen für Gänsehaut - vorallem wegen dem Gefühl, dass sich Mila beobachtet fühlt.
Außerdem gelingt es der Autorin wirklich großartig, mit nur einer Figur den Großteil des Romans zu bestreiten. Die Charakterentwicklung von Mila ist ebenfalls gelungen.

Wir lesen aus der Sicht von Mila und lernen sie, ihre Gefühle und ihre Handlungen sehr intensiv kennen. Trotzallen ist Mila nicht unbedingt eine Sympathieträgerin, aber sie hat mir trotzdem ganz gut gefallen. Was ich allerdings überhaupt nicht verstehen konnte ist, dass sie das Geisterdorf nicht verlassen hat. Wir sind hier nicht in der Wildnis von Kanada oder in der Einöde von Alaska, sondern in Bayern! Und unweit dieses einsamen Dorfes muss es weitere - bewohnte! Siedlungen - geben. Selbst das Luxus-Resort müsste eigentlich in der Nähe sein. Auch wenn der Schneefall die Landschaft in tiefes Weiß hüllt, stößt man in den Alpen irgendwann auf Menschen oder weitere Ansiedlungen. Und die Straße, die in das verlassene Dorf Witwerberg führt, muss auch wieder hinaus führen.... Und dann ist da ja auch noch der Mietwagen....

Der Schreibstil von Sarah Goodwin ist fesselnd, bildhaft und sehr atmosphärisch. Die Handlung in der Gegenwart wird immer wieder durch Rückblenden in Milas Kindheit unterbrochen. Man beginnt immer mehr zu verstehen, warum sich Mila gegenüber Jess schuldig fühlt und unbedingt pünktlich zur Hochzeit erscheinen möchte. Den Grund für den Zwist und die längere Funkstille zwischen den beiden Schwestern fand ich jedoch nicht der Rede wert. Bald hatte ich auch eine Idee, wer hinter Milas Situation stecken könnte...nur der Grund erschloss sich mir nicht.

Im zweiten Drittel legt die Handlung nochmals an Spannung zu. Das Ende und der Hintergrund für die Geschichte empfand ich im letzten Drittel jedoch etwas unausgegoren. Einige Logikfehler und vorallem der Grund, warum Mila in diese missliche Lage gekommen ist, passte für mich nicht richtig. Zusätzlich vermisste ich eine Erklärung, warum das Dorf verlassen wurde.

Warum der Thriller "Das Resort" heißt, ist mir ebenfalls nicht klar. Im titelgebenden luxuriösen Resort spielt das Buch keine zehn Seiten lang und das deutsche Cover wirkt auch überhaupt nicht ident mit der Gegend.


Fazit:
Ein spannender Thriller mit einer tollen Atmosphäre und einer leicht gruseligen Stimmung. Leider gab es für mich doch so einige Logiklücken und auch der Grund für Milas Situation ist am Ende nicht wirklich nachvollziehbar. Vorallem aber verstand ich nicht, warum Mila das Dorf nicht verlassen hat.
Ansonsten hat mir "Das Resort" aber spannende Lesestunden beschert und mich während der momentanen Hitzewelle zusätzlich etwas abgekühlt.

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